Entlastung für KorrekturfachlehrerInnen

  • Zitat

    Original von flocker
    Deswegen fragte ich ja weiter oben,ob sich jemand von euch entsprechend im Verband etc organisiert???... Immer wieder werden vom Schulamt/KuMi Leute gesucht, die sich in den entsprechenden Arbeitsgruppen treffen und an Veränderungen arbeiten!


    Es geht nicht um mangelnden Willen, sich zu engagieren. Ja nu, wer mit wirklich viel Arbeit belastet ist, hat schlicht und einfach keine Zeit mehr, in einem Ausschuss zur Entlastung mitzuarbeiten. Man hat zuviel erstrangige Arbeit, um noch Zeit für weitere zu haben.
    Gruß,
    putzi

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

  • Ich wollte nicht implizieren, dass es jemand nicht will! Ich kann absolut verstehen, dass die originäre Aufgabe Vorrang hat!


    Allerdings ist es eine Möglichkeit, an entsprechender Stelle konkret etwas zu erreichen!!!

  • Zitat

    Original von flocker
    Wer immer nur klagt, dass von oben die falschen Entscheidungen getroffen werden, muss/soll/kann sich engagieren und muss selbst mitarbeiten.


    Nö. Das "muss" kann man mal direkt streichen, das "soll" ist ’ne Meinungsäußerung, die natürlich, genauso wie die von Vaila, getätigt werden kann. Es ist der reine Wahnsinn (*Ironie) , aber: Man darf auch „immer nur klagen“ in diesem Land.

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

  • Zitat

    Original von putzmunter


    Es geht nicht um mangelnden Willen, sich zu engagieren. Ja nu, wer mit wirklich viel Arbeit belastet ist, hat schlicht und einfach keine Zeit mehr, in einem Ausschuss zur Entlastung mitzuarbeiten. Man hat zuviel erstrangige Arbeit, um noch Zeit für weitere zu haben.


    Leider ist das so! Deshalb ist das Vorgehen des Schulministeriums NRW nur als perfide zu bezeichnen. Und das sollen möglichst viele wissen - dieses Forum bietet schon einen guten Rahmen!

  • Vaila hat folgendes geschrieben: "Über die Lärmbelastung von SportlehrerInnen habe ich bereits detailliert vorher geschrieben: Diese kann nicht als Begründung für eine starke Mehrbelastung von KorrekturfachlehrerInnen herangezogen werden, weil auch diese davon betroffen sind und es in jedem Fach lautere und leisere Phasen gibt."


    Vaila, ich gehe einfach mal blauäugig davon aus, dass Du noch nicht in vielen Sportstunden anwesend warst (als Lehrklraft natürlich), oder? Wie Du das mit der Belastung einfach so schnell abhandelst, á la die Lärmbelastung kann man nicht als Argument anführen, weil wenn man Sport macht, kann man nicht mehr laut sein. Ich gehe jede Wette ein: Wenn Du mal für 3-4 Wochen Sportunterricht halten müsstest, würde sich Deine Meinung gaaaaanz schnell ändern.


    Trotzalledem, wäre mein Hauptargument für die Sportlehrerseite gar nicht die Lärmbelastung (obwohl die definitv durchschnittlich viel höher ist als im Klassensaal), sondern die erschwerte Aufsicht. In der Sporthalle sitzt nicht jeder Schüler auf einem Stuhl und der Lehrer hat alle gleichzeitig im Blick. Die rennen alle kreuz und quer, sind ungestüm, verletzen sich, streiten und hauen sich, es fließen Tränen, es wird sich gegenseitig angeschrien, weil der eine etwas nicht so macht wie der andere es will, jemand bekommt einen Ball ins Gesicht, haut sich den Kopf an....... Während man sich dann um einen Schüler z.B. wegen einer Verltzung kümmern muss, sind die anderen eben in der ganzen Halle verstreut.


    Das Argument, das es auf dem Freiplatz schön ruhig und harmonisch wär, und man als Sportlehrer die Sonne genießen könnte, ist auch nicht richtig. Man muss auf einem riesen, teils unübersichtlichen, bzw. uneinsehbarem Gelände viele Schüler gleichzeitig im Auge haben. Die Probleme aus der Halle von oben sind dort teilweise noch viel gravierender.


    Ein weiteres Argument: die Stimmbelastung. Mach' mal im Schwimmbad (im öffentlichen Freibad) eine Ansage, die jeder versteht. Da schreist Du Dir die Stimmbäder heißer, das glaubst Du kaum. Und in der Halle und auf dem Sportplatz ist das nicht viel anders.


