Als Realschullehrerin an eine Berufsschule?

  • Hallo,


    ich bin im Sommer fertige Realschullehrerin und da es in B.-W. momentan sehr mies aussieht (trotz 1,3er-Schnitt) bezüglich der Einstellungen im Realschulbereich, interessiere ich mich jetzt auch für berufliche Schulen.
    Ist vielleicht jemand von euch an einer Berufsschule und kann ein bisschen berichten? Toll wäre natürlich jemand, der auch auch RL studiert hat. Habe die Fächer Deutsch, Gk und Wirtschaftslehre und mich schon an einer kaufmännischen Berufsschule beworben.


    LG,
    Lena

  • Hallo,


    ich bin jetzt selber kein Realschullehrer, aber bei uns an der Berufsschule hatten wir auch schon eine Realschullehrerin, der Einstieg ist also möglich, wenn auch nicht die Regel.


    Der besagten Kollegin hat es an der Berufsschule übrigens viel besser Gefallen als an der Realschule. Sie ist aber bei der nächsten Gelegenheit wegen einem anderen Grund wieder zurück:


    Denn du musst bedenken, dass du mit deinen Fächern Deutsch und GK schon ein bisschen die A*-Karte gezogen hast. Diese Fächer haben alle Klassen, aber meist nur eine Stunde pro Woche. Das heißt du hast eine Unmenge von 1-stündigen Klassen mit je 30 Schülern. Das können u.U. 500 Schüler pro Schuljahr sein und jeder schreibt bei dir pro Halbjahr mindestens zwei Aufsätze. Das heißt du Du wirst in deinem Leben nur noch zwei Dinge tun: Atmen und Korrigieren.
    Ich weiß nicht was RL in Wirtschaftskunde so unterrichten, ich vermute aber mal, dass das nicht so 1:1 zu dem BWL/VWL an der Berufsschule passt. Daher dürfte es auf D/GK herauslaufen, mit dem besagten stressigen Auswirkungen.


    Grüße
    MN

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

    2 Mal editiert, zuletzt von Modal Nodes ()

  • Danke für deine Antwort. Dass es geht, weiß ich schon. In B.-W. konnten die Schulen ihre Stellen teilweise selbst, d.h. schulscharf, ausschreiben und viele Berufsschulen stellen eben auch RL ein. Mal gespannt, ob ich überhaupt eingeladen werden, aber ich denke, dass meine Fächer für eine kaufmännische BS ganz gut passen (besser als Kunst, Musik, Geschichte, Erdkunde...).
    Mit den vielen Lehraufträgen hast du natürlich recht. Das habe ich noch gar nicht bedacht. Momentan bin ich aber wirklich so weit, dass ich vieles für eine Stelle in Kauf nehmen würde. Will auf keinen Fall arbeitslos sein im neuen Schuljahr, das wäre auch finanziell ein GAU. Ältere Schüler sind kein Problem, bin auch jetzt vorwiegend in höheren Klassen eingesetzt.


    LG,
    Lena

  • Bei uns sind in den letzten 3-4 Jahren mehr als ein halbes Dutzend Realschulkollegen eingestiegen. So etwa 50% bleiben und bleiben dann auch gerne, die anderen wollen wieder zurück. Richtig eingebrochen ist bei uns noch niemand.


    Zu den vielen Klassen: Das stimmt so nur bedingt. Es gibt große Schulzentren, in denen Lehrer fast nur an bestimmten Schularten unterrichten. Ansonsten ist das aber ziemlich gemischt. Außer der klassischen Berufsschule gibt es auch noch den Vollzeitbereich, in dem du mit Sek. I Befähigung u.a. Folgendes unterrichten darfst:


    - BEJ/BVJ
    - 1BFS
    - 2BFS
    - 1. Jahr in den Berufskollegs.


    Schau dir einfach mal diese Schularten über die entsprechenden Seiten an.


    Des Weiteren sehen wir es sehr gern, wenn die Sek. Ier, die sich bei uns wohl fühlen, nach einer gewissen Zeit einen Aufstiegslehrgang machen, der zur Befähigung für Sek. II führt und dich auch im höheren Dienst (Studienrat mit allen Aufstiegsmöglichkeiten) befördert. Dann kannst du z.B. zusätzlich noch unterrichten:


    - Berufliches Gymnasium
    - Berufskollegs, die zur FHSR führen
    - z.B. Betriebliche Kommunikation für Techniker und Meister


    Knackpunkt ist bei den meisten, ob du die Unterstufe vermissen wirst. Wir arbeiten einfach mit (fast) Erwachsenen und der Umgang ist dementsprechend. Dazu kommt natürlich noch, ob du den Aufstiegslehrgang machst, denn mir persönlich wären die Alternativen mit Sek. I für ein ganzes Arbeitsleben zu gering.


    Man kann die Einstellung an eine BS aber auch einfach auch als eine Möglichkeit sehen, überhaupt in den Job zu kommen. Wie geschrieben, bereut hat es bei uns eigentlich kein RS-Kollege, zumindest 3-4 Jahre in diesem Bereich zu unterrichten.


    Übrigens halte ich deine Einstellungsmöglichkeiten für SEHR GUT! Wir suchen händeringend Allgemeinbildner, auch wenn uns Sek. II wegen einer gleichmäßigeren Verteilung der Lehraufträge lieber wäre. Ich werde deswegen z.B. nächstes Jahr wohl fast keine Lehraufträge im Teilzeitbereich haben, was ich schade finde...
    Aber der Markt für Sek. IIler ist in B-W fast leer gefischt und die Realschulkollegen machen in dem Bereich, in dem sie unterrichten dürfen, einen tollen Job.


    Noch eins: Keine Sorge wegen des Einstiegs in eine fremde Schulart. Da die wenigstens Kollegen originär ausgebildete BS-Lehrer sind, ist die Hilfsbereitschaft gegenüber Neueinsteigern in der Regel besonders ausgeprägt.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    3 Mal editiert, zuletzt von Timm ()

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