Wie habt ihr die Zweitkorrektur (Erstkorrektor an derselben Schule) an den Hefträndern durchgeführt: mit Bleistift oder anderem Farbstift? Halte nur die Bleistiftkorrektur - natürlich abgesehen von den Eintragungen in die Punktetabellen! - für wirklich kollegial!
Zweitkorrektur Zentralabitur
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Bei uns so:
Erstkorrektur mit rot (Punktzahlen aber mit Bleistift), Zweitkorrektur entweder auch in rot (je nach Fach, siehe unten) oder mit Bleistift.
Punkte der Zweitkorrektur auf jeden Fall mit Bleistift, man setzt sich zusammen und redet drüber.
Aber: ich denke schon, dass man die Zweitkorrektur sehen soll - nicht in dem Sinn, dass man erkennen soll, was Kollege Nr 1 alles übersehen hat, sondern dass man sehen soll, dass der Zweitkorrektor auch gearbeitet hat. In Fächern wie Englisch mag es besser sein, wenn der Zweitkorrektor mit Bleistift korrigiert, damit es nicht so ausschaut, als hätte der Erstkorrektor zu viele Fehler übersehen. In Geschichte aber bin ich der Ansicht, dass bei Fragen der Interpretation oder Beurteilung Erst- und Zweitkorrektor durchaus voneinander abweichen dürfen - solange am Ende die gleiche Note rauskommt.
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So wie bei Nighthawk ist es bei uns auch bzw. es wird vor der Zweitkorrektur abgesprochen, ob der Kokorrektur jetzt auch mit Rot korrigiert oder mit Bleistift oder- das halte ich für am umständlichsten- ein eigenes Beiblatt für Anmerkungen benutzt.
Meine Zweitkorrektorin in Deutsch soll ruhig mit rot korrigieren, ich bin da derselben Ansicht wie Nighthawk.
In Deutsch kann man sich ja auch immer über ein oder zwei Punkte hin oder her streiten... -
Zweitkorrektur natürlich NICHT mit Bleistift sondern mit dokumentenechtem Stift. Warum? Es geht hier doch nicht um "Kollegialität" gegenüber dem Erstkorrektor. Stellt euch vor, ein Schüler ist mit der Note nicht einverstanden und geht vor Gericht. Ein Sachverständiger schaut sich die Arbeit an und bemerkt, dass der Zweitkorrektor offensichtlich keine Anmerkungen an die Arbeit geschrieben hat. Würde mich nicht wundern, wenn das Gericht dann vom Anscheinsbeweis der nicht(!) stattgefundenen Zweitkorrektur ausgeht..
Gruß !
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Erstkorrektur in Rot.
Zweitkorrektur in Grün.Warum sollte man auf den Erstkorrektor Rücksicht nehmen? Es geht um den Schüler! Der Kollege hat sein Abi schon (hofft man doch).
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Ich stimme Mikael zu.
Erstens ist die Vorschriftenlage in NRW eindeutig - die Korrekturmarkierungen des Zweitkorrektors sind in einer anderen Farbe als dem Rot des Erstkorrektors anzubringen; vorgeschlagen werden z.B. Grün oder Braun - Bleistiftkorrekturen sind natürlich nicht im Sinn der Sache, denn die korrigierte Arbeit ist Teil der Prüfungsakte, ein Dokument und Grundlage eines Verwaltungsbescheids - dem Prüfungsergebnis nämlich. Das kann und darf nachträglich nicht verändert werden, warum also der Bleistift?
Sinn und Zweck der Zweit- und Drittkorrektor ist, dass der Erstkorrektur noch eine Kontrollinstanz und eventuell eine dritte Perspektive zur abschließenden Entscheidung zugefügt wird. Das ist für den Prüfling da, damit er eine möglichst objektive Entscheidung enthält. Wenn sich Erst- und Zweitkorrektor auf eine Bewertung einigen, dann ist da nach meinem Verständnis das Verfahren etwas ad absurdum geführt.
