Letzte Woche habe ich in meiner Klasse 6 eine Englischarbeit zurückgegeben und die Schüler für ca. eine Viertelstunde mit der Berichtigung beschäftigt, während ich vor der Klassentür mit einer Kollegin eine dringende Besprechung hatte. Als ich wieder in das Klassenzimmer kam, legte mir einer meiner Schüler sein Heft vor und zeigte mir eine Zeile seines Textes, für die ich am Heftrand einen Wortfehler angemerkt hatte, in der aber kein solcher Fehler festzustellen war. Mir fiel dagegen eine deutliche Korrektur des Schülers auf: Er hatte ein Wort mit flüssigem Tippex ausgelöscht und auffällig ein richtiges Wort darauf geschrieben. Mir kam die Sache gleich ziemlich offensichtlich vor und ich machte den Schüler auf die Korrektur aufmerksam. Dieser aber meinte, diese Tippex-Korrektur habe er schon während der Arbeit gemacht, und um das noch zu unterstreichen, sagte er: "Ich schwör's!". Ich nahm dann sein Heft mit und versprach ihm, mir die Sache noch einmal genauer anzusehen. (Ich muss noch anmerken, dass es bei dem Jungen um die Zeugnisnote 3 oder 4 ging, diese Arbeit also ausschlaggebend war.) Zugegeben, sein "ehrliches Auftreten" hat mich etwas ins Grübeln versetzt. Als ich dann zu Hause war und die besagte Zeile noch einmal gegen Lampenlicht in Augenschein nahm, wurde mir schnell klar, dass der Kleine (eigentlich ein netter, sympathischer Schüler) mich linken wollte: Ich konnte noch deutlich die Umrisse meiner Korrektur erkennen, die er frech übermalt hatte. Die Unverfrorenheit, mit der der Junge gehandelt hat, hat mich - ehrlich gesagt - ziemlich überrascht und enttäuscht, zumal ich der Klasse schon früher von dem Dokumentcharakter der Klassenarbeit erzählt habe, dass auf keinen Fall etwas an dieser nachträglich verändert werden darf. Aber, wie man in diesem Fall sieht: ohne Erfolg. Mir ist schon klar, dass Kindern in dem Alter in dieser Hinsicht ein wenig entwickeltes Unrechtsbewusstsein haben. Der Junge hat vermutlich unter starkem Druck gestanden. Ich denke aber, es muss etwas folgen, was ihm die Augen für sein Handeln öffnet. Ich weiß im Moment nur noch nicht, wie ich am sinnvollsten vorgehe.
"Urkundenfälschung"
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Naja, also den starken Druck sehe ich bei der Frage ob es eine 3 oder 4 wird nicht unbedingt.
Ich sehe hier für mich auch eine gewisse Grenze überschritten.
Hier wäre für mich klar, dass ich - und jetzt ist das evtl. von Bundesland zu Bundesland verschieden - einen Verweis ausstelle, dh., die Eltern schriftlich vom Fehlverhalten des Kindes informiere (mit genügend Betonung darauf, dass das aber auch gar kein Kavaliersdelikt ist). Dieser Verweis wird im Notenbogen des SChülers für dieses Jahr eingetragen, hat aber mit Ausnahme der Tatsache, dass er bei den Verhaltensbemerkungen im Jahreszeugnis berücksichtigt wird, keine weiteren negativen Konsequenzen - es sei denn, es kommt dieses Jahr weiteres massives Fehlverhalten dazu.Ein Gespräch mit dem Kind würde vor Absendung des Verweises natürlich unter vier Augen ebenfalls erfolgen. Dabei wäre mir wichtig, dass mir klar wird, warum sich das Kind so verhalten hat. Und dass dem Kind klar wird
- dass das nicht geht
- dass "Urkundenfälschung" in keinem Verhältnis zu der Note und deren Konsequenzen steht
- dass ein Verweis an die Eltern rausgeht und was der für Konsequenzen hat
- dass die Angelegenheit für mich damit zunächst auch erledigt ist - er bekommt die 4, einen Verweis und damit bin ich weder "sauer" auf ihn noch sehe ich ihn jetzt in Zukunft "schief" an (es sei denn, der Fall wiederholt sich). -
Ich hatte vor einem knappen Jahr genau die gleiche Situation in einer siebten Klasse. Der Schüler hat eine Klassenkonferenz bekommen und musste ein ausführliches Referat mit schriftlicher Ausarbeitung zum Thema "Urkundenfälschung" erarbeiten.
