Wie ist die Lage an Gym/Ges in NRW?

  • Servus,


    nachdem die Höchstaltersgrenze zur Verbeamtung in NRW unversehens vor den Sommerferien ja auf 40 Jahre raufgesetzt worden ist, spiele ich mal wieder mit dem Gedanken, mich doch noch mal zu bewerben. Fächer Englisch/Chemie, eher Gym als Ges.


    Allerdings gibt es da ja trotz allem noch zahlreiche sehr abschreckende Faktoren, die einem das Leben an den Schulen des Landes NRW gründlich verleiden können... allein das Chaos mit dem Zentral-Abi... die ebenso verkorkste Umstellung auf das G8... nach wie vor auch trotz der neuesten Einstellungsoffensive offenkundig viel zu wenig Lehrer...


    Ich hab diesen Sommer einem Achtklässler etwas Nachhilfe gegeben, der hat nach wie vor 35 Schüler in der Klasse. An dem Verteilungsschlüssel hat sich also offenbar nix geändert.


    Mit allen Konsequenzen für den Unterricht. In Mathe beispielsweise spielte irgendwelcher Kontext da anscheinend überhaupt keine Rolle, da wurde offenkundig stupide gepaukt.


    Wie seht ihr das so?

  • Das ist doch von Schule zu Schule unterschiedlich. An meiner Schule gibt es z. B. Klassen mit 24 Schülern, in anderen Jahrgängen sind es dann mal um die 30, weil Klassen zusammengelegt werden mussten. Und was das Chaos mit dem Zentralabi angeht: das hatte Hessen doch im letzten Jahrgang auch.


    Was genau hindert dich daran, dich noch einmal zu bewerben?

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Cancun
    Allerdings gibt es da ja trotz allem noch zahlreiche sehr abschreckende Faktoren, die einem das Leben an den Schulen des Landes NRW gründlich verleiden können... allein das Chaos mit dem Zentral-Abi... die ebenso verkorkste Umstellung auf das G8... nach wie vor auch trotz der neuesten Einstellungsoffensive offenkundig viel zu wenig Lehrer...


    Das Zentralabitur ist dabei, seine Kinderkrankheiten zu überwinden. Die dicken Fehler sind ja diesmal ausgeblieben - über das Niveau der jeweiligen Fächer kann man aber streiten.


    Was die G8 angeht, so leidet nach wie vor die "Speerspitze", also die jetzt am Montag beginnenden 9er, am meisten.
    Mittlerweile sind die schulinternen Curricula erstellt, die Lehrwerke verfügbar und die Lehrer haben sich an die Umstellung gewöhnen können.
    Die Speerspitze der G8 wird jedoch zweifelsohne die Suppe auslöffeln dürfen, weil sie zu einem Zeitpunkt antreten musste, als die Rahmenbedingungen für die G8 noch gar nicht hergestellt waren. (Lehrpläne, Lehrwerke etc.).


    So gesehen sollte Dich das nicht hindern.


    Zitat


    Ich hab diesen Sommer einem Achtklässler etwas Nachhilfe gegeben, der hat nach wie vor 35 Schüler in der Klasse. An dem Verteilungsschlüssel hat sich also offenbar nix geändert.


    Das ist die besondere Situation genau dieser einen Schule, an der der Schüler ist.
    In meiner Klasse sind 22 Schüler.


    Zitat


    Mit allen Konsequenzen für den Unterricht. In Mathe beispielsweise spielte irgendwelcher Kontext da anscheinend überhaupt keine Rolle, da wurde offenkundig stupide gepaukt.


    Damit kannst Du Aussagen über im Regelfall maximal zwei Lehrer machen. Nicht mehr - nicht weniger.


    Ich würde das also als einen Einzeleindruck betrachten, der nicht repräsentativ für die Gesamtsituation ist. Diese lässt sich noch nicht einmal klar umreißen, da das von Region zu Region und von Schule zu Schule unterschiedlich ist.


    Wenn Du Lehrer werden willst, dann tu es.


    Vermurkste Reformen, Bildungsbürokratismus, Bildungspolitiker, die keine Ahnung haben (aber dafür leider die Macht), wirst Du überall und zu jeder Zeit finden.


    Gruß
    Bolzbold

  • "Lehrer" ist meiner Meinung nach kein "Job", bei dem man sich danach richten kann, was man verdient (zu wenig), wer die Chefs sind (nicht immer die Fähigsten), welche Arbeitszeiten man hat (zu lange), sondern ein Beruf (man beachte die Verwandtschaft mit dem Wort Berufung).


