ACHTUNG UMFRAGE: GTS

  • Hallole liebe Forengemeinde,


    im Folgenden eine Frage und ich freue mich auf zahlreiche Antworten und Meinungen!


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    Thema: GTS in der Hauptschule - sinnvoll oder sinnlos ?
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    Ceterum censeo:


    Auch wenn ich nun direkt die Forengemeinde polarisiere, so denke ich, dass die GTS in der HS momentan eine reine Aufbewahrungsanstalt für die ungeliebten Kinder mehr oder weniger unfähiger Eltern ist. Hinzu kommt (so die GTS zum MUSS wird), dass ich hier die individuelle Entwicklung eines jeden Kindes massiv gestört sehe und da geht bei mir als Liberaler die Hutschnur hoch !


    Außerdem behagt es mir nicht, die Kids so früh als möglich in des Staats Hand zu geben und damit der Obhut des Familiennetzes zu entziehen...irgendwie riecht dies auch nach Sozialstaat und ein Touch von den Kommunisten hängt in der Luft...
    (Mir ist das Problem der sozialen Umstände wohl bewußt, aber auf diese Art und Weise bekommt man dies nicht in den Griff, sondern man festigt nur die Wählerstimmen. Wann erkennt endlich jemand, dass nicht die Kids das Problem sind, sondern die Eltern und der Hexenhammer vom Elternwillen?!)



    Hier muss sich grundlegend etwas ändern, denn ich bin nach 6h Frontarbeit am Arsch (man entschuldige den Ausdruck) und habe dann keine Nerven mehr auf die überreizten Kids in der GTS. Zudem ist nicht meine Aufgabe, den Betreuer zu spielen.


    An dieser Stelle mein Modell, um die Frage der GTS ein wenig besser in den Griff zu bekommen:


    Ich würde die gesamte Phalanx der Sozialarbeiter am Nachmittag auf die Kids loslassen. Die sind zum einen ausgeruht, weil sie die frühen Tageszeiten meiden, zum anderen sind sie für diese Aufbewahrung (es ist nichts anderes) besser ausgebildet, da kein Unterricht zu machen ist, sondern lediglich Aktivitäten, AGs und Hausaufgaben zu betreuuen.
    (Dazu eine Bemerkung:Ich halte den Begriff Hausaufgaben für sinnlos, wenn diese in der GTS erledigt werden sollen! Hinzu kommt, dass die alleinige Beschäftigung mit dem Stoff und das Reflektieren der Sinn und Zweck von HA sein sollte.)


    HUGH! Ich habe gesprochen :O


    Martin

    Wer den Applaus der Menschen sucht, der wird deren Gefangener !

  • Howdee, Cowboy!


    Die Ganztagesschule an Hauptschulen wird wohl kommen (müssen). Die Verwahrlosungstendenzen der Kids sind ZU eklatant.


    Ob die Betreuung jedoch von den Lehrerkollegen - neben dem Deputat - erledigt werden muss, wird wohl durch harte Kämpfe entschieden werden.


    Da kann man ALLEN nur raten, die einzig sinnvolle Möglichkeit in Betracht zu ziehen: In die Gewerkschaft einzutreten und den dort derzeit "Aktiven" in den Hintern zu treten - oder selbst rechtzeitig (innerhalb der Gewerkschaft) den Widerstand zu organisieren.


    Zu deinen Argumenten gegen die GTS:-
    Welchem Familiennetz sollen die Kids entzogen werden? Bei den meisten sehe ich keins.
    Mit Arbeitsgemeinschaften ist eine individuelle Förderung der Kinder wohl eher möglich als durch die Inobhutgabe der Kids durch die Eltern an Playstation & Co - hier geschieht nämlich die WIRKLICHE Gleichschaltung.


    Und sonst: ACK: Schafft Arbeitsplätze für Sozialarbeiter!

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

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    • Offizieller Beitrag

    Mal aus der Praxis, da ich an einer Ganztagsschule unterrichte. Unsere Schule ist eine Realschule, aber das Einzugsgebiet ist größtenteils eher sozial schwach, also passt es ja zu deiner Ausgangsfrage.


