Angemessene Reaktion auf massive Provokation?

Sowas waere direkt an meine Stufenleiterin gegangen, die dann wohl den groessten Anschiss ihrer Karriere austeilen wuerde. (Schulleitung ist bei uns etwas ueberfluessig.) Das ist einfach dreist und ziemlich unglaublich.

Erstmal solltest du klaeren, ob die Mutter das wirklich unterschrieben hat. Ein Elterngespraech ist da dringend noetig. Wenn ja, und sie den Brief an sich wirklich akzeptabel findet, wuerde ich ihr wohl nahe legen, dass ihr Spross moeglicherweise woanders besser aufgehoben waere. Bei so schwacher Rechtschreibung waere ein Wechsel auf ne Hauptschule vielleicht besser. Wenn nicht, braucht kind vielleicht nen Schulausschluss (ich nehm mal nicht an, dass ihr internen Schulausschluss macht). Eine Entschuldigung ist sicherlich angebracht.

Sowas wuerden sich selbst unsere absoluten Chaoten nicht wagen.

Ganz ehrlich, ich wuerd da nicht anrufen um das zu besprechen. Am Telefon wuerd ich darueber gar nicht diskutieren, sondern nur einen Termin mit ihnen ausmachen. Zu dem koennten dann die Eltern, du und jemand von der Schulleitung kommen. (Tochter wuerde ich dabei erstmal draussen warten lassen, sollten sie sie mitbringen.) Waere ziemlich schwach, wenn die Eltern sowas akzeptabel finden und ihre Tochter dann auch noch verteidigen wuerden. Sowas wuerde kein Arbeitgeber einfach so hinnehmen und als Aerztin wuerde die Mutter sicher auch keine Patienten behandeln wollen, die sich so benehmen.

Wenn sie allerdings so eine verzogene Goere grossziehen wollen, dann muesst ihr als Schule intern handeln. Hat einen geringeren Effekt, muss aber als klares Signal rueberkommen, dass dieses Benehmen nicht akzeptiert wird. Die Schuelerin wuerd ich nicht mehr in meinen Unterricht lassen, bis eine angemessene Entschuldigung und Sanktion stattgefunden hat.

Wenn man nicht Lehrer wäre und sich damit rumärgern müsste, wäre der Brief fast ja auf eine fürchterliche Art beinahe schon lustig.

Ich hätt glaub ich den Eltern erstmal eine Kopie des ganzen Dings per Post zukommen lassen mit einem netten Antwortbrief, von der Schulleitung unterzeichnet.

Ob ich da überhaupt Bock auf Heckmeck - Gespräche hätte? Glaub nicht.

kann mich in dieses Problem natürlich nur bedingt hineindenken, da ich kein Gymnasiallehrer bin. Reflexionsaufgaben find ich gut, mach ich selbst.

Dabei habe ich manchmal die Erfahrungen gemacht, dass Schüler - die von mir ausdrücklich die Freiheit bekommen zu schreiben, was sie über die Sache wirklich denken - recht gut und offen schreiben.

Zweifellos geht die Schülerin mit ihrer Wortwahl über das zulässige Maß auch bei liberaler Sichtweise hinaus. Objektiv handelt es sich um eine klare Provokation.

Allerdings gilt bei mir der Wahlspruch: "Zu einer Provokation gehören immer zwei".

Die Frage lautet also: Könnte die Lehrkraft (noch immer) so reagieren, dass sie die Provokation als solche nicht annimmt, etwa im Stile von Malina vorgeschlagen?

Wenn dies nicht (oder nicht mehr) möglich ist oder für gut gehalten wird, hilft wohl nur, den Angriff mit schulischen Reaktionswaffen zu beantworten, also praktisch mit einem Verweis.

Wie ich auf diesen wieder als Vater reagieren würde, ist eine ganz andere Geschichte.

Oh... so in der Art habe ich auch mal eine solche Strafarbeit... ääääh... Reflexionsaufgabe gemacht.
Zugegeben, ich war geschickter und habe mich weniger provokativ ausgedrückt... auch meine Rechschreibung war damals völlig einwandfrei... ich war damals aber auch schon älter als diese Schülerin.
Die Lehrerin hat gegrinst... mir eine ähnliche Antwort zurückgeschrieben.... und wir haben uns weiterhin gut verstanden.

Meine Kinder sind ähnlich gestrickt wie ich... die haben auch schon mal eine ähnliche Reflexionsaufgabe abgegeben... und ja, ich hatte die unterschrieben.

