• Habe noch gar keinen Thread hier entdeckt!


    Was haltet ihr davon:


    Wir entwickeln ein Programm, wo wir Schülern und am allerliebsten auch Eltern (!!!) bewerten können.


    Dürfte ja das gleiche sein und nicht verboten werden.

  • Stimmt, rein rechtlich dürfte dem nichts im Wege stehen, wie das heutige BGH-Urteil bestätigt. Am Ärgerlichsten an der ganzen Sache finde ich, dass die betreffende Internetseite nun wohl noch populärer wird, das hat sie echt nicht verdient. Allerdings werden wir -- wie auch andere Berufsgruppen -- mit diesen öffentlichen Bewertungen leben müssen.
    Hier gibts einen klugen Kommentar dazu:
    http://www.sueddeutsche.de/,tt…/text/?page=2#readcomment

    • Offizieller Beitrag

    Doch, es gibt mehrere Threads über Spick mich.
    Z.B. hier: Schlechte Bewertung bei spickmich


    Aber was haltet ihr denn davon, dass diese Kollegin bis vor den BGH gezogen ist? Das Urteil war wohl zu erwarten.
    Nervig fand ich, schon heute morgen Kommentare im Radio zu hören ala: Wenn ich als Schüler ne 4 hatte, bin ich ja auch nicht vor Gericht gegangen. :rolleyes:
    Anscheinend ist vielen Leuten nicht klar, wie diese Noten für Lehrer zustande kommen und dass das alles öffentlich abläuft. Und dass Lehrer wenig Möglichkeiten haben, ihre Noten zu verbessern - im Gegensatz zu Schülern.


    Naja, ich bin jendefalls froh, dass ich Grundschullehrerin bin. ;)


    Melo

  • Hallo,


    Sind wir doch mal ehrlich. Spickmich ist mehr oder weniger eine tote Plattform, die nur durch solche Klagen überhaupt irgendjemandem auffällt. Die meisten Schüler haben sich da vor 2 oder 3 Jahren man angemeldet und sich wohl nach der ersten Registrierung nie mehr eingeloggt (m.M. nach bietet Spickmich ja auch nicht viel!).

  • Der Beweis: Spickmich ist gerade überlastet. Wäre die Seite das auch ohne das Urteil?

  • Gute Idee, Prusselise, hatte ich auch schon drangedacht. Das könnte dann unter "leckmich" oder spichDich" laufen *g*


    Mich nervt der Vergleich immer wieder, der in den Medien gezogen wird. D.h. die meines Erachtens zu kurz greifende Analogie, dass Lehrer schließlich Schüler benoten und Schüler das daher auch mit Lehrern machen dürfen. Passt für mich so wie in der fraglichen Seite gemacht nicht. Ich bin schließlich angehalten, meine Notenbebung transparent zu machen. Ich bin persönlich ansprechbar, wenn ein Schüler Fragen zur Note hat oder Einwände. Als "gespickter" Lehrer kann ich nicht Einspruch erheben - gegen wen?


    Ich war noch nicht auf der Seite, und werde auch nicht raufgehen, da ich im Dienstalltag genügend Feedback bekomme.


    Aber die Idee mit der Gegenseite zu Schülern und / oder Eltern finde ich super! Ja und wieso auch nicht? Das Urteil zur Meinungsfreiheit über Persönlichkeitsrechzt könnte man ja vielleicht übertragen....


    Also - wer kann programmieren?


    Grüße vom
    Raket-O-Katz - ab heute auch mit Ferien! *juppie*

    • Offizieller Beitrag

    Ich hoffe Ihr habt das Urteil gelesen.


    Das BGH Urteil gibt keine Blankoerlaubnis für solche Portale und hat selbst gesagt, dass es hier eine Einzelfallentscheidung ist.