    Ich erkenne an, dass andere Fächer viel mehr Korrekturen zu bewältigen haben, aber den Sportunterricht als lapidare Angelegenheit abzutun, wo die Schüler ja schön ruhig sind, weil sie eben sportlich aktiv sind, ist ganz weit an der Realität vorbei, sorry. Ich bin der Meinung, dass der Sportlehrer/die Sportlehrerin andere Belastungen hat, die der Mehrbelastung durch Korrekturen durchaus ebenbürtig sind.


    So, das nur mal um für die Sportlehrer partei zu ergreifen. Wie gesagt ich gehe jede Wette ein, dass die Kollegen, die nicht Sport unterrichten, nach ein paar Wochen liebend gerne wieder ins Klassenzimmer zurückgehen würden. Man stellt sich das so einfach und idyllisch vor...

  • Nun ja, wer mit immer nur klagen glücklich ist - bitteschön! Papier und das Forum sind ja geduldig bzw. im Forum entfacht eine spannende Diskussion :D


    Wer aber tatsächlich an einer Veränderung (Verbesserung?) der Situation intersessiert ist, kommt mit klagen nicht weiter... Der MUSS sich engagieren

  • Zitat

    Original von flocker
    Nun ja, wer mit immer nur klagen glücklich ist - bitteschön! Papier und das Forum sind ja geduldig bzw. im Forum entfacht eine spannende Diskussion :D


    Wer aber tatsächlich an einer Veränderung (Verbesserung?) der Situation intersessiert ist, kommt mit klagen nicht weiter... Der MUSS sich engagieren


    Der Autorität des Fettdrucks beuge ich mich natürlich sofort! :D


    Aber mal im Ernst: Du hast natürlich mit dem Ansatz völlig Recht - nur das Klagen ändert nichts und man sollte immer appellieren, dann auch aktiv zu werden. Aber da ich dieses Forum auch als Möglichkeit sehe, seinem Ärger einfach nur mal Luft zu machen, halte ich es für falsch, dieses "Dampfablassen" direkt an Bedingungen zu knüpfen. Und kann mir kaum vorstellen, dass du das nicht auch so siehst...

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

  • Zitat

    Ich erkenne an, dass andere Fächer viel mehr Korrekturen zu bewältigen haben, aber den Sportunterricht als lapidare Angelegenheit abzutun, wo die Schüler ja schön ruhig sind, weil sie eben sportlich aktiv sind, ist ganz weit an der Realität vorbei, sorry. Ich bin der Meinung, dass der Sportlehrer/die Sportlehrerin andere Belastungen hat, die der Mehrbelastung durch Korrekturen durchaus ebenbürtig sind.


    Ich glaube das auch gern, dass die Lärm- und Stressbelastung bei Sportlehrern Horror ist. Ich würd´das an bestimmten Schulformen definitiv nicht machen wollen.
    Aber sieh´s mal positiv: Hast du das Flöhe hüten inklusive Krach hinter dir, bist du ja auch weitgehend fertig ... in jeder Hinsicht.
    Ich gehe dann auch nach Hause, aber ich hab´rund um´s Jahr immer noch noch den Anblick von durchweg durchschnittlich 60-90 Arbeiten und Klausuren, die auf mich warten und die ich am besten zügig (innerhalb von max. 3 Wochen) korrigieren muss.
    Ok, wenn du 5 Englisch-Korrekturgruppen hast, will ich ja nichts gesagt haben. Alles drunter nehme ich leider nicht wirklich ernst, weil ich selbst mit Teilzeit noch nie weniger hatte.

  • Zitat

    Original von BillyThomas


    Der Autorität des Fettdrucks beuge ich mich natürlich sofort! :D


    Aber mal im Ernst: Du hast natürlich mit dem Ansatz völlig Recht - nur das Klagen ändert nichts und man sollte immer appellieren, dann auch aktiv zu werden. Aber da ich dieses Forum auch als Möglichkeit sehe, seinem Ärger einfach nur mal Luft zu machen, halte ich es für falsch, dieses "Dampfablassen" direkt an Bedingungen zu knüpfen. Und kann mir kaum vorstellen, dass du das nicht auch so siehst...



