Französisch Oberstufe Niveau verbessern

  • Hallo,


    ich habe da ein dringendes Problem.
    Ich habe jetzt einen französisch Grundkurs in der Oberstufe und soll sie zum Abitur führen. Die Themen und ein Teil der Texte sind dabei vorgegeben.
    Einige gute Schüler kommen mit dem Stoff gut klar und beteiligen sich ohne Probleme am Unterricht, aber viele eben leider überhaupt nicht.
    Es fehlt vielen an Grundlegendem Vokabelwissen (selbst "vendre" wurde erfragt).
    Ich hatte alle Schüler bereits im letzten Jahr und immer wieder hervorgehoben, dass sie an ihrem Wortschatzwissen dringend arbeiten müssen. Leider hat sich da wohl nicht viel getan und nun sitzen sie da...


    was soll ich mit ihnen machen?
    Ich habe ihnen empfohlen, sich einen Grund-und oder Oberstufenwortschatz und eine Grammatik zuzulegen und damit dann auch zu arbeiten. Auch habe ich ihnen zum aktuellen Themenbereich einiges an Wortschatz und Methodenhilfen kopiert.
    Ich will ja nicht, dass sie alle durchfallen (fast alle Prüfungsfach schriftlich!) aber viele sind so was von heillos mit den Texten, selbst Liedtexten überfordert....


    Habt Ihr gute Ideen, wie ich Ihnen noch helfen kann?
    Zudem sind die Schüler wohl auch so zeitlich belastet, dass sie gar nicht wissen, wann sie noch frz. so intensiv üben sollen...


    Bin für jede gute Idee oder aufbauenden Kommentar dankbar!


    klein Paulchen

  • Von Kollegen hab ich mal den Spruch gehört, für Grundkurse Französisch gelte, dass sie ein Erfolg sind, wenn sich das Niveau in der Zeit von Kl. 11 (10) bis 13 (12) nicht verschlechtert habe.


    Pessimistische Sicht, sicher, und auch übertrieben, aber leider auch nicht völlig aus der Luft gegriffen...


    Auf Wortschatz-Lernbücher nur hinzuweisen und dann auf Eigeninitiative zu setzen, das hab ich auch 1-2x mal versucht und inzwischen ad acta gelegt. Da kommt im GK zu wenig bei rum.

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

  • Übung macht den Meister !
    C'est en forgeant que l'on devient forgeron !


    Les participants les plus faibles devraient
    s'investir beaucoup plus pour obtenir le niveau requis.


    Ils pourraient commencer par s'entraîner en regardant
    les vidéos et en faisant les exercices du site:
    http://www.podcastfrancaisfacile.com/

  • Aus eigener ehemaliger Schülersicht:


    - In der Oberstufe hat man viel zu tun - da muss man -als normal begabter Schüler- Prioritäten setzen (Leistungskurse, Prüfungsfach, Nicht-Prüfungsfach).


    - "freiwillige" Wortschatzarbeit ist zwar eine nette Anregung, aber liegt irgendwo bei Priorität C oder D - da schiebt sich IMMER was aktuelles mit höherer Priorität vor.


    Sind evtl. kleinere Zwischentests (Vokabeln, Wortschatz) möglich? (Arbeitsaufwand für dich und für die Schüler) Oder ist sowas in der Oberstufe ganz unüblich?
    Gibt es vielleicht Arbeitshefte zur Wortschatzarbeit, die du für einige Schüler verpflichtend machen könntest? Diese dann von Zeit zu Zeit einsammeln und nachsehen, ob sie bearbeitet wurden? (Oder Selbstkontrolle mit Lösungsband o.ä.)

