Sportfest und halbe Stelle

  • Heute war Sportfest.
    Als Klassenlehrerin musste ich meine Klasse begleiten und alle Ergebnisse aufschreiben.
    Hinterher musste ich diese Ergebnisse auswerten und die Urkunden für die Kinder schreiben.
    Alles kein Problem... das habe ich im letzten Jahr auch gemacht.


    Nun sehe ich auch einen Kollegen schreiben, der gar keine Klasse hat. Ja, er macht das für die Kollegin, die hat ja keine volle Stelle und die ist schon nach Hause, als ihre Stunden um waren.
    Ach SO geht das????
    Bin ich dann bescheuert?
    ich habe nur eine halbe Stelle und hatte heute nur zwei Stunden zu unterrichten Mit Sportfest und Auswertung war ich mal locker vier Stunden in der Schule.
    Ja, du hast ja vielleicht nicht zwei so kleine Kinder... sie musste die Tagesmutter ablösen.
    Mag sein dass ich nicht mehr so kleine Kinder habe, aber ich habe doppelt so viele Kinder, die alle bei mir leben und um die ich mich kümmere! Außerdem bin ich im Gegensatz zur Kollegin auch noch allein erziehend.
    Und ich habe mit zwei Kleinkindern Referendariat gemacht... ich weiß, dass man mit zwei Kleinkindern auch eine volle Stelle arbeiten kann... es ist eine Sache der Organisation.
    Dann kann man die Tagesmutter vielleicht länger als nur bis 12.00 Uhr engagieren? Oder das Kind in eine Tagesstätte geben... schließlich ist sie auch schon zwei Jahre alt.
    Aber egal, ist nicht meine Sache und wenn die Kollegin gehen darf, dann sei ihr das gegönnt.
    Nur muss ich sagen, dass ich auch ungerne für lau arbeite... ich gehe auch lieber nach Hause, als diese blöden Ergebnisse auszuwerten und Urkunden zu schreiben. Und die Kollegin hat immerhin eine zweidrittel Stelle, verdient also mehr als ich... und ich hab weniger Geld und arbeite mehr?
    Jammere ich zu wenig? Forder ich zu wenig Rücksichtnahme?
    Bin ich zu blöd?


    Wie ist das bei euch geregelt mit solchen Zusatzzeiten?
    gelten die für alle?
    Wie werden Halbtagskräfte da eingeplant?

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Wir haben nur eine 15-Stunden-Kraft und die muss auch alles mitmachen. Im GEgensatz dazu kriegt sie dann noch Minusstunden aufgeschrieben, wenn mal wegen einer Sache (wofür sie nichts kann, z.B. wenn ne andere Klasse auf Klassenfahrt ist) etwas ausfällt.
    Wir dürfen sogar ab und an Kisten schleppen und den Keller aufräumen, wenn was "ausfällt" (eben wegen dieser besagten Klassenfahrt einer anderen Klasse o.ä.).


    Ich finde das unverschämt und keineswegs motivierend, mal irgendwo freiwillig was mehr zu machen. Aber sie sagt, sie würde es für die Kinder machen. Sie könnte auch bei einem Fest mal eher gehen, aber die Kinder würden dann irritiert sein, wenn ihre Lehrerin nicht da ist.
    Ich seh das schmerzfreier. Ich würde gehen. Es ist meiner Meinung nach total legitim, wird aber von der Schulleitung nicht gerne gesehen. Würde mich aber in dem Fall nicht interessieren, ich würde das dann auch nicht gerne sehen, wenn ich länger bleiben müsste. Einer sieht also was nicht gerne und ich möchte das nicht sein ;)
    Nachdem wir so viel nebenbei zu tun haben, ... neeeeee ... dann würde ich meine Anwesenheit in der Schule genau berechnen! Hab zu Hause schließlich noch Konzepte und Standortpläne liegen, die fertig gemacht werden wollen... Außerdem sind Elterngespräche auch nicht halb so lang oder nur mit de Hälfte der anfragenden Eltern, nur weil ich ne halbe Stelle habe...

  • Das ist wohl mittlerweile das Los aller Teilzeitkräfte!


    Meine Stundenanzahl entspricht etwas mehr als eine halbe Stelle und es wäre in diesem Leben noch nie jemand auf die Idee gekommen, dass ich zu diesen Terminen (Sportfest, Konferenzen, außerschulischen Veranstaltungen, sonstigen Fahrten usw. nicht komplett zur Verfügung stehen würde.


