Klassisches Drama für eine schwache 10. Klasse?!

  • Hallo zusammen,


    habt ihr schonmal in der Sek. 1 mit einer eher schwachen (Gesamtschul-) Klasse ein klassisches Drama gelesen?
    Ich habe überhaupt keine Ahnung, welches sich da eignen würde und habe es bisher auch noch nicht gemacht. Schulinterne Vorgaben gibt es nicht.
    Die SuS sind sprachlich sehr schwach (haben einen eingeschrenkten Wortschatz, große Probleme mit Grammatik und Satzbau...).


    Es wäre schön, wenn ihr mir ein paar Tipps geben könntet, welches Drama sich eignen würde und vielleicht auch, welche Materialien es dazu gibt.

    • Offizieller Beitrag

    hi,


    kennst du aus dem cornelsen verlag die reihe "einfach klassisch"? da gibts sprachlich vereinfachte klassiker, auch dramen, auch mit material. ich weiß, das deutschlehrer-herz blutet...aber mein gott..


    ich habe als klassisches drama oftmals in der neunten "maria stuart" gemacht. und war selbst überrascht, wie viel sie doch mitbekommen. habe es aber auszugsweise gelesen, also immer ein stück aus jedem akt.


    letztes jahr war ich mit einer neunten in weimar und wir haben uns (zwangsweise) kabale und liebe angeschaut im nationaltheater (eigentlich wollten wir faust haben). neben uns eine bande hauptschüler (baggy pants, caps....). O-Ton: "Ey scheiße ey, ich wollte lieber faust sehen."


    was ich sagen will: grade bei klassischen stoffen habe ich oftmals die erfahrung gemacht, dass die schüler doch mehr rausziehen als ich erwartet habe ( auch wenn sie nach der vorstellung rumlaufen und verkünden: ich habe die ganze zeit geschlafen har har har----den inhalt kennen sie komischerweise trotzdem und diskutieren drüber). sicher ist das nicht entsprechend einer interpretation aus dem hause xy. aber hey....


    wenn es nichts klassisches im engeren sinne sein soll, kann ich auch imemr wieder "die räuber" empfehlen.


    grüße


    h.

  • @ Hawkeye:


    Vielen Dank für deine schnelle Antwort! Die Reihe "einfach klassisch" kenne ich noch nicht, werde sie mir aber mal anschauen.


    Es wäre schön, wenn noch ein paar andere Forenmitglieder über ihre Erfahrungen berichten würden.

  • Evtl. etwas von Dürrenmatt?
    Erfahrungen habe ich keine, aber vielleicht kann das ja klappen?
    Eine Kollegin hat gerade in zwei 9. Klassen "der Besuch der alten Dame" gelesen.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • "Die Räuber" sind sicher nicht schlecht, viel Gewalt, Intrige, Tod - plus überraschende Wendungen.


    Allerdings ist der Originaltext sehr (!) lang und sprachlich nicht leicht. Es gibt jedoch eine vereinfachte Ausgabe.


    Überhaupt ist der "Sturm und Drang" sicher nicht die schlechteste Idee - vielleicht ist auch "Götz von Berlichingen" geeignet?


    Klassisch im engen Sinn des Wortes wäre "Wilhelm Tell" - den habe ich (in der "Klassisch Deutsch"-Version) in der 8 oder 9 gemacht. Das wäre sicher einen Versuch wert. Auch hier: Gewalt, Verwicklungen, Pathos. Und der Text ist bei richtiger Behandlung nicht SO schwer zu verstehn.


    Generell würde ich überlegen, was sinnvoller ist: Den ganzen Text in vereinfachter und gekürzter Version lesen (also in entsprechender Modifizierung). ODER Ausschnitte aus dem Originaltext machen. Keine Ahnung, was für Deine Klasse sinnvoller ist. Eventuell kann man das Drama - vor, nach, in der Einheit - auch auf Video gucken. Viele Probleme, die Schüler beim Lesen haben, sollten verschwinden, wenn eine wirkliche Aufführung gesehen wird (da: Kontextualisierung der Äußerungen, klare Differenzierbarkeit der Charaktere etc.)

  • Zitat

    Original von katta
    Evtl. etwas von Dürrenmatt?
    Erfahrungen habe ich keine, aber vielleicht kann das ja klappen?
    Eine Kollegin hat gerade in zwei 9. Klassen "der Besuch der alten Dame" gelesen.


    8o Ich wusste bisher nicht, dass Dürrenmatt zu den Klassikern gehört...muss irgendwie an mir vorbei gegangen sein...


    Ich würde "Die Räuber" nehmen und den Text durch viel Standbilder und szenisches Spiel entlasten. Ein Theaterbesuch wäre natürlich am besten, damit könnte man den Text vorentlasten und dann nur die für die Erarbeitung wichtigen Stellen nochmal im Unterricht lesen und erarbeiten.


    Ein modernes Stück, kein Klassiker, was ich absolut empfehlen kann, ist Shelagh Delaneys "Bitterer Honig" ("A Taste of Honey").

  • Muss es denn unbedingt klassisch sein? Ich würde nämlich auch Dürrenmatt vorschlagen...

