Hallo liebes Forum!
Ich bin Förderschullehrerin, werde aber nach den Sommerferien an eine Grundschule wechseln, an der gemeinsamer Unterricht stattfindet.
In der Schule gibt es auch jetzt schon einige Kinder mit sonderpäd. Förderbedarf, ein Sonderpädagoge ist aber noch nicht da. Ich soll mir jetzt Gedanken darüber machen, wie der gemeinsame Unterricht zukünftig gehandhabt werden soll. Ich persönlich würde mir ganz viele Möglichkeiten zum Teamteaching und Möglichkeiten zu Einzel- und Kleingruppenförderung wünschen.
Wie läuft das denn bei euch mit dem GU? Würde mich über viele Erzählungen freuen!
Liebe Grüße,
Naane
GU- wie läuft das bei euch?
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Hallo,
was genau verstehst du denn unter Teamteaching? Wie sollte/könnte das deiner Meinung nach in einer GU-Klasse aussehen?
Gruß,
gleuhwurm -
Unter Teamteaching stelle ich mir vor, dass ich gemeinsam mit der GS-Lehrerin in der Klasse bin und wir im Wechsel hauptverantwortlich für den Unterricht sind. Sprich, mal bereitet der eine eine Stunde/Reihe/Einheit vor, mal der andere und jeweils derjenige, der gerade nicht hauptverantwortlich ist, unterstützt die Schüler, die Hilfe brauchen oder auch die, die schneller arbeiten.
Das erfordert natürlich eine ziemlich gute, enge Zusammenarbeit mit viel Austausch. Und ich glaube am Anfang auch viel Arbeit und Bereitschaft, sich darauf einzulassen. Ob das realistisch ist, ich weiß es nicht...
Auf keinen Fall möchte ich diejenige sein, die immer die "schwierigen" Kinder abholt und irgendwo anders mit ihnen arbeitet und die anderen Schüler gerade mal beim Namen nennen kann. Ich glaube nämlich, dass auch leistungsstarke Kinder von der Anwesenheit eines Sonderpädagogen profitieren können. -
Hallo,
ich verstehe, dass du dich nicht immer um die "Schwierigen" kümmern willst. Aber es sind doch nicht immer schwierige (verhaltensauffällige?) Kinder, die viel Hilfe brauchen.
Bei meiner GU-Klasse gingen zum einen die Meinungen bzgl. der Lernziele, die man Grundschulkindern setzt, nicht konform (was ein Teamteaching unmöglich machte), uns zum anderen hatten 2 GU-Kinder sowieso differente Lernziele, sodass diese nicht am Unterricht der anderen (inhaltlich) teilnehmen konnten. Teamteaching finde ich bei differenten Lernzielen nicht wirklich umsetzbar...
Und gerade die Leistungsstarken kann man durch qualitative Differenzierung doch sehr gut im Regelunterricht auffangen, während die Schwächeren oder langsam Arbeitenden permanent hinterherhinken und nach Förderung geradezu lechzen.
Gruß,
gleuhwurm -
Nein, versteh mich nicht falsch, mir geht es nicht darum, immer nur mit den "schwierigen" Kindern zu arbeiten/ das zu vermeiden (sonst hätt ich nicht Sonderpäd. studiert ;)). Mir geht es eher darum, die Kinder nicht immer "rauszuziehen" und sie dadurch zusätzlich in eine Sonderrolle zu bringen.Mit "schwierig" meine ich auch nicht unbedingt verhaltensauffällig, sondern eher schwierig in dem Sinne, das es für das Kind -und den Lehrer- aus welchen Gründen auch immer, schwierig ist, dem "normalen" Unterricht zu folgen.
Und ich glaube, gerade im differenzierten Unterricht kann Teamteachng wunderbar funktionieren, viel besser, als wenn "nur" ein Lehrer in der Klasse ist.
Lieben Gruß! -
Wenn die Kinder die gleichen Lernziele erreichen, so ist das sicher richtig. Aber bei lernziedifferenten Klassen ist mir ein Teamteaching noch immer schleierhaft... ich gehe ja gern mit dem Lernhilfekind zum Lesen- und Schreibenlernen raus, wenn die GU-Kraft derweil die anderen unterrichtet - aber sinnvoll ist das doch irgendwie nicht.
Wahrscheinlich ist dazu echt eine lernzielhomogene Truppe vonnöten... oder was meinst du? -
In meiner integrativen Grundschule läuft es schon so, wie du es beschreibst. DIe Sonderpädagogin übernimmt auch ein hauptfach.
Wir halbieren die Klasse gerade in 1 und 2 noch oft. So kann man mit kleineren Gruppen arbeiten, wovon auch die Schwächeren profitieren.
