• Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Antigone
    Mir geht es aber ums Prinzip bzw. die Entwicklung, die eine Gesellschaft bereit zu nehmen in Begriff ist, indem sie Urteile wie diese als akzeptabel verlautbar macht. Und die uns als Lehrer direkt betrifft und im Zweifelsfall immens schädigen kann.
    Ich halte den Lobby-Verlust, die immense Angreifbarkeit einer Berufsgruppe, die über solche Foren - auch noch als "rechtmäßig" - heraufbeschworen wird, als lediglich dafür geeignet, den Statusverlust des Jobs noch zu verstärken. Statt dass man den Job mal für igendjemanden wieder attraktiv macht, wird er dadurch nur noch mehr in Verruf gebracht.


    Dieses Prinzip ist aber mittlerweile auf viele Berufe übertragbar. Es ist Ausdruck einer Gesellschaft, die die Meinungsfreiheit zunehmend pervertiert und meint, jeden Furz, den jemand Drittes tut, öffentlich machen zu müssen.
    Klar könnte man spickmich etc. verbieten, aber damit bekämpft man nur die Symptome, nicht die Ursachen.
    Hast Du nebenbei mal bei schülerVZ mitbekommen, was da teilweise vom Stapel gelassen wird? Dagegen ist spickmich wirklich harmlos. Interessanterweise interessiert sich niemand für Schüler-Schüler oder Schüler-Lehrer-Mobbing bzw. -Bashing dort - es ist halt noch nicht medienwirksam genug.


    Zitat


    Sehr ihr das gar nicht? Seid ihr echt so naiv? Denkt ihr echt, dass das lediglich normale Begleiterscheinungen im Zuge der Einstellung von Schule auf´s neue Jahrtausend sind?!


    Das hat nichts mit Naivität zu tun sondern mit nüchterner Betrachtung der Situation. Von "normal" hat hier niemand gesprochen - ich bleibe aber bei meiner Meinung, dass ein solches Portal immer nur soviel Macht hat wie man ihm selbst zugesteht bzw. zukommen lässt.
    Und ja, es SIND Begleiterscheinungen. Lehrer galten über Jahrzehnte als faktisch unangreifbar - entsprechend haben sich da Persönlichkeiten in diesem Beruf wiedergefunden, die den Berufsstand systematisch und sukzessive in Verruf gebracht haben. 10% schwarze Schafe reichen da völlig aus.
    Und in einem hat spickmich leider Recht:
    Wäre Evaluation und Supervision Pflicht an jeder Schule - also auch Ausdruck eines als selbstverständlich empfundenen Qualitätssicherungsbewusstseins - dann hätten wir das Problem nicht.
    Wenn ich mir ansehe, wie viele selbstgerechte Kollegen es bei mir gibt, die beispielsweise Kopfnoten für Zuverlässigkeit und Sorgfalt geben, sich dabei über jedes Fehlverhalten eines Schülers aufregen, es aber nicht einmal hinbekommen, einen OHP nach Gebrauch dorthin zurückzubringen (oder bringen zu lassen), woher man ihn geholt hat?


    Wir können nicht leugnen, dass "die Lehrerschaft" sich dies zu einem gewissen Teil selbst zuzuschreiben hat - nur werden die Konsequenzen durch die "Trends" in unserer Gesellschaft eben dadurch noch potenziert.


    Unsere Gesellschaft lästert, kritisiert und "bewertet" gerne - so wähnt man sich auf der scheinbar stärkeren Seite, auf dem moralisch höheren Podest - einige von uns übrigens auch...


    Gruß
    Bolzbold

  • Bolzbold,
    nachvollziehbar, wenn man denn deinen Argumentationsgang teilt...
    Ich meine aber schlicht nicht, dass es der richtige Weg sein kann, dass man bloß sagt "Ok, ich hab´das unveränderbare System/die degenerierte Gesellschaft durchschaut und meine Lösung angesichts der Misere ist bloß: Ich steh´ drüber! Weil ich so´ne coole Socke bin - die nix anficht" - oder so ;) -
    Und im Zweifelsfall sind´s ja dann auch die Kollegen, die zum schlechten Meinungsbild beitragen (und die müssen sich dann eben auch nicht wundern, wenn sie auf spickmich und sonstwo die 5en kassieren)..."


