Lehrerartbeitszeitmodell in HH

  • Korrekturfächer ist deutlich mehr Arbeit. Lese ich oft. Die Konsequenzen für einen Musiklehrer in Hamburg sind drastisch finde ich.


    Morgen gebe ich meine 2 Vertretungsstunde in dieser Woche. Das macht dann genau 31 Unterrichtsstunden in dieser Woche. 20 im Fach Musik. Dazu kommen dann natürlich noch die 3.5 Zeitstunden in der Zeugniskonferenz der 9er, da ich ja aus jeder Klasse mindestens 1 Schüler habe. (Wahlpflichtunterricht)


    Musik ist ein lautes und anstrengendes Fach, finde ich. Trotzdem gerechtfertigt vor dem Hintergrund der Korrekturen? ... Nicht, dass ich keine Tests schreiben lasse. ... Nicht dass ich jammern will. ...


    Gruss aus HH

    • Offizieller Beitrag

    die Zeit in der Zeugniskonferenz ist in deine wöchentliche Arbeitszeit aufs Jahr gesehen eingerechnet.


    Auch wenn du Tests schreibst, und auch auf die Gefahr hin, dass ich stinkstiefelig erscheine :D, der Korrekturaufwand in anderen Fächern, wie z.B. Deutsch oder Englisch, ist ungleich größer als der in Musik. Tests schreibt man dort übrigens auch, nur redet angesichts der sonstigen Korrekturen kein Mensch darüber. :D


    Auch Vetretungsstunden werden in anderen Fächern reichlich angesetzt....


    dennoch würde mich genauere Info zu dem Arbeitszeitmodell in HH interessieren ;)

  • Mich würde in diesem Rahmen interessieren, wer überhaupt Erfahrungen mit Lehrerarbeitszeitmodellen hat? Das Schulministerium in NRW hat jetzt auf seiner Website eine ganze Liste von Entlastungsmaßnahmen für Korrekturfachlehrer/-innen zusammengestellt, von welchen die Schulen sich etwas aussuchen sollen! Mich ärgert diese Halbherzigkeit und die Art und Weise, wie man das Thema "gerechte Lehrerarbeitszeit schaffen" auf die Schulen verlagert, die sich dadurch noch mehr Arbeit und Ärger aufhalsen! - Um jedem Missverständnis vorzubeugen: Eine Fächerkombination mit zwei Sprachen in voller Stelle ist wegen der endlosen Korrekturarbeiten zermürbend und gesundheitsschädlich - gelinde gesagt!

  • Hallo,


    über die "gerechte" Verteilung wird schon lange gestritten. Ich will auch nicht bestreiten, dass Deutsch-Englisch-Lehrer einen wahnsinnigen Korrekturaufwand bestreiten müssen und oft auch noch Klassenlehrer sind. Bei Mathe oder Latein, denke ich, sind die Korrekturen in der Oberstufe aber schon nicht aufwendiger als bei anderen Fächern.


    Zu Bedenken ist aber auch, dass man als "Nebenfächler" viel mehr Lerngruppen hat und diese Lerngruppen viel weniger gut kennt. Ich finde den Unterrichtsalltag dadurch z.T. sehr nervig. Da man wenig Doppelstunden hat, ist man ständig auf Achse im Schulgebäude, muss sich häufig auf fünf oder sechs unterschiedliche Lerngruppen am Tag einstellen, mehr Noten verwalten usw.
    Ich bin daher oft ganz froh, wenn ich dreistündige Oberstufen- oder Differenzierungskurse bekomme, auch wenn dann doppelstündige Klausuren geschrieben werden. Mit zwei Nebenfächern hatte ich dieses Jahr fünf Klausurkurse.


    Wie will man das abwägen - Deutsch mit hohem Korrekturausfwand gegen Sport mit viel Nachmittagsunterricht, viel Lärm etc.


    Ich habe den Eindruck, dass es bis auf wenige ausgefallene Fächerkombinationen eher darauf ankommt, wie engagiert ein Kollege ist, als nur auf die Fächerkombination.


    Viele Grüße, jinny

    • Offizieller Beitrag

    auch Lateininterpretationen in der Oberstufe sind nicht vergleichbar mit den Klassenarbeiten in der Mittelstufe, dasselbe gilt sicherlich wie Fächer wie Geschichte, Politik, Religion.


