Wie ist die Lage an Gym/Ges in NRW?

  • Zitat

    Original von Hermine
    [...] sein Gehalt mal mit einem Durchschnittsgehalt zu vergleichen (nein, nicht Manager oder Ingenieur, sondern z.B. Journalist oder ähnlichem)- da schneidet ein angestellter Lehrer immer noch sehr gut ab!


    Warum? Weil Manager (oft BWLer) oder Ingenieure nur fünf Jahre studieren und nicht 5+2=7 Jahre (inkl. Referendariat)?


    Und das Beispiel mit den Journalsiten ist ein Witz: Es gibt keine festgelege Ausbildung für einen "Journalisten", so kann sich jeder nennen, die massenhaften Internet-Blogs zeigen es. Bei einem massenhaften Überangebot von "Journalisten" müssen diese sich nicht darüber wundern, dass sie weniger als andere verdienen. Bei Lehrkräften haben wir mittlerweile in bestimmten Schulstufen in einigen Fächern einen eklatanten Mangel an ausgebildeten Bewerbern. Eigentlich müssten die Gehälter dort steigen.


    Aber solange es immer noch die folgende Sichtweise gibt:

    Zitat

    Original von monalila
    Wenn man Lehrer sein will, sollte man in erster Linie Pädagoge sein. Wenn die Schüler dir wichtig sind, dann wirst du trotz aller Widrigkeiten in diesem Beruf eine Menge Befriedigung erfahren können - denn dann schaust du nicht auf Geld, Zeit, Regeln etc. [...]


    wird sich wohl wenig ändern.


    ICH mache den Job nicht aus Idealismus sondern wegen des Geldes. Mangels Lottogewinn oder gutverdienendem Ehepartner kann ich mir auch keine andere Einstellung leisten.


    Gruß!

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Zitat

    oder ich wenigstens eine Chance erkenne, sie in meinem Sinne zu verändern.


    Ich verstehe, was du meinst, sogar ziemlich gut. Ich hadere auch immer mal wieder mit dem System, das im Laufe der letzten Jahre eher schlechter als besser geworden ist.
    Meiner Ansicht nach kommt man aber nicht umhin letztlich zu akzeptieren, dass man am System nichts groß ändern kann. Wenn du in den Schuldienst zurückgehst, wirst du hinnehmen müssen, dass die Gegebenheiten nicht wirklich nach deiner Nase sind. Faktisch sind sie komplett nach niemandes Nase. Irgendwas ist immer. Das ist ja in jedem Job so. Es gibt bloß Leute, die sich besser oder schlechter arrangieren - auch im Lehrerberuf.


    Wenn du ernsthaft wieder zurück in den Schuldienst willst, kannst du ja erstmal nach einer Teilzeit-Option Ausschau halten. Dann bricht nach der längeren Auszeit nicht alles über dich herein und du kannst dich in die Tätigkeit reinfinden. Und gucken, wie´s dir damit geht. Dass du mit so einer zögernden Haltung und evtl. auch aufgrund deiner "brüchigen" Laufbahn nicht gerade zur direkten Verbeamtung aufforderst, ist leider so.
    Mit deiner Fächer-Kombi wird man in dich allerdings - nicht nur in NRW - durchaus begrüßen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Antigone ()

  • Zitat

    Original von Cancun


    sowie einer etwas exotischen beruflichen Laufbahn


    Die interessiert mich ja jetzt.

    • Offizieller Beitrag

    Ich verstehe den Vorwurf an mich nicht ganz, ich hätte mich in meinem Post nur auf die Beziehungsebene bezogen:
    In seinem Ausgangspost schrieb Cancun explizit, er fände den Job unter den von ihm genannten Bedingungen zum Kotzen. Diese Aussage habe ich lediglich aufgenommen.
    Und, von mir aus mögt ihr es nicht Idealismus nennen, sondern Spaß am Job oder wie auch immer, ich denke immer noch nach wie vor, ein Lehrer, der jeden Tag in die Schule trottet, jeden Tag seinen Alltagsunterricht abliefert und das nicht, um den Kindern was beizubringen, sondern nur und ausschließlich um Geld zu verdienen, hat seinen Beruf verfehlt.
    In Bayern, Cancun, aber das meine ich aus dem Post herausgelesen zu haben, kommt für dich sowieso nicht (mehr) in Frage, müsstest du vermutlich nur Chemie geben, da es hier einen eklatanten Chemielehrermangel, dafür aber viele Sprachenlehrer gibt.


