Deputate GY Bayern

  • Hallo,


    kann mir jemand sagen, wieviele Stunden ein volles Deputat in Bayern am Gymnasium sind (F/D)?
    Stimmt es, dass man da jetzt in Deutsch in jeder KLasse vor jeder Klassenarbeit einen komplett korrigierten Probeaufsatz schreiben lassen muss?


    danke marion

  • Wenn du noch Probezeit hast, dann ist dein Deputat 24 Stunden, wenn du auf Lebenszeit verbeamtet bist, dann 25 Stunden (eine Stunde Arbeitszeitkonto). Das mit den Aufsätzen stimmt so. Bis zum letzten Schuljahr mussten bei neuen Aufsatzformen sogar 2 Probeaufsätze geschrieben werden, hat sich jetzt zum Glück geändert.
    Es werden allerdings insgesamt weniger Klassenarbeiten (die nennt man hier "Schulaufgaben") geschrieben als in BaWÜ. Ist Deutsch vierstündig, dann sind es 4, bei einem dreistündigen Fach sind es nur 3 im Schuljahr (gilt für Französisch auch so). Das sind im Ländle doch mehr, oder?

  • Zitat

    Original von me.marion
    kann mir jemand sagen, wieviele Stunden ein volles Deputat in Bayern am Gymnasium sind (F/D)?


    25 Stunden


    Zitat

    Original von me.marion
    Stimmt es, dass man da jetzt in Deutsch in jeder KLasse vor jeder Klassenarbeit einen komplett korrigierten Probeaufsatz schreiben lassen muss?


    "Jetzt" triffts. Früher waren es 2, jetzt ist nur noch 1 Übungsaufsatz verpflichtend. In einigen Schulen ist es aber laut Fachschaftsbeschluss möglich, diese Übungsaufsätze mit Hilfe von Korrekturbögen zu korrigieren. Das verkürzt die Korrekturarbeit zeitlich sehr, weil man ja häufig länger am Kommentar sitzt, als man für die eigentliche Korrektur gebraucht hat. Das Problem ist, dass zumindest bei den Klassenarbeiten (heißen hier "Schulaufgaben") ein Verbalkommentar mit Aussagen zu Inhalt, Sprache und Stil verpflichtend ist und die Übungsaufsätze eigentlich so korrigiert werden sollen wie die richtigen Schulaufgaben, damit der Schüler sich verbessern kann, bzw. überhaupt weiß, was ihn in der Schulaufgabe an Anforderungen erwartet.


    Wie ich sehe, kommst du aus Baden-Württemberg. Die Unterschiede zu Bayern sind schon auch in weiteren Bereichen vorhanden.
    In Bayern musst du z.B. alle korrigierten Klassenarbeiten an die Schulleitung weiterleiten, die sie respizieren lässt und archiviert. Wenn du schlampig korrigierst oder die Anforderungen in deinen Klassenarbeiten nicht dem erwarteten Niveau entsprechen, führt der Fachbetreuer ein Respizienzgespräch mit dir, damit dir der Fehler nicht nochmals unterläuft. Wenn der Fachbetreuer öfters etwas zu meckern hat, geht's in deine Regelbeurteilung ein, die alle 4 Jahre stattfindet und hauptsächlich aufgrund von 3 unangekündigten Unterrichtsbesuchen der Schulleitung in deinem Unterricht zustande kommt. (Das gibt es meines Wissens nach in Ba-Wü nicht.)


    Als Deutschlehrerin solltest du auch noch wissen, dass (ebenfalls im Unterschied zu Ba-Wü) in Bayern als Klassenarbeiten pro Klasse 4 (in Klasse 10 nur 3, in Klasse 11 und 12 bald nur noch 2) vollständige Aufsätze pro Schuljahr geschrieben werden müssen. Die Fachschaft einer Schule hat die Möglichkeit, in den Klassen mit 4 Klassenarbeiten pro Jahr maximal einen Aufsatz durch einen (wesentlich schneller zu korrigierenden) Test oder eine Debatte oder eine Präsentation zu ersetzen. Das wird aber nicht überall gemacht. (Die Zahl klingt niedrig, ist sie aber nicht, da sie sich ja aufgrund des verpflichtenden Übungsaufsatzes verdoppelt.)
    Die Aufsatzarten sind übrigens ebenfalls vorgeschrieben (z.B. zwei unterschiedliche Arten von Erlebniserzählungen und zwei unterschiedliche Arten von Berichten in der 5. Klasse) und werden Fachschaftsintern festgelegt.


