Seiteneinstieg nach Promotion

  • Zuerst mal: Das Schreiben von Beiträgen von nicht-Lehrern bzw. nicht-Lehramtsstudenten ist laut Forenregeln eigentlich nicht erlaubt, ich setze mich da einfach mal feist drüber hinweg :)


    Ich habe in Deutschland Informatik auf Diplom studiert und promoviere zur Zeit im Ausland in theoretischer Informatik.


    Und ich denke über einen Seiteneinstieg nach Abschluss der Promotion nach. Daher meine Frage wie die Chancen dafür sind. Mein Ziel wäre bevorzugt Berufskolleg und alternativ Gymnasium.


    Ein Direkteinstieg scheint schwierig, wenn man sich die Stellenausschreibungen im Internet so anschaut. Informatiker scheinen wohl kaum gesucht, wenn man die Portale als Maßstab nimmt. Ist das tatsächlich so, oder schreiben viele Schulen im Internet nicht aus?


    Alternativ wäre meine Frage: Das Diplom als erstes Staatsexamen für das Fach Informatik anerkennen zu lassen, wäre wohl nicht das Problem. Wie sieht es aber mit einem zweiten Fach aus? Mein Wunsch wäre Mathematik, fachlich traue ich mir das ohne weiteres zu, aber wie sieht es mit der Anerkennung aus?


    Durch die Zeit hier im Ausland spreche ich mittlerweile Englisch auf einem Level nahe Muttersprachler.
    Wie schätzt Ihr die Chancen Englisch anerkannt zu bekommen, als Zweitfach? Englisch sprechen und unterrichten sind ja schon zwei verschiedene Dinge...

  • Sind die Berufschancen als Diplom-Informatiker so schlecht, dass du Lehrer werden möchtest? Für Seiteneinsteiger ist der Lehrerberuf nicht besonders attraktiv, bietet nahezu keine Aufstiegschancen und ist eher schlecht bezahlt.


    Wahrscheinlich ist der erste und beste Weg, dich über deine Möglichkeiten zu informieren, weniger eine Internetrecherche - wende dich an das Kultusministerium des Bundeslandes, für das du dich interessierst. Dort wirst die sicherste Auskunft bekommen, was deine Ausbildungs- und Einstellungschancen angeht.


    Ach ja, nicht nur Englisch sprechen und Englisch unterrichten sind zwei verschiedene Dinge - im Englischstudium ist die Sprachausbildung nur ein relativ kleiner Teil des Fachstudiums, dir fehlen da noch jede Menge andere Kenntnisse, die man als Englischlehrer braucht!


    Nele

    2 Mal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Ich weiß jetzt nicht, ob du Berufserfahrung mitbringst (solltest du) oder ob du an einen Einstieg über das Referendariat denkst.


    Falls du ohne Referendariat einsteigen willst: Vergiss es. Diese Möglichkeiten werden (zum Glück) immer weniger. Zu viele schlechte Erfahrungen.
    Auch zu deiner eigenen Zufriedenheit würde ich einen Lehrerjob ohne Referendariat niemals anstreben. Du musst diesen Job definitiv erlernen, sonst gehst du unter


    Falls du aber mit Referendariat einsteigen willst, bin ich davon überzeugt, dass du an einer Berufsschule die besten Chancen haben würdest. (Gymnasium dürften die Chancen wohl eher schlecht sein).
    Ich kenne so viele Berufsschulen (auch meine) die händeringend Informatiklehrer suchen. Und da die Lehramtsstudenten ein Händchen dafür haben, immer das falsche Zweitfach zu studieren ( ;)), nimmt mal halt gerne Seiteneinsteiger.


    Am zweiten Fach könnte es hapern. Je nachdem was du im Studium an Mathe gemacht hast, könnte es mit Mathe sogar klappen. Da sind die Hürden mittlerweile deutlich gesunken (zumindest in Bawü). Du musst aber genug unterschiedliche Mathescheine vorweisen können.


    Also einfach mal bei deiner zuständigen Schulbehörde anfragen. Die geben dir Auskunft.

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

  • Hallo,


    in Bayern konnte man bis letztes Jahr meines Wissens nach als Informatiker als Mathe- und Infolehrer ans Gymnasium. Die Informatiker mussten aber glaube ich Mathe als Nebenfach nachweisen, bin mir aber nicht sicher. Jetzt kann ich auf der Seite des Kultusministeriums aber nichts mehr darüber finden. Würde dort einfach mal nachfragen.


    Aber ob es als promovierter Informatiker so prickelnd ist, ein 2-jähriges Referendariat zu machen, in dem man, wenn's ungünstig läuft, drei Mal umzieht und 1000 Euro im Monat verdient, steht auf einem anderen Blatt.


    Danach steht dann in der 6. Klasse Kreise Malen mit dem PC auf dem Programm. Und das oft in Oberviechtach oder in Amorbach - in BY werden Berufsanfänger gerne erstmal in der absoluten Pampa eingesetzt.