  • Hallo Paulchen,


    mit freiwilliger Übung wird das nichts werden, das sehe ich auch so.
    Ich denke, du solltest die wichtigsten Vokabeln, die du im Unterricht verwendest bzw. vorgibst, mitschreiben und lernen lassen - und natürlich regelmäßig abfragen.
    Ob die Schüler sich nun mündlich oder schriftlich äußern: Wortschatz- und Grammatikfehler sind in geeigneter Form zu korrigieren und zu thematisieren. Aus schriftlichen Aufgaben notiere ich mir die Fehlerschwerpunkte, um sie vor der Rückgabe mit der ganzen Truppe zu berichtigen und damit gezielt Grammatik zu wiederholen.
    In meinem neuen Elferkurs habe ich auch ein paar Schüler sitzen, die sich sehr unsicher fühlen und von selbst auch keinen Ton sagen. In den ersten Schulstunden ging es um das Thema Ferien (erster Schreibanlass: zu einer netten Karikatur passende Urlaubskarte schreiben) und Bildbeschreibung (wobei ich ihnen eine ganz hübsche Sammlung von Vokabeln gegeben habe, die wir an verschiedenen Bildern ausprobiert haben, Test dazu wurde geschrieben). Gestern sollte jeder eine hübsche Ansichtskarte oder eine Reproduktion eines Gemäldes mitbringen. Innerhalb von etwa 20 Minuten hatte jeder Schüler eine ausführliche mündliche Bildbeschreibung vorzubereiten, nur mit Stichpunkten (warum ausgewählt, Stimmung des Bildes, Ort, evtl. Zeit, Landschaft bzw. Personen usw.,Handlungen, Farben- na, eben alles Wichtige). Wörterbücher standen zur Verfügung und wurden fleißig genutzt.Wir haben uns dann die Zeit genommen, alle anzuhören (immerhin 23 Schüler), aber es war ein Erfolg! Nach der Stunde fragten mich einige der Zaghaften, ob es denn wirklich in Ordnung war, trotz einiger Fehler natürlich. Ich sagte, ich hätte mich gefreut, so viel von ihnen zu hören, weiter so, und strahlend zogen sie von dannen.
    Ich weiß, ich bin bissel zu ausführlich geworden, aber ich wollte damit sagen, dass man nicht nur an den Texten kleben muss, sondern selber nette Sprechanlässe finden kann (wo auch ein Zuwachs an Vokabeln garantiert wird) und dass man den Schüchternen,Unsicheren eine Vorbereitungszeit zugestehen sollte (natürlich nicht immer möglich, klar).


    Gruß
    Basti zwei

  • Zitat

    Original von Schmeili


    Gibt es vielleicht Arbeitshefte zur Wortschatzarbeit, die du für einige Schüler verpflichtend machen könntest? Diese dann von Zeit zu Zeit einsammeln und nachsehen, ob sie bearbeitet wurden? (Oder Selbstkontrolle mit Lösungsband o.ä.)


    Zum Klett-Wortschatzbuch gibt es 2 Übungshefte (mit Lösungen, wenn ich mich richtig erinnere): hier und hier.
    Allerdings ist uns in der Schule gerade die Neuauflage (mit CD) ins Haus geflattert - ob es dazu schon Arbeitshefte gibt - wohl noch nicht.

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

  • Hallo Paulchen,
    erstmal möchte ich dich beruhigen. Ich bin auch in Niedersachsen, und ich habe vor einem Jahr das gleiche gedacht wie du, als ich meinen Frz-Kurs (jetzt Jahrgang 13) bekommen hatte. Mittlerweile bin ich ein bisschen ruhiger geworden, aber trotzdem: Ein bisschen aufgeregt bin ich schon, denn das wird für mich das erste Mal als Erstkorrektor sein.