    Oha, so hart sollte es nicht rüber kommen :rotwerd::hammer:


    Ja, das stimmt, es sollte sicherlich nicht an Bedingungen geknüpt sein, das sehe ich ebenfalls so. Bin nur vor kurzen auf das Buch gestoßen Die Entscheidung liegt bei dir [Anzeige] und inhaltlich bin ich von der Grobaussage begeistert.
    Im Grunde genommen geht es darum, dass man selbst bewusst eine Entscheidung getroffen hat (Beruf, Partner, Lebensumstände) und man sich jeden Tag aufs neue für diesen Beruf/Partner/Lebensumstände entscheidet. Überspitzt gesagt, trifft es auch hier zu: Jeder trifft bewusst die Entscheidung, Lehrer (D-KFL) zu werden/bleiben, niemand wird hierzu gezwungen - (zumindest ist es in unserer Gesellschaft nicht üblich, einen bestimmten Beruf erlernen zu müssen). Und wir entscheiden uns auch jeden Tag aufs neue für die Konsequenzen dieses Berufes. Überspitzt gesagt, kann jeder in einem anderen Beruf/Job Fuß fassen, wenn er die Konsequenzen der extrem hohen Korrekturbelastungen nicht (mehr) tragen kann/möchte. Dann muss man aber mit anderen Konsequenzen rechnen (als Sportlehrer der Lärmpegel, in der freien Wirtschaft kein Beamtentum etc).


    Aber das führt zu weit - ich kann den Thread ja inhaltlich verstehen. An machen Stellen war es ein Rundumschlag, der so nicht ok war. Als "Dampfablassen" hatte ich ihn nicht gesehen - aber ich bin dankbar für diese neue Sichtweise!

  • Zitat

    Original von Antigone
    Ich glaube das auch gern, dass die Lärm- und Stressbelastung bei Sportlehrern Horror ist. Ich würd´das an bestimmten Schulformen definitiv nicht machen wollen.
    Aber sieh´s mal positiv: Hast du das Flöhe hüten inklusive Krach hinter dir, bist du ja auch weitgehend fertig ... in jeder Hinsicht.
    Ich gehe dann auch nach Hause, aber ich hab´rund um´s Jahr immer noch noch den Anblick von durchweg durchschnittlich 60-90 Arbeiten und Klausuren, die auf mich warten und die ich am besten zügig (innerhalb von max. 3 Wochen) korrigieren muss.
    Ok, wenn du 5 Englisch-Korrekturgruppen hast, will ich ja nichts gesagt haben. Alles drunter nehme ich leider nicht wirklich ernst, weil ich selbst mit Teilzeit noch nie weniger hatte.


    Wie gesagt, das erkenne ich an. Ich habe weniger Korrekturen. Dafür haben Sportlehrer oft (nicht immer) mehr Nachmittagsunterricht und oft auch 9./10. Stunde - was auch sinnvoll ist, denn andere Fächer sind zu diesem Zeitpunkt schwerer zu unterrichten, das muss man auch zugeben, denn die Konzentrationsleistungen sind im Klassensaal auch höher. Natürlich kann es sein, dass an vielen Schulen auch andere Lehrer genausoviel Nachmittagsunterricht haben, aber im Schnitt habe ich das Gefühl, dass Sportlehrer mehr haben (keine Statistik als Beweis, leider, reines Gefühl).


    Zudem hat man dann zu Hause auch Sportfeste zu organisieren, Schulteams zu leiten, mit den Teams auf Spiele fahren, bei Bundesjugendspielen zu helfen... wie auch z.B. Musiklehrer viel "außerhalb" machen. Ganz "fertig" (vom Arbeitspensum her) bin ich also auch nicht, nach dem Unterricht, wenn ich auch keine Korrekturen in Sport hab.


    Wie gesagt, ich erkenne die Probleme der KFL an, aber ich will eine Lanze für die Sportlehrer brechen, denn diese Gruppe hat wie keine andere das Problem, "nicht wirklich ernst" genommen zu werden. Ich bin weiterhin der Meinung, dass Sportunterricht, wenn man ihn anständig macht, genauso Arbeitsintensiv ist wie andere Fächer. Zwar auf eine andere Art und Weise, aber trotzdem ebenbürtig. Außerdem haben Sportlehrer je nach Zweitfach auch halb so viele Korrekturen wie ein Lehrer mit zwei KF. Die andere Hälfte wird durch die Gründe, die ich in meinen beiden Posts genannt habe durchaus ausgeglichen, wie ich finde.


    Im übrigen: Es ist durchaus berechtigt sich darüber Gedanken zu machen, ob man fair behandelt wird und ob die Zustände gerecht sind und dabei einmal die "Gegenseite" zu betrachten. So etwas als Jammern abzutun finde ich einen großen Fehler. Wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlt, sollte man das immer sehr ernst nehmen.