    Doch bloß "drüberstehen" kann man möglicherweise nämlich nicht mehr, wenn´s einen persönlich betrifft.
    Ich finde dein Erklärungsmodell daher ziemlich dürftig, denn es macht "uns" ja tw. auch noch zur Ursache der Entwicklung und diese Perspektive finde ich schlicht unterbelichtet (auch wenn ich "Eimer" im Kollegium habe, aber ich sehe die tatsächlich eher als Opfer eine langjährigen, außengesteuerten Entwicklung und nicht per se als Leute im falschen Job).


    StudiVZhat meiner Ansicht nach (noch) keine Medienöffentlichkeit, weil es sich um ein komplett geschlossenes Forum handelt, zu dem Erwachsene nur auf wesentlich aufwändigeren Wegen als zu spickmich Zugang erlangen.
    Und letztlich werden da Einzelmeinungen in sowas wie Threadform oder chat-Form kundgetan, Das ist ungefähr so, als ob ich hier auf drei Seiten pro Strang über z.B. Frau Sommer und ihre bildungspolitischen Fehlentscheidungen lästere.
    Statistisch dokumentierte Bewertung von Lehrerpersönlichkeit ist m.E. noch mal ´ne andere Dimension.
    Und daher gebe ich auch Raket-O-Katz recht, dass das eben genau das ist, was Schüler mit uns machen, wir aber nicht mit ihnen. Komisch, dass exakt den Unterschied auch kein Richter geschnallt hat.

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  • Hm, da bewegen wir uns jetzt aber auf sehr dünnem Eis. Das würde ich jetzt mal nicht behaupten, dass Lehrer nicht die Persönlichkeit ihrer Schüler beurteilen. Der Wille mag ja in vielen Fällen da sein, möglichst klare, transpartente Kriterien zugrunde zu legen, aber in der Umsetzung gelingt es leider nur in seltenen Fällen.


    Ich finde die Aufregung um Spick-Mich daher in Einzelfällen zwar nachvollziehbar, aber im großen und ganzen nicht verständlich. Die eigene Persönlichkeit spielt im Beruf des Lehrers nun mal eine große Rolle. Und die Kriterien von Spick-mich sind doch absolut okay. Der Lehrerevaluation, die die Schüler regelmäßig machen sollten, liegen doch meist ähnliche Kriterien zugrunde.


    Einen Lobby-und Status-Verlust sehe ich darin nur, wenn wir es nicht schaffen, damit professionell umzugehen.


    Ich sehe das genau wie Bolzbold. Würde Lehrerevaluation zum Standardprogramm an Regelschulen gehören, würde sich kein Schüler nochmal die Mühe machen, den gleichen Kram nochmal bei Spickmich auszufüllen.


    Grüße
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

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    • Offizieller Beitrag

    Ich seh's wie Bolzbold. Wenn das Schwachsinnsportal zu einer wirklichen und sorgfältigen Evaluation in den Schulen führen würde und damit überflüssig wird, dann hat es sein Gutes gehabt. Dass ich es noch nie ernst genommen habe, weil kein Mensch nachvollziehen kann, wer da wirklich wen warum beurteilt, ändert daran nix. Das könnten wir in den Schulen besser und informativer.

  • Zitat

    Hm, da bewegen wir uns jetzt aber auf sehr dünnem Eis. Das würde ich jetzt mal nicht behaupten, dass Lehrer nicht die Persönlichkeit ihrer Schüler beurteilen. Der Wille mag ja in vielen Fällen da sein, möglichst klare, transpartente Kriterien zugrunde zu legen, aber in der Umsetzung gelingt es leider nur in seltenen Fällen.