Denkt mal darüber, was so etwas bedeutet! Hier schreiben des öfteren Referendare, die sich bei ihren Prüfungen ungerecht behandelt und über den Tisch gezogen fühlen - was meint ihr, was die sagen würden, wenn beweisbar rauskäme, dass ihre schlechte Note in der 2. Staatsarbeit daher kommt, dass sich erst und Zweitgutachter abgesprochen hätten; vollkommen unabhängig von ihrer tatsächlichen Leistung würden sie sehr zu Recht ein Verwaltungsgericht bemühen, denn das ist ein Verfahrensfehler. Die Verfahrensprinzipien beim Abitur sind haargenau die gleichen.
Natürlich ist klar, dass man sich bei Korrektur und Kokorrektur nicht gegenseitig ans Bein pissen soll. Und natürlich ist auch klar (Lehrerunart), dass manche Kollegen diese Professionalität nicht aufbringen und meinen, sie müssten jetzt dem Erstkorrektor was beweisen. Aber ebenso klar ist, dass es eine gewisse Bandbreite von möglicher Textbeurteilung gibt, die nichtsdestotrotz fachlich begründbar ist. Ich sehe allerdings keinen Grund, warum man sich jetzt über eventuelle leichte Bewertungsunterschiede austauschen und einen Konsens herstellen müsste. Also nach meiner Abiturpraxis, und ich mache schon seit 5 Jahren zweimal im Jahr als Erst- oder Zweitkorrektor Abiturprüfungen, sind die Unterschiede von einigen ganz wenigen Ausreißern abgesehen ohnehin immer marginal.
Übrigens sehen die NRW-Vorschriften mittlerweile eine sehr sinnvolle Regelung vor: die Ergebnisse des Erst- und Zweitkorrektors werden gemittelt , wenn sie sich nicht um mehr als drei Notenpunkte unterscheiden. Bei vier oder mehr Notenpunkten entscheidet der Drittkorrektor über die Endnote innerhalb der Bandbreite der vorherigen Bewertungen.
Man muss sich also gar nicht über irgendetwas einig werden...
Nele
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Ich gehe sehr wohl davon aus, dass der Zweitkorrektor seine Arbeit macht und eine Kontollinstanz ist.
Nur ... dazu muss nicht in verschiedenen Farben korrigiert werden - zur Not sieht man auch an der Schrift, dass das zwei verschiedene Leute waren.
Hauptaspekt einer Zweitkorrektur soll ja größere Objektivität und damit Gerechtigkeit dem Schüler gegenüber sein. Die sehe ich allerdings auch gegeben, wenn - egal ob mit Bleistift, rot, grün oder weiß korrigiert wurde - sich Erst- und Zweitkorrektor zusammen setzen und der Zweitkorrektor dann sagt, wo er was anders sieht. Dann bespricht man das sachlich miteinander. Kann einer den anderen davon fachlich überzeugen, dass er/sie den besseren Korrekturansatz hat, dann wird die Punktvergabe entsprechend erfolgen. Wenn Erst- und Zweitkorrektor jeweils auf ihren Standpunkten beharren, gibt es immer noch die Möglichkeit der Drittkorrektur.
Mit einander sprechen ist was anderes als sich absprechen. Jeder, der Arbeiten korrigiert weiß, dass es diese angebliche 100% Objektivität nicht gibt. Wenn der Zweitkorrektor zu mir meint, ich hätte den Schüler bei der Aufgabe zu streng bewertet, höre ich mir die Argumente an, schaue mir die Arbeit nochmal an und entscheide dann, ob ich diese Sicht des Zweitkorrektors mittragen kann. Kann ich das nicht und kann ich dem Zweitkorrektor nicht deutlich machen, dass "meine" Korrektur die objektivere ist, steht es ihm immer noch frei, einen Drittentscheid herbei zu führen. Ich sehe es also nicht negativ, wenn sich Erst- und Zweitkorrektor auf eine Wertung "einigen".