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Das wird bei uns auch wie bei Nighthawk gehandhabt. Ich hatte den Fall mal in einer vierten Klasse. Und auch wenn das jetzt wohl einige überzogen finden, irgendwann ist mal Schluss und es muss ganz klar gezeigt werden, dass Grenzen überschritten wurden. Und egal wie wenig Aufsehen man versucht zu verursachen, die anderen Kinder bekommen es doch irgendwie mit und waren dann auch gewarnt.
Bibo
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Hallo Vaila,
ich hatte das Problem auch hin und wieder. Mein (allerdings etwas aufwendiges) Rezept: Vor der Rückgabe alle Klassenarbeiten durch den Scanner jagen und in einer PDF Datei speichern. Voraussetzung ist natürlich ein Scanner mit automatischem Einzug. Wenn ein Schüler meint, ich hätte da was richtiges als falsch angestrichen oder die Rückseite seines Arbeitsblatts übersehen (auch eine gerne genommene Variante), dann nehme ich grundsätzlich erst mal seine Arbeit nach Hause. Dort vergleiche seine Arbeit mit dem Scan.
In den letzten drei Jahren habe ich in jedem Schuljahr 3-4 Schüler auf diese Weise entlarvt und teilweise aus 2en kurzerhand 6en gemacht. Ob dieses Vorgehen vor Gericht Bestand hätte (z.B. ist der Beweis ja nur eine digitale Kopie der Arbeit), weiß; ich nicht. Ob es "fies" ist oder nicht, ich sehe auch meinen päd. Auftrag auch darin, die Schüler zur Ehrlichkeit zu erziehen. Bisher hat noch keiner der betroffenen Schüler das Gefühl vergessen, als ich ihm die Arbeit zusammen mit einem Ausdruck meiner Kopie zurückgegeben habe. (Ein Schüler ist davon sogar mal richtig weiss im Gesicht geworden, hat das Schwitzen angefangen und ist vom Stuhl gekippt ...) Insgesamt scheinen die Klassen ein derartiges Vorgehen zu akzeptieren und sogar als postiv zu befürworten.
-- Drew
[Umlaute repariert, Nele]
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Bei uns würde das ohne Verweis abgehen, ich würde mir das Kind ausch schnappen, auf die o.g. Aspekte eingehen. Und dann die Eltern anrufen oder zum Gespräch bitten. Denn es stellt sich ja die Frage, warum setzt sich ein Kind bei 3 oder 4 so unter Druck? Braucht es einen Ausgleich für eine 5? Wenn nicht, dann gibt es vielleicht irgendwo ein Problem.
Ich gab letzte Woche iin meiner sehr leistungsstarken 5 eine Deutscharbeit zurück (ein Schnitt unter 2,5 ist völlig normal), und ein Kind mit einer 4+ heulte ganz schrecklich, ich konnte sie nicht beruhigen, sie fing immer wieder an, auch reden klappte nicht. So ließ ich sie ein bisschen alleine und etwas später kam sie zu mir und fragte, ob sie mich alleine sprechen könnte, die Tränen standen schon wieder in ihren Augen, und ihr glaubt nicht, was sie fragte: Bleibt man mit vier Dreien auf dem Zeugnis sitzen?
Das war völllig ernst gemeint. Ich habe dann mit ihr geredet und dann sagte sie, dass sie jetzt auch in E und M Nachhilfe bekommen wird.Da läuft doch zuhause irgendwas schief.....
P.S. Und warum setzt ihr Urkundenfälschung in Anführungsstriche?