    Das mag im Sonderschulbereich anders sein, wo evtl. andere Faktoren mit einfließen, aber ich bewerte in meiner Schulform nichts anderes als z.B. die Leistungen eines Schülers/einer Schülerin im Fach Englisch.
    Wer keinen geraden Satz in Englisch formulieren kann und z.B in der 7. Klasse immer noch nicht weiß, was ein Simple Past ist, wie man´s bildet, geschweige denn anwendet, wird sich schwer tun, noch eine 4 zu erlangen.
    Darüber hinaus gebe ich Kopfnoten. Die sind auch relativ einfach zu bestimmen, da es nur noch drei der Art sind.
    Aber auch damit beurteile ich nicht die Persönlichkeit von Kindern, sondern lediglich Facetten derselben, äußere Dokumentationen dessen, was im Unterricht ersichtlich wird und was im weiteren Sinne zum Feld "Leistung" gehört.
    Ich würde mir nie anmaßen, einem Schüler in Bezug auf "Menschlichkeit" ´ne Note zuzuweisen - das ist doch grotesk. Aber umgekehrt legitim, oder was?!


    Ich glaube hier übrigens keinem, dass er von der spickmich-Diskussion so unberührt ist, auch wenn manche es noch so sehr betonen.
    In uns allen steckt die Angst da verlieren zu können, weil es einfach eine Sch... Publicity ist und weil die meisten den Job in erster Linie aus dem Grund machen, weil sie aus irgendeiner Quelle in diesem Bereich immer wieder Anerkennung beziehen.


    Und damit verbunden die Einforderung nach Selbstreflexion des Systems, der Kollegen.... das ist doch blablabla.
    Dieses System ist doch so ruiniert, dass nichtmals mehr das Notwendigste flächendeckend finanziert werden kann, d.h. insbesondere nicht das Personal. Bzw. das System ist so marode, dass es seit Anfang der 90er schlicht verpennt hat, dass ab 2000 so und so viele Lehrerstellen fehlen werden und deshalb seither nur Plan(los)-Wirtschaft betrieben hat.
    Und dieses System ist so fragwürdig, dass es aus Furcht vor Pisa bzw. der Bloßstellung vor der ganzen (bildungspolitischen) Welt seit Jahren nur noch idiotische Schnellschüsse (ZAP, ZA, LSE etc.) in die Schulwelt schießt, damit bloß keiner merkt, wie sehr man über Jahrzehnte hinweg in D gedöst hat!
    Und den Lehrern dann den durch den Staat/das Land verordneten Mist in die Schuhe schieben und noch auf spickmich öffentlich dokumentieren lassen - na, großartig.
    Mal ehrlich. Wer das noch beschönigt bzw. immer noch ´ne tolle Ausrede findet, warum all das seine Berechtigung hat, dem sei gesagt:
    Bleib´bloß Lehrer in D! Jemanden mit größerer Bereitwilligkeit sich selbstlos kritisieren und für fast alles schuldig sprechen zu lassen, sich ferner aufopfernd immer mehr Arbeit in die Schuhe schieben zu lassen und diese Überlastung auch noch in Noten im Internet verzeichnet wiederzufinden und duldsam stehen zu lassen - ´nen Blöderen findet man in der Tat so schnell nicht wieder ;)


    Wort zum Mittwoch - Gute Nacht :)



    Ach, immer diese Rechtschreibfehler ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von Antigone ()

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Antigone
    Ich glaube hier übrigens keinem, dass er von der spickmich-diskussion unberührt ist, auch wenn manche es noch so sehr betonen.
    In uns allen steckt die Angst da verlieren zu können, weil es einfach eine Sch... Publicity ist und weil die meisten den Job in erster Linie aus dem Grund machen, weil sie aus irgendeiner Quelle in diesem Bereich immer wieder Anerkennung beziehen.


    Ich gestehe, dass ich am Anfang als Spickmich neu war und ich von Schülern, die mit ihrer Note unzufrieden waren, bewertet wurde (sie haben sich mit Namen UND Foto dort registriert...), dass ich da in der Tat schockiert war - weniger wegen der Note als vielmehr wegen der Bewertung meiner Persönlichkeit.
    Ich habe damals hier auch geschrieben, dass ich den Spieß umgedreht habe und einen ähnlichen (natürlich nicht ernst gemeinten) Bewertungsmaßstab den Schülern auf Folie gezeigt habe. Schnell dämmerte ihnen, dass da ja ihre Persönlichkeit bewertet würde. Sie haben schnell eingesehen, dass Spickmich dann wohl nicht der richtige Weg war.
    Danach war das Thema für mich erledigt.
    Die Evaluationen, die ich in meinen Klassen und Kursen mache, sind individuell, ehrlich und vor allem aussagekräftig. Daher kann mich Spickmich nicht mehr jucken.