LG Anja
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@glühwurm: Warum meinst du, das geht nur mit leistungshomogenen Gruppen? Warum ist das nicht sinnvoll, wenn auch der Sonderpädagoge mal den Unterricht für die Klasse übernimmt? (Ist jetzt wirklich als Frage ernst gemeint! Mich interessieren die Bedenken, die du dabei hast, schließlich muss ich mich ja mit meinen zukünftigen GS-Kollegen auch einigen!)
Anja: Wie läuft denn bei euch die Zusammenarbeit zwischen den GS-Kollegen und Sonderpädagogen? Klassen mal teilen schwebt mir auch vor, wenn das möglich ist!
Hach, das ist schon alles ganz schön aufregend. Weder ich noch die Schule hat wirkliche Erfahrung mit GU... Wird spannend, aber eigentlich hoffe ich doch sehr, dass ich meine persönlichen Erfahrungen nicht auf Kosten der Schüler machen muss...Zumindest im negativen Sinne!
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Hallo,
nicht leistungshomogen, sondern lernzielhomogen. Mit "nicht lernzielhomogen" meine ich z.B., wenn die Regelschüler gerade lernen müssen wie man einen Aufsatz schreibt, während ein GU-Schüler grad das Schreiben und Lesen lernt (als Beispiel jetzt). Oder die Regelschüler lernen das Einmaleins während ein GU-Schüler noch im Zahlenraum bis 20 rechnet.
Deswegen meinte ich, dass Teamteaching vielleicht nur in lernzielhomogenen Gruppen funktionieren kann...Gruß,
gluehwurm -
Aber lernzielheterogene Gruppen kann man doch besser zu zweit als alleine unterrichten?
Ich habe vor 1 1/2 Jahren mein Referendaariat beendet und arbeite seitdem an einer Förderschule geistige Entwicklung. Da ist zumindest an meiner noch-Schule Teamteaching Gang und Gäbe. In meiner Klasse sind zwölf Schüler und im Grunde bedeutet das 12 unterschiedliche Ziele... Ohne meine Kollegin wüßt ich kaum, wie ich jedem gerecht werden könnte. Wir machen es oft so, das einer den Unterricht vorbereitet (für alle Schüler), das wir die Klasse teilen oder auch mal Einzelförderung während der andere den Rest der Klasse unterrichtet.
Oft haben wir ein gemeinsames Oberthema, aber ganz unterschiedliche Individualziele. ich glaube, das geht auch an der GS.
Wichtig ist dabei, dass die Schüler offene Unterrichtsformen kennen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten bekannte Aufgaben selbständig bearbeiten können. Und da ist es doch besser zu zweit zu sein? -
Das stimmt: Allein zu sein ist natürlich immer schlechter als wenn für die Schüler mehrere Lehrer bereit stehen.
Ich denke, dass Teamteaching z.B. iin Sachunterricht gut funktionieren kann. Aber in Deutsch und Mathe versteh ich echt nicht, wie das funktionieren soll?! Teamteaching heißt für mich irgendwie nicht, dass einer den Unterricht für alle Schüler vorbereitet und e unterstder andere ihn dann während des Unterrichts unterstützt... auch empfinde ich es als sehr schwierig, wenn mal der eine und mal der andere für die Förderziele eines bestimmten Schülers zuständig ist (im Bereich lesen-, schreiben- und rechnenlernen!). Da müssen doch exakte und gut durchdachte Förderpläne fortgeschrieben werden.
In den o.g. Bereichen müssen doch erstmal die Grundlagen vernünftig vermittelt werden, bevor ich irgendwas als Team mit ein bissel Differenzierung vermittele. Versteht du, was ich meine? Während ich mit den Regelschülern beispielsweise eine Woche lang (oder auch länger) einen Aufsatz bespreche oder auch den Aufbau und die Strukturierung eines solchen, dann sollte die übrigen Kinder doch ruhig separat an ihren Zielen (durch Untersützung der GU-Kraft) arbeiten. Hm... ich hoffe, es wurde irgendwie deutlich, wie ich das meine..?
In Fächern wie Sachunterricht und Religion kann man sicher wunderbar im Teamteaching unterrichten. -
Klar, exakte und gut durchdachte Förderpläne müssen auf jeden Fall Grundlage der Arbeit sein. Die erstellung der Förderpläne ist zwar dann auch schwerpunktmäßig die Aufgabe des Sonderpädagogen, aber wenn man ganzheitlich arbeiten möchte, wird bei der Erstellung doch auch die Einschätzung und die Arbeit des Grundschullehrers wichtig. Ich mein, ich kann natürlich einen Förderplan erstellen, mich dann 2 Std. die Woche mit dem Schüler an der umsetzung arbeiten, den Schüler dann zurück in die Klasse schicken, dann pasiert ne Woche lang nichts und in der nächsten Förderstunde fang ich wieder von vorne an. Das find ich aber wenig sinnvoll und nicht bbesonders effektiv. Natürlich ist das jetzt ein Extrembeispiel, ich hab's aber im Rahmen einer Hospitation so erlebt. Und genau so will ich nicht arbeiten...