    Wenn ich mit meiner Ba-Wü Studienkollegin telefoniere, werde ich manchmal schon ein bisschen neidisch aufgrund der vielen Freiheiten, die sie in ihrem Bundesland genießt (auch bei der Notengebung und den "Sternchenthemen", nicht nur bei der Klassenarbeitskonzeption).


    Trägst du dich mit dem Gedanken, nach Bayern zu wechseln?

  • Upsala, da warst du schneller.


    Zitat

    Original von gingergirl
    Das sind im Ländle doch mehr, oder?


    Ja, meines Wissens nach schreiben sie 6 Klassenarbeiten pro Jahr in Ba-Wü. Allerdings ist bei denen eine Klassenarbeit häufig das, was bei uns eine Ex wäre (Fragen zur Lektüre beantworten, Diktat schreiben, Multiple Choice Tests usw.). Das korrigiert sich wesentlich schneller.


    edit: Das mit den 24 Stunden in der Probezeit hatten bei uns die Probezeitler nur bis zum 1.4.09. Seit das "z.A." an der Amtsbezeichnung weggefallen ist, müssen sie genauso wie wir Lebenzeitbeamtete 25 Stunden unterrichten. Wie das begründet wurde, weiß ich auch nicht, aber ich habe eine Kollegin massiv darüber schimpfen hören...

    Liebe Grüße
    mimmi

    Einmal editiert, zuletzt von mimmi ()

  • Hallo, danke für Eure antworten...


    also: ja, mein Versetzungsantrag läuft schon, habe eine ZUsage, aber noch keinen Vertrag.


    Das mit den Freiheiten,d ei wir haben, stimmt so, ist manchmal aber ziemlich doof, weil alle Lehrer unterschiedliche Anforderungen stellen, was sich für meine armen Schüler oft negativ auswirkt, wie sie meinen ...harter Hund eben ;-).


    Wir schreiben je 4 Klassenarbeiten (auf allen Stufen), Tests und sowas, soviele wir wollen... macht aber in Deutsch keiner. Probeaufsätze werden bei uns schon auch geschrieben, aber eben nicht verpflichtend, eher so nach dam Motto: "Das machst du, wow, ist ja toll!"


    Naja, ich werd es schon schaffen, denn nichts wird bekanntlich so heiß gegessen wie's gekocht wird.... außerdem hoffe ich immer, dass ich nach meinen vier Jahren Festanstellung jetzt schon ein bisschen relaxter mit "Kontrolle" und Kritik umgehen kann...


    Im Moment nervt mich eh mehr die Warterei auf den endgültigen Bescheid aus Bayern...aber der Sachbearbeiter war im Urlaub und die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam (vielleicht sollten die auch mal in Respizeinz, so heißt es doch, oder ;-)?)


    Danke jedenfalls schonmal!


    marion

  • Anzahl der Übungsaufsätze: Früher waren es 2 Übungsaufsätze bei neuen Aufsatzformen, 1 bei bereits bekannten Typen.


    Jetzt ist es so:


    Zitat

    Jede Schulaufgabe bedarf der Vorbereitung durch schriftliche Übungen; die Anforderungen der geschlossenen Darstellung sind dabei angemessen zu berücksichtigen. Die schriftlichen Übungen, darunter bei neu eingeführten Formen ein vollständiger Übungsaufsatz, werden von der Lehrkraft regelmäßig korrigiert und mit Bemerkungen versehen


    (KMS Aufsätze September 2007)


    Das heißt, dass bei "neu eingeführten Formen" ein ganzer Aufsatz dabei sein muss, und sonst nicht - schriftlich geübt werden muss allerdings schon irgendwie.


    Aus pädagogischen Gründen - und vor allem aus Gewohnheit - dürfte trotzdem jeder Lehrer einen ganzen Aufsatz vor jeder Schulaufgabe schreiben und korrigieren.


    Was "neu eingeführte Formen" heißen soll, ist mir übrigens nicht klar, da es im aktuellen Lehrplan ja keine Schulaufgabentypen mehr gibt, also mit Namen wie "Begründete Stellungnahme", sondern tatsächlich nur noch Kompetenzen erwähnt werden.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Zitat

    Original von Herr Rau


    Aus pädagogischen Gründen - und vor allem aus Gewohnheit - dürfte trotzdem jeder Lehrer einen ganzen Aufsatz vor jeder Schulaufgabe schreiben und korrigieren.


