Der Fall: Ein Lehrer entdeckt einen handfesten Diebstahl. Jammert sich über die eigene Inkonsequenz und Handlungsunfähigkeit, begleitet von seelischen Befindlichkeitsstörungen, die geeignet sein könnten sein optimales Ferienerlebnis zu trüben, im Forum aus. Resonanz des Forums: Halte die Füße still, so bleibt Dein Leben schön bequem! Übe Dich in partiellen Seh- und Gedächtnisstörungen, gebe Deinem Nichtstun den Anstrich pädagogischer Kompetenz. Machen wir alle seit Jahren auch so, hat bisher noch keiner gemerkt. Und jetzt ab in die Ferien!
Ja sind wir hier in einem Paralleluniversum???
Überlegen wir auch mal, was der ursprüngliche Anlass für die Meldung im Forum war. Etwa die dringenden Fragen:„Wie verschaffe ich mir jetzt den notwendigen Einfluss und Respekt, zukünftig nicht mehr von meinem Schüler belogen und vorgeführt zu werden? Wie erziehe ich meinen Schüler zur Achtung des Eigentums anderer?“ Nein, die Motivation der Meldung lag ausschließlich in der Sorge des Lehrers, bei konsequenter Handlung zukünftig die Zuneigung und Freundschaft seines Schülers zu verlieren. Als Lehrer haben wir aber Bildungs- und Erziehungsaufträge, die wir eben nicht als die besten Sandkasten-Kumpel unserer Schüler erfüllen können. Wer das nicht weiß, gehört nicht hinter das Pult, sondern selber auf die Bank.
Anstatt den entsprechenden Kollegen hier mal kräftig wach zu rütteln, schwimmen sämtliche Forenbeiträge auf einer wohl dosierten, pseudo-sozialkompetenten Friede-/Freude-Eierkuchen-Fettschicht. Und wenn ein Störenfried es wagt diese anzutasten, dem drehen wir mal schnell Täter- und Opferrolle rum, und unterstellen so mangelnde Toleranz. Ein rethorisches Rezept aus der 70er-Jahre-Suppenküche, nur eben ohne jede inhaltliche Substanz.
Bei einer Straftat noch von „jedem Schüler seine Chance“ zu reden, grenzt an Hohn. Wie soll ich mir da den Elternabend vorstellen: „Liebe Eltern, unsere Klasse hat insgesamt 32 Schüler. Solange die Anzahl an Diebstählen und Körperverletzungen diese Zahl nicht übersteigt, bin ich als Lehrer praktisch gar nicht vorhanden. So ein guter Pädagoge bin ich!“ Und die Eltern stehen dabei auf den Tischen und applaudieren?
Außerdem: Welche Arroganz und Selbstüberschätzung gegenüber unserem Rechts- und Bildungssystem sowie allen seinen Beteiligten (Schülern, Eltern und Kollegen) wird da an den Tag gelegt? Den rechtsleeren Raum meines Klassenzimmers fülle ich ganz alleine aus, Hauptsache es dringt nichts nach außen!
Die Saat, die solche Lehrer mit ihrem (Nicht-)Handeln in der Grundschule legen, haben die weiterführenden Schulen, insbesondere unsere Hauptschulen, als Ernte einzufahren. Schon mal daran gedacht?
Es stimmt einen schon nachdenklich, in diesem Forum auf eine Gruppe von Kollegen zu treffen, die nahezu sämtliche Vorurteile, die die Gesellschaft unserem Berufsstand entgegenbringt, in einem einzigen Thread bestätigt.