Schüler gibt Hausaufgabe ab, die garantiert nicht von ihm stammt

  • Zitat

    Original von Bolzbold
    Dass Hausaufgaben für gewöhnlich selbstständig gemacht werden sollen, lernen Schüler in der Regel in der Grundschule. Ob das so dann auch stattfindet, ist eine andere Sache, wobei ich mir sicher bin, dass daran in regelmäßigen Abständen erinnert wird. Dasselbe gilt für die Hausaufgabenregeln ab Klasse 5.


    Gruß
    Bolzbold


    Hä? Wieso dürfen Schüler sich bei Hausaufgaben keine Hilfe suchen? Ich würde mich freuen, wenn Eltern, Geschwister oder wer auch immer sie zu Hause unterstützt. Und damit die individuelle Förderung übernimmt die in einer großen Klasse viel schwieriger ist.


    Ich finde es ok wenn Hausaufgaben bewertet werden. Man muss aber damit rechnen, dass dem Schüler geholfen wurde. Und wenn das kein einmaliges Ereignis ist, sondern der Schüler stets (wenn auch mit Hilfe) bemüht ist die Hausaufgaben richtig und ordentlich zu erledigen ist eine gute Note doch nicht ungerechtfertigt.
    Wie oben schon mal erwähnt ist Hausaufgabenbewertung nicht zur Ermittlung der reinen Fachkompetenz geeignet. Aber ich finde es nicht schlimm Mühe und Ehrgeiz mit einer "kleinen Note" im Vergleich zu höherwichtigen Klassenarbeiten zu belohnen. In den meisten Fällen und wenn man es richtig anstellt stecken auch Mühe und Anstrengung dahinter. Denn wer macht den wirklich regelmäßig die Aufgaben eines Schülers ohne ihn zum Nachvollziehen und Mitdenken anzuregen? Das kann ich mir weder bei Eltern noch bei Nachhilfelehrern vorstellen.

  • Zitat

    Original von Hawkeye



    ich glaube aber nicht, dass die grundlage, mit der ich an schülerarbeiten herangehe, wissenschaftlich sein muss ich bin. verdammt, sorry, es ist ne hausaufgabe! und: wie viele leute gehen denn nun wirklich an die uni - auch vom gym? Wo an der uni wird mehr geprüft und gefordert als fachwissen?


    Hawkeye, nix für ungut. Aber in den Schulversuchsbestimmungen der Berufskollegs steht eindeutig zu lesen, dass die Schüler an das propädeutische Arbeiten herangeführt werden sollen! Ähnliches steht in der Präambel der Bildungsstandards der Oberstufe und das ganze Gymnasium hat die Aufgabe, Schüler an propädeutisches Arbeiten zu gewöhnen!
    Übrigens: Nicht du sollst wissenschaftlich herangehen, sondern die Schüler sollen vorwissenschaftliches Arbeiten erlernen. Die von mir erwähnte Bibliotheksrecherche, die Bewertung und Einordnung von Literatur, das Erstellen eines Thesenpapiers, die Visualisierung von Sachverhalten usw. sind Methodenkompetenzen, die an Unis gefordert werden.
    Und zumindest an den Hochschulen wird Sozialkompetenz erwartet: Ich habe mir mal die Mühe gemacht, die obligatorischen Angebote einer Hochschule durchzugehen. Fast ausnahmslos wurden mindestens ein oder mehrere Projekte im Team als Studiennachweis verlangt. Dass später kaum jemand im Beruf nur ganz allein vor der Arbeit sitzt, kommt noch dazu.


    Von der pragmatischen Sichtweise stimme ich jani77 voll zu.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Ich denke, hier werden verschiedene Dinge vermischt. Es gibt sicherlich Aufgaben, bei denen möchte ich, dass der Schüler im Team arbeitet und sich ggf. Hilfe sucht. Aber es gibt auch Aufgaben, bei denen möchte ich, dass der Schüler sie alleine löst - denn auch das selbständige Arbeiten gehört zur Vorbereitung auf die Uni.


    Ich denke kaum, dass Professoren es akzeptieren würden, wenn der Student eine "von einem Mentor" geschriebene Seminararbeit abgibt.