    Wenn man Lehrer sein will, sollte man in erster Linie Pädagoge sein. Wenn die Schüler dir wichtig sind, dann wirst du trotz aller Widrigkeiten in diesem Beruf eine Menge Befriedigung erfahren können - denn dann schaust du nicht auf Geld, Zeit, Regeln etc. und auch die Schüler schauen nicht nach deinen Examensnoten oder sonstigen gesellschaftlichen "Leistungen".


    Das klingt vermutlich altbacken und weltfremd.


    Meine Erfahrung (ich bin 49) sagt mir aber, dass ich mit dieser Einstellung weit besser fahre und viel zufriedener (natürlich nicht immer) bin, als Kollegen, die auf Karriere, Erfolg und Leistung schauen - da ist man in der Schule vermutlich falsch.

  • Zitat

    Original von monalila
    Wenn man Lehrer sein will, sollte man in erster Linie Pädagoge sein. Wenn die Schüler dir wichtig sind, dann wirst du trotz aller Widrigkeiten in diesem Beruf eine Menge Befriedigung erfahren können - denn dann schaust du nicht auf Geld, Zeit, Regeln etc. und auch die Schüler schauen nicht nach deinen Examensnoten oder sonstigen gesellschaftlichen "Leistungen".


    Das klingt vermutlich altbacken und weltfremd.


    Altbacken weniger, aber halt idealistisch bis an die Grenze der Blauäugigkeit.


    Wenn Schüler mir wichtig sind und ich dann womöglich sogar mehrere Klassen habe, in denen ich 35 von der Sorte abfertigen muss (von unterrichten kann ja da keine Rede mehr sein); wenn die 35 sich dort infolge der Zimmergröße gegenseitig auf dem Schoß sitzen; wenn die Ausstattung von vorn bis hinten nicht reicht; wenn die Sekretärin noch nicht mal die Email-Adresse der Schule kennt - dann kann ich halt gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.


    Und das alles noch als Angestellter zu TVL-Konditionen zu machen, also für einen Hauch mehr als eine Kassiererin beim Aldi nach Hause bringt, während Kollegen wie Du als Beamte für die gleiche Arbeit das Doppelte bis Dreifache bekommen, kann ich bei aller Liebe nicht mit meinem Selbstwertgefühl vereinbaren. Sorry.


    Vor allem wenn ich dann noch erleben muss, was gewisse ältere Kollegen sich an "Leistung" abzuliefern erdreisten, während man von mir als vergleichsweise jüngerem Pädagogen alle möglichen Ansprüche an Innovation etc. stellt.


    Möglicherweise bin ich da desillusioniert bis an die Grenze des Zynismus, das will ich nicht verhehlen.

  • Hm, so "aus der Lameng" heraus: Wenn ich den Tenor deiner Beiträge richtig deute, kannst du in der Schule nur unglücklich werden. Insofern: wenn sich Dir irgendeine Alternative bietet, ergreif diese.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Cancun
    Und das alles noch als Angestellter zu TVL-Konditionen zu machen, also für einen Hauch mehr als eine Kassiererin beim Aldi nach Hause bringt, während Kollegen wie Du als Beamte für die gleiche Arbeit das Doppelte bis Dreifache bekommen, kann ich bei aller Liebe nicht mit meinem Selbstwertgefühl vereinbaren. Sorry.


    Also das Doppelte oder gar Dreifache stimmt de facto so nicht. Es mag sein, dass Du hier rhetorisch übertreiben wolltest. Klar gibt es einen spürbaren Unterschied in der Bezahlung, aber wenn es aus Deiner Sicht nur unwesentlich mehr ist als bei Aldi an der Kasse, dann wäre Aldi doch die bessere Wahl, oder? :D


    Zitat


    Vor allem wenn ich dann noch erleben muss, was gewisse ältere Kollegen sich an "Leistung" abzuliefern erdreisten, während man von mir als vergleichsweise jüngerem Pädagogen alle möglichen Ansprüche an Innovation etc. stellt.


    Die "älteren" Kollegen müssen im Grunde dieselbe Leistung erbringen. Einige haben aber gemerkt, dass man ihnen kaum etwas kann, wenn sie sich nur wenig engagieren.
    Dieser Beruf lebt (leider) vom Berufsethos und dem Idealismus, den übrigens auch ältere Kollegen noch haben können. Leider werden dieses Ethos und der Idealismus über die Jahre auf eine harte Probe gestellt - das muss ich nach nur vier Jahren in Amt und Würden klar konstatieren.