    Ich bin der Meinung, dass Wortschatzbücher und sowas nur weiterer Ballast werden. Ich versuche, direkt bei dem anzusetzen, wo ich Probleme und/oder Lösungen vermute. Ich versuche, meine Schüler zu verbessern:
    1. Indem ich mit dem aktuellen Material noch mehr "allgemeine Vokabelarbeit" mache, d.h. z.B. aus einem Text alle Verben raussuchen (Verben sind ja das Wichtigste, gefolgt von Adjektiven). Aber natürlich müssen sie das dann auch lernen und abgefragt bekommen.
    2. indem ich sie lobe, wo sie was Gutes gemacht haben. Bei Klausuren muss man ja immer einen Kommentar drunter schreiben, das mache ich recht ausführlich und bestärke sie dann auch. Wenn man z.B. schreibt, dass sie weiterhin / verstärkt auf den Gebrauch von gérondif, Adjektiven etc achten sollen, dann machen sie das auch.
    3. Konsequenz ist auch vonnöten. Entgegen einiger anderen aus dieser Diskussion bin ich nicht unbedingt der Meinung, dass meine Schüler zu viel Arbeit mit den anderen Prüfungskursen haben - und überhaupt: Mein Grundkurs ist ja auch ein Prüfungskurs, ist ja bei dir genauso.
    4. Ein bisschen Auftrieb kriegen sie auch, wenn sie gut genug tournures kennen, also Wortmittel zum Verfassen von Texten. Ich habe ein ganz gutes Vokabelblatt zusammengestellt für Vergleiche ziehen. Denn Vergleichen ist in den letzten Abi-Prüfungen immer drangekommen, das ist ganz wichtig. Wenn die Schüler diese Bausteine können, dann kommen sie auch leichter in einen Schreibfluss rein und fühlen sich sicherer, und der Text steht irgendwie auf einem stabileren Gerüst. Nur weiß ich nicht, wie ich dir das Blatt zukommen lassen könnte, falls du überhaupt Interesse dran hast. Vielleicht Email an meine Schule (XXX) und mir (XX) deine Email ins Fach legen lassen? Der Kasten mit den Wortmitteln zum Vergleichen in dem Horizons Atelier Sicher ins Abi von Klett ist jedenfalls zu knapp, die Schüler können die Wörter nicht richtig syntaktisch und inhaltlich verwenden.
    5. Bestätigen möchte ich noch einen meiner Vorredner: Ich sammle auch manchmal Texte ein, und das, was mehrere Leute falsch machen, wird dann gezielt an der Tafel erklärt.
    6. Auf einer Fortbildung sagte mir eine im Zentralabitur erfahrenere Kollegin, dass die Schüler im Wesentlichen nur Französisch, Chrakaterisieren und Vergleichen können müssen. Es ist gar nicht soo viel, wie man erst denkt.
    7. Die Schüler sind im Wortschatz immer nicht so gut, jedenfalls im Grundkurs, und sie interessieren sich zum Teil auch nicht so dafür. Bei den Klausuren arbeiten sie ja mit Wörterbüchern, dabei können sie schon viel wieder wettmachen. Was man -glaub ich- gut mit ihnen üben muss sind Texte lesen und verstehen, aber das ist bei dem aktuellen Thema (Createurs de desirs) nicht so einfach, denn wir haben uns bislang hauptsächlich mit der Analyse von Werbung aufgehalten / aufhalten müssen. Man kann nicht alles auf einmal machen. Es kommen ja dann noch mehr Sachen, ich werde wohl die beiden Songs dann auch "textlich" ein bisschen genauer unter die Lupe nehmen.
    8. Die Themen- und Lektürenvorgaben in der Oberstufe Frz Niedersachsen sind in meinen Augen sehr problematisch. Ich möchte mich hier nicht aufregen und auslassen, aber man kann wohl letztlich sagen, dass gewisse Frustrationen auf Seiten der Schüler und auch des Lehrers vorprogrammiert sind. Nicht etwa, dass alles total schlecht wäre, aber in Teilen denke ich mir wirklich, dass ich da mit mehr Freiheiten und weniger Vorgaben besser mit meinem Kurs arbeiten und ihn vorbereiten könnte. Das Video von foule sentimentale ist totaler Schrott.
    9. Mir fällt noch ein, dass es auch ziemlich wichtig ist, den Schülern zu zeigen, dass man da auch ziemlich viel Arbeit reinsteckt, dass man das Beste zu machen versucht, und dass man sie möglichst individuell im Blick hat auch. So fühlen sie sich einerseits "emotional begleitet", gleichzeitig aber auch kontrolliert, zum Teil wenigstens. Das kann dann auch die Frustration vielleicht ein bisschen ausgleichen. Eine gute Stimmung jedenfalls ist wichtig. Wenn du das Band zu den Schülern verloren hast, lassen sie sich total hängen, glaube ich. Es ist echt ein Drahtseilakt zwischen Konsequenz und Hinweisen auf die Eigenverantwortung einerseits und der Fürsorgepflicht und Hingabe andererseits.