  • Zitat

    Jeder trifft bewusst die Entscheidung, Lehrer (D-KFL) zu werden/bleiben, niemand wird hierzu gezwungen - (zumindest ist es in unserer Gesellschaft nicht üblich, einen bestimmten Beruf erlernen zu müssen). Und wir entscheiden uns auch jeden Tag aufs neue für die Konsequenzen dieses Berufes. Überspitzt gesagt, kann jeder in einem anderen Beruf/Job Fuß fassen, wenn er die Konsequenzen der extrem hohen Korrekturbelastungen nicht (mehr) tragen kann/möchte.


    Das ist ja so´n bisschen die Haltung: "Mit gehangen - mit gefangen".
    In der Konsequenz: "Und jetzt sieh´ aber mal zu, wie du (damit) fertig wirst. Hast ja´n freien Willen und kannst ja wahlweise die Zähne zusammen beißen und durchhalten/ was anderes machen/Teilzeit machen/der Korrekturlehrer-Vereinigung beitreten und dich ordentlich engagieren und dann wird das schon. Alternativ kannst du auch weiter jammern ;) - erwarte aber bloß nicht, dass man das nachvollziehen kann."


    Ist ja auch ´n bisschen platt, oder? :)


    Ich erwähnte ja schon, dass der Einfluss der Schulleiter in dieser Frage maßlos überschätzt wird. Gleiches gilt für den Einsatz irgendwelcher Verbände (Philo, GEW sowie auch oben genannter) - die haben letztlich alle nichts zu melden, weil es doch nur um Finanzierung geht. Da keiner mehr Lehrer werden will, verschärft sich die Situation zukünftig nur noch.
    Ich kann mir nicht denken, dass hier jemand wirklich annnimt, dass man sich in diesen Zeiten auf ministerialer Ebene (und nur da liegen die Entscheidungsbefugnisse) ernsthaft mit der Korrekturlehrer-Problematik befassen wird - zumindest nicht in NRW.
    Die sind dort viel zu sehr damit beschäftigt ihren Lehrernachwuchs anzuwerben, ihre ganzen reformbedingten zentralen Prüfungen so zu organisieren, dass ihnen keine weiteren Pannen mehr unterlaufen, und den weichen Ganztag so vernünftig zu gestalten, dass sie keine Elternbeschwerden mehr am Hals haben. Frau Sommer bemüht sich da ja im Rahmen ihrer Möglichkeiten redlich und konnte dieser Tage ja auch verkünden, dass der NRW-Abischnitt 09 bei um die 2,5 im Gym.-Bereich lag - wir haben uns also hinsichtlich PISA deutlich verbessert. Ich muss wirklich lachen, wenn ich solcherlei lese ;)
    Ich bedauere ja, dass verbeamtete Lehrer kein Streikrecht haben. Die Option wäre sicherlich wirkungsvoller als monatliche eingebrachte Petitionen und Mahnschreiben über die Verhältnisse oben genannter Verbände.
    Ansonsten freue ich mich ab Feb. auf meine 3-Tage-Woche mit 18 Stunden und mein Verlagsprojekt. Für mich ist das ´ne gute Sache, auch wenn es sich finanziell weniger auszahlt als mit Vollzeit. Einfach mal noch was anderes angehen. Die Kollegen an meiner Schule, die durch meine Reduktion mehr Korrekturen aufhalst bekommen, tun mir jetzt schon leid. Aber wie war das noch mit dem freien Willen: Sie können ja auch Teilzeit machen... oder siehe oben.... ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von Antigone ()

  • Ich wollte kein bisschen provozieren oder etwas platt ausdrücken (ok, es mag sich vill. platt angehört haben, aber inhaltlich hilft diese Einstellung enorm, das Bewusstmachen, dass jeder selbst an der Situation etwas ändern kann!)!
    Ich habe lediglich angemerkt, dass der nächste Schritt - da viele der Vorschläge im Alltag (Koordination mit Fachschaft, Absprachen mit Kollegen etc) als nicht/wenig hilfreich gewertet wurden - dann eben doch Engagement auf der nächsten Ebene ist. Und doch, ich denke, in Verbänden kann viel erreicht werden - wenn auch nicht immer das, was für den einelnen zu einem bestimmten Zeitpunkt optimal wäre...