Und klar, so ein hin und her, mal der eine ist verantwortlich, mal der andere ist auch Mumpitz. Aber ich denke eigentlich, dass gemeinsamer Unterricht auch nur dann sinnvoll ist, wenn sich alle Lehrer gemeinsam verantwortlich fühlen.
Und keine Frage, natürlich gibt es Situationen, in denen es durchaus Sinn macht, wenn ein Lehrer mit den Schülern, die Förderbedarf haben individuell arbeitet. Das muss und soll auch so sein. Aber nicht ausschließlich.
Was verstehst du denn genau unter Teamteaching? Warum funktioniert das in SU oder Religion besser, als in Deutsch oder Mathe? -
Hallo,
ich hab doch oben schon erklärt, warum ich denke, dass das in Deutsch und Mathe bei meilenweit auseinanderklaffenden Lernzielen nicht so wirklich funktionieren kann. Ich weiß nicht, was ich dazu noch anderes schreiben soll? Vielleicht noch ein Beispiel?
Also: Die Schüler lernen in Deutsch gerade die Verwendung von Hilfsverben während ein GU-Schüler gerade das Schreiben einfacher Wörtern lernt und diese noch memorieren muss.
oder
Die Schüler lernen gerade Satzglieder kennen und lernen, damit zu arbeiten, während der eine noch das Lesen ansich übt.
und halt in Mathe
die einen arbeiten schon im ZR1000 während der andere noch im ZR100 ist.Gruß,
gluehwurm -
Naja, so den Unterschied zu SU oder so seh ich jetzt noch nicht. Da kann es doch auch sein, dass die GU-Schüler auf völlig anderem Niveau arbeiten.
Darum würde mich ja auch interessieren, was du genau unter Teamteaching verstehst. -
Na, in SU kann ich gut qualitativ und quantitativ differenzieren, während das in Deutsch und Mathe nicht immer "einfach so" möglich ist. Kommt eben auf die GU-Kinder an... wo die so stehen. Ich hatte mal in einer Klasse 4 in Mathe einen Schüler sitzen, der rechnete in der Mathestunde separat in seinem Heftchen Aufgaben 1+1, 3+1 und so... da war ich schon froh und sehr entlastet, dass die GU-Lehrerin für eben diesen Schüler die Förderung allein vorbereite und ich mich mit der restlichen Lerntruppe beschäftigen konnte.
Das Wort Teamteaching hört sich immer super an, finde ich. Was verstehst du denn genau darunter? Gemeinsam eine Unterrichtseinheit vorzubereiten und durchzuführen? Und wie würdest du dann in den Hauptfächern eine Unterrichtseinheit gemeinsam vorbereiten, wenn die Ziele und die Lernvoraussetzungen so stark von einander abweichen? -
Naja, schwieriger ist es vielleicht schon, aber auch nicht unmöglich. Die Situation hab ich ja momentan auch (gut, ich hab bloß 12 Schüler, aber trotzdem).
Wie ich genau eine Unterrichtseinheit vorbereiten würde, das käme dann ja auch darauf an, welches Thema z.B. gerade "dran" ist. Z.B. einen Aufsatz h schreiben: Man nehme an, da sind verschieden leistungsstarke Schüler.
Ein Schüler kann noch nicht lesen und schreiben, einer beginnt gerade, Anlaute zuzuordnen, wieder einer hat Schwierigkeiten in der Rechtschreibung, alle anderen sollen lernen, wie man einen Aufsatz schreibt. Das Ziel für die große Mehrheit ist klar, einen Aufsatz schreiben z.B. über den Besuch im Zoo letzte Woche. Dann könnte das Ziel für den nichtschreibenden Schüler sein, Bilder in die richtige Reihenfolge zu ordnen, sortieren, was gehört zum Zoo etc. (Sein Schwerpunkt wäre in dem Fall dann, aus Bildern Informationen zu entnehmen, als Vorstufe zum Lesen), der nächste Schüler könnte Tierbilder bestimmten anlauten zuordnen, der Schüler mit rechtschreibschwierigkeiten könnte z.B. in Form von Karteikarten verschiedene Wörter "richtig schreiben üben". dann arbeiten alle mit unterschiedlichen Zielen am selben Thema.