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

    • Offizieller Beitrag

    Schillers Räuber hab ich mit einer ursprünglich widerwilligen 9 und einer ursprünglich noch viel widerwilligen 10 gemacht. Klappte erstaunlich gut: Sturm&Drang liegt den Pubertierenden, fiese Intrigen und outlaws sind auch cool, Franz kann man so richtig schön hassen und Karl lieben ... alles schön schwarzweiß und es wird auch sprachlich ordentlich draufgehauen: manche Schimpfwörter haben sie bis zum Abschluss beibehalten und sich bei jeder Gelegnehit an den Kopf geworfen...


    Die 9 hat das Ding hinterher sogar zur "besten Lektüre des Jahres" gewählt, na denn...


    Kann ich nur empfehlen. Damit kann man auch schön kreativ arbeiten...

  • meike:
    Hast du mal einen Tipp wie man die Herzchen zum Lesen bringt? Bin auch grad dabei (allerdings bei 11ern und Don Carlos) für ein Drama zu begeistern und mein Kurs ist bei der Aussicht über 100 Seiten (!) Schiller lesen zu müssen schon von vornherein absolut demotiviert. Ich habe einen netten spielerischen Einstieg, aber irgendwann müssen sie ja mal anfangen zu lesen...

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    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Kiray
    meike:
    Hast du mal einen Tipp wie man die Herzchen zum Lesen bringt? Bin auch grad dabei (allerdings bei 11ern und Don Carlos) für ein Drama zu begeistern und mein Kurs ist bei der Aussicht über 100 Seiten (!) Schiller lesen zu müssen schon von vornherein absolut demotiviert. Ich habe einen netten spielerischen Einstieg, aber irgendwann müssen sie ja mal anfangen zu lesen...


    auch wenn du mich nicht ansprichst...ich würde da mal einen dezenten hinweis darauf fallen lassen, dass sie auf eine höher bildenden schule sind und somit lesen (auch von mehr als einer seite) zur grundanforderung gehört.


    aber ich bin da meist grundsätzlich böse, wenn ich sowas höre.


    liebe grüße


    h.

  • Zitat

    Original von Hawkeye
    ...ich würde da mal einen dezenten hinweis darauf fallen lassen, dass sie auf eine höher bildenden schule sind und somit lesen (auch von mehr als einer seite) zur grundanforderung gehört.


    aber ich bin da meist grundsätzlich böse, wenn ich sowas höre.


    Bin ich auch, allerdings habe ich die Rede dieses Schuljahr in dem Kurs schon so oft gehalten, und zwar in verschiedenen Färbungen: motivierend, böse, sarkastisch, sauer, resignierend... Das ist ein Kurs, von dem gut die Hälfte der SuS nicht aufs Gymnasium gehört und einige wissen schon, dass sie das Schuljahr nicht schaffen, weshalb deren Motivation noch geringer als üblich ist...

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Vielen Dank für eure vielen Anregungen!


    Im Moment tendiere ich eher dazu, einen ganzen Text aber in vereinfachter Version zu lesen. In unserem Deutschbuch ist ein Auszug aus "Romeo und Julia". Ich denke, das würde die SuS thematisch auch ansprechen.
    Ich werde mir wohl eine kleine Auswahl der "einfach klassisch"-Reihe bestellen und dann aussuchen, welches am besten geeignet ist. Das hängt auch ein bißchen davon ab, zu welcher Lektüre ich angemessenes Zusatzmaterial bekomme, mit dem ich arbeiten kann. Das, was ich bisher gefunden habe, ist eher für die Oberstufe geeignet und zu anspruchsvoll für meine SuS.

  • Darf ich mal fragen, was an der vereinfachten Form anders ist als an den Originaltexten? Hat man da die Sprache verändert, so das es leichter zu lesen ist?

  • Zitat

    Darf ich mal fragen, was an der vereinfachten Form anders ist als an den Originaltexten?


    Die Sprache ist vereinfacht, außerdem ist der Text gekürzt, fehlende Passagen sind durch kurze Überleitungen ersetzt.


    Und natürlich ist der Text annotiert.

    • Offizieller Beitrag

    Kiray
    bei leseunwilligen Kursen steige ich meist mit den ersten Szenen derVerfilmung ein - zu fast jeder Literatur gibt es was.
    Wenn die die Charaktere erstmal kennen und den ersten Konflikt sich aufbauen sehen haben, und man noch ein paar schlaue, antizipierende kreativé Aufgaben gibt, dann wollen sie meist auch weitermachen. Da verweise ich dann aber auf den Text und setze den Film nur noch in Kurzsequenzen ein.


    Von den Räubern hatte ich mal ein paar gute Theateraufnahmen, kann man bestimmt irgendwo kriegen.


    Anderes Rezept: erstmal die ersten Szenen selber spielen/umsetzen, bevor man analysiert. Dann sind sie so drin (und umsetzen heißt ja eh in irgendeiner Form auch analysieren), dass sie auch oft ganz begeistert weitermachen wollen.


    Theaterstücke sind halt für die Bühne gedacht und nicht, wie Romane, reine Lesetexte. Daran sollte man sich halten.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.


  • Ups... den Teil hab ich überlesen, habe irgendwie nur Drama in 10 wahrgenommen... :rotwerd:

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

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