Entlastung für KorrekturfachlehrerInnen

  • Bitte entschuldigt mein Posting als GS-Lehrer in diesem Thread - ich habe aber eine Frage an alle beteiligten:


    Es ging ja darum, dass Möglichkeiten der Entlastung gesucht werden. Nun wurden auch einige Vorschläge gemacht, die sehr unterschiedlich aufgenommen wurden - die einen sehen es als Entlastung, andere sehen das asl Tropfen auf den heißen Sten.


    Für mich sieht es so aus, dass zwar "unten an der Basis" ein klein wenig getan werden kann und ein klein wenig Entlastung für eine handvoll Leute gibt, aber die Situation weiterhin nicht befriedigend ist.


    Hat jemand von euch schon darüber nachgedacht - oder ist sogar schon in diesem Bereich aktiv - sich an den Stellen zu engagieren, an denen wirklich nachhaltig etwas verändert werden kann? Z.B. Schulleitung, Arbeitsgruppen/Kultus, Schulamt, Gremien im KuMi, Politik, Verband, Personalrat o.ä.?


    Gerade wenn so viele auf dem Zahnfleisch kriechen und kurz vorm Burnout stehen (gerade wie Micky es berichtet hat) - Das kann es doch nicht sein!!! Generell muss da doch in diesem System Schule etwas für die Entlastung getan werden!

  • Zitat

    Original von flocker


    Gerade wenn so viele auf dem Zahnfleisch kriechen und kurz vorm Burnout stehen (gerade wie Micky es berichtet hat) - Das kann es doch nicht sein!!! Generell muss da doch in diesem System Schule etwas für die Entlastung getan werden!


    Ich danke Micky sehr für die detaillierte und anschauliche Beschreibung ihrer Situation. So geht es KorrekturfachlehrerInnen, die in (fast) allen Fächern korrigieren. Es gibt schlicht keine "Schlupflöcher" für sie, denn ihren Unterricht müssen sie genauso gut vorbereiten wie die KollegInnen, die sogenannte Nebenfächer unterrichten (meist sogar besser, denn sie allein werden in den Prüfungen kontrolliert!). Im Gegenteil: durch die Stundenerhöhungen ist die Arbeitsbelastung (mit gleichzeitiger Erhöhung der Korrekturzeit) unverhältnismäßig angewachsen. Durch zahlreiche neue Prüfungsverfahren in NRW ist auch in diesem Bereich noch mehr aufgesattelt worden, was insbesondere die KorrekturfachlehrerInnen betrifft. Wie man an diesem Forum sehr gut erkennen kann, ist Solidarität etwas, was immer nur von den KorrekturfachlehrerInnen eingefordert wird.


    Ja flocker, du hast ganz recht! In diesem System Schule muss etwas für die Entlastung der genannten KollegInnen getan werden. Das scheitert allerdings an dem Mangel an Solidarität in den Lehrerkollegien. Wie man an diesem Forum sehr gut erkennen kann, möchte niemand für die belasteten KollegInnen einspringen, die sich das ja "schließlich selbst eingebrockt" haben. Man ist schnell dabei, gute Ratschläge zu geben und zu zeigen, dass man das Zeitmanagement nicht beherrscht oder nicht geschickt genug darin ist, sich die Arbeit zu erleichtern, indem man KollegInnen "anzapft". All dies geht am Kern der Sache vorbei. Korrekturarbeit ist Mehrarbeit, die bezahlt werden muss. Dafür ist das Schulministerium (ich spreche für NRW) zuständig, das mit vollmundigen Versprechungen mit Blick auf eine gerechtere Regelung der Lehrerarbeitszeit angetreten ist und seine Hausaufgaben nicht macht.

  • Zitat

    Original von Vaila


    Ich danke Micky sehr für die detaillierte und anschauliche Beschreibung ihrer Situation. So geht es KorrekturfachlehrerInnen, die in (fast) allen Fächern korrigieren. Es gibt schlicht keine "Schlupflöcher" für sie, denn ihren Unterricht müssen sie genauso gut vorbereiten wie die KollegInnen, die sogenannte Nebenfächer unterrichten (meist sogar besser, denn sie allein werden in den Prüfungen kontrolliert!). Im Gegenteil: durch die Stundenerhöhungen ist die Arbeitsbelastung (mit gleichzeitiger Erhöhung der Korrekturzeit) unverhältnismäßig angewachsen. Durch zahlreiche neue Prüfungsverfahren in NRW ist auch in diesem Bereich noch mehr aufgesattelt worden, was insbesondere die KorrekturfachlehrerInnen betrifft. Wie man an diesem Forum sehr gut erkennen kann, ist Solidarität etwas, was immer nur von den KorrekturfachlehrerInnen eingefordert wird.