    Zitat


    Und damit verbunden die Einforderung nach Selbstreflexion des Systems, der Kollegen.... das ist doch blablabla.
    Dieses System ist doch so ruiniert, dass nichtmals mehr das Notwendigste flächendeckend finanziert werden kann, d.h. insbesondee nicht das Personal. Bzw. das System ist so marode, dass es seit Anfang der 90er schlicht verpennt hat, dass ab 2000 so und so viele Lehrerstellen fehlen werden und deshalb seither nur Plan(los)-Wirtschaft betrieben hat.


    Blablabla ist bzw. wird es dann, wenn man so weitermacht wie bisher. Zu viele Kollegen führen keine Selbstreflexion durch - das ist jenseits ihrer Vorstellungskraft.
    Die Selbstreflexion und die damit verbundene Evaluation haben jedoch nichts mit einem politisch wie wirtschaftlich ruinierten Schulsystem zu tun. Das sind zwei Paar Schuhe.


    Zitat


    Und den Lehrern dann den durch den Staat/das Land verordneten Mist in die Schuhe schieben und noch auf spickmich öffentlich dokumentieren lassen - na, großartig.
    Mal ehrlich. Wer das noch beschönigt bzw. immer noch ´ne tolle Ausrede findet, warum all das seine Berechtigung hat, dem sei gesagt:
    Bleib´bloß Lehrer in D! Jemanden mit größerer Bereitwilligkeit sich selbstlos kritisieren und für fast alles schuldig sprechen zu lassen, sich ferner aufopfernd immer mehr Arbeit in die schuhe schieben zu lassen und diese Überlastung auch noch in Noten im Internet verzeichnet im internet wiederzufinden und duldsam stehen zu lassen - ´nen Blöderen findet man in der Tat so schnell nicht wieder ;)


    Du vermischst hier die Ebenen. Spickmich und Bildungspolitik (und die Arbeit, die man uns aufhalst) haben nichts miteinander zu tun. Lass Deinen Ärger nicht Deinen Blick für Tatsachen trüben. Der Schüler kriegt von der Bildungspolitik nicht viel mit und bewertet bei Spickmich den Lehrer nach Kriterien, die drei Studenten aufgestellt haben. Wir reden hier nicht darüber, dass bzw. ob Spickmich eine Berechtigung hat. Es existiert - Punkt.
    Du musst hier auch nicht polemisch übertreiben, dass wir uns hier in masochistischer Manier für immer mehr Arbeit selbstlos kritisieren lassen.


    Gruß
    Bolzbold

  • Zitat

    Original von Bolzbold
    Hier wird nur das Recht auf Meinungsfreiheit über das Recht des Einzelnen auf informationelle Selbstbestimmung gesetzt.


    In meinen Augen ist das der eigentlich problematische Punkt. Das Recht auf Meinungsfreiheit, hier konkret realisiert dadurch, dass Krethi und Plethi die Kollegen beurteilen können (welch ein Wert an sich!), ohne dass wir gefragt werden müssen, ob wir unseren realen Nachnamen in Verbindung mit der Schule im Internet recherchierbar veröffentlicht haben möchten. (Für die Schulhomepage muss ich als Admin jeden Kollegen unterschreiben lassen, dass ich die gleichen Informationen veröffentlichen darf, da greift das Recht auf informationelle Selbstbestimmung dann nach wie vor...)


    Die Bewertung an sich juckt mich wenig, was weiß ich wie sie zustande kam. Zumal, wie hier auch schon konstatiert wurde, auf spickmich seit geraumer Zeit zumindest im Zusammenhang mit meiner Schule so gut wie nichts mehr lief.


    Daher schließe ich mich der Einschätzung an, dass uns die Kollegin einen Bärendienst erwiesen hat. Dass es nun rechtens zu sein scheint, die Namen der Lehrer einer Schule auf der Plattform einfach so ins Internet zu stellen, verärgert mich sehr.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Stimmt, Maria Letitica, das ist der springende Punkt. Und das ist auch das Einzige, was mich an der ganzen Seite wirklich aufregt.