    Lange Zeit war ich zudem an Schulen, deren Kollegien aus der Kinderphase schon lange raus oder noch nicht drin war. Nun gut, es ist ja nicht immer so, dass man manche Termine auch gern wahrnimmt. Ich habe mir auch nie irgendwas dabei gedacht, weil ich bisher auch alles mit der Betreuung meiner Kinder vereinbaren konnte.


    Allerdings habe ich nun gemerkt, dass man nur dann wahrgenommen wird, wenn man sich auch laut genug meldet. Ansonsten läuft man als "gefühlte" Vollzeitkraft (O-Ton Konrektor) so mit.

  • Das scheint bei uns das Problem zu sein... ich melde mich nicht laut genug... die Kollegin aber schon... und so kommt es zu diesem Ungleichgewicht.
    Und wenn wir alles auf die Waagschale legen, habe ich mehr Gründe eher zu gehen, als sie.
    Aber sie ist lauter.
    Ich denke, dass ich in Zukunft meine Stimme erheben muss, denn wenn ich nicht auf meine Arbeitszeiten achte, tut es niemand.

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  • Also meine Kollegin mit der "halben" Stelle ist die lauteste von allen. So laut, dass die Schulleitung dann immer nur genervt reagiert. Aber genervt sein könnte eigentlich sie (ist sie ja auch).


    Also los: Mach deinem Unmut Luft, aber rechne damit, dass deine Kollegen irgendwann genervt sind (so war es dann nämlich - unverständlicherweise übrigens - bei uns).


    Das alles sind übrigens Gründe, warum ich eine halbe Stelle nicht antreten möchte.

  • diese Kollegin hat eine Zweidrittel Stelle und und erscheint bei Fortbildungen gar nicht erst, weil das zeitlich bei ihr mit der Kinderbetreuung gar nicht klappt. Und war eben auch heute direkt nach dem Sportfest vverschwunden.
    ich meine... schön für sie... das soll sich auch gar nicht ändern... aber für mich soll das bitte dann auch gelten.

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    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von caliope


    ich meine... schön für sie... das soll sich auch gar nicht ändern... aber für mich soll das bitte dann auch gelten.


    Ja, aber warum sagst du dann nichts dazu? Denn diese Erleichterungen müssen für dich natürlich auch gelten. Die Kollegin hat recht, mit einer Teilzeitstelle muss sie an manchen Veranstaltungen auch nur begrenzt teilnehmen.

  • Mir war echt nicht klar, dass ich so einfach gehen können könnte... und dass das bei uns an der Schule überhaupt möglich ist. Ich bin noch nicht lange genug im Teilzeitgeschäft.
    Erst jetzt, als sie weg war, dachte ich... moooooment... ich geh dann doch mal auch!
    Beim nächsten mal!

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  • Mit der Sache ist es so, wie mit allem im Schuldienst und überhaupt im Berufsleben:
    Wer seine Bedürfnisse nicht anmeldet, persönliche Grenzen nicht klar feststeckt und kommuniziert, muss sich nicht wundern, wenn er mehr macht als die anderen und darüber letztlich Frust schiebt.
    Ich hab´ noch genug liebe, duldsame und nie aufmuckende Leute im Kollegium, die demnach auch jedes Jahr mit 7-8 Korrekturgruppen abenden, und darüber langsam aber sicher dem burnout entgegenschlittern.
    Also: Weg vom Helfer-Syndom und einfach mal Tacheles reden.
    Dann klappt´s auch mit dem Schulleiter ;)


    Antigone

  • In der Theorie lässt sich immer sagen, dass man seine Bedürfnisse entsprechend anmelden und durchsetzen muss. Grundsätzlich habe ich damit auch kein Problem.