    Dass die Klägerin uns Kollegen damit einen Bärendienst erwiesen hat, ist unbestritten.


    vgl. tagesschau.de



    Wir sollten uns nicht lächerlich machen und uns damit "rächen", dass wir uns gegen das "wie Du mir, so ich Dir" wehren und unser Wehren dann genauso ausfällt.


    Etwas mehr Gelassenheit hätte der Kollegin auch gut getan. Dann wäre diese Seite längst tot.


    Gruß
    Bolzbold

  • Zugegeben, anfangs hat mich der Gedanke dieser öffentlichen Bewertung auch nicht ganz kalt gelassen. Aber mittlerweile stelle ich fest, dass sich die Sache totgelaufen hat, und ich sehe das sehr viel lockerer. Meine gelegentlichen Stippvisiten auf der Seite meiner Schule ergeben: Es passiert seit einem halben Jahr fast gar nichts mehr. Ich denke, die SuS haben erkannt, dass ihr anonymes Votum ungefähr so viel bewirkt wie ein Hund, der den Mond anbellt...

  • @ Bolzbold.


    Deine Antwort ist sehr lehrerhaft ;) diplomatisch bins in die Zehenspitze.


    Ich bin aber nicht einer dieser Lehrer, sondern temperamentvoll und aufbrausend. Auch die Lehrer gibt es und die regen sich halt auf und sinnen
    in ihren Gedanken nach "Rache" :D

  • Bolzbold: Es stimmt schon, dass uns die klagende Lehrerin (im wahrsten Sinne des Wortes) einen Bärendienst erwiesen hat, aber in allerbester Absicht. Was, wenn besagte Plattform hätte schließen müssen ...
    Ich habe übrigens einen Kommentar gefunden, den ich noch deutlich besser finde als den der SZ. Schaut mal hier:


    http://www.finanznachrichten.d…tar-von-jens-voss-007.htm


    Ich zitiere daraus:
    "Der Freibrief für anonyme Beurteilungen ist eben hochproblematisch. Meinung hat auch etwas mit dem Mut zu tun, dafür einzustehen. Diesen Zusammenhang löst die Rechtsprechung gerade auf. Erziehung zu mündiger Freiheit sieht anders aus. Immerhin betonen die Richter indirekt, dass die Bewertungen nicht "beleidigend oder schmähend" sein dürfen. Jemandem also Unmenschlichkeit zu attestieren sei nicht schmähend, finden deutsche Richter. Da vergeht einem dann doch jede Lust auf Satire."
    (Wer den Zusammenhang mit der Satire verstehen will, muss den ganzen Kommentar lesen.)
    Der entscheidende Punkt ist aber: Es geht bei diesen ganzen Bewertungen eben nicht nur um die "Sozialsphäre", sondern gerade im Lehrerberuf ist doch die eigene Persönlichkeit sehr wichtig. Und gerade die wird in diversen der spickmich-Kriterien bewertet.

  • Zitat

    Jemandem also Unmenschlichkeit zu attestieren sei nicht schmähend, finden deutsche Richter.


    Ich finde das Urteil asozial und diesen Auszug bezeichnend.
    An dem Punkt, an dem ich anfange Persönlichkeiten von Lehrkräften, wobei es sich nachweislich bei dieser Tätigkeit immer noch nicht um eine Dienstleistung handelt (wie etwa bei Handwerkern und e-bay-Verkäufern), öffentlich bewerten zu dürfen, ist meines Erachtens der Willkür Tor und Tür geöffnet.


    Mich wundert vor dem Hintergrund auch nicht mehr, wenn Kollegen dieser Tage auf Zeugniskonferenzen die eigentlich - unter großen Klagen über den/die jeweiligen ach so schlechten Schüler - angedrohte 5 nochmal schnell in ´ne 4- umwandeln oder alternativ plötzlich offenbar wird, dass sie die 5 ja blöderweise völlig "versäumt haben" zu mahnen, so dass sie nun gar nicht zählt.... Und dann gibt´s auch noch 3en für Schüler in ´nem Hauptfach, die sonst auf dem Zeugnis keine weitere davon haben.