    Zitat

    Das mag im Sonderschulbereich anders sein, wo evtl. andere Faktoren mit einfließen, aber ich bewerte in meiner Schulform nichts anderes als z.B. die Leistungen eines Schülers/einer Schülerin im Fach Englisch.
    Wer keinen geraden Satz in Englisch formulieren kann und z.B in der 7. Klasse immer noch nicht weiß, was ein Simple Past ist, wie man´s bildet, geschweige denn anwendet, wird sich schwer tun, noch eine 4 zu erlangen.
    Darüber hinaus gebe ich Kopfnoten. Die sind auch relativ einfach zu bestimmen, da es nur noch drei der Art sind.
    Aber auch damit beurteile ich nicht die Persönlichkeit von Kindern, sondern lediglich Facetten derselben, äußere Dokumentationen dessen, was im Unterricht ersichtlich wird und was im weiteren Sinne zum Feld "Leistung" gehört.
    Ich würde mir nie anmaßen, einem Schüler in Bezug auf "Menschlichkeit" ´ne Note zuzuweisen - das ist doch grotesk. Aber umgekehrt legitim, oder was?!


    Nein, das war von mir hauptsächlich auf den Regelschulbereich bezogen. Ich war lange genug in der Integration und hatte in dieser Zeit einen sehr guten Einblick in die Bewertungspraxis von Kollegen. Wobei das im Sonderschulbereich sicher nicht anders ist, nur hab ich in dem Fall halt nicht so den Blick von außen.


    Ich für meinen Teil würde mir auch nie anmaßen, zu behaupten, dass ich die Persönlichkeit eines Schülers bei der Notengebung völlig außen vor lassen kann. Im Gegenteil, ich versuche meine Notengebung in dieser Hinsicht immer wieder zu reflektieren und zu bestimmen, welche Persönlichkeitsanteile und wie stark diese in die Bewertung mit einfließen. Bei manchen Schülern lasse ich einen gewissen Anteil aus pädagogischen Gründen auch bewusst mit in die Note einfließen. Natürlich ist es dann nicht gerade das Kriterium "beliebt". Aber im Gegensatz zu den Spickmich-Machern hab ich halt auch 'ne pädagogische Ausbildung. :D


    An unserer Schule gibt es außerdem zum Zeugnis Anlagen, in denen die Schüler eine sehr dezidierte Rückmeldung zu ihrem Sozial- und Arbeitsverhalten bekommen. Natürlich wird dabei auf die Persönlichkeit des Schülers eingegangen.


    Und andersrum ist es nicht anders. Am Ende des Schuljahres möchte ich von meinen Schülern eine Rückmeldung zu mir als Lehrerpersönlichkeit haben. Mit dem Begriff "Menschlichkeit" können Schüler durchaus etwas anfangen und ich weiß, was sie damit meinen. Warum sollten sie mich da also nicht bewerten dürfen?


    Aber ich möchte eben selbst bestimmen, ob diese Bewertungen öffentlich gemacht werden. Andersrum muss ich mir doch auch die Einverständniserklärung der Eltern holen, wenn ich etwas über ihre Kinder im Internet veröffentliche.




    Da holst du jetzt aber ganz schön zum Rundumschlag aus. ;)


    Ich sehe nicht, dass Spickmich diesen Stellenwert und diese Funktion hat, die du dieser Seite zuschreibst.
    Ich sehe auch nicht, dass dort auch nur einem Lehrer für bildungspolitische Misstände die Schuld in die Schuhe geschoben wird, für die er nichts kann.


    Ich bin kein Fan davon, dass die Lehrerevaluation auf diese unpersönliche und öffentliche Art und Weise gemacht wird. Und ich persönlich würde solche anonymen Bewertungen auch nicht als brauchbares Feedback zu meiner Arbeit ansehen können.
    Und wie eben schon gesagt: Die Persönlichkeitsrechte eines Menschen werden insoweit verletzt, dass einem die Entscheidungsfreiheit genommen wird, seine Bewertung öffentlich zu machen oder nicht.


    Aber ein Drama muss man aus so einer Seite nun auch nicht machen. Selbst wenn ein Lehrer ungerechtfertigt schlecht bewertet wird: Who cares?
    Im Gegensatz zu den ganzen Dienstleistungsbewertungen hat das für unseren Status, unseren Ruf und letztlich unser Einkommen, exakt null Auswirkungen. Schließlich sind wir eben einfach keine Dienstleistungsanbieter.