    Ja flocker, du hast ganz recht! In diesem System Schule muss etwas für die Entlastung der genannten KollegInnen getan werden. Das scheitert allerdings an dem Mangel an Solidarität in den Lehrerkollegien. Wie man an diesem Forum sehr gut erkennen kann, möchte niemand für die belasteten KollegInnen einspringen, die sich das ja "schließlich selbst eingebrockt" haben. Man ist schnell dabei, gute Ratschläge zu geben und zu zeigen, dass man das Zeitmanagement nicht beherrscht oder nicht geschickt genug darin ist, sich die Arbeit zu erleichtern, indem man KollegInnen "anzapft". All dies geht am Kern der Sache vorbei. Korrekturarbeit ist Mehrarbeit, die bezahlt werden muss. Dafür ist das Schulministerium (ich spreche für NRW) zuständig, das mit vollmundigen Versprechungen mit Blick auf eine gerechtere Regelung der Lehrerarbeitszeit angetreten ist und seine Hausaufgaben nicht macht.


    Vaila - wieder mal sehr selektive Wahrnehmung. Es haben hier genügend Korrekturfachlehrer/innen GEGEN DEINE Position argumentiert - es geht also nicht allen Korrekturfachlehrern so bzw. nicht alle empfinden es als dermaßen belastend.


    Und auch wenn es als Belastung empfunden wird, so gibt es eben auch genügend Korrekturfachlehrer/innen, die nicht wollen, dass für ihre Entlastung andere mehr arbeiten müssen - davon abgesehen ... wie würde es Dich denn entlasten, wenn Kunstlehrer mehr Stunden geben?


    Es kann also keine Rede davon sein, dass "niemand für die belasteten Kollegen/Kolleginnen einspringen" möchte - z.T. geht es nicht und z.T. wollen die Belasteten selbst nicht, dass man "für sie einspringt".


    Es kann auch keine Rede davon sein, dass alle Korrekturfachlehrer/innen hier Solidarität einfordern würden und alle NKFs dies monolithisch ablehnen würden.


    Du generalisierst hier wieder fürchterlich - Vorschläge, wie man diese Belastung wenigstens teilweise entschärfen kann willst Du nicht sehen oder gelten lassen.


    Und damit bin ich hier endgültig aus dieser Diskussion raus, weil wir uns im Kreis drehen und Du immer die gleiche Keule rausholst, scheinbar ohne auf andere Argumente einzugehen.


  • Ich würde nicht sagen: "selektive Wahrnehmung", sondern differenzierte Wahrnehmung, auf die ich auch immer wieder verweisen werde, denn ich vertrete KorrekturfachlehrerInnen, die einen guten Job machen wollen und nicht können, weil - ja man liest richtig! - zu viel generalisiert wird. KorrekturfachlehrerInnen machen Unterricht, leiten Klassen und korrigieren und andere LehrerInnen machen das in der großen Mehrheit nicht in dem Maße. Das ist meine differenzierte Sichtweise und eigentlich ganz leicht zu verstehen.


    Zu den anderen Punkten:


    1. Es ist ganz klar, dass z.B. ein/e KunstlehrerIn keine Deutschstunden übernehmen kann. Wie gesagt bin ich dafür, dass man Korrekturarbeit wie andere Mehrarbeit bezahlt, damit ich bei einer Stundenreduktion keine finanziellen Einbußen erleide.


    2. Dass andere KorrekturfachlehrerInnen offiziell meiner Argumentation nicht folgen wollen, hat damit zu tun, dass sie in der Minderheit sind. Minderheiten werden gerne unterdrückt, wenn sich die Mehrheit einen Vorteil davon verspricht. Gruppenzwang und Angst vor Liebesentzug führen schnell in die Defensive.