    Schwierig wird das Ganze jedoch dann, wenn ein Kollegium fast nur noch aus Teilzeitkräften besteht. Man wird dann mit einem Stundenanteil von 70% dann zu den Vollzeitkräften gezählt. Theoretisch müsste dann die Schulleitung mit dem einzigen Vollzeitkollegen die Konferenzen allein beenden. Das wäre allerdings auch mal eine nette Vorstellung. :D

  • Zitat

    Schwierig wird das Ganze jedoch dann, wenn ein Kollegium fast nur noch aus Teilzeitkräften besteht. Man wird dann mit einem Stundenanteil von 70% dann zu den Vollzeitkräften gezählt. Theoretisch müsste dann die Schulleitung mit dem einzigen Vollzeitkollegen die Konferenzen allein beenden. Das wäre allerdings auch mal eine nette Vorstellung. großes Grinsen


    Das scheint mir eher ein "typisches" Grundschulproblem zu sein - im Gymnasialbereich kenne ich sowas nicht - da gibt´s vglw. doch weniger TZ-Kräfte. Aber da gibt´s wohl mehr das "Problem", dass die Frauen auch mit 40 noch keine Kinder haben, weil ihnen die Arbeit (Karriere?) anscheinend immer wichtiger war (oder sie über Jahre hinweg auch soviel gearbeitet haben, dass sie das Finden eines adäquaten Partners verpasst haben und Kinderwunsch und damit verbunden TZ eh keine Rolle mehr spielen - aber das ist jetzt off-topic und auch nur so ´ne Beobachtung in meinem Umfeld).


    Was hindert einen denn aber am Ende daran zu sagen: Ich mache Teilzeit (dies ja auch begründet!) und muss nun nicht an jedem Termin, der bis in die Abendstunden stattfindet, teilhaben, sondern gehe erst gar nicht hin oder eben eher nach Hause?
    Doch nur das subtile Empfinden, dass eine Schulleitung und/oder die Kollegen das nicht gutheißen würden?


    Ja und?! Was hab´ ich in meiner Situation denn davon, dass die irgendetwas gutheißen?!
    Ich empfehle einfach mal mehr Mut dazu sich über dieses Lehrer-Syndrom "Ich will aber, dass alle mich gut finden und komplett akzeptieren, und ich halte es nicht gut aus, wenn mein Schulleiter und meine Kollegen über mich lästern" hinwegzusetzen!
    Eigene Anliegen kann man klar und deutlich und vor allem auch ohne falsches Schmagefühl vermitteln - wenn man denn letztgenanntes mal los wird.

    • Offizieller Beitrag

    Vielleicht sollte auch bei einer Stellenausschreibung, so man denn davon reden kann, genau definiert werden, was zu den Halbzeit-Aktivitäten gehört.
    Mir scheint das alles mehr nach good will geregelt zu sein, basierend auf einer diffusen "so war das schon immer" Haltung :skeptisch:


    Wobei bei uns am Sportfest von allen Lehrern, egal mit welchem Deputat und mit welchem Stundenplan, erwartet wird, dass sie den ganzen Tag beim Sportfest anwesend sind

  • Zitat

    Original von Prusselise
    Wir haben nur eine 15-Stunden-Kraft und die muss auch alles mitmachen. Im GEgensatz dazu kriegt sie dann noch Minusstunden aufgeschrieben, wenn mal wegen einer Sache (wofür sie nichts kann, z.B. wenn ne andere Klasse auf Klassenfahrt ist) etwas ausfällt....[/

    ,
    Gut das geht jetzt ein wenig vom Thema weg. Aber wo gibt es denn "Minusstunden"? Die kenn ich nur von Jahresarbeitszeitmodellen, in der Regel berechnet sich (in NRW) unsere Arbeitszeit nach der Wochenstundenzahl, die ist abhängig von der jeweiligen Schulform und sonst nix. Wenn denn mal " wegen einer Sache (wofür sie nichts kann, z.B. wenn ne andere Klasse auf Klassenfahrt ist) etwas ausfällt...." kommen wohl nur übereifrige Schulleitungen auf die Idee, daraus Minustunden zu konstruieren. Wehret den Anfängen!!


    PS. Dass Teilzeitkräfte häufig "gekniffen" sind, sehe ich auch, nach Möglichkeit sollen jedoch alle dienstlichen Aufgaben dm Umfang der Teilzeit entsprechen.

  • Das weiß ja nun aber jede Lehrerin, die eine Teilzeitstelle annimmt, das Teilzeit im Schuldienst nur auf den Unterricht zu beziehen ist, nicht auf das ganze Gedöns drumherum. MIT dieser Vorstellung wechsle ich in Teilzeit bzw. arbeite Teilzeit.


