Hallo,
in anderen threads habe ich immer mal wieder angeregt, vergleichende threads zu eröffnen über bestimmte themen. hier nun würde ich gern den ersten anregen. Man mag auch meinen Beitrag verbessern, wenn mir Fehler unterlaufen. Ref ist schon 10 Jahre her. Aber durch die reffis, die ich immer wieder betreue, müsste das so hinhauen.
------ich ergänze meinen thread anhand eurer beiträge fortlaufend------
ich würde mich freuen, wenn ich erführe, wie das in anderen bundesländern läuft. bei meinen ausführungen halte ich mich an immer wiederkehrende fragen der lehrerforen. der überblick ist grob, weil ich nicht auf die besonderheiten einzelner fächerkombinationen eingehen kann.
Thema 1: Die Lehrerausbildung im Referendariat
Unterpunkt: Hier bei uns in Bayern.
Einschränkung: Ich bin Realschulllehrer, die gymnasiale Ausbildung läuft ziemlich gleich. Grundschule und Hauptschule ist anders. Ich weiß aber leider nicht genau wie, deshalb schließe ich die hier aus.
Beginn:
In Bayern ist es so, dass jeder Lehramtsstudent mit bestandenem Ersten Staatsexamen sich auch sofort für das Referendariat anmelden kann und einen Platz bekommt. Das heißt, man bekommt in jedem Fall die Möglichkeit, seine Ausbildung wirklich bis zum Ende durchzuziehen. Und zwar sofort.
Früher konnte man allerdings sowohl zu Beginn des Schuljahres wie auch zum Halbjahr anfangen. Mittlerweile aber, so weit ich weiß, kann man nur noch zum Schuljahresbeginn anfangen.
Dies gilt für alle Lehrämter.
Verlauf 1. Jahr:
Man wird nach Anmeldung an eine sogenannte Seminarschule zugewiesen. Die Zuteilung erfolgt nach sozialen Aspekten, aber vor allem wohl auch nach Note des 1. Staatsexamens. Man bekommt je nach Fächerausbildung mehrere Orte zur "Auswahl" und kann beim Antrag Wünsche angeben. An der Seminarschule sind etwa 10-15 Reffis - ich habe aber gehört, dass derzeit ein Run auf die Seminarschulen eingesetzt hat und man hat mir berichtet, dass es schon Seminarschulen mit 30 Reffis gibt.
Die Ausbildung im Ref teilt sich in zwei Hälften. Im ersten Jahr wird man an der Seminarschule ausgebildet. Im zweiten Jahr kommt man an eine sogenannte Einsatzschule, an der man eigenverantwortlich mindestens 16 Stunden unterrichtet.
An der Seminarschule erfolgt die Ausbildung in den Unterrichtsfächern, in Pädagogik, Psychologie, Schulrecht und den sogenannten "Grundfragen staatsbürgerlicher Bildung" (hier werden Themen behandelt, die das politische System der BRD und Bayerns behandeln, Grundgesetz, Grundrechte usw.). Man hat zu jedem dieser "Fächer" nachmittägliche Veranstaltungen, die je ein Seminarlehrer leitet. Diese Seminarlehrer unterrichten regulär an dieser Schule, Schulrecht wird dabei in der Regel vom Direktor gegeben.
An der Seminarschule bekommt man nach den ersten Wochen (das variiert, aber möglichst schnell) in jedem seiner Fächer mindestens eine Klasse zugewiesen. Dort hospitiert man zunächst beim Seminarlehrer, dann unterrichtet man sie allein unter Aufsicht des SL, wenn alles ok ist, dann auch allein.
Wie oft der Seminarlehrer deinen Unterricht besucht, ist nicht festgeschrieben. Er muss auf jeden Fall in der letzten Stunde vor der Lehrprobe anwesend sein. Ich kann mir vorstellen, dass in diesen Stunden natürlich auch irgendwie "Noten gemacht werden." Aber das ist nicht offiziell.
Hast du also einen Streber, hängt er dir ständig auf den Socken. Ich hatte eine, die mir schnell vertraute und dann weg blieb.
Der Tag an der Seminarschule sieht also so aus: Vormittages eigener Unterricht, eventuell hospitieren bei anderen Reffis. Nachmittags Fachsitzungen in den verschiedenen Fächern.
An der Seminarschule legt man zwei Lehrproben ab (da bin ich mir grad nicht sicher).
Hat man in der zweiten dieser Lehrproben eine Note schlechter als ausreichend, wird man nicht an die Einsatzschule versetzt, sondern verbleibt an der Seminarschule. Hier gibt es auch Ausnahmen, das hängt wohl mit den Kapazitäten zusammen - aber man darf dann im zweiten Jahr nicht eigenverantwortlich unterrichten.
Verlauf 2. Jahr:
Nach dem ersten Jahr wird man an eine andere Schule versetzt, die sogenannte Einsatzschule. Dort wird man i.d.R. mit 16 Stunden Unterricht eingeplant.
Dort unterrichtet man, betreut von einem Betreuungslehrer, weitgehend eigenverantwortlich. Man ist i.d.R. dort wirklich Kollege und muss sein Zeug auf die Reihe bekommen.
Im Verlauf des zweiten Jahres hat man mehrere sogenannte Seminartage, wo man für zwei Tage an die Seminarschule fährt und dort noch ausgebildet wird. Meist muss man dort Stunden vor dem Seminar halten, hat noch Fächersitzungen in den oben genannten Fächern. Es werden Probleme besprochen, u.a. auch schulrechtlicher Art.
In diesem Jahr legt man eine weitere Lehrprobe ab (insgesamt also drei Lehrproben). Hier, und das ist neu, kommt nicht dein Seminarlehrer aus dem ersten Jahr, sondern zwei Prüfer aus der Gegend, in der deine Einsatzschule liegt. Diese kennst du in der Regel nicht.
Außerdem hat man in diesem Jahr auch die Prüfungen zum Zweiten Staatsexamen, inklusive Zulassungsarbeit. Diese legt man an der Seminarschule ab. Soweit ich weiß, bestehen die mittlerweile aus mündlichen Prüfungen in allen Fächern.
Benotung
Es wird im Ref eine eigenständige Note gebildet. In diese Note fließen folgende Leistungen ein:
- Zulassungsarbeit
- drei Lehrproben-Noten
- Beurteilung von Seminarschule und Einsatzschule (dienstlicher, pädagogisch)
- mündliche Prüfungen in Didaktik der U-fächer, Päd, Psy, Schulrecht, Grundfragen staatsbürgerlicher Bildung
Soweit ich weiß, wiegen die Lehrproben und die Beurteilung schwerer als das andere.
Diese Note des Zweiten Examens wird mit der des Ersten Examens verrechnet (1:1) und ergibt eine Gesamtnote, mit der man sich danach bewerben kann.
Sodele, ich hoffe ich hab nichts vergessen. Und wie gesagt, mich würde interessieren, wies in anderen bundesländern abläuft.
Grüße
Hawkeye