    Was mich an meinem 2 stündigen Fach Geschichte am meisten nervt, ist, dass es nicht ganz so ernst genommen wird wie ein Langfach.


    Und genau DA sehe ich Probleme für Fächer wie Musik, Kunst und Sport :flieh:

  • Wahrscheinlich ist das mein eigentlicher Stressfaktor. Die Masse (zum Glück gibt´s einige Ausnahmen) nehmen mein Fach einfach nicht so ernst. Eine laut grölende Lerngruppe nach der anderen stürzt in den Musikraum. usw. Das kann man nicht mit voller Stelle ein Leben lang machen. Schon gar nicht bis 67 (lol). Obwohl es sehr schöne Momente in meinem Job gibt.


    Zum Lehrerarbeitszeitmodell: Jedes Fach ist faktorisiert. D.h. es wird mit einem bestimmten Faktor multipliziert. Eigentlich kein Problem wenn nicht die Hamburger Schulbehörde seit der Einführung JEDEM Lehrer ca. 3 Stunden draufgepackt hätte.
    Ratet mal was die Gewerkschaften gemacht haben.
    Protestiert!!! Mehr jedoch nicht. Seit dem ist das Gesetz.


    Die Wochenarbeitszeit beträgt 46,57 Std. bei einer 100% Stelle.
    Das Fach Deutsch hat bspw. den Faktor 1,6.
    Hast Du 3 Std. pro Woche ergibt das eine Wo.-arbeitszeit von 4,8 Std.
    Sport hat den Faktor 1.25 glaube ich.


    Das Fach Englisch hat den Faktor 1,5. 3 Std. = 4,5 Std.
    1 Klassenlehrerstunde hat den Faktor 1,3.
    Dann allgem. Aufgaben usw.


    Gruss

    • Offizieller Beitrag

    und die Klassenlehrertätigkeit als solche ?


    ich habe als Klassenlehrerin nur vor den Ferien je eine Klassenleiterstunde, bin aber ständig zusätzlich mit Klassenleiterdingen beschäftigt.


    als Musiklehrer ist man, je nach Zweitfach, als Klassenlehrer eher selten eingesetzt....

  • Das scheint mir doch das Grundproblem des Arbeitszeitmodells zu sein: Unter dem Versprechen, Gerechtigkeit zu schaffen, wird praktisch allen mehr aufgebürdet. Ihr habt in Hamburg doch eine sehr rührigen Personalrat, der sich intensivst mit dem AZM auseinandergesetzt hat.
    http://www.hvoss.com/
    Im Übrigen finde ich es natürlich sehr einfach, einen auf die Gewerkschaftenabzulassen, die nichts außer einem Protest zu formulieren gemacht haben sollen. Bin kein Hamburger, erlaube mir dazu aber doch die Frage an dich: wo war dein konkreter Beitrag dagegen?

  • Und die Stunden von Grundschullehrern werden pauschal nur mit 1,3 faktorisiert...da kommt man dann bei ner vollen Stelle auch gerne mal auf über 30 Stunden fürs gleiche Geld...

  • Hallo


    das ist ja der WAHNSINN!! Ich war grad auf der Exceltabelle...


    Ich glaub ich spinn.


    Mitfühlend an ALLE Hamburger Lehrer (egal welche Schulart und welches Fach!!!)


    Die bayerische Anna

  • Zitat

    Original von Rottenmeier
    Und die Stunden von Grundschullehrern werden pauschal nur mit 1,3 faktorisiert...da kommt man dann bei ner vollen Stelle auch gerne mal auf über 30 Stunden fürs gleiche Geld...


    Auch nett!


    Bei uns ist 29 Unterrichtsstunden Vollzeit Grundschule. Langt auch...aber ÜBER 30???
    Gruß
    Anna

  • Eine Bewertung und Anerkennung unterschiedlicher Arbeitsleistungen war auch ein Anliegen der Gewerkschaften und aus meiner Sicht durchaus berechtigt. Dabei hätten stärker belastete KollegInnen eigentlich entlastet werden sollen, das war der Ausgangspunkt . Nur ist der Ansatz in Behördenhand zu einem Sparmodell verkommen und generell erst einmal die Belastung für alle erhöht worden. Ich will gar nicht ins Detail gehen und um einzelne Faktoren argumentieren (z. B. eine Englisch-LK-Klausur in 15 Minuten korrigieren ?!?!), auf mich hat das Modell eine demotivierende Wirkung gehabt, und da stehe ich wahrlich nicht alleine. Nach der "Untertunnelung" etlicher Schülerberge mit der angeblichen Aussicht auf bessere Zeiten nun das ...

