Hallo, ich stehe gerade vor einer schwierigen Entscheidung. Anfang 2008 bekam ich eine pakistanische Schülerin in meine damals 2. Klasse. Das Kind hatte bereits die Vorklasse besucht und ist am Anfang ihrer damaligen 2. Klasse zurück in Klasse 1 gegangen - auf Antrag der Eltern. Nun ist sie bei mir in der 3. Klasse, sie ist mittlerweile 11 Jahre alt und leider kann sie dem Unterricht nicht mehr folgen. In Mathe hat sie noch Probleme im Zahlenraum 100. Das Einmaleins beherrscht sie gut, sie lernt recht gut auswendig. Ihre mündliche Ausdrucksweise ist mangelhaft, sie liest sehr stockend und kann Fragen zu Texten nicht beantworten. Im Sachunterricht kommt sie ebenfalls nicht klar.
Aufgrund des Alters, kann sie die 3. Klasse nicht wiederholen, das bedeutet, sie müsste auf eine Förderschule wechseln. Am Ort gibt es keine solche Schule, sie müsste also auch noch in die Kreisstadt zum Schulbesuch. Die Eltern sprechen kein Deutsch, die Mutter kann etwas Englisch, das aber nicht ausreichend um solche Schwierigkeiten zu klären. Was soll ich tun? Ich scheue mich, sie auf eine Förderschule zu schicken.
Förderschule ja oder nein?
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So wie du den Fall schilderst, wirst du um eine Überprüfung nicht herumkommen. Das Mädchen ist mittlerweile seit knapp 5 Jahren in Vorschule + Schule. Nach dieser Zeit sollte man sich auch in einer Zweitsprache ausdrücken können. Und auch alles andere, das du berichtest, spricht meiner Meinung nach für eine Überprüfung. Du schreibst ja auch: Sie kann dem Unterricht nicht mehr folgen. Es ist ja nicht Sinn und Zweck der Sache, das Kind jetzt mitzuschleifen ohne dass sie etwas lernt. Hast du vielleicht die Möglichkeit in der nächsten größeren Stadt einen Dolmetscher zu finden? Zuerst würde ich aber mal bei der Schulleitung und dem zuständigen Schulamt nachfragen.
Bibo
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Hallo Simone,
ich würde dir vorschlagen deine Schülerin ans Schulamt zu melden, damit ein Überprüfungsverfahren durch einen Förderschullehrer angeleiert werden kann. (ich hoffe, der Kollege der zu diesem späten Zeitpunkt dann das Gutachten aufgedrückt kriegt, liest hier nicht mit und weiß vor allem nicht wo mein Haus wohnt... )
Im Ernst, das sollte wirklich überprüft werden.
Du musst bereits auf dem Überprüfungsbogen (Melde- und Überprüfungsbögen sollten in jeder hessischen Regelschule irgendwo im Sekretariat zu finden sein, sind ansonsten schau ob du auf der Seite des für euch zuständigen Staatlichen Schulamts etwas findest) ankreuzen, welchen Förderbedarf du vermutest - aufgrund deiner kurzen Schilderung interpretiere ich mal Bedarf im Sinne der Schule für Lernhilfe.
Habt ihr vor Ort (oder in der Kreisstadt) ein BFZ (Beratungs- und Förderzentrum)? Dann ruft dort unbedingt mal an, lasst euch beraten.Mal abgesehen davon, dass du deine Schülerin nicht auf eine Förderschule "schicken" wirst, da dies eine Entscheidung ist, die du nicht alleine tragen musst - was ist so schrecklich an dem Gedanken, dass ein Kind eventuell auf eine Schule geht, die es auffangen und individuell fördern kann?
Du schreibst nichts darüber, wie sich die Situation auf die Psyche des Mädchens auswirkt, aber da ist doch bestimmt etwas zu beobachten?Grüße & einen guten Start in die neue Woche
Nanny*FerienendeBlues*Ogg -
Erst mal vielen Dank für die Antworten.
Ja, das ist leider etwas schiefgelaufen. Ich hatte das Mädchen im Januar zur Überprüfung beim BFZ gemeldet und sie wurde überprüft. Das Ergebnis ließaber auf sich warten. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass die Überprüferin vorzeitig in ihren Muttschutzurlaub ging. Dadurch hat sich das alles verzögert. Ich habe dann noch mal mit ihr telefoniert und sie meinte: "So schlimm ist das ja doch nicht, bei dem Hintergrund". Im Gutachten steht jetzt, dass sie erhebliche Probleme in Mathe und Deutsch hat. So und jetzt??? Soll ich sie noch mal melden? -
Ich würde auf jeden Fall verlangen, dass da konkrete Hinweise gegeben werden im Bezug auf einen Schulwechsel oder aber Hilfen für euch als Schule bzw. dich als Lehrerin.
Dass deine Schülerin Probleme in Mathe und Deutsch hat weißt du selber... du brauchst Hilfe, um sie entweder in deiner Klasse lernzieldifferent weiter unterrichten zu können (also eine Maßnahme des Gemeinsamen Unterrichts, Unterstützung durch einen Förderschullehrer) oder um eine Entscheidung bezüglich einer passenden anderen Schulform herbeizuführen.Gut, Beratung durchs BFZ hattet ihr jetzt (mehr oder weniger... ähem), dann würde ich jetzt den Melde- und Überprüfungsbogen ausfüllen und ans zuständige SSA schicken. Hängt die tollen Hinweise der BFZ-Lehrerin einfach mit dran und alles was ihr sonst noch so an Informationen habt... und dann so schnell wie möglich hin damit.
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Zitat
simone61 schrieb:
"So schlimm ist das ja doch nicht, bei dem Hintergrund"Menschen, die einem so was erklären, sollten einfach gefeuert werden. Ich könnte der Dame eine Menge Kinder zeigen, die "bei dem Hintergrund" gute und auch sehr gute Leistungen erzielen konnten. Und vor allem macht diese Aussage das Leben deiner Schülerin auch nicht einfacher. Dieser inkompetenten Überprüferin sollte man vielleicht mal erklären, dass es doch eher um die weitere Vorgehensweise geht, als um dubiose Ursachenforschung. Ich fass' es nicht!!!
Bibo
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Danke Bibo, du sprichst mir aus der Seele!
Vielen Dank auch für eure Tipps. Ich habe jetzt erst mal ein Gespräch mit meiner Schulleiterin, um weiteres Vorgehen zu besprechen.
Liebe Grüße
Simone
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