Evaluation durch die Eltern

  • Hallo zusammen,


    ich spiele mit dem Gedanken, beim nächsten Elternabend einen Evaluationsbogen an die Eltern herauszugeben, in dem sie mir ein Feedback zu meiner Arbeit mit der Klasse im laufenden Schuljahr geben können.


    Die größte Motivation für dieses Vorhaben liegt ehrlich gesagt in meiner eigenen Unsicherheit, wie die Eltern die Zusammenarbeit mit mir und meine Unterrichtsarbeit einschätzen. Ich bin derzeit im ersten Jahr nach dem Ref und meine Klasse ist meine erste 1. Klasse. Da aller Anfang schwer ist und ich mich durch Studium und Ref nicht hundertprozentig auf meine derzeitigen Aufgaben vorbereitet fühle, plagen mich schon ab und zu Selbstzweifel, ob ich meine Arbeit gut mache und wie das die Eltern sehen. Es ist einfach ungewohnt, plötzlich so gut wie keine Rückmeldungen zum eigenen Unterricht mehr zu bekommen, was ja während des Refs andauernd der Fall war. Ich kann mich selbst daher im Moment einfach nicht gut einschätzen und brauche mal wieder eine Meinung von außen.


    Nun meine Fragen an euch:
    - Habt ihr Erfahrungen mit Unterrichtsevaluation durch die Eltern?
    - Würdet ihr mir aus bestimmten Gründen davon abraten?
    - Welche Bereiche würdet ihr in den Elternfragebogen aufnehmen?
    - Sind eine große Unsicherheit in Bezug auf die eigene Arbeit (ohne konkreten Anlass) normal und wird das mit den Jahren besser? ?(


    Eure Meinung / eure Erfahrungen würden mich sehr interessieren!


    Danke!


    Mila

    • Offizieller Beitrag

    was genau bekommen denn die Eltern von deinem Untericht mit ?
    Hospitieren Eltern bei dir?


    Und was genau würdest du fragen wollen:
    mehr Dinge aus dem Unterrichtsgeschehen, fachlicher oder organisatorischer Art,
    oder auch Themen, die deine Lehrerpersönlichkeit betreffen ?


    Ich stelle mir das nicht ganz einfach vor.


    ich weiß auch nicht, ob ich die Eltern zum Maßstab meiner Arbeit machen wollte. Kannst du nicht ab und an eine Kollegin bei dir hospitieren lassen? (ich weiß, der Zeitfaktor ... :D :D)

  • Hallo,


    ich habe es bereits zwei Mal (in zwei unterschiedlichen Klassen) gemacht, einmal im ersten, einmal im dritten Jahr nach dem Referendariat (war / bin Klassenlehrerin dieser Klassen). Ich finde das gut und hilfreich. Wenn du genaueres wissen möchtest frag einfach! Hab jeweils die meisten der Bögen zurück bekommen (war anonym, wer wollte konnte natürlich den Namen angeben, haben auch ein paar gemacht). Würde es auch immer wieder machen.
    Ich gebe auch den Kindern jedes Jahr Fragebögen zu meiner Arbeit, da kommen oft interessante und hilfreiche Sachen dabei heraus.


    Gruß, sunshine_lady

  • Was ich daran gut fände:
    Ich habe immer das Gefühl, die Eltern sind "vornerum" nett zu mir, hinter meinem Rücken aber bestimmt voll am Lästern. Ich geb ihnen keinen Grund :D, ist nur meine eigene Unsicherheit. ;)
    Bei einem anonymen Fragebogen, könnte ich da mehr Sicherheit bekommen - so oder so.


    Was ich nicht so gut fände:
    Die Eltern könnten das Gefühl bekommen, der Maßstab zu sein, oder eine Beurteilungsinstanz für deinen Unterricht. Das sind sie aber nicht. Da müsste man genau überlegen, welche Fragen man stellt und mit welcher Begründung man ihnen den Fragebogen gibt.


    Bin gespannt, ob es noch weitere Erfahrungsberichte gibt!

  • Achso, vergessen. Den Unterricht können die Eltern natürlich nicht evaluieren - woher sollten sie denn was davon mitbekommen, außer durch ihre Kinder? Da würde ich lieber die Schüler befragen (tu ich auch).