    Wenn Dein Bild von Schule folgendes ist:
    - marodes Gebäude, zu kleine Räume, zu große Klassen, unfähiges Schulpersonal
    - schlechte Bezahlung als TV-L-Lehrer
    - faule ältere Kollegen / Anspruchsunterschiede


    ... dann solltest Du kein Lehrer werden.


    Da wäre die Aldi-Kasse in der Tat stressfreier. Und die Preise muss man ja mittlerweile auch nicht mehr auswendig lernen.


    Gruß
    Bolzbold

  • Zitat

    Original von Bolzbold
    Also das Doppelte oder gar Dreifache stimmt de facto so nicht. Es mag sein, dass Du hier rhetorisch übertreiben wolltest. Klar gibt es einen spürbaren Unterschied in der Bezahlung, aber wenn es aus Deiner Sicht nur unwesentlich mehr ist als bei Aldi an der Kasse, dann wäre Aldi doch die bessere Wahl, oder? :D


    Derlei Zynismen finde ich von jemandem, der selbst von sich sagt, "in Amt und Würden" zu sein, reichlich unangemessen. Die nicht unerhebliche Differenz in der Bezahlung ist ja nun einmal ein Faktum, und dass diejenigen, die unter dieser Differenz leiden, unzufrieden sind, sollte man nicht auch noch hämisch kommentieren.

  • Zitat

    Original von Friesin
    Als Kollegin im Angestelltenverhältnis kann ich an Bolzbolds Post nichts Hämisches finden,
    aber viel Zynismus in Cancuns Bild von Schule


    Jemandem, der - nicht mit guten Gründen? - mit der Bezahlung unzufrieden ist, aus der Perspektive des 'Besser-Verdienenden' anzuempfehlen, einen anderen Beruf zu ergreifen, halte ich für einen Zynismus - tut mir leid.

  • Zitat

    Die nicht unerhebliche Differenz in der Bezahlung ist ja nun einmal ein Faktum,


    Das unterscheibe ich aber auch direkt. Den Lehrerberuf Zeit des Lebens im Angestelltenverhältnis auszuüben (und vor allem ohne die damit verbundenen Privilegien wie PKV, Unkündbarkeit, unproblematische Kreditaufnahme und alles weitere, was dranhängt) und damit noch einer verfehlten Bildungspolitik in die Hände zu spielen, hat für mich auch nichts mit Idealismus zu tun, sondern mit Blauäugigkeit.
    Die anderen von Cancun benannten Punkte kann man nicht verallgemeinern - sie sind aber auch nicht ohne Weiteres von der Hand zu weisen.
    Ich verstehe im übrigen nicht, warum sich manche hier stets aufregen, wenn über unseren Beruf und dessen Bedingungen mal Klartext geredet wird, ohne dass man sich persönlich angegriffen fühlt und meint, den Job und die offensichtlich daran gekoppelte eigene Daseinsberechtigung permanent verteidigen zu müssen.

    • Offizieller Beitrag

    Entschuldige mal, Antigone, aber von Klartext kann doch hier nicht die Rede sein. Cancun müsste schon sehr großes Pech haben um an eine Schule zu kommen, wo a l l e seine Unkenrufen sich tatsächlich bewahrheiten.
    Abgesehen davon, auch wenn ich selbst aus eigener Erfahrung weiß, dass es einen nicht unerheblichen Unterschied zwischen dem Gehalt eines Beamten und dem eines Angestellten gibt, sollte die Äußerung über die Aldi-Verkäuferin nicht sarkastisch gemeint gewesen sein, würde ich doch jedem der das glaubt, auch gerade den Angestellten, mal raten, sein Gehalt mal mit einem Durchschnittsgehalt zu vergleichen (nein, nicht Manager oder Ingenieur, sondern z.B. Journalist oder ähnlichem)- da schneidet ein angestellter Lehrer immer noch sehr gut ab!
    Noch etwas anderes: Mir tun die Schüler unglaubich Leid, deren Lehrer von vornherein wissen, dass sie den Beruf eigentlich zum Kotzen finden und die jeglichen Idealismus von vornherein verloren haben. Wer so eine Einstellung mitbringt, sollte sich den Schülern zuliebe ganz schnell einen anderen Job suchen!