    Hausaufgaben fallen für mich immer erst einmal in die Kategorie "eigenständig machen", es sei denn, die Aufgabenstellung gibt explizit was anderes vor, denn Hausaufgaben sind - zumindest in meinem Bundesland - hauptsächlich zur Übung und Vertiefung von Stoff gedacht, der bereits besprochen wurde. Es ist eine Form der "Kontrolle", ob der Schüler den Stoff nun wirklich verstanden hat und damit arbeiten kann. Holt er sich dabei fremde Hilfe, bekomme ich falsche Rückmeldung.


    Da in Bayern Hausaufgaben nicht benotet werden dürfen - anders sieht es mit Projekten aus, das wäre wohl eher das, was Timm vorschwebt - kann ich mich dazu wenig äußern. Allerdings würde ich grundsätzlich auch hier erst einmal meinen, dass jede Leistung, die benotet wird, zunächst einmal grundsätzlich vom Schüler allein erbracht werden muss - es sei denn, man hat von Anfang an etwas anderes gesagt. Für mich ist einfach der "Normalfall", dass benotete Leistungen eigenständig erbracht werden und die Benotung von Leistungen, bei denen andere mitgewirkt haben ein "Sonderfall" ist, der aber dann eben vorher angekündigt werden muss.

    • Offizieller Beitrag

    Danke, Nighthawk für diesen sachlichen und wirklich konstruktiven Beitrag, den ich für meinen Teil voll unterschreiben kann. (Tut mir Leid, dass auch das "nur" ein Einzeiler ist. )

  • Zitat

    Original von Nighthawk
    Ich denke kaum, dass Professoren es akzeptieren würden, wenn der Student eine "von einem Mentor" geschriebene Seminararbeit abgibt.


    So lange wir uns nicht klar werden, dass eben darum nicht geht, ist jede Diskussion müßig. Und ich klinke mich jetzt auch aus, wenn es weiter auf diese Zuspitzung hinausläuft. KEIN Mensch hat hier befürwortet, dass wir reine oder hauptsächliche Fremdleistungen in die Bewertung miteinbringen.


    Ich sehe hier auch keine sinnvolle Diskussion mehr. Mit Argumenten wie "für mich ist"... kommen wir nicht weiter. Fakt ist, dass wir an die Bildungspläne und den Bildungsauftrag unserer Schulen gebunden sind. Wenn man eine erweiterte Nominaldefinition jenseits des Übens - wie z.B. in B-W - von Hausaufgaben hat, muss man sich auch Gedanken machen, wie sie alters-, schulart- und curriculmsgerecht gestellt werden. Zitat aus der Notenverordnung zu den HAs in B-W:

    Zitat


    Diese dienen der Festigung der im Unterricht vermittelten Kenntnisse, zur Übung, Vertiefung
    und Anwendung der vom Schüler erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie zur
    Förderung des selbständigen und eigenverantwortlichen Arbeitens.


    Was in meinen Augen definitiv nicht geht, ist dass man irgendwie vor sich hinwurstelt und Bauchentscheidungen trifft. Eben das ruft die unnötigen Konflikte mit Eltern und Schülern hervor. Schaffe ich jedoch Klarheit, Transparenz und arbeite solide begründet, werde ich auch kaum Ärger haben.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    4 Mal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Zitat

    Original von Bolzbold


    In NRW dürfen HA auch nicht benotet werden. Entsprechend gibt es bei den von mir "kontrollierten" Aufsätzen statt einer Note ein schriftliches Kurzfeedback, anhand dessen die Schüler dann wissen, was gut und was nicht so gut war.


    Hmm, das Schulministerium sieht das für NRW nicht so klar wie du:
    Aus http://www.schulministerium.nr…Hausaufgaben/benoten.html



    * Dürfen Hausaufgaben benotet werden? Hausaufgaben ergänzen die schulische Arbeit und können dazu dienen, das im Unterricht Erarbeitete einzuprägen, einzuüben und anzuwenden. Hausaufgaben werden deshalb in der Regel nicht zensiert, sollten jedoch unter pädagogischen Aspekten Anerkennung finden (BASS 12-31 Nr. 1 und Nr. 4).


