Rechnungswesen und BWL anschaulicher? Didaktik / Methodik? Abwechslung?

  • Hallo,


    mein neues Leben als Lehrer hat seit einer Woche begonnen und wie viele andere Direkteinsteiger wars natürlich ein Sprung ins kalte Wasser (und auch noch ein sehr kurzfristig anberaumter).


    Als fachlich zwar versierter aber eben pädagogisch (bis auf ein persönliches, sehr starkes Interesse an Pädgogik und Psychologie, das sich im durchwälzen dicker Fachbücher äussert, sowie jahrelangem persönlichen Beobachten von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern und oihrem Lernverhalten) ungeschulter "Pseudolehrer" wälze ich nun (soweit es die direkte Unterrichtsvorberitung zulässt) Fachbücher a la 100 erfolgreiche Unterrichtsmethoden, Leitfaden der Unterrichtsvorbereitung etc. und stosse dabei an Grenzen.


    Erstens an die (oh Erkenntnis), dass man praktische Tätigkeiten (zB Unterrichtserstellung) durch reines Lesen eben nicht (auszuüben) lernt,


    zweitens rein zeitlich.



    Auf der Suche bin ich nach geeigneten Methoden, um meinen Schülern (Anfänger)wissen in BWL und Rechnungswesen näherzubringen.


    Besonders bei letzterem Fach fällt es mir schwer, das anders als zu guten Teilen lehrerzentriert mit Vorträgen, Unterrichtsgesprächen, Arbeitsblättern (Übungen) und kleineren Partner- oder Gruppenarbeiten zu machen. Die meisten- teilweise sehr innovativ anmutenden (wobei ich mich manchmal frage, woher die Kollegen die Zeit dafür nehmen, teilweise wochenlange Projekte durchzuziehen ) Unterrichtsmethoden und Vorschläge klingen zwar toll, aber haben die Probloeme dass sie


    a)meist so konzipiert sind, dass nur ein kleiner Teil der schüler einen kleinen Teil des Stoffes erschliesst,


    vor nallem aber


    b) für die Fächer Geschihcte, Deutsch, Politik, Religion usw. sehr geeignet erscheint, ich aber noch nicht genau weiss, wie ich die Einführung ins Rechnungswesen damit gestalten soll (bis auf die Begriffsdefinitionen).


    In BWL ist das etwas einfacher, aber auch da bin ich dankbar für Tipps.


    Ich habe zur Zeit einen interessanten Mischmasch aus einem Skript eines Bekannten und den Inhalten zweier Bücher zur Verfügung, aber da geht es über einfache Aufgaben, Lückentexte und eine Art sehr einfache erdachte Fallbeispiele (xy möchte ein Modegeschäft eröffnen usw.) nict hinaus.


    Natürlich bin ich auch dankbar für Plädoyers zu den bereits genannten Unterrichtsmethoden, wobei ich hier um Himmels Willen keine Diskussion zum Thema Frontalunterricht ja /nein anfangen mag.





    Die Frage also wäre: wie bringe ich bei Fächern wie RW (und BWL) mehr Abwechslung für die Schüler herein,


    insbesondere


    a) innerhalb einer (Doppel)stunde (Welche Elemente ausser Unterrichtsgespräch, Vortrag, Hefteintrag, Übungen, usw. wären denkbar)


    und


    b) innerhalb der Unterrichstwoche oder der einzelnen Themenblöcke.



    Hintergrund zu den Schülern: 8. Klasse, sehr gemischte Lerngeschwindigkeiten und Leistungsfähigkeit, ausgesprochen kommunikativ (nicht unterrichtsbezogen, die Pubertät halt) -> bei Partner/Gruppenarbeit, wenn also geredet werden darf aber gut bei der Sache, aber sehr "nett", sehr langsam im Schreiben, von den Fächern wirklich noch kaum einen blassen schimmer und wenig Bezug dazu.



    Danke für alle Tipps!

  • Zitat

    Original von Mopple_the_whale
    Hallo? Hat denn niemand etwas dazu zu sagen, nachdem ers gelesen hat? ?(


    Oh mann, du bist gut. Das sind ja genau die Probleme, mit denen ich auch zu kämpfen habe und noch nicht für alles befriedigende Lösungen parat habe.