    Mikael: Warum wechselst du dann nicht in die Wirtschaft? Dort wird man doch angeblich deutlich besser bezahlt? Und das weiß man doch eigentlich schon vor Beginn des Studiums?

  • Zitat

    Original von Hermine
    Ich verstehe den Vorwurf an mich nicht ganz, ich hätte mich in meinem Post nur auf die Beziehungsebene bezogen:
    In seinem Ausgangspost schrieb Cancun explizit, er fände den Job unter den von ihm genannten Bedingungen zum Kotzen. Diese Aussage habe ich lediglich aufgenommen.


    Dieses "Aufnehmen" ist eine Übersetzungsleistung, bei der du die Aussage 'Die gegenwärtigen Rahmenbedingungen finde ich unattraktiv.' übersetzt in: 'Der Job ist zum Kotzen.' Das steht aber nirgendwo in Cancuns Beiträgen.


    Und dann implizierst du, dass diese Unzufriedenheit sich in Alltagstrott mit Söldnermentalität niederschlage:


    Zitat

    Und, von mir aus mögt ihr es nicht Idealismus nennen, sondern Spaß am Job oder wie auch immer, ich denke immer noch nach wie vor, ein Lehrer, der jeden Tag in die Schule trottet, jeden Tag seinen Alltagsunterricht abliefert und das nicht, um den Kindern was beizubringen, sondern nur und ausschließlich um Geld zu verdienen, hat seinen Beruf verfehlt.


    Auch das schreibt Cancun nicht, sondern vielmehr beinahe das Gegenteil, wenn er sich Sorgen darum macht, ob er jedem Schüler gerecht werden kann in einer Lerngruppe von 35. Also auch hier: Interpretation - und zwar auf der Grundlage vermuteter Einstellungen.


    Also wenn das keine Lektüre auf der Beziehungsebene ist?! Eigentlich ein Musterbeispiel für den Deutschunterricht.

    Einmal editiert, zuletzt von philosophus ()


  • Hallo Cancun,


    ich unterrichte an einer Gesamtschule im Ruhrgebiet, die aufgrund eines tollen Kollegiums und eines hervorstechenden pädagogischen Konzeptes meines Traumschule ist. Ob sie auch für Dich in Frage kommen könnte?


    Aufgrund eines miserablen Rufes, der allerdings unverdient ist und eines hohen Anteils an Schülern mit Migrationsanteils haben wir Schwierigkeiten mit der Stellenbesetzung.


    Schicke mir eine PN, falls Du mehr über meine Schule wissen möchtest.


    Auch wenn Du nicht so gerne an eine Gesamtschule möchtest, es gibt gegenüber dem Gymnasium doch Vorteile, die ich nicht missen möchte. Hierzu gehören z.B. die Ausstattung - jeder Lehrer hat einen eigenen Schreibtisch - und die Kollegen - man hilft sich untereinander.

  • Zitat

    Original von Hermine
    Mikael: Warum wechselst du dann nicht in die Wirtschaft? Dort wird man doch angeblich deutlich besser bezahlt? Und das weiß man doch eigentlich schon vor Beginn des Studiums?


    Weil ich "auf Lehrer gelernt" habe und damit mein Geld verdienen will. Mich wundert immer wieder, warum bei fast allen Berufsgruppen es als in Ordnung angesehen wird, wenn man primär mit seinem Beruf Geld verdienen will, nur die Lehrkräfte sollen "Idealismus" an die erste Stelle setzen? Nicht mit mir.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat

    Original von Mikael
    Bei Lehrkräften haben wir mittlerweile in bestimmten Schulstufen in einigen Fächern einen eklatanten Mangel an ausgebildeten Bewerbern. Eigentlich müssten die Gehälter dort steigen.


    Stattdessen versuchen man ja, Billigbewerber aus dem Ausland und andere Seiteneinsteiger zu locken, wenn ich das recht sehe.


    Zu meiner Zeit im Referendariat hatten wir den Eindruck, dass die Personallage an einer gegebenen Schule erheblich daran hängt, ob der Schulleiter einen guten Draht zur Verwaltung hat. Der Leiter meiner Ausbildungsschule hatte sich mal irgendwann einen ziemlichen Eklat geleistet und bekam es irgendwie zwischenmenschlich nicht gebacken, und entsprechend groß war die Personalnot


    Er bekam dann beispielsweise in meinem Jahrgang gleich drei Referendare für das zuvor ausgefallene Hauptfach - mit dem Resultat, dass die noch nicht mal ihren BDU vollumfänglich ableisten mussten, wären es in anderen Fächern zu katastrophalem Unterrichtsausfall kam. Sprachen, Mathe... ich erinnere mich an eine Stunde bei Elftklässlern, die sich nach einer mathefreien Mittelstufe kurz vor knapp noch das Lösen linearer Gleichungssysteme reinpfeiffen mussten. Damals eigentlich Stoff der neunten Klasse, wenn ich das recht sehe.