    Hauptsache beliebt sein und keinen vergraulen, scheint das Motto zu sein - man könnte ja am Ende nicht nur im jeweiligen Ort, sondern auch noch bei spickmich als der/die böse Schülerfresser/-in dastehen, die unverschämterweise sogar noch in Zeiten der Weltwirtschaftskrise am Prinzip fairer und konsequenter End-Benotung festhält!


    Vielen Lehrern fehlt inzwischen Rückgrat und die mangelnde Lobby des Berufs in der Gesellschaft, die in Urteilen wie diesem nur eine offizielle Bestätigung erfährt, sowie die Nivellierung jeglicher Ansprüche durch LSE, ZAP und ZA etc. beschleunigt den Verfall des Ansehens des Jobs parallel zum Verfall des Niveaus. Meine Meinung.

  • Zitat

    Original von Melosine


    Naja, ich bin jendefalls froh, dass ich Grundschullehrerin bin. ;)


    Es gibt aber genug Eltern - gerade die von Grundschulkindern - die diese und ähnliche Plattform auch nutzen....

  • Zitat

    Original von Antigone


    Mich wundert vor dem Hintergrund auch nicht mehr, wenn Kollegen dieser Tage auf Zeugniskonferenzen die eigentlich - unter großen Klagen über den/die jeweiligen ach so schlechten Schüler - angedrohte 5 nochmal schnell in ´ne 4- umwandeln oder alternativ plötzlich offenbar wird, dass sie die 5 ja blöderweise völlig "versäumt haben" zu mahnen, so dass sie nun gar nicht zählt.... Und dann gibt´s auch noch 3en für Schüler in ´nem Hauptfach, die sonst auf dem Zeugnis keine weitere davon haben.


    Also man kann sich über das Urteil ja zu Recht beklagen aber wer als Lehrer nicht so viel Souveränität besitzt und sich dadurch in seiner Notengebung in dem von dir beschriebenen Sinne beeinflussen lässt, ist meiner Meinung nach wirklich fehl an seinem Platze.

    • Offizieller Beitrag

    Das Urteil an sich ist nicht asozial und es erteilt auch keinen Freibrief.
    Auf der Seite des BGH lässt sich der exakte Wortlaut nachlesen.


    Hier wird nur das Recht auf Meinungsfreiheit über das Recht des Einzelnen auf informationelle Selbstbestimmung gesetzt.


    Ferner hat die Klägerin keinen konkreten Schaden nachweisen können außer ihrem verletzten Stolz.


    Ich bin davon überzeugt, dass die Lehrerin nicht geklagt hätte, wenn sie dort mit 1,0 bewertet worden wäre. Letztlich ist sie wohl wegen der Note und nicht wegen der Bewertung an sich nach Karlsruhe gegangen. Anders kann ich mir das Theater um Spickmich nicht erklären.


    Ich verstehe auch nicht, wieso dieses Urteil als "Freibrief" interpretiert wird. Hier ist kein Grundsatzurteil in Form einer offiziellen Erlaubnis gefällt worden. Natürlich werden jetzt wieder mehr Schüler bei Spickmich bewerten - aber nicht wegen des Urteils sondern wegen dessen Medienwirksamkeit.


    Ein Bewertungsportal ist übrigens immer nur so "machtvoll" wie man es zulässt. Wieso nehmen wir das Ernst, wenn wir wissen, dass es nicht Ernst zu nehmen ist?