  • Zitat

    Original von Hermine
    Entschuldige mal, Antigone, aber von Klartext kann doch hier nicht die Rede sein. Cancun müsste schon sehr großes Pech haben um an eine Schule zu kommen, wo a l l e seine Unkenrufen sich tatsächlich bewahrheiten.


    Ich wollte eigentlich nicht die letzten Ferientage damit verbringen, die Postings anderer Schreiber hier zu verteidigen (und deshalb ist das hier mein letztes Posting dazu), aber wir sollten doch bitte bei allen hier mittlerweile stattfindenden Scharmützeln nicht aus den Augen verlieren, dass Cancun seine Einschätzungen durchaus auf der Grundlage geltender Bestimmungen (Bezahlung, Klassenteiler etc.) vornimmt.


    Dass seine Einschätzung vermutlich zu geringer Berufszufriedenheit führen wird und dann vermutlich auch nicht zu optimalen Leistungen, steht auf einem anderen Blatt. Man kann Cancun, auch ohne Häme, durchaus empfehlen, Abstand vom Schuldienst zu nehmen.



    Zitat

    Noch etwas anderes: Mir tun die Schüler unglaubich Leid, deren Lehrer von vornherein wissen, dass sie den Beruf eigentlich zum Kotzen finden und die jeglichen Idealismus von vornherein verloren haben. Wer so eine Einstellung mitbringt, sollte sich den Schülern zuliebe ganz schnell einen anderen Job suchen!


    Ich weiß nicht so genau, aus welcher Äußerung du das überhaupt herausliest, hier scheint mir doch viel über Befindlichkeit und Beziehungsebene 'gelesen' zu werden.

    Einmal editiert, zuletzt von philosophus ()

  • Zitat

    Original von Bolzbold
    Wenn Dein Bild von Schule folgendes ist:
    - marodes Gebäude, zu kleine Räume, zu große Klassen, unfähiges Schulpersonal
    - schlechte Bezahlung als TV-L-Lehrer
    - faule ältere Kollegen / Anspruchsunterschiede


    ... dann solltest Du kein Lehrer werden.


    Mhm. Bei allem Verständnis, aber zumindest die ersten beiden Punkte treffen eindeutig zu: die Liegenschaften sind in der Regel marode, die Räume sind oft zu klein und die Klassen zu groß, über die Effizienz der Schulbürokratie muss man, wenn man Bescheid weiß, nicht wirklich diskutieren und die Bezahlung der TV-L-Lehrer ist hochgradig anstößig.


    Diese Fakten muss man doch klar benennen dürfen!


    Nunja, die "faulen älteren Kollegen". Das der Lehrerberuf so organisiert ist, dass sich bei einem großen Teil der Belegschaft über viele Jahre Frustration aufbaut, ist auch bekannt. Wenn man auf Schuldzuweisungen verzichtet, lässt sich über das Thema wenigstens diskutieren.


    Nele

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von neleabels
    Mhm. Bei allem Verständnis, aber zumindest die ersten beiden Punkte treffen eindeutig zu: die Liegenschaften sind in der Regel marode, die Räume sind oft zu klein und die Klassen zu groß, über die Effizienz der Schulbürokratie muss man, wenn man Bescheid weiß, nicht wirklich diskutieren und die Bezahlung der TV-L-Lehrer ist hochgradig anstößig.


    Diese Fakten muss man doch klar benennen dürfen!


    Da hast Du Recht - alle diese Dinge treffen zu bzw. können zutreffen und es ist auch legitim, sie entsprechend zu benennen. Das wurde auch nicht kritisiert.


    Was kritisiert wurde, das war die einseitige Verengung auf diese Faktoren. Der Threadersteller hat ja selbst eingeräumt, dass er da eine zynische Sichtweise hat.


    Wenn ich den Lehrerberuf tatsächlich primär unter diesen Aspekten sehe bzw. mich diese Aspekte so sehr stören, dass selbst die "schönen Seiten" des Berufs diese nicht kompensieren können, dann ist der Beruf nichts für mich.


    Zitat


    Nunja, die "faulen älteren Kollegen". Das der Lehrerberuf so organisiert ist, dass sich bei einem großen Teil der Belegschaft über viele Jahre Frustration aufbaut, ist auch bekannt. Wenn man auf Schuldzuweisungen verzichtet, lässt sich über das Thema wenigstens diskutieren.


    Nele


    Ja - und hier sei mir ein wenig Sarkasmus erlaubt - nur eben nicht mit den "faulen Alten".


