Dreistellige / Zweistellige Verben?

  • Hallo zusammen. Kann mir von euch vllt jemand erklären was zwei- oder dreistellige verben sind bzw wo der unterschied liegt? über antworten würd ich mich sehr freuen. lg

  • Ich erinnere mich düster, das müsste Valenzgrammatik sein. Jedes Verb benötigt eine bestimmte Anzahl von "Ergänzungen".


    Ich gebe. ..... Ist nicht unbedingt ein Satz.


    Ich gebe Dir. .... auch kein Satz.



    Ich gebe ein Buch. ... auch kein wirklich vollständiger Satz



    Ich gebe Dir ein Buch. Satz.


    Das Verb "geben" verlangt also - je nach Version der Valenzgrammatik, scheint Unterschiede zu geben - zwei oder auch drei "Stellen" (Subjekt, Akkusativ, Dativ).


    Aber das hab ich vor Jahrzehnten mal im Studium gemacht, seitdem nie wirklich wieder ...

  • Hallo,


    ich muss mal kurz wiedersprechen: ein satz ist definiert als Subjekt+ Prädikat.


    "Es regnet" ist ein vollständiger Satz.


    Ansonsten stimmt das mit der Valenztheorie. Je nachdem, wieviele Ergänzungen ein Verb fordern kann, ist es nullwertig ("es regnet",einwertig, zweiwertig, dreiwertig oder vierwertig ("Ich schütte dir mein Herz wegen meiner Schüler aus").


    Es gibt Verben, die fordern zwingend eine bestimmte Anzahl von Ergänzungen ("Ich gebe dir ein Buch") und welche mit fakultativer Ergänzung ("Ich schenke ein Buch")


    lg Sunrise

  • Da aber Widerspruch von mir: Es gibt hundert oder mehr Definitionen, was ein Satz ist - Subjekt - Prädikat ist eine davon, aber eben nicht die, wenn es um Valenzgrammatik geht.

  • huhu,


    naja, aber eine gängige ist es schon, zumindest, wenn ich mich an mein sprachwissenschaftsseminar richtig erinnere. die mindestbestandteile sind subjekt und prädikat....


    oha, wiki sagt, die definition sei von aristoteles... vielleicht doch schon ein bißchen verstaubt...

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Friesin
    wird denn mit Grundschulkindern Valenzgrammatik behandelt ? Und wenn, in welcher Form/ INtensität?


    muah, das hätte ich auch gern gewusst. aber ich glaube es geht um ein sprawi-seminar ;)....


    valenzgrammatik spielt ja (leider) in den schulbüchern kaum eine rolle, obwohl ich das sehr strukturiert finde und ab und an in der 7. und 8. mal vormache mit den schülern mache....um zu zeigen, dass es auch andere "grammatiken" gibt.


    grüße


    h.

  • Zitat

    Original von Sunrise1982
    ich muss mal kurz wiedersprechen: ein satz ist definiert als Subjekt+ Prädikat.


    Ein Satz muss ein finites Verb haben, das ist die Hauptsache. Mit den nötigen Ergänzungen drumrum, also fast immer ein Subjekt, manchmal auch weiter Satzglieder (Objekte und andere).


    Es gibt aber durchaus auch vollständige Sätze ohne Subjekte. Das sind einmal alle Befehlssätze mit Imperativen ("Gib mir mal das Buch!"), aber auch Ausreißer wie: "Mir ist kalt" oder "Mich friert."

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Dass "geben" unbedingt zwei Ergänzungen fordert, kann ich nicht ganz bestätigen.


    Ich gebe Ruhe

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von John2
    Dass "geben" unbedingt zwei Ergänzungen fordert, kann ich nicht ganz bestätigen.


    Ich gebe Ruhe


    hier aber heißt das verb nicht geben, sondern Ruhe geben...

  • Zitat

    Dass "geben" unbedingt zwei Ergänzungen fordert, kann ich nicht ganz bestätigen.


    Ich gebe Ruhe.


    ??


    Im Beispielsatz sind es zwei.

    • Offizieller Beitrag

    das Verb ist "Ruhe geben" - eine Konstruktion mit Verb, wobei das Verb nicht mehr den ursprünglichen Sinn enthält, hat auch einen Fachbegriff, mein Studium ist zu lange her - hier ist es aber wohl doch einwertig.


    es gibt ja niemand ruhe hier...wie auch?

  • Meinst du Funktionsverbgefüge?