    Nun ja - Achtung - wieder überspitzt: Das Beamtentum kann aufgegeben werden (Angestelltenverhältnis) => Konsequenz: Es darf gestreikt werden => Konsequenz: Keine 100%ige Sicherheit bis zum Rentenalter und weniger Geld (da kein Beamtenstatus mehr...)
    Also entscheidet man sich bewusst für den Beamtenstatus...


    @Antigone: Das ist für dich doch eine Möglichkeit, diese DKFL-Belastung zu reduzieren bzw. für dich eine Entscheidung zu treffen, wie es für dich besser wird. Ich hoffe, dass mehrere es schaffen, einen Weg zu finden, der die Belastung reduziert. Es ist es sicherlich nicht wert, die Gesundheit aufs Spiel zu setzen und mit 50 in Frührente zu gehen...

  • Hallo - ich mische mich jetzt mal ein,


    ich habe nur die ersten vier Seiten gelesen, aber ich bin jetzt schon ganz kribbelig.
    Einmal habe ich doch tatsächlich mal gelesen, dass es sogar andere Schulformen gibt, deren Lehrer auch nicht über ihre Zusatzbelastungen klagen. Deshalb will ich auch mal mitklagen.
    Ich unterrichte an einer Hauptschule (trotz Sek I/II) mit zwei studierten Fächern (Deutsch, Religion). Zusätzlich unterrichte ich noch Mathematik, Geschichte, Erdkunde, Wirtschaftslehre. Zeitweise durfte ich noch in Kunst und Musik "aushelfen".
    Ja - die Deutscharbeiten mögen weniger umfangreich als am Gymnasium sein (zumindest in den höheren Klassen) - - aber: wir benötigen leider mindestens soviel Rot wie die Gymnasialkollegen (Fehlerkorrektur und positive Rückmeldung).
    Ja - der fachwissenschaftliche Aspekt ist niedriger anzusiedeln als am Gymnasium (abgesehen von den 10 B-Klassen, die ja zumindest auf Realschulniveau angesiedelt sind) - - aber: es gibt kaum einen Hauptschullehrer, der nur zwei (oder drei) Fächer unterrichtet.
    Da wir das Klassenlehrerprinzip verfolgen, verbringen wir viel Zeit (zur pädagogischen Arbeit und zur Wissensvermittlung) in unseren eigenen Klassen.
    Zur Zeit habe ich nur drei Korrekturgruppen (bin durch verschiedene Verwaltungsaufgaben nicht mehr bei voller Unterrichtsverpflichtung). Aber es gab auch Jahre, da hatte ich 6 Korrekturgruppen!
    Hauptschullehrer (in NRW) verdienen deutlich weniger als Gymnasiallehrer, haben mehr schwierige Schüler und unterrichten viel mehr verschiedene Fächer (die Mehrarbeit durch die Erarbeitung des fachfremden Stoffs ist dabei noch nicht einmal mitbedacht) und haben viel weniger Chancen auf Beförderungsstellen (wenn man nicht sofort in der Schulleitung arbeiten will). Außerdem ist die wöchentliche Stundenzahl immer (wie auch in der Grundschule) am höchsten.
    In einem Jahr ohne Klassenleitung und ohne Korrekturfach hätte ich ja glücklich und zufrieden sein können. Aber ich war überwiegend genervt. Nur "Nebenfächer" zu unterrichten ist sehr anstrengend. Die Vermutung, dass Sportlehrer am meisten davon betroffen sind, zu motivieren, bzw. nicht ernst genommen zu werden, kann ich so nicht bestätigen. Das gilt - meiner Meinung nach - noch viel mehr für Religionslehrer. Mein Traumplan wären fünf Mathegruppen und Deutsch in meiner Klasse (also auch Klassenleitung), dann hätte ich zwar viele Korrekturen, aber auch sehr viele Vorteile (ernsthaftes Arbeiten, keine Motivationsprobleme, weniger Vorbereitung).
    Bei uns gibt es Entlastungsstunden (Verfügungsstunden) für zusätzliche Belastungen: z. B. Chemiesammlung, Computerraumbetreuung, Deutschfachleitung (Unterstützung der Deutschkollegen bei der Sprachförderung und der individuellen Förderung). Wir haben eine Kollegin, die in jedem Jahr sieben Korrekturgruppen hat, aber andererseits auch nicht bereit ist, ein "Nebenfach" zu unterrichten. Warum?
    Ich mag nicht darüber streiten, wer wie viel zu arbeiten hat. Letztendlich ist es immer davon abhängig, wie viel Zeit und Engagement man einsetzen will. Wir arbeiten mittlerweile sehr viel im Team, um uns die Arbeit zu erleichtern.
    Nachdenklich macht es mich aber, wenn ich - bei viel Einsatz (wer besucht seine Schüler schon zweimal im Praktikum) - von Kollegen belächelt werde.
    Ich arbeite sehr gerne an der Hauptschule (solange uns das dreigliedrige Schulsystem noch dieses ermöglicht, und es keine Verlängerung der Grundschulzeit gibt).
    Seid einfach fair zueinander - jeder hat viel Arbeit. Das gegenseitige Aufrechnen führt nur zu Unmut und der behindert mehr als das er nutzt. "Fauleren" Kollegen kann man mal ein "bisschen" auf die Füße treten, aber ändern werden wir sie kaum.
    Also: Behaltet euren Spaß an der Arbeit, das Jammern sollte nicht unseren Alltag beherrschen. Das färbt irgendwann auch auf die Schüler ab.
    Noch ein Tipp: Die Steuerrungsgruppe einer Schule, der Lehrerrat oder die Stundenplanmacher könnten auf eine ausgewogene Verteilung achten (die Schüler und die Kollegen im Blick halten). Bei uns klappt das ganz gut.
    Liebe Grüße, Boeing (die auch nicht immer zufrieden ist, aber trotzdem gerne mit den Schülern arbeitet)

