Hallo!
Ich bekomme nächstes Jahr eine 5 in Deutsch. Ich habe leider null Erfahrung, weil sie Referendare so gut wie nie ranlassen.
Auf was sollte ich achten? Was ist wichtig?
Vielen Dank!
Anais
Hallo!
Ich bekomme nächstes Jahr eine 5 in Deutsch. Ich habe leider null Erfahrung, weil sie Referendare so gut wie nie ranlassen.
Auf was sollte ich achten? Was ist wichtig?
Vielen Dank!
Anais
Du sollstest damit rechnen, dass die Schüler von der Grundschule her wahrscheinlich noch stärkere Regeln haben, was wie und wohin kommt. Meine Schüler haben z.B. anfangs sehr viel gefragt, mit welcher Farbe sie das unterstreichen sollen, ob sie das in das oder das Heft schreiben sollen, ob sie die Aufgabenstellung abschreiben sollen usw. Du solltest dir also evtl. überlegen, ob und welche "Regeln" du aufstellst.
Anfangs werden sie auch noch ein unterschiedlicheres Arbeitstempo haben, ich hatte das Gefühl, dass die einen fertig sind, wenn die anderen gerade einen Satz geschrieben haben.
Meine Schüler haben auch anfangs ihre Ergebnisse persönlich mit mir besprechen wollen bzw. sie mir zeigen wollen. Evtl. thematisierst du also, dass du die Ergebnisse meistens im Klassenverband besprichst.
Du musst sehr kleinschrittig vorgehen. Das heisst jedes Buch öffnen und schließen ansagen, und ggf. sogar kontrollieren.
Es werden sehr viele Fragen zu für dich selbstverständlichen Dingen kommen (z.B. ob man auch hell statt dunkelorange zum unterstreichen nehmen kann). Für die Kleinen ist es enorm wichtig in welches Heft man was schreibt und sie wolllen alles richtig machen. Am Anfang Verständnis für die vielen Fragen haben und nach und nach zu mehr Selbstständigkeit erziehen.
Gut ist es auch, wenn du ein bisschen "Märchenerzähler-Qualitäten" hast. Es ist noch wichtiger als bei den Großen mit spannenden Geschichten und Metaphern zu motivieren und du wirst dafür auch belohnt: alle folgen dir mit großen Augen
Aufgefallen ist mir auch das große Mitteilungsbedüfnis über persönliche Erlebnisse und Arbeitsergebnisse, so dass du ein bisschen "Mutti" spielst.
Was mir beim ersten Mal in einer 5. am meisten auffiel: das Arbeitstempo. Die Kleinen haben gerade erst das Lesen und Schreiben gelernt. Die Buchstaben werden noch gemalt, nicht geschrieben. Um wenige Sätze aufzuschreiben (oder z.B. am ersten Tag den Stundenplan) braucht es immens viel Zeit. Zum Thema Lesen ebenfalls der Hinweis: nicht zu viel erwarten. Einige Schüler im letzten 5. Jahrgang konnten kaum lesen (ja, am Gymnasium). Wörter wurden nach und nach erlesen, aus den einzelnen Buchstaben zusammengesetzt, aus Wörtern wurden Sätze, dann Absätze, mit viel Geduld auch Texte. Wir haben deshalb viel vorgelesen. Damit sich keiner "drücken" konnte (die betroffenen Schüler versuchen natürlich, möglichst wenig zu lesen), ging es immer reihum. (Ich habe mir erklären lassen, dass die Deutschleistungen bei der Empfehlung für die einzelnen Schulformen durch die Grundschulen nicht (oder weniger) mit eingeflossen sind.) (Vorhandene Rechtschreibkenntnisse deshalb auch zu Beginn der 5. Klasse "ignorieren"... das müssen die allermeisten noch lernen.)
Und es kommen Fragen zu Dingen, die für Dich selbstverständlich (oder unwichtig) sind, wie etwa zur Farbe des Heftumschlags oder der Farbe, mit der man die Überschrift unterstreicht.
Insgesamt arbeite ich - gerade zu Beginn der 5. Klasse - noch sehr spielerisch, mit viel Bewegung etc., da den Schülern oft das Durchhaltevermögen noch fehlt (typische, bemerkenswerte Reaktion in der letzten Stunde während der ersten Wochen: nach Beendigung einer Aufgabe packten die Schüler ihre Taschen und wollten die Stunde beenden und konnten es gar nicht verstehen, dass man tatsächlich noch eine Übung bearbeiten könnte. Es waren ja nur noch 20 Minuten bis zum Stundenende...)