    Das trifft es wahrscheinlich genau und ich korrigiere auch noch immer vor jeder Schulaufgabe einen Übungsaufsatz. Wenn ich aber jetzt wieder lese, dass das in anderen BLs nur "ausnahmsweise" gemacht wird, frage ich mich echt, ob wir uns das Leben nicht zu schwer machen. Die Übungsaufsätze - so sinnvoll ich sie tatsächlich finde - sind einfach ein enormer Zeitaufwand, wodurch oft andere wichtige Dinge auf der Strecke bleiben. Ich überlege stark, in Zukunft bei "nicht neuen Formen" (um bei der schwammigen Terminologie zu bleiben) nur noch Teilausarbeitungen einzusammeln. Also nur 1-2 Argumente bei der Erörterung, nur die Sprachanalyse bei der Textanaylse etc., je nachdem, wo noch verstärkt Übungsbedarf besteht.
    Vielleicht ist hier auch eine Möglichkeit zu Differenzierung in der Oberstufe:
    Schüler A hat in der letzten Textanalyse Probleme mit der Anaylse von Aufbau und Inhalt gehabt, aber die Sprachanalyse passabel hinbekommen. Schüler B hat den Inhalt richtig analysiert, aber die Interpretation war nicht nachvollziehbar. Warum sollten beide Schüler vollständige Übungsaufsätze schreiben, wenn (bzw. eher: falls) sich Problemfelder klar definieren lassen.
    Geht sicherlich nicht bei allen Schülern und schon gar nicht bei allen Aufsatzarten (Inhaltsangabe? - evtl. nur der Basissatz?; Erzählung - nur der Höhepunkt?? Klingt irgendwie nicht so überzeugend...), aber vielleicht ist es ein Ansatz!

    • Offizieller Beitrag

    grüß gott


    es wird nicht nur in anderen bundesländern anders gemacht - auch im selben bundesland an anderen schulformen. diese "weisung" des einen probeaufsatzes gibts an der rs z.b. nicht.


    natürlich schreibe ich sie, aber wie du schon sagst, wenn ich eine aufsatzform neu einführe oder ich die klasse neu übernehme. Später beschränke ich sie z.b. in der erörterung - übrigens auch in der schulaufgabe (wenn die 4 argumente hinbekommen, werden sie auch 12 schaffen...in der abschlussprüfung ;) ) - vorher muss das nicht sein.


    beim korrigieren mache ich es genau so. ich korrigiere ab den klassen 7 in den probeaufsätzen nicht die rechtschreibung oder grammatik (außer in extremen fällen) und schreibe zwei sätze in stichworten drunter - das, was gut gelaufen ist, und das, was besonders schlecht war.


    die kleinen korrigiere ich genauer, aber sowieso auch schneller.


    ab der späten neunten klasse sind die probeaufsätze freiwillig.....;). manchmal schreibe ich welche am vormittag, weil ich dann eine stunde entspannung habe.


    @eliah: probiere doch aus, was du beschreibst. vor wem hast du angst? den eltern? den kann man es erklären, und zwar auch fachlich (nicht mit der arbeitsbelastung, sondern eher mit der konzentration auf die schwächen argumentieren). die schüler? die sind auch froh, wenn sie nicht ewig und drei tage denselben mist schreiben müssen. die kollegen? den kann man das selbst empfehlen als arbeitserleichterung.
    meiner bescheidenen meinung nach sollte man alles ausprobieren und selbst sehen, obs was taugt...und wenns ok ist, so lang weiter machen, bis irgendjemand kommt....und dann weiter sehen.


    bei einer erzählung nur den höhepunkt ausformulieren? klingt dämlich im ersten moment, aber wenn du ihnen eine geschichte vorgibst, bei dem der höhepunkt fehlt - why not?


    und btw.:


    Zitat


    In Bayern musst du z.B. alle korrigierten Klassenarbeiten an die Schulleitung weiterleiten, die sie respizieren lässt und archiviert. Wenn du schlampig korrigierst oder die Anforderungen in deinen Klassenarbeiten nicht dem erwarteten Niveau entsprechen, führt der Fachbetreuer ein Respizienzgespräch mit dir, damit dir der Fehler nicht nochmals unterläuft. Wenn der Fachbetreuer öfters etwas zu meckern hat, geht's in deine Regelbeurteilung ein, die alle 4 Jahre stattfindet und hauptsächlich aufgrund von 3 unangekündigten Unterrichtsbesuchen der Schulleitung in deinem Unterricht zustande kommt. (Das gibt es meines Wissens nach in Ba-Wü nicht.)


    auch nicht immer so heiß aufkochen...es gibt solche und solche fachbetreuer...solltest du besonders schlampig korrigieren und den schülern die noten hinterher werfen, dann geschiehts dir recht, bei deinem fachbetreuer antanzen zu müssen - wenn nicht, das dürfte ja eher die regel sein...püh.


    mal wieder sehr launisch


    h.

  • Zitat

    Original von Hawkeye
    @eliah: probiere doch aus, was du beschreibst. vor wem hast du angst?


    Gute Frage... Angst ist es eigentlich weniger, v.a. seit ich nochmal ne Urkunde bekommen habe, die gaaaanz lange gilt, sehe ich "Druck" von Schulleitung, Kollegen und Eltern wesentlich lockerer ;)
    Es ist wahrscheinlich eher noch ein falscher (?) Perfektionismus und das Gefühl/Wissen, dass die Aufsätze tatsächlich etwas bringen. Es ist halt nicht immer leicht, die Balance zwischen allgemeiner Arbeitsbelastung, sinnvoller Arbeitsverteilung und Freizeitbedarf hinzubekommen.


    Aber mit der Zeit klappt auch das immer besser!

    Einmal editiert, zuletzt von gelöschter User ()

  • Ich habe in BaWü Abi gemacht und kenne noch viele Lehrer dort. Da ich aber in BY studiert habe, bin ich auch hier ins Ref und auch da im Schuldienst gelandet. Ist auch in Ordnung so, da ich hier mittlerweile sehr verwurzelt bin.


    Aber das Schulsystem im Ländle würde ich ohne dieser Verwurzelung IMMER den Vorzug geben. Das liegt gerade an der ungaublich starren Regelung hinsichtlich der Aufsätze und der Respizienz. In BaWü wird erstmal davon ausgegangen, dass alles läuft. Man vertraut den Lehrern viel mehr. In den allermeisten Fällen läuft es ja auch. In Bayern vertraut man den Lehrern erst mal nicht, sondern kontrolliert und respiziert.


    Ich finde übrigens, dass das Verhalten den Schülern gegenüber genauso verläuft. Also erst mal grundsätzlich Misstrauen und Kontrolle anstatt erst mal den Schülern ein gewisses Vetrauen entgegenzubringen.
    Vor allem ist die Kontrolle so sehr in den Köpfen drin, das ist unglaublich. Wenn ich im Lehrerzimmer erzähle, dass ich so gut wie alle Klassenarbeiten aus meiner Schulzeit noch bei mir zu Hause habe, weil sie tatsächlich außer dem Lehrer und mir kein Mensch begutachtet hat, ernte ich ungläubige Blicke und Kopfschütteln. Als ob wir nichts gelernt hätten!!


    Den ganzen unsinnigen organisatorischen Aufwand der Respizienz seitens der Lehrer, der Fachbetreuer und der Direktoren könnte man so sinnvoll anders nutzen...

    • Offizieller Beitrag

    Ich weiß, dass die Respizienz als Gängelei und Kontrolle und zusätzlichen Druck empfunden wird, so, wie meine Fachbetreuerin das handhabt, ist es das aber überhaupt nicht mehr. Ich gebe ihr meine gesammelten Werke mit Angabe und Erwartungshorizont und sie streicht mir die übersehenen (sind meist gar nicht so viele) Fehler an- hab ich wirklich mal einen groben sprachlichen Fehler gemacht, pappt sie ein Post-it mit einem kleinen Vermerk auf den Packen und der geht dann auf jeden Fall, bevor er ins Direktorat kommt und dort abgelegt wird, an mich zurück. So kann ich selbst quasi aus meinen Fehlern noch was lernen.
    Und nachdem sie mich noch nie, wirklich nie wegen irgendeinem Fehler schräg angemacht hat, nimmt das doch ganz schön den Druck aus der Sache.
    Liebe Grüße
    Hermine

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