    Mein Studium liegt auch schon ein wenig zurück, aber ich glaube, ein Merkmal des FVGs war, dass man es nur im Passiv paraphrasieren kann. Ein Prof hatte folgendes Beispiel gebracht:


    "etwas zur Aufführung bringen" - "etwas aufführen"
    => kein FVG


    "zur Aufführung kommen" - "aufgeführt werden"
    => FVG


    Bei den Beispielen bin ich mir ziemlich sicher, es kann aber auch sein, dass der Prof sie in einem ganz anderen Kontext gebracht hat und sie mit Funktionsverbgefügen nicht zu tun haben :)


    Irgendwie witzig, wie mehr oder weniger alte Germanisten (damit meine ich auch mich selbst!) hier nach mehreren Jahren als Deutschlehrer ihr Restwissen in Linguistik zusammenkratzen...

    • Offizieller Beitrag

    :D ja...und du hast recht, ich fands damals (zw. 1991 und 1997) recht interessant an der uni, aber im schulalltag spielts je eher eine geringe rolle.


    dennoch weiß mr. wikipedia wieder alles. und dort steht, dass man ein fvg selten ins passiv setzen kann, als ein merkmal.


    grüße


    h.

  • Man kann m. E. darüber streiten, ob hier ein FVG vorliegt, aber selbst wenn, liegt AUCH eine Ergänzung im Akkusativ vor, die Teil des FVG ist.


    Aber es ist ohnehin zweitrangig, ob man nun von einem Verb "Ruhe geben" oder nur "geben" ausgeht. In beiden Fällen ist das Verb "geben" nicht einwertig.

  • Zitat

    gibts da auch eine begründung zu oder behauptest du nur?


    Entweder man geht davon aus, dass im Satz "Ich gebe Ruhe" das Verb "geben" heißt.


    Dann ist der Satz zweiwertig.


    ODER man geht davon aus, dass der Satz nicht das Verb "geben", sondern das Verb "Ruhe geben" enthält. Das war Deine These, oder nicht?


    Zitat

    hier aber heißt das verb nicht geben, sondern Ruhe geben...


    Auch dann ist das Verb "geben" nicht einwertig. Denn:


    Ich gebe Ruhe.
    *Ich gebe.


    Oder ging es um einen anderen Teil der Diskussion?

  • Zitat

    Original von unter uns
    Auch dann ist das Verb "geben" nicht einwertig. Denn:


    Ich gebe Ruhe.
    *Ich gebe.


    Oder ging es um einen anderen Teil der Diskussion?


    Ich glaube schon. Angefangen hat es mit der Behauptung, geben sei dreiwertig (Subjekt, Akkusativ, Dativobjekt). Die Behauptung ist richtig, denke ich, auch wenn es scheinbare und tatsächliche Ausnahmen gibt.


    Dann kam die Behauptung, geben müsse nicht immer zweiwertig sein. Gemeint war vielleicht dreiwertig, denn "Ich gebe Ruhe" würde ich auch als zweiwertig bezeichnen.


    Ob es ein Funktionsverbgefüge ist oder nicht, spielt für diese Art Analyse keine Rolle. (Ich denke, es ist keines.)


    Bleibt die Frage, ob das Verb "Ruhe geben" sein sollte (so wie: "aufgeben" oder "nachgeben"), dann wäre es einwertig. Oder ob die Konstruktion Verb+Objekt lautet, dann wäre es zweiwertig.


    Mir ist eigentlich nur die zweite Variante schlüssig. Ein Indiz ist die Großschreibung von "Ruhe" bzw. die Gründe dafür - damit ist das Wort schon mal kein zum Verb gehörendes trennbares Präfix. Zugegeben: "Ruhe" ist nicht durch Attribute erweiterbar, das spricht gegen ein normales Objekt.


    Sprachen werden nicht mit einer Grammatik geboren, sondern Grammatiken sind ein Korsett, in das man die Sprache zur Analyse zwängt. Manche Grammatiken passen besser, andere weniger; ganz passt keine. Die Schulgrammatik hat andere Ziele als eine Transformationsgrammatik,


    Es kann also Grammatiken geben, die "Ruhe geben" geschlossen als ein Verb betrachten. Für die Schule halte ich die andere Analyse aber für sinnvoller. Schon mal wegen der Getrenntschreibung. Wo hört man sonst auf bei der Kombination Verb+Substantiv?


    Ich fahre Auto? => alte und neue Rechtschreibung
    Ich fahre Rad? => alte Rechtschreibung: kleingeschrieben, Präfixoid, damit als Teil des einwertigen Verbs "radfahren" gesehen
    Ich laufe Eis? => alte Rechtschreibung: kleingeschrieben, Präfixoid, damit als Teil des Verbs gesehen


    Sprachlich hat sich an Auto fahren, eislaufen/Eis laufen, Rad fahren/radfahren nichts geändert, aber das grammatische Korsett sieht jetzt anders aus. Passt aber immer noch nicht ganz.

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