    Dennoch finde cih es mehr als wichtig, dass Gerechtigkeit im Kollegium herrscht unter den Kollegen, die jeweils eine ähnliche Stundenzahl haben. Wenn eine nciht bleiben muss, dann muss es auch keine andere mit gleicher Stelle!

  • @ Rudolf49


    Bei uns gibt es Minusstunden deshalb, damit die gefälligst nachgeholt werden, z. B. wenn vertreten werden muss (das seh ich auch wirklich ein!) oder wenn der Keller mal aufgeräumt werden muss oder wenn die Blumen abgestaubt werden müssen oder wenn das Unkraut auf dem Schulhof gezupft werden soll oder oder oder...
    Ich bin Lehrer, Ersatzmama, Gärtner, Putzfrau, Möbelpacker, Organisator, Caterer und und und....
    ;)

  • [quote]Original von der PRINZ
    Das weiß ja nun aber jede Lehrerin, die eine Teilzeitstelle annimmt, das Teilzeit im Schuldienst nur auf den Unterricht zu beziehen ist, nicht auf das ganze Gedöns drumherum. MIT dieser Vorstellung wechsle ich in Teilzeit bzw. arbeite Teilzeit.





    Ehrlich gesagt, sehe ich das ein bisschen anders. Bezahlt werde ich nach meiner Stundenanzahl. Die Kosten für meine Kinderbetreuung richten sich nach der Zeit, die ich beruflich unterwegs bin. Das ist auch völlig in Ordnung. Das Ganze "Gedöns" um die Unterrichtszeit hat m.E. jedoch in den letzten 10 Jahren erheblich zugenommen.


    Grundsätzlich versuche ich an wichtigen Terminen teilzunehmen, schon allein aus dem Grund, dass gerade bei jungen Schülern es sehr wichtig ist, dass die Hauptbezugsperson, also die Klassenlehrerin, vor Ort ist.


    Ich arbeite in Teilzeit, damit ich Beruf und Familie vereinbaren kann. Dementsprechend geringer fällt auch die Bezahlung aus. Mich stört allerdings die Selbstverständlichkeit, die an den Tag gelegt wird, wenn es um zusätzliche Dinge/Arbeiten geht.

  • Sorry, das ist jetzt echt nicht böse gemeint... Aber was sollen denn da BAT- Kräfte sagen, die für ne volle Stelle nicht mal annähernd das Gehalt einer Planstelle bekommen?
    Eine verbeamtete Kollegin von mir bekommt mit 20 Stunden WESENTLICH mehr als ich mit BAT volle Stelle. Soviel dazu...Nach deiner Rechnung dürfte ich ja morgens nicht mal mehr aufstehen.

  • Ups, sorry....


    Ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich auch nur angestellte Lehrerin bin. Ich stelle mir die Frage des morgentlichen Aufstehens auch öfter ... ;)

  • Zitat

    Original von Prusselise
    Ich bin Lehrer, Ersatzmama, Gärtner, Putzfrau, Möbelpacker, Organisator, Caterer und und und....
    ;)


    Nein, bist du nicht. Jeder Finanzbeamte würde sich weigern, zu putzen, Möbel zu tragen oder Unkraut zu jäten. In den Schulen ist das definitiv Aufgabe des Schulträgers bzw. des / der von diesem eingesetzten Hausmeisters / Putzfirma / Gartenbaubetriebs.


    Sorry, aber es können wohl nur Lehrer auf die Idee kommen, dafür zuständig zu sein.


    Spätestens dann, wenn dir das Möbelstück auf den Fuß fällt, wird man dir erklären, dass du das gar nicht hättest tun DÜRFEN!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat

    Original von Prusselise
    Bei uns gibt es Minusstunden deshalb, damit die gefälligst nachgeholt werden, z. B. wenn vertreten werden muss (das seh ich auch wirklich ein!) oder wenn der Keller mal aufgeräumt werden muss oder wenn die Blumen abgestaubt werden müssen oder wenn das Unkraut auf dem Schulhof gezupft werden soll oder oder oder...
    Ich bin Lehrer, Ersatzmama, Gärtner, Putzfrau, Möbelpacker, Organisator, Caterer und und und.... ;)


    *Kopfschüttel*


    Wenn deine Schulleitung es überhaupt WAGT, dich zum Unkrautjäten oder Putzen abzustellen, machst du definitiv etwas ganz grundsätzlich falsch.


    Nele

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