  • Zitat

    Original von Boeing
    Zur Zeit habe ich nur drei Korrekturgruppen (bin durch verschiedene Verwaltungsaufgaben nicht mehr bei voller Unterrichtsverpflichtung). Aber es gab auch Jahre, da hatte ich 6 Korrekturgruppen!


    Respekt vor dem, was HauptschullehrerInnen leisten! Auf dem Hintergrund dessen, was ich über ihre Arbeit weiß, würde ich mich sofort für eine Verringerung ihres Stundendeputats stark machen. Aber ich denke, wir machen hier ein neues Fass auf und müssen uns bei der Behandlung der Thematik auf gleiche Ausbildungsvoraussetzungen und die Arbeitsbedingungen beziehen. Dein Beitrag hat gewiss einen eigenen Thread verdient und ich beteilige mich gern an der Diskussion.


    Ich habe übrigens immer 6-7 Korrekturgruppen, immer Klassenleitung, immer Abitur, immer neue Themen, Bücher, Prüfungsformen und zu große Klassen. Das sind Fakten.


    Zitat

    Seid einfach fair zueinander - jeder hat viel Arbeit. Das gegenseitige Aufrechnen führt nur zu Unmut und der behindert mehr als das er nutzt.


    Ja, Fairness wäre wirklich angebracht - gegenüber Kolleginnen und Kollegen, die nachweislich - vgl. Lehrerarbeitszeituntersuchung von Mummert & Partner - erheblich mehr arbeiten. Wir MehrarbeiterInnen brauchen aber auch unsere Erholungszeiten am Wochenende, die immer für Korrekturen draufgehen. Durch deinen kraftlosen Beschwichtigungsversuch wird mein Unmut nicht geringer! Und der hat überhaupt nichts mit Jammern zu tun. Stillsein hilft nur den Nicht- und Wenigkorrigierern!

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Vaila
    Stillsein hilft nur den Nicht- und Wenigkorrigierern!


    Nur hier jammern ändert aber auch nichts. Bei allem Verständnis und ich verfolge diesen Thread seit dem Anfang muss ich wirklich sagen: jammern und Dampf ablassen ist okay. Wenn aber jemand sagt, man müsse sich dann aber auch an entsprechenden Stellen einsetzen und das mit Zeitmangel wieder abgetan wird, wird sich auch nichts ändern. Diejenigen, die es nicht stört, werden sich nämlich auch nicht in entsprechenden Arbeitsgremien engagieren!


    Sagt die nur Ein-Fach-Korrektur-Lehrerin mit 7 Korrektur-Gruppen

  • Artikel aus dem "Tagesspiegel" vom 21.02.2006:


    "Korrigieren im Akkord
    Lehrer von Klausurfächern gehen vor Gericht. Sie wollen weniger Pflichtstunden geben als ihre Kollegen. Denn die rot-rote Koalition scheitert mit dem Vorhaben, gerechtere Arbeitszeitmodelle zu schaffen


    Reinhold Tyrach hat keine Geduld mehr. Seit 28 Jahren schlägt er sich mit Bergen von Geschichts-, Politik- und Englischarbeiten herum, seit 28 Jahren sieht er, dass er – bei gleichem Gehalt – mehr korrigieren muss als die Lehrer anderer Fächer. Jetzt will er diese von ihm als ungerecht empfundene Arbeitsverteilung nicht länger hinnehmen: Der von ihm mitgegründete Verband der Korrekturfachlehrer strebt im März eine Sammelklage „wegen offenkundiger Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes“ beim Verwaltungsgericht an.