    3. Die Vorschläge zur Entlastung habe ich alle genau gelesen und sorgfältig überprüft, aber dadurch wird die Mehrarbeit auch nicht weniger. Wie gesagt: Wir haben außerdem noch eine doppelte Stundenerhöhung plus anteilige Korrekturen auferlegt bekommen und jahrelang Vorgriffsstunden.


    4. Im Schulministerium NRW sind sie ja mit ihrem Papier "Zur Reduzierung der Korrekturbelastung von Lehrerinnen und Lehrern" schon weiter. Ich möchte nicht nur Reduzierung der Korrekturbelastung, sondern Gleichbehandlung mit anderen Kolleginnen und Kollegen.

  • Ich muss jetzt einfach meinen guten Vorsatz sausen lassen:


    - Du schreibst, dass die angeführten Vorschläge zur Entlastung die Mehrarbeit nicht verringern (naja ...)


    - Vorher sagst Du, es ist klar, dass ein Kunstlehrer nicht Deine Arbeit machen kann, Du willst, dass Korrekturarbeit wie Mehrarbeit bezahlt wird.



    Dadurch wird Deine Korrekturarbeit auch nicht weniger ... geht's jetzt um die Arbeitsbelastung oder um das Geld?


    Hilft Geld gegen Burnout?


    Übrigens finde ich es ganz schön unverschämt, sich hier zur Vertreterin der Korrekturfachlehrer(innen) aufzuschwingen und im gleichen Atemzug denen, die sich von Dir hier nicht vertreten fühlen, indirekt vorzuwerfen, sie würden keinen guten Job machen wollen ...


    Auch nett, wie Du die Kollegen/Kolleginnen, die Deine Ansicht nicht teilen als leicht beeinflussbar und ängstlich / zu feige, ihre Meinung zu äußern, hinstellst.


    Sorry, ich bin auch Korrekturfachlehrer, will einen guten Job machen, bereite meinen Unterricht gut vor etc ...
    aber weder will ich dafür Geld (das hilft mir nichts), noch will ich, dass NKFLs zum Ausgleich mehr arbeiten müssen (müssen Musik, Kunst und Sport in Bayern sowieso ... außerdem hilft mir das nämlich auch nichts).


    Zum Thema "Gleichbehandlung": das ist jetzt - neben "ich will mehr Geld für mehr Arbeit" und "ich bin eigentlich überlastet" - Deine dritte Baustelle.


    Nur: "ich bin überlastet" ... dann bringt es Dir nichts, wenn Du mehr Geld bekommst und/oder die anderen nun auch überlastet werden.


    "ich will mehr Geld für mehr Arbeit" - gut, aber dann sag das ganz offen (und wie gesagt, gegen Überlastung hiflt das nur insofern, als dass man sich nun eine Haushaltshilfe anstellen kann ...)


    "wenn ich so viel arbeite, sollen die anderen auch" ... gut, aber ich persönlich finde das in einem Kollegium auch nicht besonders "nett" ... denn mir hilft es nichts, es belastet nur die anderen. Gerechtigkeit um der Gerechtigkeit willen ... kann man gut finden, aber wenn sich meine Position nicht bessert und die anderer sich verschlechtert, ist das eine Gerechtigkeit, die ich problematisch finde.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    1. Es ist ganz klar, dass z.B. ein/e KunstlehrerIn keine Deutschstunden übernehmen kann. Wie gesagt bin ich dafür, dass man Korrekturarbeit wie andere Mehrarbeit bezahlt, damit ich bei einer Stundenreduktion keine finanziellen Einbußen erleide.

    Auch wenn ich, gänzlich ohne Angst vor Liebesentzug ;) trotz zweier Korrekturfächer nicht zu den überlasteten KFL gehöre und nicht bei allem mit dir übereinstimme, daber das macht absolut Sinn. Es gibt genug Länder, die das so handhaben. Auch mit anderen Zusatzbelastungen. Man definiert dort die Korrektur (und AGs, KL-, Tut - Arbeit etc) eben einfach nicht als inclusive, sondern als Zusatz.


    Dummerweise enthält diese Forderung etwas, das gar nicht beliebt bei den Landesregierungen ist: einen finanziellen Aspekt... :rolleyes:

  • Ich stimme Vaila und Mickey in allem zu, da deren Erfahrungen komplett meinen entsprechen.