    Von den pädagogischen Aspekten war ja bereits die Rede, denn dazu gehört die Verbesserung mit Hilfe der Nachhilfe oder der gute Draht zu Mitschülern.
    Zur Hausaufgabe selber gehört aber nicht nur der abgegebene Text, sondern auch die mündliche Überprüfung auf den Inhalt und das Verständnis, wenn es wie hier Probleme gibt.


    [quote ]


    Wir hatten bei uns auch schon Fälle, in denen Schüler durch die Abgabe einer Hausaufgabe auf eine gute Note hofften und die HA dann aus dem Internet abgeschrieben war. Dass wir das nicht akzeptiert (aber auch nicht in Form einer Note sanktioniert) haben, sollte nachvollziehbar sein.


    [/quote]


    Nein, das ist für mich nicht nachvollziehbar. Abschreiben aus dem Internet, womöglich noch ohne Bekanntgabe der Quelle, sollte auf jeden Fall sanktioniert werden.


    Gruß
    Peter

  • Aus der bayerischen GSO:


    Hausaufgaben
    1 Um den Lehrstoff einzuüben und die Schülerinnen und Schüler zu eigener Tätigkeit anzuregen, werden Hausaufgaben gestellt, die von Schülerinnen und Schülern mit durchschnittlichem Leistungsvermögen in angemessener Zeit erledigt werden können. 2 Schriftliche Hausaufgaben werden nicht bewertet; hiervon kann in den Seminaren abgewichen werden. 3 Die Lehrerkonferenz legt vor Unterrichtsbeginn des Schuljahres die Grundsätze für die Hausaufgaben fest; die Koordinierung der Hausaufgaben in den einzelnen Klassen unter besonderer Berücksichtigung der Anforderungen des Nachmittagsunterrichts obliegt der Klassenleiterin oder dem Klassenleiter. 4 Sonntage, Feiertage und Ferien sind von Hausaufgaben freizuhalten.


    Die Hausaufgaben sind VOM Schüler zu erledigen.


    Übrigens würde ich (und da sind wir wieder bei dem "für mich", das für Timm jede Diskussion sinnlos macht) den von Timm zitierten Teil der Notenverordnung zu den Hausaufgaben auch erst einmal so interpretieren, dass der Schüler die Aufgaben alleine zu erledigen hat:
    "selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten", "Festigung der im Unterricht vermittelten Kenntnisse, zur Übung, Vertiefung
    und Anwendung der vom Schüler erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten".


    Ich (sorry, ich schon wieder) glaube nicht, dass mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten die "soziale Fähigkeit" gemeint ist, sich von Dritten bei der Hausaufgabe helfen zu lassen ... zumindest nicht, wenn es bei der Hausaufgabe um das Schreiben eines Aufsatzes ging.


    Und: Startbeitrag dieses Threads hatte ich durchaus den Eindruck, dass hier eine Arbeit abgeliefert wurde, bei der die Lehrerin eine "hauptsächliche Fremdleistung" vermutet, deren Einbringung in die Bewertung "kein Mensch" hier befürwortet - wieso diskutieren wir dann überhaupt?

    • Offizieller Beitrag

    Nighthawk:


    Zitat

    Übrigens würde ich


    Ich verstehe den von dir zitierten Abschnitt auch so. Ich würde ihn auch nicht so interpretieren, dass es um die Fähigkeit geht, sich selbstständig Hilfe zu holen.


    kl. gr. Frosch

    • Offizieller Beitrag

    da bin ich ja erleichtert, dass meine Meinung nicht ganz so irrig ist, wie anfänglich dargestellt.


    Dumm nur, dass in so einem Forum oftmals die persönlichen Erfahrungen oder auch Ansichten einzelner User die Posts ausmachen. *Ironie aus*