Ich glaube, wenn du da jetzt die Welle machst, dann ist das fast eine Überreaktion.
Nimms cool und mit Humor... nimm es nicht persönlich... und spar dir deine Energie für die wirklich wichtiigen Dinge.
Die Schülerin will nicht dich damit ärgern... sie nimmt die Strafarbeit mit der ihr eigenen Art von Humor...
Natürlich muss sie auch das noch lernen... dass sie auch bei solchen humoristischen Einlagen respektvoll bleibt... und ihre Pflicht erfüllt.
Aber ich sehe das durchaus als kreativ..

Dichte doch was zurück?

So in der Art:

Die Reflexion ist angekommen,
ich hab sie sogar angenommen
Doch leider seh ich nicht viel Müh
und grausig ist die Orthographie.
deshalb muss ich mich beschweren
und du kannst höchstens Ärztin werden!

caliope:

Find ich total gut deinen Beitrag, so in die Richtung hab ich ja auch gedacht, mich aber nicht "getraut" das so offen zu schreiben (ganz einfach weil ich mit Sek 1 / insb. Gymnasium keine Erfahrung habe, mir aber dachte, dass sich so eine Reaktion vielleicht nicht schickt ;)).

Dein Antwortbrief ist zum Brüllen!

Sie VERSUCHT, Dich zu provozieren. Ich kann gut verstehen, dass Dich das ärgert.

Mal von disziplinarischen Folgen abgesehen, ich hätte (wenn ich die Ruhe bewahrt hätte) ihr gesagt, dass ihre Rechtschreibung katastrophal ist und sie dringend Extra-Übung benötigen würde. Die würde am Freitagnachmittag von 13 - 15 Uhr stattfinden. Das heißt, ich hätte ihr Nacharbeit verordnet. Das trifft sicher härter, als ein Verweis oder Ähnliches, vor allem wenn die Eltern das decken.
Freitag ist bei uns Nacharbeitstag (an allen anderen Tagen ist für bestimmte Jahrgangsstufen Nachmittagsunterricht) und da ist immer ein Kollege da, der die Schüler beaufsichtigt. Der Lehrer, der die Nacharbeit anordnet, muss also gar nicht selber da sein (=> der Schüler könnte in dem Fall gar nicht wieder den gleichen Lehrer provozieren), sondern nur die Aufgaben, die der Schüler in der Zeit erledigen muss, dem Lehrer, der AUfsicht führt, rechtzeitig ins Fach legen.

Bolzbold,
das habe ich mich auch gefragt.

Brick, das wird sicher kein angenehmes Gespräch, wenn die Eltern derart ticken (so etwas unterschreiben, dass eine 12jährige einen 16jährigen Freund hat...).

Aber ich würde auch so handeln, der Text alleine kann noch als kreativ empfunden werden, aber die Anredeform und die Anrede mit dem Vornamen und der Spruch, es laut vorzulesen, ist eindeutig Provokation und dass so durchzugehen zu lassen wäre falsch. Ich finde nicht, dass man Lehrer immer alles tolerieren muss.

Um "alles" tolerieren ging es mir persönlich auch keinesfalls. Ich weiß nicht, manche Dinge sind mir persönlich aber einfach zu doof, um mich damit auseinanderzusetzen. Ich kenne die Schülerin nicht... aber für mich persönlich wäre das so ein Fall von "irgendwie ist mir das zu blöd" ;). Ich hätte persönlich keine Lust, wegen so einem Kindergarten Wind zu machen.
Ich kann eure Argumente von wegen "zeigen wo's langgeht", "andere machen's nach" etc. voll und ganz verstehen! Aber irgendwie wäre mir DIESE Sache wie gesagt echt zu doof persönlich.

Malina,
klar ist es eigentlich doof, sich mit so einem Sch... auseinanderzusetzen. Aber ich denke eben, dass die Schülerin das nicht so sehen würde, dass es dem Lehrer nur zu blöd ist, sondern eher so, dass der L. sich nicht wehren kann, sie so weitermachen kann....

Es muss auch den Eltern auch ein Zeichen gesetzt werden.

Ist schon traurig, dass man sich mit so viel schlechtem Benehmen rumschlagen muss.

Ist ja ok, darf ja auch jeder so machen, wie er es meint.