    Bzgl. der Anregung doch mal an die Schulleitung heranzutreten, möchte ich sagen, dass der Einfluss von dieser Seite überschätzt wird. Bei 5 Stellen Unterhang muss der Schulleiter machen, was noch möglich ist. Da gibt´s überhaupt keine Diskussion, weil Unterricht nämlich sonst nicht läuft oder so zusammengestrichen werden muss, dass er direkt die Eltern an der Backe hat. Im übrigen werden in solchen Fällen ganz andere (als ich mit derzeit Vollzeit) privilegiert behandelt, nämlich jene mit kleinen Kindern oder allgemein auch Alleinerziehende. Was ich auch legitim finde.


    Ich ziehe für mich aber letztlich andere Schlussfolgerungen aus der ganzen Misere.
    Meiner Ansicht nach kann eine für KFLs wirklich profitable Regelung (d.h. eine, die zu mehr Entlastung von KFLs gereicht, sei es Bezug auf Entlastung des Stundenaufkommens oder andersherum, in Bezug auf höhere Besoldung, was meinem maßgeblichen Interesse entspricht) nur von der obersten Stelle, vom Kultusministerium kommen.


    Alles Rumgezanke in Hoffnung auf Verständnis oder gar Konsens über diesen höchst heiklen Punkt innerhalb von Kollegien, mit Schulleitern oder in Foren wie diesen bringt schlussendlich gar nichts.
    Es gibt immer einen, der nichts merken will, und der auch mit ´ner Kombi wie Sport und Kunst kräht:" ich arbeite aber 50 Stunden die Woche. Und mache dies und das (Tolles). Und ich bin überhaupt nicht geneigt, für irgendeinen aus meinem Kollegium auch nur ´ne Stunde mehr zu arbeiten. Weil ich ja das und das immer mache... u.s.w. u.s.f"


    Man kann sich selbst ein paar Nischen schaffen. Die können darin bestehen, dass man Kollegen "anzapft" um der einen oder anderen Klausurvorbereitung zu entgehen. Spart m.E. maximal 1,5 Stunden Arbeit in der Oberstufe, in der Sek I max. 45 Minuten.
    Man kann ein paar der vom Ministerium in Reaktion auf diese Misslage hervorgebrachten Anregungen aufgreifen. M.E. auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein:
    Die Anzahl der Hefte auf meinen zu korrigierenden Stapeln bleibt sich am Ende gleich. Und meine Wochenenden sind im Eimer, während meine lieben Nebenfach-Kollegen sich bei Freizeitaktivitäten erfreuen :)


    Fakt ist für mich: Wenn Ausgleich nicht von oberster Stelle klar verordnet wird, bleibt die Situation so wie sie ist.


    Ich hab´ meine persönlichen Konsequenzen draus gezogen, auch zum Preis eines geringen Einkommens.
    Das können sich hier manche glaub´ ich überhaupt nicht vorstellen, dass man diesen Weg geht. Einfach nur, weil man nach genug Jahren in diesem Job keinen Nerv und keine Energie und auch prinzipiell einfach (und das ist sicherlich auch das, worauf Vaila anspielt) nunmehr nur noch null Bock hat, als Lehrer ( in NRW) die Hauptarbeit zu verrichten, während andere für dieselbe Kohle mindestens 1/4 weniger wegschaffen.


    Die Verordnung von "oben" wird nicht kommen, in diesen Zeiten schon mal gar nicht.. Man scheut davor zurück, weil es angeblich nicht bezahlbar ist. So einfach macht man es sich dort.
    Warum auch nicht? Es funktioniert ja.

    Einmal editiert, zuletzt von Antigone ()

  • Zitat

    Original von Nighthawk
    Dadurch wird Deine Korrekturarbeit auch nicht weniger ... geht's jetzt um die Arbeitsbelastung oder um das Geld?
    Hilft Geld gegen Burnout?


    Die klare Antwort: Ja, durchaus.


    Arbeite ich zuviel, kann eine bessere Bezahlung natürlich eine Form der Anerkennung oder einfach nur ein als akzeptabel empfundener Gegenwert sein, woraufhin ich die gleiche Menge an Arbeit wieder zufriedener und positiver angehe. Und das ist keine Allheillösung, aber es hilft mal ganz sicher gegen Burnout.