    An Büchern kann ich dir vor allem folgendes empfehlen:


    Brüning, Saum (2006) Erfolgreich unterrichten durch kooperatives Lernen.
    Klippert (2001) Eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen.


    Insbesondere das erste Buch gibt dir gute Ideen, etwas Abwechslung in den Alltag des Frontalunterrichts zu bringen.


    Für Rechnungswesen solltest du dich an Mathematikdidaktiker halten. Die haben da sicher passende Ideen zu.


    Ansonsten:
    Geduld. Du kannst nicht erwarten, am Anfang deiner Karriere in der Schule alles Top zu machen. Du solltest langfristig und stetig an der Verbesserung deiner Arbeit arbeiten.

  • Um es gleich vorweg zu schicken: von BWL und RW habe ich keine Ahnung. Dennoch versuche ich mal mit einigen Anmerkungen. Vielleicht hilft es weiter, vielleicht auch nicht. Ich schreibe einfach mal alles nieder, was mir so spontan einfällt.


    Also mir haben im Ref und auch später die didaktischen Prinzipien des Politikunterrichts sehr geholfen (und nicht nur im Fach Politik/Gemeinschaftskunde). Zentral ist hier ein schülerorientiertes und problemlösungsorientiertes Vorgehen. Beide Aspekte führen dazu, das sich im Idealfall ein recht hoher Anteil von SchülerInnen aktiv mit dem Stoff auseinandersetzen möchte.


    Das Problem sollte möglichst kontrovers sein. D. h. es sollte unterschiedliche Meinungen bzw. Lösungsansätze geben. Ist das der Fall, kannst du methodisch sehr vielseitig arbeiten. Eigentlich steht dir dann wahrscheinlich fast das gesamte methodische Repertoir der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer zur Verfügung. Es bieten sich dann bspw. Debatten über das Für und Wider einer bestimmten Lösung an. Du kannst bei kompexeren Problemen die Inhalte in arbeitsteiligen Gruppenarbeiten oder durch ein Gruppenpuzzel erarbeiten lassen.


    Zu bestimmte Themen eigenen sich auch Lernzirkel. Manches lässt sich vielleicht auch sehr praktisch Erfahren. Ein Mathe-Kollege von mir im Ref ließ seine Mittelstufen(!)schüler z.B. zum Zweck der Kurvendiskussion mit Bobbycars durch den Schulhof fahren.

  • Rechnungswesen hat ja schlicht den Vorteil, dass es Unmengen an Büchern mit Übungsaufgaben gibt, so dass sich -wenn man zunächst die Grundlagen erarbeitet hat- für jedes Thema viele Möglichkeiten bieten, selbstständig oder in Partnerarbeit, erarbeitete Inhalte zu vertiefen.


    Ich steige meist -in Anlehnung an BWL- mit einer Problemstellung aus dem Leben ein und dann überlegen wir gemeinsam, wie man das Problem in der Buchhaltung zum Beispiel lösen kann. Dazu muss man ein wenig die verschiedenen Fächer koordinieren (BWL, unter Umständen auch IW), damit man dort eine Vernetzung schaffen kann.


    Bei den Grundlagen kann ich nicht ganz um Frontalunterricht herumkommen, weil es einfach sehr wichtig ist, gerade die Grundlagen sauber verstanden zu haben. Alles danach baut darauf auf.


    Später arbeite ich aber auch mal mit Tutorengruppen oder mit Binnendifferenzierung, weil gerade in dem Fach sehr große Leistungsunterschiede entstehen können.

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

    Einmal editiert, zuletzt von Birgit ()

  • Ich unterrichte auch BWL (und VWL) und bin gerade mit dem Referendariat fertig!


    Ich habe gute Erfahrung mit schüleraktivierenden Lernarrangements gemacht, bspw. mit einem Modellunternehmen, mit Fallsituationen etc.


