Erfahrungen: Gestaltung der ersten Stunden und "Erziehungsmaßnahmen" bzw. Reaktionen auf Störungen

  • Hallo, da ich bald meine ersten Stunden halten muss, wollte ich mich mal unter den "Erfahreneren" umhören:


    Wie startet Ihr mit einer neuen Klasse (in meinem Fall 8.-10.)bzw. im neuen Schuljahr? Damit meine ich nicht das Fachliche, sondern eher das "drumherum", das Zwischenmenschliche. Wie genau stellt Ihr Euch vor? Wie lernt Ihr die Schüler kennen? Steckt Ihr Erwartungen ab und wenn ja, in welcher Form? Gebt Ihr Übersichten über den Stoff und Lernziele wie zB an der Uni oder meint Ihr, das überfordert die Schüler eher. Womit habt Ihr gute erfahrungen gemacht und wmoit schlechte


    Das Gleiche dann nochmal im Kleinen: wie und womit beginnt Ihr die Stunden?



    Der zweite Fragenkomplex zielt auf Euer Verhalten bei Störungen ab: Wie geht Ihr damit um, wenn jemand reinredet, Hausaufgaben nicht macht, nicht aufpasst, herumläuft o.Ä.. Für mich wäre besonders interessant, wie es im Zeitverlauf aussieht. Habt Ihr gemerkt, dass Ihr Euch ganz anders verhaltet, als Ihr es euch zu Beginn Eures Refs vorgestellt habt?


    (Hintergrund der letzten Frage: ich denke jeder nimmt sich vor, locker, entspannt aber irgendwie konsequent und "leitend" zu sein- ich habe aber inzwischen schon so viele Lehrer gesehen, die alles andere als entspannt, positiv gestimmt oder gar etwas humorvall waren, sondern die eher sehr verbissen wrikten, sich auf machtkämpfe einliessen oder sich persönlich angegriffen zu fühlen schienen. Das lässt in mir die vage und nicht besonders bahnbrechende Vermutung aufkommen, dass es da öfter ein "Theorie-Praxis-gap" zu geben scheint :D Wie sind eure Erfahrungen?)



    ich würde mich insgesamt natürlich sehr über eine rege Diskussion freuen und hoffe, anhand meiner bisherigen (allerrdings eher spärlichen) erfahrungen dazu beitragen zu können. Ansonsten werde ich das gerne nach Schuljahresbeginn nachholen 8)

    • Offizieller Beitrag

    In der Mittelstufe geh ich in den meisten Fällen davon aus, dass die Schüler sich bereits kennen: Da stelle ich selbst mich kurz mit der Fächerkombi vor, erkläre, wie viele Tests und Arbeiten ich schreiben werde, erläutere, wie die Noten zustande kommen und kläre erste Fragen ab. Ganz wichtig ist auch der Sitzplan, den ich entweder Schülern erstellen lasse- oder, so ich nicht die Klassenlehrerin bin, von der bereits bekommen habe.
    Dann bespreche ich mit den Schülern zusammen notwendige Konsequenzen bei Störverhalten, fehlenden Hausaufgaben etc. In den meisten Fällen haben sie bei anderen Lehrern schon Verhaltensweisen erlebt, die sie gut fanden und bringen das jetzt zur Sprache und ich überlege mir, ob ich dieses Vorgehen übernehmen will. Seltener, kann aber auch passieren, verweigern hier die Schüler die Mitarbeit, dann lege ich meine eigenen Regeln fest. Grundsätzlich gilt: "Der hat aber auch..." gibt es nicht, wer erwischt wird, muss für seinen eigenen Blödsinn gerade stehen. Bei ersten Störungen ermahne ich immer mit Namen, wenn das nichts hilft, gibt es bei der dritten Störung eine Zusatzarbeit (bei mir besonders beliebt- Konjugieren von frz. Verben- die Schüler lernen dabei gleichzeitig noch was und es ist wirklich viel Arbeit). Wer die Hausaufgaben drei Mal nicht gemacht hat, muss dann nachmittags zur Nacharbeit erscheinen, ebenso jemand, der konsequent zu spät kommt. Diskussionen im Unterricht gibt es nicht, dafür nehme ich mir entweder in der Pause oder nach Schulschluss Zeit- komischerweise kommen da dann doch sehr wenige Schüler. ;)
    Der Stundenanfang läuft bei mir - außer in der Abiturklasse- immer gleich ab- ich komme rein, die Schüler stehen auf- ich begrüße sie und lasse sie sich wieder hinsetzen. Ich finde das auch überhaupt nicht lächerlich oder demütigend, es ist einfach ein Zeichen für die Schüler, dass jetzt der Unterricht beginnt und ihre Aufmerksamkeit gefragt ist.
    Grundsätzlich finde ich, das Konsequenz die positive Grundstimmung eher fördert, wobei ich dir wirklich den Ratschlage gebe, zu Anfang eher strenger zu sein und weniger entspannt- entspannen kannst du dich dann, wenn der Unterrichtsalltag einigermaßen gut läuft.
    Das bei allen ganz jungen Lehrern zu Beginn so erstrebte Ziel: "Ich will ein beliebter Lehrer sein!" wird nicht durch lockeres Verhalten erreicht- dann machen die Schüler nämlich gern, was sie wollen und der Lehrer wird nicht mehr ernstgenommen- sondern durch Konsequenz.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Unter dem Punkt Lehramt - Sek.I/Sek.II/Berufschulen gibt es ein Thema, das u.a. auch zu deiner Frage von oben passt. Sind super Anregungen und Ideen dabei. Das Thema lautet Durchgreifen - eure besten Sanktionen (oder so ähnlich)...


    LG :)

  • danke, ich werde mir das mal zu Gemüte führen (Irgendwie konnte ich die Seite sehr lange nicht erreichen). Inzwischen habe ich die erste Woche (relativ erfolgreich, wie ich finde) hinter mich gebracht. Wir haben aber auch prinzipiell sehr nette und höfliche schüler, auch wenn die natürlich in den 8. Klassen schon ein enormes Mitteilsungsbedürfnis haben;-)



    Ich stelle auch gerade fest, dass ich mit der richtigen Vermittlung des Stoffes, dem Hineinversetzen in die Schüler (verstehe ich das so, wie lerne ich es am besten) und der Erstellung der Stundenkonzepte am meisten "schwierigkeiten" habe. Mal sehen, wa sich dafür für Lösungen finden kann...


    Lustigerwiese sind die von mir intuitiv gewählten Regeln ähnlich wie obenstehende.



    Fühle mich sehr wohl und hoffe, dass ich in den nächsten Tagen / Wochen / Monaten / Jahren noch ganz arg viel dazulerne!

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