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

    • Offizieller Beitrag

    Mit erhöhtem Gehalt kannst du Stunden reduzieren ohne finanzielle Probleme zu bekommen, und das hilft schon gegen burnout. Von daher wäre ich sehr dafür, Korrekturen als Extraleistung zu betrachten.
    Wie gesagt: es gibt genug Länder, die das (in Teilen oder ganz) schon so halten. Wenn die professionellen Korrigierer knapp werden, kann das sogar lukrativ werden: ;)http://www.independent.co.uk/n…k-exam-papers-563688.html
    The writing of assessment plans und creating resources sind ebenfalls zusätzliche Einkommensquellen für z.B. australische Lehrer... das machen wir hier auch eher so nebenher mit. Zum Beispiel erstellen die hessischen Lehrer die Aufgaben für die Zentralabis auf Anordnung eben mal so, und dann bekommen sie sie nicht mehr kostenlos übers internet sondern müssen sie beim Stark Verlag zurückkaufen, wenn sie sie - nachdem sie im Abi verwendet wurden - zur Übung benutzen wollen. Gut gell? :) ;)8o

    • Offizieller Beitrag

    Vaila


    Zitat


    2. Dass andere KorrekturfachlehrerInnen offiziell meiner Argumentation nicht folgen wollen, hat damit zu tun, dass sie in der Minderheit sind. Minderheiten werden gerne unterdrückt, wenn sich die Mehrheit einen Vorteil davon verspricht. Gruppenzwang und Angst vor Liebesentzug führen schnell in die Defensive.


    Ich weiß nicht, ob Deine zweite These der Sache so wirklich dienlich ist.
    Das klingt nach Pauschalverurteilung und dürfte einigen Leuten sauer aufstoßen.


    Überspitzt formuliert sicherst Du Deine keinesfalls gegen Kritik gefeite Argumentation psychologisch dadurch ab, indem Du den Kritikern entweder im weiteren Sinne Selbsttäuschung vorwirfst oder aber Charakterschwäche (Stichwort Liebesentzug).


    Würde nun jeder, der seine Meinung nach außen so vehement vertritt, so argumentieren, kämen wir keinen Schritt weiter oder wären eine Gesellschaft von Selbstgetäuschten.


    Da eben nicht alle DKFL so denken wie Du, frage ich Dich, wie Du denn mehr Unterstützer für Deine Sache gewinnen willst, wenn Du mittelbar eine Freund/Feind-Kultur entstehen lässt.


    Gruß
    Bolzbold

  • Warum wird denn eine Diskussion, die sich gerade wieder in sachlichem Fahrwasser befindet, jetzt wieder partout auf die emotionale Schiene gezogen?


    Das muss ja wirklich nicht sein, dass man hier persönliche Animositäten hervorkramt und sich an einzelnen Wörtern ("Liebesentzug") hochzieht; das steigert wohl kaum das in anderen Threads beklagte Diskussionsniveau.

  • Soweit ich sehe, kann niemand auf der Basis objektivierbarer Daten (also Arbeitszeiterhebungen, Anzahl vorgeschriebener schriftlicher Arbeiten, vorgeschriebene oder "empfohlene" Länge der Arbeiten, Kopplung von Fächern an Klassenlehrerpflichten, an zentrale Klassenarbeiten und Lernstandserhebungen usw.) ernsthaft bestreiten, dass Lehrer mit zwei Korrekturfächern unverhältnismäßig viel Arbeit in der Schule schultern müssen. Um solche Lehrer ging es Vaila von Anfang an, soweit ich sehe. Darf ich vorsichtig vermuten, dass es ein NW-Problem ist, dass das nicht wahrgenommen wird? Ich höre jedenfalls aus dieser Richtung immer, dass offenbar eine signifkante Zahl von Lehrern überhaupt kein Korrekturfach haben. Wie dem auch sei, impliziert das Deputatsstundenmodell von Anfang an Ungleichheiten - einer der Gründe, warum es m. E. von Übel ist.