    Und wenn die Kollegin nun nicht gerade geklagt hätte, hätte die Seite auch nicht die Besucherzahlen zu verzeichnen, die sie jetzt hat. Super Werbemaßnahme, die Macher werden sich freuen.


    Viele Grüße
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    2 Mal editiert, zuletzt von Mia ()

  • Zitat

    Original von Bolzbold
    vgl. tagesschau.de


    Vielleicht macht mal jemand ein Richter-Bewertungsportal auf (Urteile sind gerecht - willkürlich; menschlich - menschenverachtend; usw.). Würde ja nur die berufliche Leistungen eines Richters (so mit Name und Dienstanschrift) bewertet werden, wäre ja ok, oder?


    Oder haben sich die Richter mit dem Urteil (siehe Zitat) eine Hintertür offengehalten (was für Lehrer gilt muss für Richter noch lange nicht gelten...)?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Mein Senf:


    Dieses namentliche Benoten deckt sich mit meinem Begriff von Meinungsfreiheit, die mir ein sehr hohes Gut ist. Sinnvoll oder hilfreich ist spickmich nicht, da stimme ich vielen hier zu, aber das ist eine andere Frage.


    Bedenklich und nicht legitim scheint mir die Möglichkeit, dort Lehrerzitate einzustellen. Die sind doch schon in der Schülerzeitung oft entstellt, aus dem Zusammenhang oder völlig erfunden.


    (Darum ging es im vorliegenden Einzelfall-Urteil aber nicht; von der Klägerin war kein Zitat bei spickmich eingestellt.)

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Petra


    Es gibt aber genug Eltern - gerade die von Grundschulkindern - die diese und ähnliche Plattform auch nutzen....


    Ja, kann sein. Hab noch nicht nachgesehen. Hoffe aber, dass es mir dann auch irgendwo vorbei geht. Wer das nötig hat, soll eben dort Lehrer bewerten.
    Schlimm ist nur, dass die Seite jetzt wieder so einen starken Zulauf erfährt.

  • Zitat

    Original von Antigone
    Ich halte den Lobby-Verlust, die immense Angreifbarkeit einer Berufsgruppe, die über solche Foren - auch noch als "rechtmäßig" - heraufbeschworen wird, als lediglich dafür geeignet, den Statusverlust des Jobs noch zu verstärken.


    Die Rechtmäßigkeit der spickmich-Seite ist abschließend gerichtlich festgestellt worden. Es ist bei der Abwägung der Rechtsgüter befunden worden, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung höher zu wichten ist, als das Recht auf informationelle Selbstbestimmung in diesem Fall. Auch wenn es einem nicht passen sollte, muss man sich jetzt eben damit abfinden und weitersehen - Rechtsfindung heißt ja nicht, dass man immer bekommt, was einem gefällt.


    Zitat

    Statt dass man den Job mal für igendjemanden wieder attraktiv macht, wird er dadurch nur noch mehr in Verruf gebracht.


    Ich denke nicht, dass Phänomene wie spickmich in irgendeiner Weise ursächlich dafür verantwortlich sind, dass der Lehrerberuf unattraktiv ist. Ich sehe das eher als Symptom. Bolzbold hat vollkommen Recht - Verbote helfen da überhaupt nichts; wobei ich persönlich bei Rufen nach Verboten zur Problemlösung ganz erhebliche demokratische Bauchschmerzen bekomme, angesichts der Tatsache, dass unser Staat sich immer mehr zu einem paternalistischen Erziehungsstaat entwickelt.


    Man muss einen langen Atem haben - das Problem, dass der Lehrerberuf unattraktiv ist, wird sich über kurz oder lang marktwirtschaftlich lösen. Die Ministerien spüren schon sehr deutlich die Lehrerknappheit (man sieht übrigens sogar in der engen Perspektive dieses Forums den Ansturm der Seiteneinsteiger.) Das wird langfristig zu beruflichen Veränderungen führen - analog den Entwicklungen der späten 50er!