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Zitat
Und dann die Eltern anrufen oder zum Gespräch bitten.
Das habe ich nach mehrfachen "Nachkorrekturen" (fast zeitgleich in verschiedenen Fächern) eines Schülers in der 5. Klasse auch gemacht. Reaktion des Vaters: "Sowas macht mein Sohn nicht." Damit war für ihn das Gespräch beendet. Manchmal habe ich das Gefühl, dass man nicht nur die "lieben Kleinen", sondern gleich die Eltern noch mit erzieht...
Seitdem kopiere oder scanne ich ebenfalls alle Arbeiten und Tests - man hat ja sonst nichts zu tun. Besagter Schüler kam dann übrigens noch einmal mit einer angeblich falsch angestrichenen Sache (schließlich hat das Gespräch mit den Eltern ja auch keine Auswirkungen gehabt zu Hause - außer, dass er wohl bestärkt wurde). Ich habe ihm dann einen sofortigen Gang zur Schulleitung mit allen Konsequenzen angedroht - auf einmal war er dann mit der Korrektur mehr als einverstanden. -
Bei uns wird es auch wie bei Nighthawk gehandhabt, wenn so etwas vorkommt- allerdings haben wir auch genügend Regeln zur Vermeidung einer solchen Situation:
- Tippex etc. wird von mir in den Klausuren nicht erlaubt- wenn es was zu verbessern gibt, wird sauber durchgestrichen.
- Beim Korrigieren der Arbeitsblätter streiche ich entweder nicht benutzte Blätter durch oder signiere sie, so weiß ich, dass ich nichts übersehen habe und kann das durch mein Kürzel auch beweisen.
Liebe Grüße
Hermine -
so wie Hermine es schildrert, wird es bei uns schueleinhdeitlich gehandhabt.
Ach ja: die SuS dürfen in der KA keinen Tintenkiller benutzen -
Zitat
Original von Hermine
Bei uns wird es auch wie bei Nighthawk gehandhabt, wenn so etwas vorkommt- allerdings haben wir auch genügend Regeln zur Vermeidung einer solchen Situation:
- Tippex etc. wird von mir in den Klausuren nicht erlaubt- wenn es was zu verbessern gibt, wird sauber durchgestrichen.
- Beim Korrigieren der Arbeitsblätter streiche ich entweder nicht benutzte Blätter durch oder signiere sie, so weiß ich, dass ich nichts übersehen habe und kann das durch mein Kürzel auch beweisen.
Liebe Grüße
HermineDas hört sich ja gut an, aber was machst Du, wenn doch ein Schüler Tippex oder TK verwendet?
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Ich verlasse ja nicht den Raum, wenn die Schüler die Klausur schreiben- sondern gehe in der Regel herum oder stelle mich an einen Platz, wo ich möglichst die ganze Klasse im Blick habe- sehe ich dann einen Schüler beim Benutzen von Tippex oder TK, fordere ich ihn auf, das schnell einzupacken.
Im Übrigen wiederhole ich das Verbot auch vor jeder Klausur noch einmal laut- rein theoretisch könnte ich dann die Verwendung von Tippex danach als unerlaubtes Hilfsmittel werten und genauso wie bei einem Unterschleif verfahren (=Note 6) (habe ich aber praktisch noch nie gemacht- im Übrigen sind solche "Fälschungsversuche" bei uns äußerst selten)
In erster Linie geht aber doch darum, dass sich hinterher keiner über angeblich falsche Korrekturen, die per Tippex "aufgepimpt" wurden, beschweren kann, weil bekannt ist, dass kein Tippex benutzt werden darf. Das gilt übrigens bei uns auch für die Lehrer- beim Korrigieren von Arbeiten darf kein Tippex verwendet und nichts überklebt werden- nur durchgestrichen.
Liebe Grüße
Hermine -
Das merke ich mir - und die Klassenarbeiten werde ich auch scannen
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Da TippEx bei uns verboten ist, benutzt es auch keiner.
Ebenso den Tintenkiller während der Schulaufgaben
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