    Ich denke, niemand kann bestreiten, dass man selbstverständlich mit JEDER Fächerkombination eine 60-Stunden-Woche haben kann. Eine ganz andere Frage bleibt aber, ob man sich - wenn man erst einmal auf Lebenszeit verbeamtet ist - solcher Arbeitszeiten bei Bedarf entledigen kann oder nicht.


    Zitat

    Dadurch wird Deine Korrekturarbeit auch nicht weniger ... geht's jetzt um die Arbeitsbelastung oder um das Geld?


    Korrekturarbeit und Geld hängen wohl doch zusammen. Dass man mit bestimmten Fächerkombinationen eine 100-Prozent-Stelle oft nicht lange durchhält, vermutet sogar mein Versicherungsvertreter. Wer sich im Kollegium umhört, hört auch, wann man mit 100% Arbeit eine 100%-Stelle mit 100%-Gehalt (+eventuell karrierefördernden Zusatzengagements) machen kann und wann 100% Arbeit nur noch zu einer 80, 70% oder 50% Stelle passen.


    Persönlich kann ich nur sagen, dass ich schon aus diesem Grund gegen alle Beschwörungen aus meiner Umgebung mit einer 100%-Stelle starten werde. Ich bin nicht bereit, für meiner Fächerkombi dem Land nur einen Cent zu schenken. Wie groß die Belastung wird, warte ich gespannt ab - im Moment sind geplant: Eine D-Unterstufenklasse mit Klassenlehrerschaft, eine Deutsch-9, zwei mal E-10, einmal E-11, einmal D-12. Das sind sechs Lerngruppen mit Korrekturen, und nicht eine, in der ich meine Klassenarbeiten als Einsetzübungen gestalten und - viel wichtiger - als Einsetzübungen korrigieren kann.


    Da das Land mich drei Tage vor Schuljahresbeginn einstellt, ist Vorbereitungszeit, wenn ich es genau nehme, nicht vorhanden. In jedem Fall ist für mich auch klar, dass ich Überlastungen an die Unterrichtsqualität weitergeben werde.

  • Hallo unter uns, Du schreibst, geplant sei
    "Eine D-Unterstufenklasse mit Klassenlehrerschaft, eine Deutsch-9, zwei mal E-10, einmal E-11, einmal D-12. Das sind sechs Lerngruppen mit Korrekturen, und nicht eine, in der ich meine Klassenarbeiten als Einsetzübungen gestalten und - viel wichtiger - als Einsetzübungen korrigieren kann."


    Mit dieser Kombination macht man in Nordrheinwestfalen z. B. Organisation und Durchführung einer Klassenfahrt in der Unterstufe, eine Zentrale Abschlussprüfung in Deutsch UND in Englisch, Organisation und Durchführung einer Oberstufenfahrt mal eben so neben dem vollen Korrigiergeschäft nebenher. Die Unterrichtsstunden, die man während der Fahrten nicht selbst erteilen kann, bereitet man so vor, dass ein Vertretungslehrer sie hälten kann. Als hätte man mit der Vorbereitung der Fahrt nicht schon genug zu tun.
    Wollt's nur mal erwähnen. Sicher geht man deswegen nicht gleich am Stock - ich brauch zum Beispiel immer ein bißchen Action-Stress, um auf Betriebstemperatur zu bleiben. Aber es kann sein, dass man diese Dinge JEDES Jahr am Hals hat, und das jahrzehntelang. Mir ist da ganz schön die Puste ausgegangen.
    Du bist da vielleicht anders weil noch jünger...
    Gruß,


    putzi

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

  • Zitat

    Original von unter uns
    Darf ich vorsichtig vermuten, dass es ein NW-Problem ist, dass das nicht wahrgenommen wird? Ich höre jedenfalls aus dieser Richtung immer, dass offenbar eine signifkante Zahl von Lehrern überhaupt kein Korrekturfach haben.


    In fast allen anderen Bundesländern stellt sich das Problem gar nicht, weil da in allen Fächern auch in der Mittelstufe Arbeiten geschrieben werden. Da macht es für mich keinen Unterschied ob ich eine Matheklasse oder stattdessen zwei Physikklassen habe, die Summe der Arbeiten unterscheidet sich am Ende kaum.
    Unterm Strich habe ich mit meinen Fächern sicher nicht wenig zu tun, dennnoch bin ich ein Gegner von Modellen, wie sie zB in Hambug prakitiziert werden. Das Ende vom Lied ist eh immer, dass im Mittel die Arbeitsbelastung steigt, weil unser Dienstherr der Versuchung kaum wiederstehen könnte da dem ein oder anderen Kollegen mit vermeindlich wenig arbeitsintensiven Fächern ein paar Stunden mehr aufzubrummen - was aber noch lange nicht heißt, dass andere dafür weniger machen müssen.