ES hängt ja auch vieles davon ab, wie diese Aktion in der SChule allgemein einzuschätzen ist. In manchen Schulen ist sowas der ABschuss des Jahres, in anderen würde sowas belächelt werden, weil es relativ harmlos ist. Das darf man halt auch nicht vergessen. Ich hab halt Ref an einer Brennpunktschule gemacht, da für SOWAS weder Zeit noch Energie geblieben... leider.

Zitat

Original von _Malina_
Ich weiß nicht, manche Dinge sind mir persönlich aber einfach zu doof, um mich damit auseinanderzusetzen. Ich kenne die Schülerin nicht... aber für mich persönlich wäre das so ein Fall von "irgendwie ist mir das zu blöd" ;). Ich hätte persönlich keine Lust, wegen so einem Kindergarten Wind zu machen.

Und bei was waere dann bei dir die Grenze erreicht? Ob einem sowas persoenlich zu doof ist oder nicht, ist ja eigentlich voellig unerheblich. Die Frage ist eher, welche Signale du damit an die Schuelerin selbst und deren Klassenkameraden aussendest, wenn du sowas "uebersiehst" bzw. einen Scherz draus machst. Man ist ja schliesslich als Lehrer nicht in der Schule um ein paar neue Freundinnen zu finden oder um einen auf cool zu machen.
Ich muss gestehen, ich hab Kinder schon fuer wesentlich harmlosere "Witzchen" und Respektlosigkeiten nachsitzen lassen.

Mir ist es persoenlich auch zu doof meine Schueler staendig auf die Uniformvorschriften hinzuweisen. Dennoch wissen sie genau, dass sie meinen Raum nicht betreten, wenn sie sich nicht ordentlich hergerichtet haben. Genauso koennt's mir auch egal sein, ob sie waehrend der Anwesenheitskontrolle reden. Fakt ist aber, in meiner Klasse herrscht in diesen 2-3 Minuten absolute Stille oder ich werd wirklich sauer.
Ehrlich gesagt, mecker ich meine Kids lieber mal wegen Kleinigkeiten an, die ganz schnell und schmerzlos ueberwunden und vergessen werden koennen. Das bewahrt sie in den meisten Faellen davor, irgendwas absolut Daemliches zu machen und sich richtig grossen Aerger einzuhandeln. :tongue: Wenn Miss schon wegen solchen Kleinigkeiten so nen Aufstand macht,...

Hm hab hier vorhin nur meine Meinung kund getan. Wollte weder jetzt vom Thread ableiten noch sonstwas.
Hab jetzt verstanden, dass das die Mehrheit nicht für sinnvoll erachtet. Dann beuge ich mich dem und sag auch nichts weiter. Es hängt vielleicht einfach mti meinen Erfahrungen in meiner Ausbildungsschule zusammen, da wäre man über solchle Fälle noch froh gewesen. Ich dachrte, das hätte ich ziemlich deutlich in meinen Beiträgen auch klar gemacht, scheinbar ist das nicht so.

Ist ja auch in Ordnung und der Threadstarter weiß, dass er sich lieber nach was anderem umsehen soll - was er ja auch sowieso vorhatte :).

Malina

Ich finde Deinen Vorschlag angemessen und halte andere Möglichkeit für eine absolute Überreaktion.

Natürlich muss man reagieren!
Aber - mit einer Portion Witz ist oft mehr
erreicht. Welche Folgen hat denn bitte schön scharfes Schießen? Im günstigsten Fall zukünftig Ruhe, aber bestimmte keine, die auf Einsicht baut.

Caliopes Gedicht finde ich klasse und genau das würde ich der betreffenden Schülerin zurück schreiben.

Die allermeisten Eltern pflegen einen partnerschaftlichen Umgang mit ihren Kindern und wir kommen dann an und pulen den Kindern / Jugendlichen einen über, weil wir etwas für unangemessen oder frech halten, was in vielen Familien einfach nur witzig ist und später zu Schulerinnerungsgeschichten führt.
Mich erschreckt das Ausmaß an Konflikten, das nach meiner Beobachtung sehr oft durch differente Wertmaßstäbe angeschoben wird.

Ich wünsche mir, dass wir im Alltag einfach Gelassenheit bewahren.

Im Übrigen möchte ich persönlich meine Toleranzschwelle nicht tiefer schrauben, weil sie bei anderen tiefer liegt. Ich fühle mich als erwachsener Mensch auch durchaus in der Lage, eine Anwesenheitsliste zu kontrollieren, während meine Schüler gerade ein Pläuschchen halten!

ninale