Und: Ich rede hier nur von Fällen, wo sich unterschiedliche Noten ergeben würden. Dass der Zweitkorrektor bei Aufgabe 1 mehr PUnkte vergibt als ich und dafür bei Aufgabe 2 weniger und der Schüler dann im Endeffekt doch bei der gleichen Note landet führt bei uns nicht zu einer Diskussion zwischen Erst- und Zweitkorrektor.
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Halt mal, verstehe ich das richtig, dass der Zweitkorrektor n u r mit Bleistift korrigieren sollte? Wenn ja, dann muss ich meine Angaben von früher deutlich revidieren! D a s , da gabe ich Mikael vollkommen recht, geht natürlich nicht.
Bei uns ist das nur die Alternativlösung, wenn man nicht will, dass es aussieht, als ob der Zweitkorrektor den Erstkorrektor "maßregeln" wollen würde.
Dann aber ist es die Pflicht des Erstkorrektors - und alleine das ist schon für mich Grund genug, auf einer roten Zweitkorrektur zu bestehen- die Bleistiftanmerkungen quasi "nachzufahren"- so albern es klingen mag.
Da wir "Abi-Neulinge" sind, haben wir eine Kontrollschule vor die Nase gesetzt bekommen, die sowieso jede Arbeit noch einmal durchkorrigieren. Deshalb werden bei uns Erst-und Zweitkorrekturen mit Rot durchgeführt - schließlich kann man da ja auch verschiedene Rottöne wählen, wenn man das will und nur die Kontrollschule "darf" mit Grün korrigieren. Ich denke, in den späteren Jahrgängen ist dann die Farbe des Zweitkorrektors Grün.
Liebe Grüße, Hermine -
Danke für die vielen richtigen Hinweise, klugen und anregenden Anmerkungen! Neue Frage: Wie geht ihr damit um, wenn der Zweitkorrektor (bei einem fremdsprachlichen Text) häufig Richtiges bzw. (leichte) Ausdrucksschwächen mit Blick auf den idiomatischen Ausdruck als falsch kennzeichnet? (Vgl. den googlebaren Aufsatz: "Der hyperaktive Rotstift"!) Selbst wenn wir uns bei der Endnote einigermaßen einig wären, fühle ich mich bei der Schulleitung, die das Ganze - ohne Fachkenntnis - natürlich durchsehen wird, "vorgeführt"!
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Also letztes Jahr beim ZA Englisch in NRW hat mein externer Zweitkorrektor auch mit rot korrigiert.
Bei der ZP10 haben wir auch als EK und ZK jeweils in rot korrigiert.
Ich hatte einen sprachlich SEHR peniblen und mitunter kleinlichen Zweitkorrektor, der wirklich deutlich mehr angestrichen hat als ich.
Mach Dir mal wegen der Schulleitung keine Sorgen. Mehr Rot am Rand heißt ja nicht zwangsläufig bessere oder sorgfältigere Korrektur oder mehr Fachkompetenz. Und vorgeführt wirst Du dann auch nicht. Es gibt nun einmal Grenzfälle, die man anstreichen kann aber nicht muss. Ferner schaut sich die Schulleitung nicht jede Abiturklausur an.
Mit dem neuen holistischen Modell werden Fehler ohnehin nur noch geschätzt. Und wenn das Leseverständnis der Maßstab sein soll, dann dürfte die Hälfte der Fehler ohnehin nicht wirklich mehr ins Gewicht fallen, weil man bis auf ganz ganz wenige Ausnahmen die Schüler immer versteht.
Blei zu Gold umzuetikettieren ist die Devise. Das Copyright liegt bei Frau Sommer.
Gruß
Bolzbold -
Zitat
"Der hyperaktive Rotstift"!
Ein sehr schöner Text übrigens. Danke für den Hinweis.
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