  • Und ich dachte schon, nur die Ba-Wü'ler schreiben in allen Fächern Arbeiten. Den Begriff Korrekturfachlehrer kenne ich gar nicht.


    Gruß
    Super-Lion

  • Putzmunter,


    Zitat

    Mit dieser Kombination macht man in Nordrheinwestfalen z. B. Organisation und Durchführung einer Klassenfahrt in der Unterstufe, eine Zentrale Abschlussprüfung in Deutsch UND in Englisch, Organisation und Durchführung einer Oberstufenfahrt mal eben so neben dem vollen Korrigiergeschäft nebenher. Die Unterrichtsstunden, die man während der Fahrten nicht selbst erteilen kann, bereitet man so vor, dass ein Vertretungslehrer sie hälten kann. Als hätte man mit der Vorbereitung der Fahrt nicht schon genug zu tun.


    das ist in BW auch nicht anders. Ich wollte nur die Eckdaten nennen, was sich konkret dahinter verbirgt, wird sich noch zeigen. Es dürfte aber in Deine Richtung gehen ;).


    Zitat

    In fast allen anderen Bundesländern stellt sich das Problem gar nicht, weil da in allen Fächern auch in der Mittelstufe Arbeiten geschrieben werden.


    Tatsächlich? Wundert mich. Ist das zutreffend? Kann nur von meiner Schule ausgehen, von Klassenarbeiten in Kunst oder Sport hab ich da nie was gehört, in Musik und den Naturwissenschaften war die Sache optional, mein ich, in Erdkunde auch.


    Zitat

    weil unser Dienstherr der Versuchung kaum wiederstehen könnte da dem ein oder anderen Kollegen mit vermeindlich wenig arbeitsintensiven Fächern ein paar Stunden mehr aufzubrummen


    Klar, das ist wohl die Realität. Die Frage ist nur, ob es besser ist, dass immer ALLEN mehr Stunden aufgebrummt werden, wenn es denn passiert.

  • In Bayern unterscheidet man Schulaufgaben- und Nicht-Schulaufgabenfächer.


    Schulaufgabenfächer sind z.B. die Sprachen, Mathematik, Phyik und je nach Zweig auch Wirtschaft (daneben können dann auch Stegreifaufgaben geschrieben werden).


    In den anderen Fächern werden Stegreifaufgaben geschrieben (also auch in Musik). Ausnahmen sind hier Sport (da können die Noten rein auf der Basis von praktischen Leistungsnachweisen - Vorturnen, Schwimmen etc - gebildet werden) und Kunst (praktische Leistungsnachweise: Zeichenen, Malen, Gestalten etc).


    Aber soweit ich den Begriff "Korrekturfachlehrer" verstehe, gilt der nur für Fächer, in denen man gemeinhin davon ausgeht, dass der Aufwand bei der Korrektur besonders groß ist, bzw., dass neben den Schulaufgaben auch noch andere Korrekturen anfallen (nicht nur Stegreifaufgaben - es macht halt schon Sinn, in den Sprachen die Hefte einzusammeln und bestimmte Übungen zu korrigieren - Übungsaufsätze, Übersetzungen etc.) ... und dass diese Korrekturen aufwändiger sind (es ist wohl schon so, ohne den Naturwissenschaftlern zu nahe treten zu wollen, dass die Korrektur eines Deutschaufsatzes mehr Zeit in Anspruch nimmt, als die einer Mathe-Schulaufgabe (so generell)).


    Klassische Korrekturfächer sind also Deutsch, Englisch und Französisch - Latein evtl., aber die Sprachproduktion (Schreiben eines Aufsatzes, Briefes etc), die häufig als besonders schwierig/langwierig zu korrigieren gilt, existiert in Latein eben nicht (so).