    Ich würde fragen nach der Kommunikation Schule-Eltern; Elternabenden; so etwas. Und ganz eventuell noch nach ihrem Eindruck, den sie von deinem Unterricht haben.

  • Ich finde die Idee gut! Ich werde so etwas auch machen, wenn ich meine jetzigen Vierer abgebe: a) Meckerer gibts immer - oft spielen sie sich auch in dern Vordergrund, obwohl es NICHT der Grundtenor der Elternschaft ist und b) ich denke, dass man dadurch gute Anregungen für die weitere Arbeit bekommen kann - als Neuling, weil man nochnicht alles kennt und als "alter Hase" weil sich vielleicht doch die ein oder anderen Dinge eingeschliffen haben.
    Fragen wie "Wie fanden sie meinen Unterricht" wird es natürlich nicht geben =) (aber das meintest du wohl auch ganz sicher nicht ;) )

  • Ich frage natürlich auch nicht, wie sie meinen Unterricht finden - das frage ich die Kinder selbst, die sind ja dabei!
    Die Eltern frage ich z.B., ob sie sich ausreichend informiert fühlen über xyz, ob es ihrer Meinung nach zu viele / zu schwere HA gibt, ob ihr Kind gern zur Schule geht, ob die Leistungsbewertung transparent für sie ist etc.


    Kam gut an bei den Eltern.

  • Also mir ging es genau wie dir, mir hat nach dem Ref die Rückmeldung plötzlich gefehlt. Darum habe ich auch so eine Art "Evaluation" gemacht, wobei es mir einfach darum ging, wie zufrieden die Eltern bisher sind/was sie für einen Eindruck haben. Es kam sowohl bei den Eltern ziemlich gut an (was ich wiederum auch nicht direkt erfahren habe, sondern mein Rektor mir erzählt hat (der vorher gar nichts von diesem Fragebogen wusste). Soviel zum Thema "hintenrum" ;)), als auch bei mir. Die Rückmeldung war eigentlich durchgehend positiv und mich hats bestärkt in meinem Tun. Aber ich war davor ziemlich aufgeregt :)
    Ich glaube, dass es dazu beiträgt, dass die Eltern sich "ernst genommen" fühlen, bzw dass sie so merken, dass einem die Zusammenarbeit tatsächlich wichtig ist.
    Natürlich sind die Aussagen nicht das Maß aller Dinge und ich finde auch nicht, dass man das so verstehen könnte. Hatte z.B. auch die Frage gestellt, wie sich das Kind in der Schule/KLasse fühlt aus ihrer Eltern-Sicht. Das sind keine Fragen, die den Eltern das Gefühl geben, sie seien eine "Beurteilungsinstanz", sondern m. E. einfach das Interesse bekunden.
    Ich fand es SEHR wohltuend, mal von (fast) allen eine Rückmeldung zu bekommen, denn sonst sitzen alle mehr oder weniger schweigend im Elternabend und hinterher quatscht jeder darüber.


    Dass Eltern sich "hintenrum" austauschen, ist aber auch klar, das tun ja die Lehrer auch... Oder ihr etwa nicht?? :D

    • Offizieller Beitrag

    Wäre jemand von euch so nett und würde mal einen solchen Fragebogen hier reinkopieren? Das Ganze klingt sehr interessant und mich würde mal interessieren, was ihr so fragt.
    Was mich auch interessiert: Decken sich die Rückmeldungen denn halbwegs oder sehen die Eltern alles extrem unterschiedlich? Ich komme darauf, weil ich Schülerevalutaionen bisher oft so erlebt habe, dass die Hälfte der Klasse meinte, sie müssten zu viele Vokabeln lernen, die andere Hälfte meinte, es gäbe zu wenig Vokabeln zu lernen. Circa die Hälfte wollte mehr Hörverstehen, die andere Hälfte meinte, wir hätten schon viel zu viel Hörverstehen gemacht. Und so war es in vielen Punkten.