    Bei uns machen ausschließlich Lehrer sowohl den Vormittags- als auch den Nachmittagsunterricht und die Nachmittagsangebote. Als ich neu an die Schule kam, war ich auch nicht sehr begeistert von Ganztagsschulen, aber inzwischen überwiegen für mich die Vorteile deutlich.


    Und: Auch wenn ich es manchmal sehr anstrengend finde, mehrere Nachmittage zu unterrichten, finde ich es für die Kinder - besonders diejenigen, die aus sehr schwierigen Elternhäusern kommen - wirklich genial. Ich war anfangs sehr skeptisch, aber ich habe den direkten Vergleich mit der Schule, an der ich Ref gemacht habe, die von der Größe, dem Einzugsgebiet und der Sozialstruktur her vergleichbar war. Und ich kann mit Sicherheit sagen, an meiner jetzigen Schule gibt es viel weniger Probleme und die Schüler entwickeln viel stärker ihre eigene Persönlichkeit und auch eine stärkere Sozialkompetenz.


    1. Durch die Förderangebote, die man an einer reinigen Vormittagsschule in dem Maße eben nicht anbieten kann, kann man einige - wenn natürlich auch nicht alle - Schwächen abfangen. Wir haben so viele Möglichkeiten, spezielle Förderungen und ähnliche Dinge anzubieten - v.a. weil wir an der Ganztagsschule auch viel mehr Lehrpersonal haben.


    2. Unsere Schule "lebt" wirklich. Wenn man nachmittags durch die Gänge geht, ist überall was los. Im einen Raum hört man eine Schülerband, im nächsten sieht man die Theater-AG, andere gestalten den Schulhof etc. Die Schüler kennen sich untereinander, man kennt nicht nur die Schüler der eigenen Klasse und helfen sich - z.B. bei der Hausaufgabenbetreuung auch gegenseitig. Lehrer und Schüler lernen sich ganz anders kennen als beim konventionellen Unterricht. Schule ist bei uns viel mehr Lebensraum als ich das von meiner alten Schule her kannte. Gerade dies ist ja besonders wichtig für diejenigen Schüler, die zu Hause wenig Zuwendung haben. Durch den Ganztag haben die Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, viel mehr Möglichkeiten, Deutsch zu sprechen. Auch das merkt man deutlich.


    3. Insbesondere Schüler, die von Zuhause her wenig Input haben, können sich dort wahnsinnig gut entwickeln. Dort haben sie Gelegenheiten, die sie sonst nicht haben, in allen möglichen Bereichen gefördert zu werden. Das ist in meinen Augen einer der größten Vorteile. So entwickelt zum Beispiel das schüchterne türkische Mädchen, das von Haus aus wenig darf und bestimmt nicht in irgendwelchen Vereinen ist, in der Theater-AG ein ziemlich gutes Selbstbewusstsein.


    4. Durch das offene Arbeiten am Nachmittag sehen die Schüler die Schule eben nicht mehr nur als "Lernanstalt".


    5. Für die Lehrer hat es die Vorteile, dass man - zumindest dann, wenn man Schule eben nicht nur als Lernanstalt sieht, sondern auch Projekte, AGs etc. als wichtig ansieht - viel mehr Möglichkeiten hat. Man kann z.B. nachmittags mit einem Teil seiner Klasse im Förderunterricht gezielt an deren Schwächen arbeiten, man kann aber auch mit den leistungsstarken Schülern an einem Wettbewerb teilnehmen, man kann spezielle AGs anbieten und und und. Ich fand es an meiner alten Schule, an der es 2 oder 3 AGs und eine einzige Fördergruppe für die ganze Schule gab, sehr frustrierend, ständig an Grenzen jeglicher Förderung zu stoßen.


    Ich glaube auch nicht, dass wir Lehrer durch den Ganztag wesentlich mehr arbeiten als an anderen Schulen - wir haben halt andere Arbeitszeiten. Aber durch das lange In-der-Schule-Bleiben ist die Zusammenarbeit zwischen den Lehrern auch sehr gut.


    Aber: Eine Ganztagsschule muss ein gutes Konzept haben. So muss sie personell gut ausgestattet sein, die Lehrer müssen jede AG-Stunde als volle Stunde bezahlt bekommen, es muss auch Förder- und sonstige Konzepte geben etc. Dann hat die Ganztagsschule tatsächlich gute Chancen.

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