    Zitat

    Sehr ihr das gar nicht? Seid ihr echt so naiv? Denkt ihr echt, dass das lediglich normale Begleiterscheinungen im Zuge der Einstellung von Schule auf´s neue Jahrtausend sind?!


    Das hat mit Naivität nichts zu tun, das ist realistisch und pragmatisch - naiv wäre der Wunsch, die Zeit irgendwie zurückzudrehen.


    Zitat

    Und damit verbunden die Einforderung nach Selbstreflexion des Systems, der Kollegen.... das ist doch blablabla.


    Ich praktiziere Evaluation in meinen Kursen; nicht, weil ich damit irgendwelchen übergeordneten pädagogischen Idealen folge oder weil ich damit die Schwächen des Systems ausbügele. Nein, ich mache das aus ganz pragmatischem Eigeninteresse, weil es die Zusammenarbeit mit den Schülern spürbar entspannt und das gegenseitige Vertrauen größer wird - du solltest es vielleicht einfach mal ausprobieren.


    Zitat

    Ich glaube hier übrigens keinem, dass er von der spickmich-Diskussion so unberührt ist, auch wenn manche es noch so sehr betonen.
    In uns allen steckt die Angst da verlieren zu können, weil es einfach eine Sch... Publicity ist und weil die meisten den Job in erster Linie aus dem Grund machen, weil sie aus irgendeiner Quelle in diesem Bereich immer wieder Anerkennung beziehen.


    Auch, wenn du es nicht glauben magst, mir ist spickmich tatsächlich relativ gleichgültig. Ich hatte mir irgendwann mal einen Account angelegt, als die Sache noch brandneu war und man noch nicht eingeladen werden musste, den aber unberührt gelassen und erst heute wieder reingesehen. Bei unseren Schülern (Weiterbildungskolleg) ist spickmich anscheinend kein wirkliches Issue, ich bin nicht einmal unter den Lehrern aufgeführt. (Mhm, sollte ich darüber jetzt beleidigt sein? ;) )


    Es ist mir wirklich egal - das hat zwei Gründe; erstens bin ich ein ziemlich bin ich ein ziemlich streitbarer Mensch und mir macht es nichts aus, wenn man mir Brocken an den Kopf wirft.


    Wichtiger ist allerdings, ich werde nicht müde das zu betonen, dass ich diesen Job in erster Linie aus dem Grund mache, dass ich damit GELD VERDIENE. Selbstverständlich geht man im Lehrerberuf als Mensch mit Menschen um - aber es ist ganz wichtig, eine Grenze zwischen Privatleben und Job zu haben, man muss sich distanzieren könnten, auch bei Anwürfen, die auf die Person gezielt sind. Wenn man das nicht schafft, dann wird man langfristig beschädigt.


    Und, ja, es ist leider Gottes ein typisches Lehrerproblem, die Grenze nicht zu finden - da ist es noch ein weiter Weg zur Professionalisierung unseres Berufsbildes.


    Melosine
    Starker Zulauf? Meinst du die "Im Moment ist gerade super viel los auf spickmich, darum kann leider nicht jeder auf die Seite :-("-Seite?


    Da ist kein "starker Zulauf", um 7:20 ist spickmich nicht überlaufen. Das ist eine Werbemaßnahme, weiter nichts. "Seht her, wir sind unheimlich gefragt!"


    Man darf nicht vergessen, spickmich ist ein kommerzielles Produkt und die Macher vermarkten dieses Produkt so, wie es gute Geschäftsleute tun müssen. Sie bringen es immer wieder ins Gespräch und in die Medien und freuen sich über jeden Klick ihrer Zielgruppe.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Ach je, hab mich bisher ja nicht so mit der Seite befasst. Aber wenn man sich da anmeldet, kann man nur die Bewertungen der Lehrer der eigenen Schule sehen. Das entschärft für mich das öffentliche Anprangern doch erheblich. Ist doch so nicht viel mehr als die übliche Lästerei, die eh an jeder Schule stattfindet.


    Grundschulen aus meiner Region habe ich übrigens nicht gefunden. :P;)


    Meinst du, Nele, die tun nur so, als seien sie überlastet? Fände ich ungeschickt, da ja jetzt gerade alle gucken gehen wollen.


    Melo

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