  • An reinen Grundschulen sind ja irgendwann auch die Kinder nicht mehr verfügbar, um die vielen Stunden zu leisten, aber wenn man an einer GHR-Schule ist, dann wird man doch auch gerne mal in anderen Bereichen eingesetzt und schwupps hat man nen Wahlpflichtkurs in der Sek I an der Backe...wenn ich nicht auch noch Funktionsstunden hätte, müsste ich wahrscheinlich bis 20 Uhr unterrichten...ich bin also kein wirklicher Fan des AZM ;)

  • Zitat

    Original von Hanssel
    Eine Bewertung und Anerkennung unterschiedlicher Arbeitsleistungen war auch ein Anliegen der Gewerkschaften und aus meiner Sicht durchaus berechtigt. Dabei hätten stärker belastete KollegInnen eigentlich entlastet werden sollen, das war der Ausgangspunkt . Nur ist der Ansatz in Behördenhand zu einem Sparmodell verkommen und generell erst einmal die Belastung für alle erhöht worden.


    Aber so ist es auch gerecht. Für die Korrekturfächer-Lehrer bleibt alles so wie es war dank hoher Faktoren und die anderen arbeiten mehr... :rolleyes:


    Ich finde es eine bodenlose Frechheit, weil ich denke, dass sich KEIN Lehrer hier in dem Modell gerecht behandelt fühlt oder zumindest besser als vorher.


    Gruß
    Anna

  • Wie oben schon angesprochen wird ja jedes Fach faktorisiert. Allerdings hängt der Faktor auch von der Schulstufe ab. Ich unterrichte z.Z. in der 6. Klasse Deutsch und bekomme dort für eine Stunde "nur" den Faktor 1,4.
    Als Klassenlehrer bekommt man dann nochmal ein paar Faktoren erlassen (je nach Klassenstärke so ca. 2-3) und dann sind da ja noch evtl. Funktionszeiten, wenn man eine besondere Aufgabe übernommen hat (Fachleitung o.ä.) Ich selbst unterricht Deutsch, Mathe, Englisch, Naturwissenschaften und Gesellschaft - also hochfaktorisierte Fächer - und komme trotzdem auf eine Arbeitszeit von 28 Stunden pro Woche (als Klassenlehrer und mit Funktionsstunden). Das Lehrerarbeitszeitmodell ist in keinster Weise gerecht. Geprüft wurde es schon ein paar Male, dann verschlimmbessert und jetzt haben wir den Salat X(

  • Wir haben seit zwei Jahren das Jaz-Modell, allerdings haben wir die Hamburger Faktoren leicht modifiziert, beispielsweise gibt es bei uns eine Anpassung an die Klassengröße.


    Eine kleine Korrektur: Niemand wird mehr als 28 Stunden Unterrichtsverpflichtung haben, das ist geregelt. Bei uns an der Schule hat ein echter Umverteilungsprozess stattgefunden, man geht mit Arbeitszeit sehr viel bewusster um, das finde ich gar nicht schlecht. Gemessen wird im übrigen nur die ArbeitsZEIT, keine anderen Faktoren, wie Lärm in der Sporthalle etc.


    Ich habe immer recht viel zu tun 1 1/2 Korrekturfächer, oft zwei Klassenletungen, Schulkonferenz, FaKo-Vorsitz, Betreuung der Schulhomepage das lief immer irgendwie. Jetzt haben wir das Jaz-Modell und ich unterrichte deutlich weniger. Aus meiner Sicht geht das gut auf. Aber es gibt natürlich auch den Sport/Kunst-Kollegen, der im Vergleich zu vorher jetzt richtig was tun muss und dementsprechend sauer ist. Aber mal ehrlich: Er tat bislang auch wirklich weniger! Folge: Versetzungsanträge laufen, an einer anderen Schule kann er wieder sein Ding durchziehen...