    Edit: Das alles gilt aber nicht für die Oberstufe. In der Oberstufe werden in allen Fächern Klausuren gefordert (=Schulaufgaben) und die sind auch in den "Nicht-Korrekturfächern" z.T. recht aufwändig zu korrigieren (ich sitz da an einer Grundkursklausur in Geschichte länger als an einer Englisch-Schulaufgabe der 10. Klasse).

  • Bei uns werden in allen Fächern außer Sport und Kunst (Musik bin ich mir nicht sicher) Klassenarbeiten geschrieben, die auch in allen Fächern den gleichen juristischen Status haben. Einen Unterschied im Aufwand gibt es da von vorneherein erst mal nicht. Was ich an weiteren Nebenkorrekturen mache (Tests, Hefte und Mappen einsammeln, etc.) ist nicht festgelegt und wird auch von jedem Lehrer anders gehandhabt.
    Das eine gründliche Aufsatzkorrektur vielleicht besonders aufwändig ist glaube ich gerne, dafür ist die Korrektur eines Diktates sicher schneller gemacht als die einer Physikarbeit (die heute auch zu 2 / 3 aus Text bestehen). Man kann sich sicher vortrefflich darüber streiten, wofür jetzt wer wie lange braucht. Der wesentliche Faktor für den Arbeitsaufwand ist allerdings nach meiner Erfahrung die persönliche Dienstauffassung. Und die unterscheidet sich eben zwischen einzelnen Kollegen immer sehr stark.

  • In NRW ist das anders und erklärt auch die Existenz einer Gewerkschaft mit dem Namen korrekturfachlehrer.de: Nur in den sogenannten Hauptfächern werden Klassenarbeiten vorgeschrieben, die genauen Vorgaben zu entsprechen haben und bei der Schulleitung eingereicht werden müssen. In den Nebenfächern können Tests geschrieben werden, aber sie sind nicht obligatorisch und werden auch nicht kontrolliert. Hier kann man (wenn man angesichts der Belastung überhaupt daran denkt) mit Multiple-choice-Tests arbeiten, die mit einem vorgeschriebenen Aufsatz nicht vergleichbar sind. Diktate sind sehr reduziert nur in der Erprobungsstufe möglich. Neben den Klassenarbeiten muss ich regelmäßig noch Vokabeltests (in allen sprachlichen Fächern könnte man auch Grammatiktests) schreiben lassen, die zwar nicht so aufwändig sind, aber eben auch zusätzliche Arbeit machen. Wer zwei Korrekturfächer wie Englisch und Deutsch hat, ist ganz übel dran (vgl. die vorangegangenen Beiträge), zumal sich fast die komplette Reformwut in NRW in den Hauptfächern austobt. Es hat Jahre gedauert, bis die Landesregierung reagiert hat. Doch anstatt für einigermaßen gerechte Lehrerarbeitszeit zu sorgen, kommen die Herrschaften vom Schulministerium mit einem "Service" zur Entlastung. Wer bitte sorgt dafür, dass diese Vorschläge (und in welchem Umfang?) realisiert werden? Soll die Arbeitszeit von jedem Korrekturfachlehrer individuell ausgehandelt und abgesegnet werden von Leuten, die noch nicht in unserer Lage waren und kein Interesse daran haben (siehe oben!), unsere Lage zu verbessern? Da wird einem noch mehr Arbeitszeit aufgebürdet mit dem (vagen) Ziel, diese etwas zu reduzieren? Die Leute vom Schulministerium drücken sich vor ihrer Verantwortung und arbeiten mit üblen Tricks!

  • Deswegen fragte ich ja weiter oben,ob sich jemand von euch entsprechend im Verband etc organisiert???


    Vaila, wenn dich das Thema so berührt, engagiere dich doch an entsprechender Stelle! Immer wieder werden vom Schulamt/KuMi Leute gesucht, die sich in den entsprechenden Arbeitsgruppen treffen und an Veränderungen arbeiten! Sicherlich ist das ein langer Weg, aber doch nur an bestimmten Stellen kann was verändert werden! Wer immer nur klagt, dass von oben die falschen Entscheidungen getroffen werden, muss/soll/kann sich engagieren und muss selbst mitarbeiten. Vom Klagen (oder schreiben in diesem Forum) wird es nicht besser!

Werbung