    Immerhin habe ich es jetzt auf einen Mehrzeiler gebracht :D

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Timm


    Hawkeye, nix für ungut. Aber in den Schulversuchsbestimmungen der Berufskollegs steht eindeutig zu lesen, dass die Schüler an das propädeutische Arbeiten herangeführt werden sollen! Ähnliches steht in der Präambel der Bildungsstandards der Oberstufe und das ganze Gymnasium hat die Aufgabe, Schüler an propädeutisches Arbeiten zu gewöhnen!
    Übrigens: Nicht du sollst wissenschaftlich herangehen, sondern die Schüler sollen vorwissenschaftliches Arbeiten erlernen. Die von mir erwähnte Bibliotheksrecherche, die Bewertung und Einordnung von Literatur, das Erstellen eines Thesenpapiers, die Visualisierung von Sachverhalten usw. sind Methodenkompetenzen, die an Unis gefordert werden.
    Und zumindest an den Hochschulen wird Sozialkompetenz erwartet: Ich habe mir mal die Mühe gemacht, die obligatorischen Angebote einer Hochschule durchzugehen. Fast ausnahmslos wurden mindestens ein oder mehrere Projekte im Team als Studiennachweis verlangt. Dass später kaum jemand im Beruf nur ganz allein vor der Arbeit sitzt, kommt noch dazu.


    Von der pragmatischen Sichtweise stimme ich jani77 voll zu.


    wie du vielleicht gemerkt hast, rede ich von mir und meine schüler an der realschule -
    und die brauchen was anderes als wissenschaftliches arbeiten ob pro- oder postpädeutisch -
    und präambeln und und ähnliches sind geduldig. e basta. und grüße an nighthawk. mist, ich wollte nur zwei zeilen schreiben.

    • Offizieller Beitrag


    Sanktioniert möglicherweise - aber nicht notenmäßig. Eine klare Ansage ist dann nötig.


    Gruß
    Bolzbold

  • Zitat

    Original von Hawkeye



    wie du vielleicht gemerkt hast, rede ich von mir und meine schüler an der realschule -
    und die brauchen was anderes als wissenschaftliches arbeiten ob pro- oder postpädeutisch -
    und präambeln und und ähnliches sind geduldig. e basta. und grüße an nighthawk. mist, ich wollte nur zwei zeilen schreiben.


    Wow, vielleicht gewinnen wir hier auch noch die Erkenntnis, dass Grundschüler nicht propädeutisch arbeiten müssen. Im Thread ging es immerhin um einen Gymnasiasten.
    Und wenn Präambeln und Bildungsstandards für dich nur schnödes Beiwerk sind, dann empfehle ich wirklich dass jeder macht, was er will.


    Ich habe nichts gegen Zweizeiler. Aber wenn man eine andere Meinung vertritt, sollte man sich schon ein wenig bemühen, seinen Standpunkt klar zu machen und zu begründen. Ich bitte deshalb darum, sich die Ironie zu sparen.



    :flieh:

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Uiuiui, hier geht es aber rund, in diesem Forum... 8o


    Habe heute mit dem Schüler gesprochen. Es ist tatsächlich so, dass die Nachhilfelehrerin für ihn die Sätze formuliert hat (nicht er mit der Nachhilfe zusammen!). Aus irgendwelchen Gründen hat er gedacht, ich würde das nicht merken.


    @ Timm: Ihm war tatsächlich klar, dass das nicht die Aufgabenstellung war und dass ich eigentlich seine Leistung bewerten wollte. Einen expliziten Hinweis werde ich in Zukunft also geben - aber nur um argumentativ auf der "sichereren Seite" zu sein, nicht weil es den Schülern an sich unklar ist.


    Der Schüler hat auch sofort eingesehen, dass ich ihm unter diesen Umständen keine Note geben kann.
    Dass ich ihm so auch keine konkrete Wort-Rückmeldung über seinen Leistungsstand geben kann, hat er auch verstanden. Naja, die Nachhilfelehrerin kann es ihm ja dann sagen, die scheint ja zu wissen, worauf es mir ankommt ;)


    Übrigens wollte ich schon nochmal betonen, dass ich hier keine "Bauchentscheidungen" treffe oder "herumwurschtle", aber das könnt ihr ja nicht wissen... (muss ich vielleicht in Zukunft auch explizit dazusagen?)


    Und natürlich gibt es auch in meinem Unterricht Arbeitsformen und Gelegenheiten, in denen das Recherchieren, wissenschaftliche Arbeiten und Sich-Hilfe-holen anerkannt wird und in die Benotung einfliest. Hier war der Fall aber definitiv anders gestrickt.


    Danke für die Gedankenanstöße!


    Mariele

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