    So, nachdem du jetzt dies alles gelesen hast, hoffe ich, dass du wenigstens auch hilfreiche Tips gefunden hast. Ansonsten Sorry! :)


    Hamilkar

  • C'est sur que les plus faible auront beaucoup plus de travail à faire!


    Merci pour le site, je vais aller voir et le conseiller à mes chers élèves!

  • Hallo und lieben Dank für die ausführliche Antwort,


    ja.... über die Themen kann man sowieso streiten...


    Natürlich sammel ich auch Texte ein und bespreche dann die Hauptfehler mit allen und schreibe alles Wichtige dazu auch an die Tafel. Leider muss ich das dann wohl noch konsequenter in Vokabeltests nochmal abfragen... denn die Fehler wiederholen sich immer wieder.
    Ein Problem ist auch, dass vielen aus dem G8-Jahrgang der Zugang zum Thema schwer fällt ( O-Ton: Ich wüßte auch auf deutsch nicht, was ich dazu sagen soll - zum Lied "les choses" und der Frage "J'ai donc je suis")
    zudem fehlt ihnen jede Vorgehensweise, einen Text sinnvoll aufzubauen und angeblich gehen sie da selbst im Deutschunterricht nicht methodischer vor.
    Ich habe ihnen jetzt ein Methodenpaket kopiert und werde einzelne Sachen zwischendurch konsequent üben und einsammeln.
    An Ermunterungen kann es eigentlich nicht fehlen, ich freue mich wirklich über jede Meldung... nur wenn die Lieben ihre Texte und Ha. selbst zu Hause nur sehr spärlich vorbereiten und dann sagen, sie verstehen nichts... dann wünsche ich mir eben das notwendige Engagement für ein erfolgreiches Prüfungsfach.
    Naja, nun haben sie auch schon die erste Klausur geschrieben.. muss mal einen Blick rein wagen. Aber ich hab davor radikal zu ihren Gunsten zurückgeschraubt. Nochmal intensiv "Les choses " besprochen und eine hoffentlich gut zugängliche und für eigene Schreibideen offene Arbeit gestellt. Für die meisten war es so schon schwer genug... ist auch ein verdammt früher Termin gewesen.


    Also, ich werde mir alle eure Ratschläge mal notieren und das ganze auch etwas gelassener angehen und versuchen, zwischen die Vorgaben noch Übungen und themat. Wortschatzarbeit + Abfragen einzubauen.


    Lieben Dank!!

  • Ich bin in meinem Grundkurs dazu übergegangen, Vokabeln regelmäßig als Teil der Abfrage mit abzuprüfen. Andernfalls lernen oder wiederholen nur die wenigsten Schüler Wortschatz, was sich dann wieder in allen Bereichen bemerkbar macht, ganz gleich, ob es darum geht, etwas zu schreiben oder zu sprechen. Mir ist zwar klar, dass Wortschatzlernen den wenigsten Schülern Spaß macht und deshalb nur äußerst ungern betrieben wird, aber da führt kein Weg daran vorbei und deshalb auch die nötige "Motivationsspritze" durch die Abfragen.
    Seit diesem Schuljahr verwende ich in meinem Kurs auch ein neues Buch ("Wortschatz Französisch Oberstufe" Chresto-Verlag), mit dem ich sehr zufrieden bin. Ist thematisch geordnet, enthält viele Beispiele und Sprachbrücken zu anderen Sprachen. Das beste sind vor allem die zahlreichen Kollokationen zu den ganzen Wörtern, was mich auch dazu bewogen hat, dieses Buch zu verwenden. Man lernt gleich den richtigen kontextuellen Gebrauch mit statt lediglich Vokabelgleichungen auswendig zu lernen und man kann sie sich leichter merken. Meine Schüler machen zumindest weniger Fehler und können sich leichter und besser ausdrücken als vorher.

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