    Eigentlich hatten die Lehrer so korrekturintensiver Fächer wie Deutsch, Französisch oder Geschichte geglaubt, ein derartiger Schritt sei nicht notwendig. Schließlich hatten sich SPD und PDS vorgenommen, etwas für die Arbeitszeitgerechtigkeit der Lehrer zu tun, und dieses Ziel in die Koalitionsvereinbarung aufgenommen – so wie vier Jahre zuvor schon der schwarz-rote Senat. Aber ein halbes Jahr vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus steht fest: Daraus wird nichts.


    „An der Lehrerarbeitszeitregelung wird in dieser Legislaturperiode nichts geändert“, teilt die Senatsverwaltung für Bildung jetzt mit. Zur Begründung wird auf die „Fülle tief greifender Reformen“ verwiesen. „Wir wollten nicht noch ein weiteres Feld aufmachen – zudem ein so schwieriges“, ergänzt die bildungspolitische Sprecherin der SPD, Felicitas Tesch. Wie schwierig das Feld ist, hat sie schnell gemerkt: Als das Parlament erste zaghafte Versuche unternahm, sich dem Thema zu nähern, „da riefen sofort die Kunstlehrer an“, sagt die Abgeordnete. Sie befürchteten ebenso wie die Sport-, Musik-, Erdkunde- und Biologielehrer, dass sie noch mehr unterrichten müssen, um die Entlastung der Korrekturfachlehrer kostenneutral umsetzen zu können.


    Die unterschiedliche Interessenlage der einzelnen Fachlehrer ist es auch, die bewirkt, dass sich die Lehrergewerkschaften auffällig zurückhalten. „Die GEW hat Angst, dass die Lehrer übereinander herfallen. Auch Austritte von Mitgliedern wären möglich“, sagt Bernd Linke, Vize-Chef des Verbands der Oberstudiendirektoren. Entsprechend zurückhaltend äußert sich GEW-Chefin Rosi Seggelke: „Eine Arbeitszeitgerechtigkeit gibt es nie“, sagt sie. Sportlehrer müssten zwar weniger korrigieren, dafür seien sie aber wegen der Lärmbelastung sehr gefordert. Im Übrigen habe die GEW bei der Erarbeitung neuer Arbeitszeitmodelle mitgewirkt, die 1998 unterschriftsreif gewesen seien, dann aber „in die Tonne getreten wurden“, als die Leitung der Schulbehörde von Ingrid Stahmer auf Klaus Böger überging. Seither kam es für die Korrekturfachlehrer noch schlimmer: Anstatt sie zu entlasten, wurde ihre Unterrichtszeit weiter erhöht – und zwar im selben Maße wie die der anderen Fachlehrer. Aus 22 Unterrichtsstunden wurden etwa bei den Gymnasiallehrern inzwischen 26.


    Einzelne Lehrer haben seither versucht, gegen die Arbeitszeiterhöhung zu klagen. Bisher ohne Erfolg. Allerdings forderte ein Verwaltungsrichter die Bildungsverwaltung auf, doch einmal vorzurechnen, wie eine Englisch- und Erdkundelehrerin innerhalb der vorgegebenen Beamtenarbeitszeit ihre Aufgaben erfüllen kann. Das Ergebnis war für die Lehrerschaft aufschlussreich. So ist dort zu lesen, dass die Korrektur einer Englischkurs-Klausur in der zehnten Klasse im Schnitt 12,5 Minuten betrage.


    Diese Angabe sei „eine schlimme Farce“, urteilt der Leiter des Steglitzer Paulsen-Gymnasiums, Jobst Werner. Im Hauptstadtmagazin des Beamtenbundes weist er darauf hin, dass eine Arbeit in dieser Klassenstufe 45 bis 180 Minuten dauert, wobei drei bis acht handschriftliche Seiten zusammenkommen. Diese zu lesen dauere allein schon über zehn Minuten, ganz zu schweigen vom Korrigieren und der Notenfindung.