    Viele Grüße, sternchen

  • Ganz ehrlich, ich habe von den Fächer so gut wie keine Ahnung...
    Aber ein ganz einfach anmutender Tipp: Können dir nicht die Kollegen vor Ort helfen? Mit Material, Tipps zu Inhalten, Methoden, Schülern...?
    Sonst bleibt alles vielleicht zu abstrakt.
    Viel Erfolg, der Start - nicht nur für Direkteinsteiger - ist immer mit Planungschaos verbunden (behaupte ich erstmal so!), denn wer will nicht sofort guten Unterricht machen, scheitert aber an mangelnden Informationen.
    Also guten Start und gutes Durchhalten,
    Boeing

  • Ähm, sag mal - hab ich das jetzt richtig verstanden: Du bist keine Lehrerin, sondern Studentin und bist jetzt als Aushilfe ins Lehramt eingestiegen, unterrichtest aber völlig andere Fächer als Du studiert hast? Mit anderen Worten, du unterrichtest irgendwas, das Du Dir am Nachmittag vorher angelesen hast? Sorry für die vielen Fragen - ich will Dich auch um Gottes Willen nicht persönlich angreifen, Du kannst ja nichts dafür. Aber mir sträuben sich die Nackenhaare, wenn ich so etwas lese. Vielleicht sollte ich doch mal anfangen, die interessanten Stellenanzeigen in der ZEIT zu beachten und mich auf irgendwelche hochdotierten Stellen als Molekularbiologe oder so was bewerben. Hab ich natürlich keine Ahnung von, ist aber anscheinend ja völlig wurscht.


    Kopfschüttelnde Grüße...

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Du unterrichtest in der 8. Klasse Rechnungswesen?


    Wo gibt's denn so was?


    Gruß
    Super-Lion



  • Danke für die Idee mit den Mathematikern, das werde ich mal versuchen!


  • Hallo, danke für die Antwort. es gibt hakt gerade am Anfang des Rechnungswesens viele Dinge, die Definitionen sind, da kann man nicht so arg viel diskutieren, das muss man verstehen und dann muss man üben. Solche dinge wie das mit den Bobbycars, die fallen mir einfach nicht ein. Das ist eben das Scwierige. Vielleicht ändert sich das in 3 Jahren, wenn ich mehr Erfahrung habe, aber die Schüler bräcuhten es eben leider jetzt!


    Bei Gruppenarbeiten habe ich das Problem, dass die Schüler so textschwach und ausdrucksschwach sind, dass sie die Ergebnisse ihrer Gruppenarbeiten nicht auf den Punkt bringen können und wenn das der Fall ist, schaltet der Rest recht sc hnell ab.


    Hm, mal sehen, ob mir noch etwas einfällt. Die Bücher werde ich mir mal ansehen. ich habe schon Unmengen dazu durchgelesen und viele tolle Ideen gefunden, aber ich schaffe es irgendwie nicht, das auf die konkreten Lerninhalte für RW zu übertragen, zumindest in vielen Fällen nicht.


  • Hallo brigit, danke für die Antwort. In welcher Form wendest Du Binnendifferenzierung an?


    Bei den Arbeitsmaterialien muss ich sagen, dass ich schon viele gefunden habe, allerdings viele "schlechte" in dem Sinne, als dass ich sie nicht für meine Schüler verwenden könnte und sie zu komplex oder zu wneig anschaulich wären. Ich bin gerade noch am Ende der Baisphase und dem, wie Du auch geschrieben hast, dazu leider auch oft notwendigen Frontalunterreicht. Ich merke allerdings, wie sie mir "abkippen" und es jetzt chon nicht verstehen, was fatal ist, da in diesem Fach so viel auf dem Grundlagenverständnis aufbaut.


    Ich habe in einem Lehrbuch eine sehr anschaulich eund kleinschrittige Hinführung zur doppelten Buchführung gefunden, leider ist der Rest aller drei Bücher, die ich für meine Vorbereitung verwende, viel zu komplex, viel zu textreich und viel zu lebensfern, um die Schüler dranzukriegen (ausser man möchte akzeptieren, dass es eben 4,1er Schnitte werden, was ich nicht tun möchte), deshalb muss ich mir alles irgendwie selbst zusammenbasteln.


    Wo findest du denn die guten Materialien?

  • Zitat

    Original von sternchen1981
    Ich unterrichte auch BWL (und VWL) und bin gerade mit dem Referendariat fertig!


    Ich habe gute Erfahrung mit schüleraktivierenden Lernarrangements gemacht, bspw. mit einem Modellunternehmen, mit Fallsituationen etc.