    Ich unterrichte fachfremd Informatik in Klasse 6 und 7 (es gibt zu wenig Lehrer, die die Ausbildung dafür haben) und nicht mal für mich ist es sehr anspruchsvoll. Aber es macht andererseits sehr viel Spaß, da die Schüler mit Feuereifer dabei sind.


    Was ist denn deine Motivation, nach einem so langen Ausbildungsweg, der ja in eine ganz andere Richtung gezielt hat, doch noch Lehrer werden zu wollen?

  • Zitat

    Original von gingergirl
    Danach steht dann in der 6. Klasse Kreise Malen mit dem PC auf dem Programm.


    Ich würde mich daher auf Berufsschulen konzentrieren, die IT-Berufe oder IT-Fachschulen haben. Da kannst du dann richtig in Java, UML, SQL, Digital- und Netzwerktechnik usw. eintauchen.

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

  • In Rheinland-Pfalz kann man in Mangelfächern als Seiteneinsteiger an Gymnasien anfangen. Das Konzept hört sich sehr gut an, 2 Jahre Ausbildung, ähnlich oder fast identisch einem Referendariat, aber höhere Bezahlung (TVL 13 eventuell), weil man bereits von Anfang an eine höhere Unterrichtsverpflichtung hat (18 Stunde/Woche). Ich war vor kurzem bei einem Bewerbungsgespräch in RLP, weil ich mich für den Seiteneinstieg Bio/Chemie interessiere und da meinte der Herr vom ADD, dass sie ganz dringend Mathe suchen würden und fragte mich, ob ich nicht ein paar Mathe-Scheine zu bieten hätte, hatte ich aber leider nicht. Aber du mit Informatik ja sicher, oder? Ich glaube, dass sie auch Informatik auf der Mangelliste hatte, mußt mal auf den Seiten vom Ministerium in RLP schauen. Ich würde an deiner Stelle nicht ohne Ausbildung (Referendariat) diesen Beruf ergreifen, da hört man viel Schlechtes und dass die Leute dabei wirklich untergehen. Das ist für einen selbst nicht sonderlich erfreulich und den Schülern gegenüber auch nicht fair. Ich hab für mich entschieden, dass ich nur über ein vernünftiges Seiteneinsteiger-Programm in diesen Beruf wechseln werde, ein Sprung ins kalte Wasser halte ich nicht für sinnvoll.

  • ich grabe das nochmal hier aus, weil der Gedanke Seiteneinstieg mir immer noch irgendwie im Kopf herumgeht - auch wenn bis bis dahin noch einige Zeit wäre.


    Meine Frage bezieht sich auf den Seiteneinstieg in NRW (obas). Dort werden als Voraussetzungen mindestens zwei Jahre Berufserfahrung genannt (oder die Betreuung eines minderjährigen Kindes).


    Letzteres trifft bei mir nicht zu.


    In Deutschland ist es üblich, im Rahmen einer festen Arbeitsstelle zu promovieren. Im Ausland ist das unüblich, ich persönlich finanziere das über ein Stipendium. Letzteres wird auch in Deutschland immer häufiger, so wie ich das zumindestens von vielen ehemaligen Komilitonen höre. Eine zweijährige Berufstätigkeit kann ich daher nicht nachweisen - zumindestens habe ich keinen Arbeitsvertrag o.ä.


    Hat jemand Erfahrung wie das aussieht? Wird die Promotion über ein Stipendium als Berufsstätigkeit anerkannt? Technisch gesehen besteht kein Arbeitsverhältniss, auf der anderen Seite wäre eine Nichtanerkennung schon eine ziemliche Ungleichbehandlung zwischen, sich in der Praxis kaum unterscheidenen Promotionen.

  • naja, die Promotion oder Nicht-Promotion ist denen bei der Bezirksregierung piepsegal - zumindest war es das bei mir. Die haben nicht die Promotionsnoten sondern die Examensnoten bei mir umgerechnet.
    Die Berufserfahrung ist das Wichtige. Und bei einem Stipendium hast du die ja nicht - damit du dich eben voll und ganz der Wissenschaft widmen kannst ... und nicht arbeiten musst.

  • Heißt das also, du hast während der Promotionszeit wirklich nur an deiner Arbeit gesessen und nicht z.B. noch irgendwelche Vorlesungen gehalten oder so? Ich denke, der springende Punkt ist folgender: Es geht nicht unbedingt darum, ob du dich in einer Festanstellung befunden hast, sondern ob du eine für deinen Einstieg ins Lehramt relevante Tätigkeit ausgeübt hast. Ich werde z.B. auch versuchen, mir )um höher eingestuft zu werden) meine Unterrichtstätigkeit als Honorarkraft an einer Schule anrechnen zu lassen... obs funktioniert, weiß ich leider noch nicht... Hast du denn (z.B. während des Studiums) irgendwelche relevanten Jobs oder Praktika gehabt? Vielleicht Übungsgruppen geleitet oder so?


    Übrigens, in einem deiner alten Posts hast du geschrieben, Info wäre ja scheinbar nicht sooo gefragt. Kann ich so nicht bestätigen. Als Informatiker kannst du dir Mathe als Zweitfach nehmen und hast damit eine super Mangelfach-Kombi! :D

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