Hausaufgaben Terror - und nun?

  • Hallo!
    In meiner 3. Klasse ist ein Junge, der wohl fast täglich zuhause heftigen Terror macht, wenn es an seine Hausaufgaben geht. Er würde mit den Eltern diskutieren, Widerworte geben, möchte, dass die Eltern ihm vorsagen, etc. Das Ganze zieht sich oft über Stunden hin.
    Nun hat mich die Familienhelferin der Familie angerufen und um ein Gespräch gebeten, an dem auch die Eltern teilnehmen sollen. Ihre Worte gerade am Telefon waren nur "Das geht gar nicht." Und dass wir eine Lösung finden müssen.
    Ich hab nur leider keine Ahnung, wie diese Lösung aussehen soll. Ich glaube eigentlich nicht, dass der Junge überfordert ist, weil er in der Schule seine Aufgaben auch bewältigen kann. Es ist zwar manchmal nicht ganz einfach für ihn, aber er macht es und das gar nicht mal schlecht.
    Habt ihr vielleicht einen Rat für mich, was ich den Eltern bei diesem Gespräch sagen könnte. Ist das überhaupt meine Angelegenheit oder ist es nicht das "Pech" der Eltern - um es mal provokant auszudrücken - wenn sie ihr Kind nicht dazu bringen können, die Hausaufgaben zu erledigen?

    Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten? Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr erwachsen künftige Welten: In dem, was wir erschaffen, sind wir frei. (Michael Ende)

  • Hallo!


    Meiner Meinung nach ist es deine Aufgabe darauf zu achten, dass die Hausaufgabenmenge und deren Schwierigkeitsgrad für die Kinder angemessen ist. Aber damit hört es eigentlich auf. Natürlich geben wir Eltern Tipps, wie sie mit der Hausaufgabensituation und anderen Problemen vielleicht besser fertig werden könnten. Aber sind wir Erziehungsberaterinnen? Sind wir Familienhelfer?


    Trotzdem:
    Da die Eltern mit ihren Mitteln bisher keinen Erfolg hatten, würde ich ein Belohnungssystem mit Smilies vorschlagen um die Situation etwas zu entspannen. Für jeden Tag an dem die Hausaufgaben gut laufen darf das Kind sich einen Smilie in eine Liste eintragen. Stehen nach einer (oder zwei) Wochen genug Smilies da, dann git es eine vorher vereinbarte Belohnung (z.B. Ausflug mit Eltern). Gibt es nicht genug Smilies, dann fällt die Belohnung eben aus. Naja...ihr kennt das Prinzip sicher...
    ;)


    Viel Erfolg beim Elterngespräch!


    Gruß,


    Mohnblume

  • Besprich doch eine Vorgehensweise mit der Familienhelfern. Ist doch eigentlich ihr Job. D.h. frag sie was sie vorschlägt und lass sie das Gespräch führen. Du klinkst Dich immer wieder mit ein, aber sie soll die Leitung übernehmen. In der Familie scheint es ja nicht an der Über- oder Unterforderung des Kindes mit dem Schulstoff zu liegen.


    Ich erlebe es immer wieder, dass das sog. Fachpersonal dann doch uns alles machen lässt. So geht's nicht.


    Gruß
    Anna

  • annasun: deinen Tipp finde ich super! Ich fühle mich nämlich gerade wirklich so, als ob mir der Schwarze Peter zugeschoben wird nach dem Motto "Überleg dir mal was".
    Das mit dem Belohnungssystem hatten wir schon mal. Da gab es Smileys für Vormittags von den Lehrern und für Nachmittags von den Eltern. Leider haben die Eltern das nur sehr unregelmäßig verfolgt und - laut Aussage des Kindes - die Belohnungen auch nicht eingehalten.

    Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten? Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr erwachsen künftige Welten: In dem, was wir erschaffen, sind wir frei. (Michael Ende)

  • Wir sollten als Lehrer das Angebot machen zu helfen. Bei "Das geht gar nicht" (O-Ton der Mutter?) würde ich leider ganz schnell ein solches Angebot wieder zurückziehen.


    Meine Hausaufgaben (Sinn, Zweck, Menge) würde ich nicht infragestellen lassen, wohl aber anbieten, die normalen Ansprüche für eine bestimmte Zeit anzupassen.


    Ja, in erster Linie ist das ein Problem der Eltern, du hast völlig Recht. Und das sollte immer klar bleiben. Den Versuch, Verantwortlichkeiten auf mich zu verschieben, erlebe ich nicht selten.