    Viele Grüße, sternchen


    Danke für den Tipp, da gebe ich dir recht, aber dazu müsste ich erst einmal anschauliche Darstellungsmethoden für die "Basics" finden. Selbst erarbeiten können sie sich das meiste auch schwer, da sie recht text- UND AUSDRUCKSSCHWACH SIND. :(



  • Danke für den Tipp und die guten Wünsche. Du hast total recht, ich horche Kollegen aus, wie es nur geht ;)


    Ich habe aber leider nur noch eine Kollegin, die RW unterrichtet und das ausschliesslich in höheren Klassen, in der 10. finde ich es auch schon viel einfacher! Die zwei Jahre machen wirklich viel aus.


    Das mit dem Planungschaos stimmt auch, anfangs ist es wirklich viel Neues, was man sich merken, was man berücksichtigen und was man umsetzen muss. ich weiss auch, dass ich in 8 Jahren bestimmt besser in allem bin, das hilft meinen jetzigen Schülern aber leider wenig :(

  • Zitat

    Original von fossi74
    Ähm, sag mal - hab ich das jetzt richtig verstanden: Du bist keine Lehrerin, sondern Studentin und bist jetzt als Aushilfe ins Lehramt eingestiegen, unterrichtest aber völlig andere Fächer als Du studiert hast? Mit anderen Worten, du unterrichtest irgendwas, das Du Dir am Nachmittag vorher angelesen hast? Sorry für die vielen Fragen - ich will Dich auch um Gottes Willen nicht persönlich angreifen, Du kannst ja nichts dafür. Aber mir sträuben sich die Nackenhaare, wenn ich so etwas lese. Vielleicht sollte ich doch mal anfangen, die interessanten Stellenanzeigen in der ZEIT zu beachten und mich auf irgendwelche hochdotierten Stellen als Molekularbiologe oder so was bewerben. Hab ich natürlich keine Ahnung von, ist aber anscheinend ja völlig wurscht.


    Kopfschüttelnde Grüße...



    Hallo Fossi,


    kein Grund zur Sorge (naja vielleicht ein wenig, aber beileibe nicht so viel, wie Du vermutest), ich bin Diplom-Kauffrau und unterrichte Wirtschaftsfächer. Direkteinsteiger bin ich, weil ich keine Lehrerausbildung habe, was mit all den NAchteilen für alle Beteiligten verbunden ist, die hier schon diskutiert wurden. Glück habe ich, dass ich zumindest schon einige pädagogische Erfahrungen durch sehr viele Stunden erteilten Nachhilfeunterreicht, viele von mir geleitete Schulungen für schüler und Studenten und Praktika an schulen habe, optimal ist es aber sicher nicht.



    Also bewirb Dich bitte nicht aus Trotz als Molekularbiologe oder gar Chefarzt der Chirurgie oder Ähnliches, ganz so arg sind die Zustände (noch) nicht ;)

  • Hallo Super-Lion,


    sowas gibts im schönen Bayernland an so genannten Wirtschaftsschulen!


    Liebe Grüße


    Mopple


    Zitat

    Original von Super-Lion
    Du unterrichtest in der 8. Klasse Rechnungswesen?


    Wo gibt's denn so was?


    Gruß
    Super-Lion


  • Folgendes ist mir dazu eingefallen:


    • Aus Chaos kann Neues entstehen.
    • Methoden sind Anregungen für Lernwege, keine ist für alle geeignet
      und keine wirklich übertragbar.
    • Fähigkeiten und Kenntnisse in Verbindung mit Interesse an effektiven
      Lernwegen und Engagement für den Lernerfolg der Schüler sind positive
      Voraussetzungen für ein gemeinsames und effektives Lernen.
    • Immer eins nach dem anderen, nicht alles gleichzeitig.


    monika :)

    Die Disziplin des Lernens unterscheidet sich von der Disziplin der Schule.

  • Hallo,


    mein Tipp für Dich, Du solltest Dir das Buch von J. + M. Grell Unterrichtsrezepte besorgen. Dort erhälst Du Anregungen. Für Seiteneinsteiger sehr brauchbar.

  • Zitat

    Original von Lernende Eule
    Du solltest Dir das Buch von J. + M. Grell Unterrichtskonzepte besorgen.


    Du meinst wohl 'UnterrichtsREZEPTE'.

Werbung