    Gruß
    Bolzbold

  • Zitat

    Original von Hermine
    jedem der das glaubt, auch gerade den Angestellten, mal raten, sein Gehalt mal mit einem Durchschnittsgehalt zu vergleichen (nein, nicht Manager oder Ingenieur, sondern z.B. Journalist oder ähnlichem)- da schneidet ein angestellter Lehrer immer noch sehr gut ab!


    BAT IIa hätte ich ebenfalls noch genommen und würde mich nicht groß anstellen.


    Da die Konditionen ja auch für Beamte stetig unterhöhlt werden (in letzter Zeit mal Krieg mit der Beihilfe gehabt?) und man für die Pension später weiterhin Steuern zahlen muss, steht man sich da eh nicht mehr groß unterschiedlich.


    Aber dieser TVL ist nun mal weder mit BAT IIa noch gar mit A13 vergleichbar, sorry. Und ein zynisches "Danke" an die Kollegen von Verdi, die uns diesen Schlamassel eingebrockt haben. Wenn man das mal auf die Stundenzahl runterbricht - und ich muss ja hier keinem erzählen, wie viel Aufwand in gescheit geplanten Unterricht, Korrekturen etc. fließt - steht die Entschädigung einfach für meine Begriffe in keinem Verhältnis zur Arbeit und schon gar nicht zum Stress.


    Sowohl beim Aldi als auch bei der WAZ geh ich abends nach Hause, da kann ich den Beruf von einer Sekunde auf die andere aus- und den Feierabend anknipsen. Hab ich beides schon gemacht, und noch ganz andere Jobs. Dass das in der Schule nicht funktioniert - schon gar nicht wenn man mitbekommt, dass Schüler irgendwie private Probleme haben - muss ich hier auch keinem erzählen.


    Da find ich A13 nicht "viel", sondern "korrekt" (und A12 für die Kollegen von Primarstufe / Sek I find ich schlicht unfair, aber das ist noch mal ein völlig anderes Thema.)


    Zitat

    Mir tun die Schüler unglaubich Leid, deren Lehrer von vornherein wissen, dass sie den Beruf eigentlich zum Kotzen finden und die jeglichen Idealismus von vornherein verloren haben. Wer so eine Einstellung mitbringt, sollte sich den Schülern zuliebe ganz schnell einen anderen Job suchen!


    Vom Beamtensessel aus ist es ziemlich einfach, hehre Vokabeln wie "Idealismus" zu gebrauchen. Mich würd mal konkret interessieren, was vom Diensteid, Idealismus etc. noch übrig blieben würde, wenn der Dienstherr per Dekret mal einfach das Gehalt auf TVL-Niveau herabsetzen würde. Den Kollegenjeden Monat ungefragt in die Tasche packen und mindestens 800 Euro netto rausfischen. Dazu möglichst noch die Beihilfe kassieren und die Kollegen in die AOK kicken, so dass sie sich beim nächsten Arzt-Termin drei Stunden im anderen Wartezimmer mit den anderen Kassenpatienten wiederfinden.


    Man kann sich ja für die Wartezeit immer was zum Korrigieren mitbringen ;)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Cancun
    Vom Beamtensessel aus ist es ziemlich einfach, hehre Vokabeln wie "Idealismus" zu gebrauchen. Mich würd mal konkret interessieren, was vom Diensteid, Idealismus etc. noch übrig blieben würde, wenn der Dienstherr per Dekret mal einfach das Gehalt auf TVL-Niveau herabsetzen würde.


    Glaub es oder nicht, aber wenn ich diesen Beruf damals zu BAT 2a-Bedingungen für 1750 Euro netto hätte machen sollen, hätte ich mich woanders umgesehen. Das wäre ohne Frage ein Gehalt gewesen, wo man sich für seinen Idealismus ausbeuten lässt.


    Zitat


    Den Kollegen jeden Monat ungefragt in die Tasche packen und mindestens 800 Euro netto rausfischen. Dazu möglichst noch die Beihilfe kassieren und die Kollegen in die AOK kicken, so dass sie sich beim nächsten Arzt-Termin drei Stunden im anderen Wartezimmer mit den anderen Kassenpatienten wiederfinden.