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

  • Zitat

    Original von Steffchen79
    Leider haben die Eltern das nur sehr unregelmäßig verfolgt und - laut Aussage des Kindes - die Belohnungen auch nicht eingehalten.


    Das ist ja das Problem-es sind keine "normalen" Familien mit normaler Struktur. Wozu hätten sie sonst eine Familienhilfe? DAS muss der Fam.hilfe ja auch klar sein. Auf dieser Basis müsst ihr eine Vorgehensweise finden. Nach dem Motto: Was können wir von den Eltern erwarten? Was muss die Helferin selbst tun, damit die HA gemacht werden?


    Vielleicht könnte man das Kind auch in eine heilpädagogische Tagesstätte ("HPT") oder einen normalen Hort geben? Manchmal hilft es ja schon, dass die Kinder während der HA-zeit aus der Familie raus sind.


    Gruß
    Anna

  • Er geht 2x in der Woche nachmittags zu einer Betreuungseinrichtung vom Jugendamt. Dort werden auch Hausaufgaben mit ihm gemacht. Probleme gibt es wohl nur, wenn er sie zuhause machen soll.

    Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten? Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr erwachsen künftige Welten: In dem, was wir erschaffen, sind wir frei. (Michael Ende)

    • Offizieller Beitrag

    Dann brauchen die Eltern Anleitung wie man Hausaufgaben zu betreuen hat! So eine Familienhelferin ist ja nicht immer da und vielleicht hat die Mutter den Fernseher laufen und das Kind muss dabei HA machen. Hat es überhaupt einen eigenen Schreibtisch? Gibt es jüngere Geschwister, die evtl. stören? Ich würde in diesem Gespräch erstmal die Rahmenbedingungen klären und die Familienhelferin in die Pflicht nehmen, das zu überprüfen. Kann er denn nicht jeden Nachmittag in die Betreuungseinrichtung gehen?

  • Ich kann die bisherigen Vorschläge nur unterstreichen... alle Kinder haben die gleichen Hausaufgaben, du denkst dir was dabei, also kannst du nur deine MIThilfe anbieten, nicht aber den Eltern bei ihren Erziehungsproblemen Vorgaben machen oder gar die allseligmachende Lösung bringen.
    In der Förderschule sieht das anders aus (wir haben/brauchen einfach eine andere Art der Zusammenarbeit), aber wie sollst du das als Grundschullehrerin bei x Kindern bewerkstelligen...?


    Ganz einfache Lösung, die du den Eltern anbieten könntest:
    Er macht die Hausaufgaben nicht zuhause, sondern macht Terror?
    Na, dann sollen sie's lassen,... dann hat er halt am nächsten Tag keine Pause, weil er sie dann nachholt.
    Dieser Vorschlag macht natürlich nur Sinn, wenn du dir damit nicht deine eigenen Pausen versaust sondern die Möglichkeit hast das ohne Zusatzarbeit für dich umzusetzen. Wir haben das halt mal bei einem Schüler gemacht, bei dem sich das ähnlich anhörte wie bei deinem. Ging 3 Wochen so, er hat immer wieder ausgetestet, es gab einige Telefonate ("Er schreit und tobt nur noch, was soll ich tun?"),... aber jetzt macht er seine Hausaufgaben.


    LG
    NannyOgg, die froh ist an einer Ganztagsschule zu arbeiten & darum den Kindern nur Freitags Hausaufgaben geben zu müssen

    ~ Wenn ihr mich sucht, ihr findet mich im Zwiespalt. ~

    • Offizieller Beitrag

    Bei der Smiley-Aktion hat das Kind genau das falsche gelernt. Das musst du der Familie und Familienhelferin klar machen.
    Solche Aktionen machen nur Sinn, wenn sie von Zuhause und von der Helferin mit unterstützt werden.
    Für die Unterbringung in einer Nachmittagsgruppe ist das Jugendamt zuständig, da kann sich die Familienhelferin drum kümmern (hatte ich gerade) und du kannst maximal eine kurze Einschätzung schreiben.
    Sei für derartige Vorschläge offen.


    Ansonsten brauchen die Eltern Hilfe bei der Bewältigung ihrer Erziehungsaufgaben. Das ist nicht deine Aufgabe. Bleibe dabei und lass dir nicht den Schwarzen Peter zuschieben.

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