Herta Müller

  • Liebe Deutschkollegen, ich habe von dieser Frau zuvor nichts gehört und empfinde dies als peinlich. Positiv ausgedrückt, ich will mich in Zukunft noch mehr um aktuelle Literatur kümmern. hat da jemand einen Tipp, wie man sich auf dem laufenden hält, beziehungsweise wie ihr da macht.


    Vergrabt ihr euch auch so oft (notgedrungen) in Literaturgeschichte, statt euch um aktuelle Bücher zu kümmern, das Fach heißt schließlich Deutsch und nicht Literaturgeschichte.


    Oder kam die Autorin Herta Müller schon in eurem Unterricht vor? Schließlich ist sie schon jahrelang Mitfavoritin gewesen (und ich hab´s nicht gemerkt, mir ist das wirklich arg)

    • Offizieller Beitrag

    Mir geht's genau so. Von den alltäglichen Berufsanforderungen (=Lehrplan) her müssen wir ja im Prinzip nach Böll niemanden mehr kennen ;) - ich finde das tragisch, aber da Lehrer nunmal ein Vollzeitjob ist, komme ich genau so viel zum Lesen, wie viele andere Berufstätige ohne einen nine-to-five Job auch: nämlich kaum. Und wenn, dann in den Ferien oder ein paar Seiten vor dem Einschlafen.
    Ich lasse mir aber von der einen oder anderen Zeitung newsletter per email kommen (derzeit aber nur englische), da kann man oft auch einschränken, was man haben will: zum Beispiel Feuilleton für dich ...
    Da ich seit Jahren kein / nur selten noch Unterstufen-Deutsch unterrichte, ist es noch schlimmer: ich kenn mich in den bestseller-Listen der NY Times und des Guardian/Observer ganz gut aus, aber in die der Zeit et al guck ich nur noch selten... Germany? Where the heck is that? ;)

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Ich hatte mal ein Uni-Seminar, in dem u.a. Herta Müllers Literatur Thema war. Der einzig mir bekannte Roman von ihr ist daher "Herztier" und ich habe mir damals daran die Zähne ausgebissen und ihn auch nie zuende gelesen. Jetzt meine ich ja, ich müsste ihn mal wieder hervorkramen ;)


    Mir geht´s mit Literatur-Nobel-Preistträgern meistens so: Deren Texte sind oft nicht meins. Ich lese weder gern Günther Grass noch Harold Pinter noch Elfriede Jelinek. Mir scheint es ohnehin manchmal so, als ginge es bei der Wahl des Preisträgers darum denjenigen mit dem krudesten Stil zu benennen :)


    Über aktuelle Literatur informiere ich mich lediglich über die Spiegel- Bestseller-Listen und in einem Literaturforum, wo ich ab und an auch mal mitschreibe - wenn ich denn zeitbedingt dazu gekommen bin, etwas zu lesen, was über Schullektüren oder Mankell- oder George-Krimis hinausgeht.
    Gerade bzgl. der Literatur für die Sek. I bedauere ich es, dass ich selten nur noch selbst initiativ werde bei der Suche nach neuen Lektüren, ich lasse mir meist was von Kollegen (gern auch von Referendaren - die werden häufig in ihren Fachseminaren auf den neuesten Stand gebracht) empfehlen.
    Und Textsuche für die Sek II entfällt aufgrund des Zentralabis ja nun weitgehend.

  • Bin beruhigt eure Posts zu lesen, habe auch noch nie von ihr gehört und empfinde das auch als Bildungslücke. Also an alle, die ihre Werke kennen: Was ist denn jetzt der Literaturtipp? Welches Werk findet ihr am besten?


    Und ich war neulich auf der Suche nach einem Roman eines nichtdeutschen Autors, da hat mir ein Kollege Ian McEwan empfohlen, dessen Stil finde ich super. Also falls jemand noch ein Buch für die Ferien braucht: "Abbitte"

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Zitat

    Original von German
    Liebe Deutschkollegen, ich habe von dieser Frau zuvor nichts gehört und empfinde dies als peinlich. Positiv ausgedrückt, ich will mich in Zukunft noch mehr um aktuelle Literatur kümmern. hat da jemand einen Tipp, wie man sich auf dem laufenden hält, beziehungsweise wie ihr da macht.


    Das wäre mir genauso ergangen, wenn die Autorin nicht vor einigen Monaten im Feuilleton der ZEIT über ihre Erfahrungen mit der Securitate berichtet hätte.


    Daher der Tipp: Wenn schon nicht die Zeit zur Lektüre einer Tageszeitung vorhanden ist, wenigstens ins Feuillleton einer Wochenzeitung hineinlesen, da finden sich (für mich) häufiger Impulse. Z.B. "Der Turm" im letzten Jahr.


    Ansonsten halte ich es wie Meike: Bestsellerlisten des Guardian und der NY Times und gelegentlich des Spiegels, wobei ich dabei zugegebenermaßen sehr subjektiv und weniger literaturwissenschaftlich selektiere. Jedoch durchaus lohnenswert: An "Atonement" von Ian McEwan bin ich über den Guardian geraten. Nachdem ich im Studium mit "The Cement Garden" nicht richtig warm wurde, war die Kritik in der Presse so motivierend, es nochmal zu versuchen und positiv überrascht zu werden durch geschicktes Spielen mit Intertextualität, wobei die Nähe zum Vorbild Woolfe stilistisch gerade im ersten Part schon mehr gewollt als gekonnt wirkt.



    Zitat

    Original von GermanOder kam die Autorin Herta Müller schon in eurem Unterricht vor?


    Nein, was nicht endgültig sein muss. Gegen Nobelpreisträger im Literaturunterricht habe ich keine Ressentiments und im Gegensatz zu Antigone schätze ich Grass und Pinter und habe sie im Unterricht schon behandelt. Bei der Lektüreauswahl spielt der persönliche Zugang mitunter eben doch eine gewisse Rolle.

  • Meine Meinung hierzu: Nobelpreisträger heisst nicht unbedingt "qualitativ hochwertige" und schon garnicht Welt-Literatur.


    Der Nobelpreis ist häufig sehr politisch begründet, und wenn man die ganzen Literaturnobelpreisträger nicht kennt, macht das nicht....

  • Zitat

    Original von German
    Liebe Deutschkollegen, ich habe von dieser Frau zuvor nichts gehört und empfinde dies als peinlich. Positiv ausgedrückt, ich will mich in Zukunft noch mehr um aktuelle Literatur kümmern. hat da jemand einen Tipp, wie man sich auf dem laufenden hält, beziehungsweise wie ihr da macht.


    Einmal im Monat die Überschriften quer lesen, und wenn mich etwas besonders interessiert, lese ich auch die passende Rezension:
    http://www.literaturkritik.de/public/welcome.php

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