Das Beispiel ist jetzt vielleicht etwas konstruiert und die Aufgaben sehr oberflächlich an den Haaren herbeigezogen, aber so in etwa könnte ich mir das vorstellen (und so arbeite ich auch in meiner Noch-Klasse)
Denkbar wäre dann z.B. dass die GS-Lehrerin das Aufsatz-Thema vorbereitet, ich aber darüber Bescheid weiß und entsprechend für die GU-Kinder vorbereite. Trotzdem könnte ein gemeinsamer Stundeneinstieg stattfinden, bei dem man noch einmal über den Zoo spricht,
bevor dann individuell auf die einzelnen Ziele hingearbeitet wird.Gibt es denn hier noch Grundschullehrer/innen bei denen GU stattfindet? Wie wird das bei euch konkret umgesetzt?
Ich hab das Gefühl, ich hab manchmal so schöne Wunschvorstellungen, die dann in der Realität scheitern X(...
Aber ohne ein bißchen Utopie verändert sich ja auch nichts! -
Schon wieder ich
Ich glaube nicht, dass deine WUnschvorstellungen in der Theorie scheitern müssen. Deine Art von Teamteaching find ich zwar arbeitsintensiv (in der Vorbereitung und im Unterrichtsgeschehen selbst), aber gut...
Man muss nur bedenken, dass die "übrigen Regelschüler, die dann ganz normal an dem Thema arbeiten" ja auch noch Leistungsscheren bis ins Unermessliche haben und die wollen dann auch noch Differenzierungen und zusätzliche Hilfestellungen haben.
Außerdem frage ich mich bei deinen schönen Ideen, was die GS-Lehrkraft in den Hauptfachstunden macht, in denen sie dann nicht doppelbesetzt ist? Da müssten die Schüler ja weiterhin an ihren Lernzielen arbeiten... -
Arbeitsintensiv ist das auf jeden Fall! Da braucht man auch ein Kollegium, das dahinter steht!
Ob das so sein wird, weiß ich noch nicht, das wird sich dann in den nächsten Monaten herausstellen!
Aber ich freu mich auf die Aufgabe und bin gespannt, wie und ob das alles funktioniert und funktionieren kann :D! -
Habe jetzt nicht alle beiträge gelesen... war sooo viel. nur so ein paar aufgekommene gedanken...
Gu bzw integration bedeutet für mich, eine klasse im teamteaching zu unterrichten. also, beide lehrer unterrichten mal. wenn auch der grundschullehrer mal hinten sitzt und beobachtet, bekommt er viel mehr mit, dinge, die man gar nicht so mitbekommen kann, wenn man vorne steht. das finde ich total wichtig.
ich habs in meinem ref mitbekommen, dass sich manche grundschullehrerinnen gar nicht mehr verantwortlich gefühlt haben für die i-Kinder. die sonderpädagogin macht das schon und wenn sie nicht da ist, müssen die halt so mitlaufen (ich will da bestimmt nicht alle über einen kamm scheren)! um den gu tatsächlich "traumhaft" ablaufen zu lassen, muss viel mehr doppeltsteckung sein, häufig ists doch so, dass bei erkrankung die sonderpädagogin rausgezogen wird, von wegen "ihr seid ja zu zweit!" da müsste sich einfach so viel ändern. und was mir eine freundin letztens berichtete.../es folgt gleich)... das ist doch keine integration!... Sie nimmt immer zwei jungen mit raus (soll sie) und arbeitet draußen mit denen. dann meinte ein anderer junge zu seinem sitznachbarn: "ich möchte auch mal mit frau ... rausgehen und da arbeiten." daraufhin sein nachbar: "da müssen wir erst schlecht in der schule werden."
grüße, sarahkatha
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Hallo Sarahkatta,
ja genau, wie du es beschreibst hätte ich es auch gerne!
Die andere Situation, die du beschreibst hab ich im Rahmen einer Hospitation so auch schon erlebt. Fänd ich nicht so dolle...
Ich hab allerdings so ein bißchen das Gefühl, dass sich im Bezug auf den GU die Wünsche und Vorstellungen von Sonderpädagogen und Grundschullehrern genau darin unterscheiden. Quasi, der Sonderpädagoge möchte gerne mit allen Kindern zu tun haben, die Grundschullehrer sind "froh" wenn jemand da ist, der sich um die Förderschüler kümmert. kann es sein, dass da grundlegende Unterschiede sind? Das soll jetzt kein Angriff sein, bitte nicht falsch verstehen! Mich interessiert einfach wirklich, wie ihr es euch wünschen würdet, wenn ihr könntet, wie ihr wolltet!
LG
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