    Man kann sich ja für die Wartezeit immer was zum Korrigieren mitbringen ;)


    Beihilfe "kassierst" Du nur dann, wenn Du auch eine Arztrechnung vorzuweisen hast und sie einreichst.
    Ich war bis ich 30 war in der GKV, dann zwei Jahre PKV und dann zwischendurch als BAT2a Vertretungslehrer wieder in der GKV und dann wieder in der PKV.
    Gewartet habe ich bei meinen Ärzten immer gleich lange - nur die Leistungen, die einem als PKV-Patient ohne Mehrkosten offen stehen, die habe ich bemerkt.


    Auch ich höre aus Deinen Postings eine große Portion Verbitterung, Frust und mitunter Zynismus heraus. Die Frage, die ich mir nach wie vor stelle, ist, wieso Du angesichts dieser von Dir (zu Recht) monierten Missstände dann überlegst Lehrer zu werden.


    Was wären für Dich denn die Sonnenseiten des Berufs?


    Stichwort Idealismus:


    Meinst Du nicht, dass auch diejenigen, die auf einem Beamtensessel sitzen (unser Mobiliar ist eher spartanisch und 30 Jahre alt), mitunter so eine Faust in der Tasche machen, wenn sie andere (verbeamtete) Kollegen sehen, die den Allerwertesten nicht hochkriegen, Lehrpläne und Leistungsberwertungsmaßstäbe nicht einhalten, wochen- oder monatelang fehlen und von uns vertreten werden müssen?
    Der Idealismus wird egal in welchem Dienstverhältnis man letztlich steht, immer auf eine harte Probe gestellt, wenn man einerseits für dieselbe Arbeit unterschiedlich bezahlt wird, andererseits es aber im Rahmen dieser Bezahlung egal ist, wie viel Du tust und wie gut Du bist.
    Letztlich entscheidend ist die Frage, ob man so wie man arbeitet noch in den Spiegel sehen kann oder nicht.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag

    klar ärgert es mich, dass die Beamten mehr verdienen als ich -- auch wenn es nicht locker mal 800 Euro sind.
    Aber ist nun mal so (bei mir jedenfalls)


    Cancun, ich verstehe dein Anliegen nicht ganz:
    was willst du denn nun ? ?(


    Du hattest doch geschrieben, du liebäugelst mit dem Gedanken, dich zu bewerben.
    Alles, was du nach deinem ersten Post hier erzählst, klingt eher so, als wolltest du es NICHT.
    Ja, was denn nun ???? ?( ?(

  • Zitat

    Original von Friesin
    was willst du denn nun ? ?(


    Wie ich im ersten Posting schon schrieb:


    Mich interessiert, wie ihr die Lage im Allgemeinen so einschätzt und wie die Prognose für die Zukunft lautet, was die Rahmenbedingungen betrifft.


    Mir ist schon klar, dass man die Leichen im Keller einer bestimmten Schule eh erst entdeckt, wenn es zu spät ist. Aber mit der Änderung des Laufbahnrechts ist für mich zunächst die Grundvoraussetzung gegeben, überhaupt mal wieder drüber nachzudenken.


    Ich war ja zwischendurch sogar nach Süddeutschland gezogen, um gescheite Konditionen zu bekommen. Da ich ledig bin und keine Kinder habe, und dort sogar ein paar Bekannte, schien das so einfach... Dort ist's dann vielleicht nicht an den Konditionen gescheitert, aber an einer fatalen Kombination aus eigener Blödheit, Mentalitäts- und Systemunterschied, Entwurzelung und nicht zuletzt dem Hass einer Kollegin, die mich von der ersten Sekunde an nicht riechen konnte und in ihrer Eigenschaft als Fachschaftsleiterin meinte, mir das Leben zur Hölle machen zu müssen.


    Daraus hab ich für mich die Lehre gezogen, dass wenn überhaupt, dann nur in meiner Heimat, dem Ruhrgebiet. Und nicht an irgend einer beliebigen Schule, die ich angesichts nicht gerade brillanter Noten im zweiten Examen sowie einer etwas exotischen beruflichen Laufbahn mit Müh' und Not rumkriegen kann, sondern an einer Schule, die mir gefällt.


    Und das ginge ja jetzt theoretisch. Einschließlich Selbstwertgefühl. Wenn da nicht die unguten Erinnerungen wären an die besagten verkorksten Reformen, die unsäglich großen Klassen, die ganzen Blassbirnen in der Politik und so weiter und so fort.


    Es könnte halt im Prinzip ein sehr geiler Job sein - aber aus meiner Sicht nur, wenn die Voraussetzungen stimmen - oder ich wenigstens eine Chance erkenne, sie in meinem Sinne zu verändern.

Werbung