    In Gesprächen mit Eltern habe ich ähnliche Sachen erlebt: Die einen meinten, die Hausaufgaben müssten noch strenger überprüft werden und die Eltern sollten direkt benachrichtet werden, wenn die Hausaufgaben fehlen. Die anderen meinten, unser System zur Benachrichtigung der Eltern wäre zu streng und würde die Kinder unter Druck setzen.
    Und genau sowas lässt einen als Lehrer doch etwas verwirrt zurück. ?(
    Habt ihr ähnliches erlebt oder habt ihr ein System (vielleicht eine andere Fragestellung), um auf schlüssigere Antworten zu kommen?

  • Zitat

    Original von Referendarin
    Wäre jemand von euch so nett und würde mal einen solchen Fragebogen hier reinkopieren? Das Ganze klingt sehr interessant und mich würde mal interessieren, was ihr so fragt.


    Genau das wäre auch meine Bitte. Eventuell könnte man solche Bögen ja auch bei 4teachers hochladen. Mich würde sehr interessieren, wie Eure Bögen aussahen, da ich den Gedanken, die Elternmeinung einzuholen, sehr interessant finde.


    Mir geht es da wie Mariele: bisher haben mir alle Eltern immer nur gesagt, wie toll sie alles finden, was ich mache. Ich bin mir aber relativ sicher, dass es hier und da auch mal einen Punkt gibt, den sie kritisch sehen (ob aus Unwissenheit heraus oder weil wirklich mal was "suboptimal" läuft). Auf diese Art und Weise könnte mal eventuelle Probleme herausfinden und gibt den Eltern gleichzeitig das Gefühl, als wichtig angesehen zu werden (was ja auch tatsächlich der Fall ist).


    Also, ich würde mich sehr freuen, wenn ihr Eure Bögen hier oder woanders veröffentlichen könntet!


    DANKE!

    • Offizieller Beitrag

    Elternevaluation - Evaluation überhaupt - ist ne gute Sache. Ich finde, das soll man nicht nur machen, wenn man unsicher ist, sondern als generelle Reflexion - sonst droht man zu stagnieren. Und die Eltern bekommen schon auch was von deinem Unterricht mit - oft genug brüten sie ja mit den Kindern über den Hausis ;) und viele Kinder berichten schon recht detailliert und durchaus kompetent aus dem Unterricht. Sag ich jetzt mal so als Gymnasiale - was GS-kinder so berichten, kann ich nicht beurteilen.


    Ich habe Eltern evaluieren lassen als ich noch Mittel/unterstufenunterricht hatte - und das war hilfreich. Selbst wenn wenig Kritik kommt, weiß man, wo man steht und ob man "so weiter machen" oder Dinge ändern soll / könnte. Das sollte man immer mal wieder überprüfen, damit man nicht festfährt. Ich habe allerdings bei ersten Mal etwas schlechtere "technische" Erfahrungen gemacht, weil ich die Fragen zu eng gesteckt hatte - manche Eltern meldeten rück, dass sie sich über DIESE Fragen noch gar keine Gedanken gemacht hätten, über andere, die nicht auf dem Blatt waren, aber schon.


    Am besten bin ich gefahren mit freiem Platz für kleinere "Texte" - also einfach ein, zwei freie Zeilen unter bestimmten Überschriften, die dir wichtig sind - z. B.


    1. Individuelle Förderung




    2. Unterricht / Material




    3. Betreuung / Beratung





    4. Elterankontakt / Information




    5. .... was auchimmerdu wissen willst...



    6. Platz für alles, was oben nicht gefragt wurde...



    Die Eltern machen sich da schon Gedanken und schreiben viel Wohlüberlegtes, schonmal deswegen, weil einer ihre Meinung ernst nimmt. Ist ja auch nicht in 100% der Fälle so. Wichtig ist, dass anonym gefragt wird - ich habe den Bogen ausgeteilt, aber auch per email an alle verschickt, so dass man PC-Getipptes abgeben konnte. Die Bögen kamen dann in Umschlägen in mein Fach zurück, es blieb also auch anonym.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    5 Mal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Hallo,


    danke für die vielen Antworten.


    Ich bin auch der Meinung, dass ich sie nicht die Qualität des Unterrichts bewerten lassen kann / möchte, weil sie natürlich keinen direkten Einblick haben.