    Gruß
    Bolzbold

  • Zitat

    Das Urteil an sich ist nicht asozial und es erteilt auch keinen Freibrief. Auf der Seite des BGH lässt sich der exakte Wortlaut nachlesen. Hier wird nur das Recht auf Meinungsfreiheit über das Recht des Einzelnen auf informationelle Selbstbestimmung gesetzt. Ferner hat die Klägerin keinen konkreten Schaden nachweisen können außer ihrem verletzten Stolz. Ich bin davon überzeugt, dass die Lehrerin nicht geklagt hätte, wenn sie dort mit 1,0 bewertet worden wäre. Letztlich ist sie wohl wegen der Note und nicht wegen der Bewertung an sich nach Karlsruhe gegangen. Anders kann ich mir das Theater um Spickmich nicht erklären. Ich verstehe auch nicht, wieso dieses Urteil als "Freibrief" interpretiert wird. Hier ist kein Grundsatzurteil in Form einer offiziellen Erlaubnis gefällt worden. Natürlich werden jetzt wieder mehr Schüler bei Spickmich bewerten - aber nicht wegen des Urteils sondern wegen desses Medienwirksamkeit. Ein Bewertungsportal ist übrigens immer nur so "machtvoll" wie man es zulässt. Wieso nehmen wir das Ernst, wenn wir wissen, dass es nicht Ernst zu nehmen ist?



    Das ist die rechtliche Seite, die ich auch sehe und die mich (rechtlich) scheinbar schadensfrei hält.
    Ich hab´ bei spickmich ´ne 2,0-Bewertung, ich mache mir um mich persönlich daher auch keine Sorgen bzw. es juckt mich persönlich nicht.


    Mir geht es aber ums Prinzip bzw. die Entwicklung, die eine Gesellschaft bereit zu nehmen in Begriff ist, indem sie Urteile wie diese als akzeptabel verlautbar macht. Und die uns als Lehrer direkt betrifft und im Zweifelsfall immens schädigen kann.
    Ich halte den Lobby-Verlust, die immense Angreifbarkeit einer Berufsgruppe, die über solche Foren - auch noch als "rechtmäßig" - heraufbeschworen wird, als lediglich dafür geeignet, den Statusverlust des Jobs noch zu verstärken. Statt dass man den Job mal für igendjemanden wieder attraktiv macht, wird er dadurch nur noch mehr in Verruf gebracht.


    Sehr ihr das gar nicht? Seid ihr echt so naiv? Denkt ihr echt, dass das lediglich normale Begleiterscheinungen im Zuge der Einstellung von Schule auf´s neue Jahrtausend sind?!



    Zitat

    Also man kann sich über das Urteil ja zu Recht beklagen aber wer als Lehrer nicht so viel Souveränität besitzt und sich dadurch in seiner Notengebung in dem von dir beschriebenen Sinne beeinflussen lässt, ist meiner Meinung nach wirklich fehl an seinem Platze.



    Congratulations, dass du von solcherlei offensichtlich unberührt bleibst.
    Ich hab´das an meinem Gymnasium jedes Jahr auf Zeugniskonferenzen - kenne das allerdings auch völlig anders von einem früheren Arbeitsplatz.
    In Ermangelung von Identifikation mit dem jetzigen bin ich ja auch dringend damit befasst da wegzukommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Antigone ()

  • Zitat

    Original von Antigone
    An dem Punkt, an dem ich anfange Persönlichkeiten von Lehrkräften, wobei es sich nachweislich bei dieser Tätigkeit immer noch nicht um eine Dienstleistung handelt (wie etwa bei Handwerkern und e-bay-Verkäufern), öffentlich bewerten zu dürfen, ist meines Erachtens der Willkür Tor und Tür geöffnet.


    Hier sehe ich auch einen Unterschied zur - wie oben schon erwähnt - gerne herangezogenen These, dass wir Lehrer ja schließlich auch die Schüler benoten. Nein, eben nicht. Ich benote nicht die Persönlichkeit eines Schülers, sondern seine Leistung, welche anhand von Erwartungshorizont etc. pp. transparent darstellbar ist / sein sollte. Wenn ich die Persönlichkeit bewerten würde, müsste ich meine Noten in etlichen Fällen nochmal umändern.


    Grüße vom
    Raket-O-Katz

Werbung