    Ich habe lange um eine klare Einstellung zu dem Modell gerungen, es gibt so viele Aspekte, die noch nicht durchdacht sind und es hilft niemand beim Denken, will sagen: An unserer Schule probieren und innovieren wir so vor uns hin, Betreuung gab es von der Uni Köln, wie das weitergeht, ist noch ungewiss und ob man damit in der Politik was bewegen kann, ist fraglich. Dennoch befürworte ich das Modell und den bewussteren Umgang mit Arbeitszeit.

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

    Einmal editiert, zuletzt von Kiray ()

  • Ich denke, dass das JAZ-Modell besser als das Pflichtstundenmodell die wirkliche Arbeitszeit widerspiegelt. Der Pferdefuß ist natürlich die Mehrarbeit der NebenfachlehrerInnen, die sich ja meist ganz bewusst keine Hauptfächer ausgesucht haben, um nicht korrigieren zu müssen. Manche geben das ja ganz offen zu. Aber es kann nicht sein, dass auf dem Rücken der HauptfachlehrerInnen sämtliche Reformen durchgezogen werden einschl. der erheblichen Mehrbelastungen und die übrigen KollegInnen von alledem nichts wissen wollen! Das Argument der Lärmbelastung in den Sporthallen ist auch so ein übertriebenes Klischee! Natürlich kann es in den Sporthallen auch einmal laut sein, ebenso wie es in den Grammatikstunden laut sein kann, wenn die Lieben am Wochenende zu viel ferngesehen und eben keinen Bock haben. Ich weiß aus eigener häufiger Beobachtung, dass es auch in Sportstunden recht friedlich zugeht, wenn nicht gerade Mannschaftwettkämpfe stattfinden (aber auch hier ist meist das Publikum lauter als die Spieler, wenn es denn eines gibt, und auch die Spieler müssen bei Puste bleiben, sonst können sie ja keine gute Leistung abliefern!). Im Gegenteil: Leichtathletik auf dem Sportplatz und die Wald- und Orientierungsläufe sind im Sommer meist das reinste Vergnügen! Und dann ist daran zu denken: kaum oder gar keine Vorbereitung und keine einzige Korrektur! - Ich kann mir schon vorstellen, dass Musik stressig sein kann, wenn die Teilnehmer nicht so wollen, aber das betrifft jedes Fach! Da die meisten Fächer versetzungsrelevant sind, ist für mich das Argument, dass ein Fach angeblich nicht ernst genommen wird, fadenscheinig. Dieses Problem lässt sich gut über die Noten lösen! - Ferner sollte man bedenken, dass HauptfachlehrerInnen sich keinen Leerlauf leisten können und sich sehr auf den Output konzentrieren müssen, wie das in den meisten anderen Fächern nicht der Fall ist. Dort gibt es nicht die Kontrollen durch Klassenarbeiten, Lernstandserhebungen, Vergleichsarbeiten und zentrale Prüfungen!

  • Huhu,


    ich bin jetzt seit dem 1.5. in Hamburg, allerdings in der Grundschule. Und da sind alle Fächer ja gleich faktorisiert.


    Im Vergleich zu Niedersachsen komme ich besser weg. Ich kriege mehrere Entlastungsstunden (Klassenleiter, Fachleitung, Kompetenzraster usw.), so dass ich nur 19 Stunden arbeite (75%-Stelle).


    In Niedersachsen war das bei selben Prozent 21 Stunden. Aber auch da musste man in verschiedenen Arbeitsgruppen mitmachen, Fachleitungen usw., die einem nicht erlassen werden.


    Ab dem nächsten Halbjahr bin ich in einer weiteren Arbeitsgruppe und kriege da auch Entlastung.


    Also ich bin positiv überrascht vom Hamburger Arbeitszeitmodell.


    LG Anja

  • Hallo


    können vielleicht Lehrer aus HH (Gymnasium) hier mal schreiben, wieviele Unterrichtsstunden sie geben müssen.
    Habe selbst Musik / Deutsch und würde mich sehr dafür interessieren, wieviele Pflichtstunden ich in HH zu unterrichten hätte. (Sind nur Circa-Werte, ich weiß, aber als Orientierung würde es mir schon reichen)


    Danke schön!
    gosford

  • Zitat

    Original von rudolf49
    http://www.hvoss.com/


    Hallo gosford
    Geh einfach dahin und dann auf "Arbeitszeitrechner Gymnasien", das ist ne Tabelle zum runterladen und tipp deine Stunden bzw. Klassen und Fächer ein.
    Gruß
    Anna

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