Aber die Arbeit in einer 5. Klasse macht sehr viel Spaß (auch wenn sich das obige vielleicht nicht ganz so anhört). Es ist einfach anders als es in einer "höheren" Klasse. Sehr schön ist z.B., dass sie (fast) alle noch unbedingt mitarbeiten wollen (und beleidigt sind / weinen, weil Du sie nicht drannimmst, jemand anderes aber schon 2x etwas sagen durfte). Zum Abschluss noch ein kurzer Hinweis zum Thema Weinen: die Kleinen sind noch "sehr nah am Wasser gebaut". Gerade die Rückgabe der ersten Tests oder Arbeiten kann äußerst leicht zu Tränen führen. Aus der Grundschule sind sie alle gute bis sehr gute Noten gewöhnt, am Gymnasium (an der neuen Schule, mit neuen Lehrern, Fächern etc.) werden die Noten bei einigen etwas (oder viel) "absacken". Da kann eine 3 (in Worten: drei) Krisen auslösen - eine 5 ist eine Katastrophe. Ich habe den ersten Schock bisher immer damit abgefedert, dass ich der Klasse vor der Rückgabe erklärt habe, dass sie alle mündlich so toll mitarbeiten, dass keiner eine schlechte Note auf dem Zeugnis befürchten müsse - selbst wenn sie eine 5 in der Klassenarbeit geschrieben haben sollten. Das hat (bedingt) funktioniert...
Wow! Vielen Dank für die tollen Tipps!!!
Ich freue mich schon auf die 5er! Wird sicherlich spaßig!
Sagt mal, gehen die 5er auch schon ins Schullandheim? Oder erst in 6?
Habt ihr mir vielleicht auch noch eine Empfehlung für ein Jugendbuch?
Grüße
Anais
Habe neulich die letzte Klassenarbeit des Jahres zurückgegeben und ein Mädel, das eine 4+ geschrieben hatte, weinte und weinte und ich konnte sie nicht beruhigen, später bat sie mich um ein Gespräch unter vier Augen und fragte mit Tränen in den Augen, ob man mit vier Dreien sitzen bleibt...
Bei den Kleinen gilt der "Störungen gehen vor"-Spruch in viel stärkerem Maß als bei den Größeren, aber es macht irre Spaß! Sofern man vorher die Regeln geklärt hat.
Mit der Lektüreauswahl würde ich warten bis du die KLasse kennst.
Hört sich echt spannend an! Es wird sicherlich Spaß machen!
Wie macht ihr das mit den Aufsätzen? Wieviel zählen Grammatik- und Rechtschreibfehler?
Oder zählt nur der Inhalt?
Gruß
ZitatWie macht ihr das mit den Aufsätzen? Wieviel zählen Grammatik- und Rechtschreibfehler?
Oder zählt nur der Inhalt?
Wir haben uns darauf geeinigt, zu Beginn der 5 zunächst insbesondere die Rechtschreibung aus der Wertung herauszunehmen und dann erst so nach und nach stärker zu gewichten.
Wenn ich aber z.B. zur Vorbereitung des Erzählens die Zeichensetzung in der wörtlichen Rede übe, dann erwarte ich auch, dass dies im Aufsatz verwendet wird...
(Man sollte vielleicht dazu erwähnen, dass in NDS bei Fehlern in der Rechtschreibung etc. in Aufsätzen generell insgesamt maximal ein Abzug von 2/3 einer Note möglich wäre - insofern führt das anfängliche "Anstreichen aber nicht Werten" maximal zu einer Note besser.)
Und wie behandelt ihr Grammatik? Macht ihr ganze Einheiten oder lieber immer wieder was?
In der Mittelstufe macht eher keine Einheit, aber man hat ja auch nicht viel Grammatik, es sind eher Wiederholungen.
Gruß und merci für die Antworten!
Grammatik mache ich i.d.R. in Wochenplanarbeit mit Arbeitsheft. Regeln werden gemeinsam erarbeitet oder wiederholt, dann mit o.g. Methode die Übungen zur Festigung durchgeführt. Wortschatz und -bildung und Wortarten sind für die meisten in rudimentärer Form kein Neuland mehr. Auf diese Weise kann man auch gut differenzieren, da die Kenntnisse aus der GS sehr unterschiedlich sein können. Lediglich Satzgliedbestimmung, die in Bezug auf Objekte in der Kl. 5 eingeführt wird, mache ich als separate Unterrichtsreihe.
PS: In der Mittelstufe gibt es bei mir ebenfalls Unterrichtsreihen zur Grammatik.
Ironie vermeiden! Das können die Kleinen noch gar nicht. Ironische Bemerkungen können zu merkwürdigen Reaktionen führen.
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