    Richtig geärgert hat sich auch Reinhold Tyrach über die offiziellen Zeitangaben. Eine Weile hat er versucht, die Klassenarbeiten in der vorgegebenen Zeit zu korrigieren. An jede Klausur heftete er dann einen Zettel, auf dem er die Eltern darauf hinwies, dass die hastige Korrektur den Vorgaben der Bildungsverwaltung geschuldet war. Als das Klaus Böger im Abgeordnetenhaus zu Gehör kam, erhielt Tyrach sofort die Aufforderung, sein Tun einzustellen. „Die Schulaufsicht bewertet das Verhalten der Lehrkraft gegenüber den Erziehungsberechtigten als unprofessionell und illoyal“, teilte Bögers Sprecher mit.


    Damit ist das Thema aber nicht vom Tisch. Zumindest die Opposition ist der Ansicht, dass sich etwas ändern muss. „Wir brauchen ganz dringend neue Arbeitszeitmodelle“, sagt der Bildungspolitiker der Bündnisgrünen, Özcan Mutlu. Die unterschiedliche Belastung der Fächer solle berücksichtigt werden, meint er im Einvernehmen mit FDP und CDU. Die Christdemokraten wollen darüber hinaus noch die Schulleiter entlasten.


    Erst mal aber geht es vor Gericht: 20 Lehrer wollen sich der Klage des Korrekturfachlehrerverbandes anschließen."

    • Offizieller Beitrag

    Auf Deine Reaktion hab ich zwei Tage gewartet.


    Und, ändert sich was dadurch, dass Du uns vorwirfst, nicht mit Dir solidarisch zu sein, Du uns aber immer wieder erklärst, für entsprechendes Engagement an den Stellen, wo man was bewegen könnte vor lauter Korrekturen keine Zeit zu haben?

    • Offizieller Beitrag

    Hm, nochmal: Vielleicht kann ich mich als Doppelkorrigiererin mit immer Klassleitung in der 5. Klasse, oft neue Themen (wie gehen denn immer neue Themen- irgendwann mal hat man doch alle Klassen gehabt?), immer Abitur usw. deutlich besser erholen, weil ich schaue, möglichst effektiv und pragmatisch zu arbeiten, große Unterstützung bei meiner Schulleitung habe und tatsächlich nebenher noch Zeit für eine gut laufende Beziehung erübrigen kann, die mir sehr viel Kraft gibt?
    Ich weiß, dass ich es damit noch besser erwischt habe, aber die Reaktion von den Ewigjammernden hier hat für mich inzwischen was von einem trotzig aufstampfenden Kleinkind (man verzeihe mir den vielleicht allzu bildlichen Vergleich): "Ich bin aber die härtesten arbeitende Lehrkraft hier! Und ich will, dass sich daran was ändert und zwar jetzt sofort! Macht was, ich hab da nämlich keine Zeit dafür!"
    Natürlich gibt es bei mir auch Zeiten, wo ich die Korrekturfristen (die es ja in anderen Bundesländern angeblich so gar nicht gibt!) um Tage überziehen muss, es gibt auch Wochenenden, die ich durchkorrigieren muss, aber es gibt genauso gut die Zeit am Schuljahresanfang, wo noch keine Arbeiten geschrieben werden und ich mich lauter Kleinigkeiten widmen kann, die längst nicht so aufreibend sind wie die Korrigierei. Ebenso nach Notenschluss. Man kann sich durchaus seine Entspannungszeiten schaffen. Und ich finde es ehrlich gesagt, ziemlich dreist, sich einzubilden, daraus, dass ich mich nicht aufarbeite und aufarbeiten mag, Rückschlüsse auf die Qualität meiner Arbeit zu ziehen.

  • Zitat

    Original von Dalyna
    Auf Deine Reaktion hab ich zwei Tage gewartet.


    Ich unterrichte eben nicht Biologie! ;)



    Zitat

    Und, ändert sich was dadurch, dass Du uns vorwirfst, nicht mit Dir solidarisch zu sein, Du uns aber immer wieder erklärst, für entsprechendes Engagement an den Stellen, wo man was bewegen könnte vor lauter Korrekturen keine Zeit zu haben?


    Scherz beiseite: Mal ganz einfach: Es ist natürlich ein Kampf gegen Windmühlen: Man denke nur an die Opposition gegen Atomkraft und die Möglichkeiten der Gegner. Wenn man etwas als unsinnig erkannt hat, soll man auch die kleinen Schritte nicht gehen, um möglicherweise etwas in den Köpfen zu verändern? Dann könntest du gleich den Kopf in den Sand stecken! Wir haben keine Chance, aber wir nutzen sie!

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