ZitatOriginal von Antigone
Mir geht es aber ums Prinzip bzw. die Entwicklung, die eine Gesellschaft bereit zu nehmen in Begriff ist, indem sie Urteile wie diese als akzeptabel verlautbar macht. Und die uns als Lehrer direkt betrifft und im Zweifelsfall immens schädigen kann.
Ich halte den Lobby-Verlust, die immense Angreifbarkeit einer Berufsgruppe, die über solche Foren - auch noch als "rechtmäßig" - heraufbeschworen wird, als lediglich dafür geeignet, den Statusverlust des Jobs noch zu verstärken. Statt dass man den Job mal für igendjemanden wieder attraktiv macht, wird er dadurch nur noch mehr in Verruf gebracht.
Dieses Prinzip ist aber mittlerweile auf viele Berufe übertragbar. Es ist Ausdruck einer Gesellschaft, die die Meinungsfreiheit zunehmend pervertiert und meint, jeden Furz, den jemand Drittes tut, öffentlich machen zu müssen.
Klar könnte man spickmich etc. verbieten, aber damit bekämpft man nur die Symptome, nicht die Ursachen.
Hast Du nebenbei mal bei schülerVZ mitbekommen, was da teilweise vom Stapel gelassen wird? Dagegen ist spickmich wirklich harmlos. Interessanterweise interessiert sich niemand für Schüler-Schüler oder Schüler-Lehrer-Mobbing bzw. -Bashing dort - es ist halt noch nicht medienwirksam genug.
Zitat
Sehr ihr das gar nicht? Seid ihr echt so naiv? Denkt ihr echt, dass das lediglich normale Begleiterscheinungen im Zuge der Einstellung von Schule auf´s neue Jahrtausend sind?!
Das hat nichts mit Naivität zu tun sondern mit nüchterner Betrachtung der Situation. Von "normal" hat hier niemand gesprochen - ich bleibe aber bei meiner Meinung, dass ein solches Portal immer nur soviel Macht hat wie man ihm selbst zugesteht bzw. zukommen lässt.
Und ja, es SIND Begleiterscheinungen. Lehrer galten über Jahrzehnte als faktisch unangreifbar - entsprechend haben sich da Persönlichkeiten in diesem Beruf wiedergefunden, die den Berufsstand systematisch und sukzessive in Verruf gebracht haben. 10% schwarze Schafe reichen da völlig aus.
Und in einem hat spickmich leider Recht:
Wäre Evaluation und Supervision Pflicht an jeder Schule - also auch Ausdruck eines als selbstverständlich empfundenen Qualitätssicherungsbewusstseins - dann hätten wir das Problem nicht.
Wenn ich mir ansehe, wie viele selbstgerechte Kollegen es bei mir gibt, die beispielsweise Kopfnoten für Zuverlässigkeit und Sorgfalt geben, sich dabei über jedes Fehlverhalten eines Schülers aufregen, es aber nicht einmal hinbekommen, einen OHP nach Gebrauch dorthin zurückzubringen (oder bringen zu lassen), woher man ihn geholt hat?
Wir können nicht leugnen, dass "die Lehrerschaft" sich dies zu einem gewissen Teil selbst zuzuschreiben hat - nur werden die Konsequenzen durch die "Trends" in unserer Gesellschaft eben dadurch noch potenziert.
Unsere Gesellschaft lästert, kritisiert und "bewertet" gerne - so wähnt man sich auf der scheinbar stärkeren Seite, auf dem moralisch höheren Podest - einige von uns übrigens auch...
Gruß
Bolzbold