    Genaue Fragen habe ich noch nicht ausformuliert, aber es sollte wohl um die Bereiche Zusammenarbeit Eltern-Schule, um die Zufriedenheit mit dem Informationsfluss und den Eindruck der Eltern, ob sich die Kinder in der Schule wohl fühlen, gehen. Vielleicht wäre eine Frage zu erfüllten / unerfüllten Erwartungen, die die Eltern der Schule bzw. mir entgegenbringen, aufschlussreich. Platz für sonstige Äußerungen wie "Das möchte ich außerdem sagen..." sollte es auch geben.


    Sobald mein Fragebogen steht, kann ich den ja gerne mal zur Verfügung und auch zur Diskussion stellen.


    Bin auf weitere Anregungen gespannt!


    Mila

  • Hallo zusammen,


    ich habe jetzt wie geplant beim letzten Elternabend einen Fragebogen ausfüllen lassen. Ich habe den Eltern vorher erklärt, dass ihre Meinung für meine weitere Arbeit in der Klasse und die Zusammenarbeit mit ihnen wichtig ist und mir dabei hilft, auch über die Elternperspektive im Bild zu sein. Die Eltern haben den Fragebogen bereitwillig ausgefüllt. Es gab sowohl Antwortmöglichkeiten zum Ankreuzen, als auch Platz für ausführlichere, freie Antworten. Nur wenige Eltern haben ihre angekreuzten Antworten um eigene Formulierungen ergänzt. Dennoch konnte ich mir ein ganz gutes Bild von ihren Meinungen über die für mich interessanten Bereiche machen.


    Die Antworten sind für mich im Allgemeinen sehr positiv ausgefallen und geben mir aber auch Hinweise, worauf ich in Zukunft - aus Elternsicht -mehr achten sollte. Ein Stück Unsicherheit konnte ich dadurch jedenfalls hinter mir lassen.


    Unten könnt ihr die Fragen sehen.
    Was meint ihr dazu?


    Liebe Grüße


    Mila



    1. Kind – Schule: Ihrer Einschätzung nach fühlt sich Ihr Kind in der Schule / in der Klasse
    o sehr wohl
    o wohl
    o nicht wohl
    Anmerkung:


    2. Förderung: Ihrer Einschätzung nach wird Ihr Kind in der Schule
    o angemessen gefördert
    o nicht ausreichend gefördert
    Anmerkung:


    3. Hausaufgaben: Was trifft zu? (Mehrfachantworten sind möglich)
    o Die Hausaufgaben sind der Menge und den Anforderungen nach angemessen.
    o Die Hausaufgaben sind zu schwierig.
    o Die Hausaufgaben sind zu leicht.
    o Mein Kind fertigt die Hausaufgaben selbstständig an.
    o Mein Kind braucht Unterstützung bei der Anfertigung der Hausaufgaben.
    Anmerkung:


    4. Informationsfluss:
    - über Veranstaltungen, Termine, Organisatorisches fühle ich mich
    o gut informiert
    o ausreichend informiert
    o nicht ausreichend informiert


    - über Entwicklungen meines Kindes und Fördermaßnahmen fühle ich mich
    o gut informiert
    o ausreichend informiert
    o nicht ausreichend informiert


    - in Elterngesprächen fühle ich mich
    o gut beraten
    o nicht ausreichend beraten
    Anmerkung:



    5. Unterricht: Gibt es Bereiche aus dem Unterricht, über die Sie gerne mehr erfahren würden? Wenn ja, welche?


    6. Erwartungen / Wünsche: Was wünschen Sie sich im kommenden Schuljahr für Ihr Kind?


    7. Sonstiges: Möchten Sie noch etwas anmerken?

  • Also das finde ich eine klasse Idee.
    Ich sehe auch nicht, dass Eltern meinen könnten, sie wären der Maßstab aller Dinge.
    Ich denke eher, dass sie sich ernst genommen fühlen. Denn ansonsten läuft in der Schule ganz allgemein schon über "den Kopf" der Eltern hinweg....


    Mit dieser Art von Evaluation zeigt man als Lehrer vielleicht auch, dass man selbst sich nicht als "Maß der Dinge" sieht, sondern immer wieder dazu bereit ist, sich und seine Methoden zu überdenken.


    Ich denke, dass das für meine Arbeit als Lehrer gut ist und für die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule.


    Das werde ich gleich mal umsetzen..... :)


    Super Tipp!


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

Werbung