    Hatten die ein Glück, dass dann das Zentralabi kam.

  • Zitat

    Original von Antigone
    Mit deiner Fächer-Kombi wird man in dich allerdings - nicht nur in NRW - durchaus begrüßen.


    DAS hab ich allerdings schon mal gehört, nämlich bei meiner Abwanderung nach Süddeutschland damals. Da hieß es in einem Bundesland auch "massiver Chemikermangel - Stelle garantiert." Ende vom Lied war aber kein einziges reguläres Angebot trotz zwei, drei Dutzend Auswahlgesprächen. Da kamen die Bewerber zu den Gesprächen stellenweise kurz vor knapp aus Berlin mit dem Flieger.


    Die Stelle hab ich dann nur aus "politischen" Gründen bekommen, nachdem das reguläre Verfahren ausgelaufen und der Markt wirklich komplett leergefegt war. Von einer Schulleiterin mit guten Connections, die vor ihrer Versetzung noch auf die Schnelle die Personallage an der alten Schule aufpolieren wollte. Nach einem katastrophal schlecht gelaufenen Auswahlgespräch. Unter regulären Umständen hätten sie nach dieser Farce meine Unterlagen schon weggeworfen, bevor ich das Schulgelände verließ.

  • Zitat

    Original von Mikael
    Mich wundert immer wieder, warum bei fast allen Berufsgruppen es als in Ordnung angesehen wird, wenn man primär mit seinem Beruf Geld verdienen will, nur die Lehrkräfte sollen "Idealismus" an die erste Stelle setzen?


    Wird es nicht unbedingt. Jedenfalls darf man das in der Wirtschaft genau so wenig zugeben, sondern es ist seit geraumer Zeit en vogue, dass man eine "persönliche Vision" oder so was hat.


    Wenn man bei einem Auswahlgespräch bei einem Wirtschaftsunternehmen auf die Frage, was einen an dem Job reizt, keine bessere Antwort hat als "Grundgehalt, Boni und Dienstwagen" oder "ich hab nix anderes gelernt", dann müsste man im Grunde gar nicht erst hinfahren.


    (Dass man es trotzdem tun würde, weil dort im Unterschied zum Schuldienst das Unternehmen die Reisekosten trägt, steht auf einem anderen Blatt :D)

  • Die Diskussion um Fach- und Klassenräume, die sich hier entzündet hat, ist ja ein eigenes, interessantes Thema, das aber in den ganzen ad-hominem-Scharmützeln unterzugehen droht; ich habe die entsprechenden Beiträge abgespaltet, die Diskussion kann hier weitergehen.

  • Man kann die Sache mit der Bezahlung für angestellte Lehrer (so einer bin ich/NRW) im Gegensatz zu den verbeamteten Lehrer ja auch mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten: Familie
    Ich kann mit der Anstellung an einem Gymnasium meine Familie leichter organisieren als mit einem Job in der freien Wirtschaft. Als Mama eines kleinen Sohns möchte ich auch ein wenig Zeit mit ihm verbringen und in der freien Wirtschaft gibt es zumeist nur Fulltime Jobs (9-17/18 Uhr) oder eben irgendwelche HiWi-Teilzeitjobs, die aber jemandem mit Studium so gar nicht gerecht werden (überqualifiziert)
    Auch die Flexibilität ist in der freien Wirtschaft nicht gegeben. An der Schule habe ich viele Möglichkeiten (12, 14, 18, 20, 25 Stunden), die man auch in Absprache durchaus entsprechend wechseln kann. So, wie es die privaten Umstände eben erfordern. Das macht in der Wirtschaft keiner mit.
    Also, mal ein anderer Ansatz, der mich als angestelle Lehrerin (vielleicht lässt sich da aber mit der neuen Obergrenze 40 ja doch was dran ändern) zu der Entscheidung für die Schule und gegen die Wirtschaft (habe ich auch schon einige Jahre kennengelernt) gebracht hat. Neben dem Spaß, den ich bei der Arbeit mit den Kids empfinde.

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