zum heulen....

  • huhu! *naseputz*


    ich musste gerade "schindlers liste" kucken, um mich auf den unterricht vorzubereiten. beobachtungsaufträge für die schüler wollte ich eigentlich aufschreiben.


    statt dessen hab ich - wie eigentlich zu erwarten - die letzte stunde heulend vorm tv verbracht. spätestens wenn statt gas wasser aus den leitungen kommt ist es mit meiner selbstbeherrschung dahin.


    und nun frag ich mich, wie ich den film mit meinen schülern kucken soll. kann doch da nicht einfach losplärren.


    geht es anderen hier ähnlich? oder bin ich einfach nur extrem nah am wasser gebaut? was mach ich denn, wenn ich mitten in der stunde vor mich hinschluchze?!


    sowas blödes.


    gruß
    sinfini, die immer noch


    Es gibt keine andere vernünftige Erziehung, als Vorbild sein, wenn es nicht anders geht, ein abschreckendes. (A. Einstein)


    Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin und niemand ging, um einmal nach zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge! (H. Pestalozzi)


    Im ganzen ist man kummervoll und weiß nicht, was man sagen soll. (W. Busch)

  • Hallo!


    Ich kann Dir dazu keinen Tipp geben. Aber wie alt sind denn Deine Schüler? Ich hatte ihn damals im Kino gesehen und hatte 3 Nächte lang Albträume. Als es hieß, wir schauen den in der Schule nochmal habe ich ernsthaft überlegt, die Stunde zu schwänzen, aus lauter Angst vor erneuten Albträumen :(



    Nur so als Gedankenanstoß

  • Hallo Sinfini,


    als ich den Film im Kino gesehen habe, hab ich Rotz und Wasser geheult, und auch beim 2. Sehen im Fernsehen neulich ging's wieder los! Ich würde den Film nicht ganz mit Schülern schauen, aber auszugsweise. Der Film ist ja auch recht lang. Vielleicht kann man einige Schlüsselszenen zeigen. Machst du Filmanalyse oder in welchem Zusammenhang soll der Film geschaut werden?


    LG, Vivi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    ich weiß nicht, ob man den Film wirklich nicht mit Schülern ansehen kann.
    Als ich in der 10. Klasse war, sind wir mit der Schule in den Film gegangen. Damals sind in dieser einen Woche alle Klassen aller Schulen von 7-13 da rein.


    Geschadet hat es nicht, Leute, die es vorher total doofe und überflüssig fanden, waren auf einmal sehr betroffen, von dem, was sie gesehen haben, weil sie vorher sich das so nicht vorstellen konnten.


    Aber ich denke schon, dass es auf das Alter der Schüler ankommt, was man machen kann und natürlich auch von der Reife der Schüler.


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • die schüler sind in der 9ten klasse.


    leider muss ich berichten, dass die schüler nach wie vor dümmliche judenwitze reißen...und ich bin es echt langsam leid.


    von daher finde ich, dass sie durchaus "reif" für den film sind.


    frage nur, ob ich das durchstehe.


    na..ich werde sehen und berichten.


    gruß
    sinfini

    Es gibt keine andere vernünftige Erziehung, als Vorbild sein, wenn es nicht anders geht, ein abschreckendes. (A. Einstein)


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sinfini,
    eine ganz ehrliche Warnung: Wenn du den Schüler damit einen "Schuss vor den Bug" geben willst- tu es nicht! Das Ganze kann entsetzlich nach hinten losgehen:
    Ist meiner Kollegin und mir vor zwei Jahren passiert. Drei neunte Klassen und sechs Lehrer schauten "Die letzten Tage der Sophie Scholl"an.
    Während der schlimmsten Szenen brachen die Schüler in Gelächter aus, feuerten die Mörder an etc. Die Kollegin und ich schäumten vor Wut, drohten, den Film abbrechen zu lassen, dann war Ruhe. Meine Kollegin brach danach fassungslos in Tränen aus- ich, ein kleines bisschen tougher und außerdem noch wütend, stellte die Schüler zur Rede- Gleichgültigkeit, im besten Fall ein wenig Beschämung und wir mussten feststellen: Doofe Fassade ("Coolness") zum Überspielen von Hilflosigkeit.
    Schau den Film auszugsweise und rede dann sofort mit den Schülern drüber.
    Viel Erfolg!
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Zitat

    Hermine schrieb am 13.11.2006 18:06:
    Gleichgültigkeit, im besten Fall ein wenig Beschämung und wir mussten feststellen: Doofe Fassade ("Coolness") zum Überspielen von Hilflosigkeit.


    Diese Erfahrung habe ich auch schon häufiger gemacht. Bei Besuchen im KZ oder bei anderen Themen - nicht Holocaust-bezogen - bei denen ich/wir die Schüler unabsichtlich überfordert haben. Gerade beim KZ-Besuch haben die Schüler danach auch hinter vorgehaltener Hand Judenwitze erzählt, es war aber offensichtlich, dass sie das gemacht haben, um Distanz aufzubauen, weil sie das Gesehene nicht verarbeiten konnten. Es war ziemlich schwierig, das alles mit ihnen aufzuarbeiten. Von einem "Schuss vor den Bug" kann ich deshalb auch nur abraten.


    Gruß,
    Eliah

  • Als wir damals als Schüler in dem Film Schindlers Liste waren, saßen vor uns ein paar Glatzen -
    sie fingen bei der Duschszene an zu grölen und zu klatschen, weil nackte Menschen zu sehen waren...

  • hallo ihr lieben!


    vielen dank für eure hinweise.


    natürlich habt ihr recht...ein schuss vor den bug ist bei so einer sache schwierig.


    mein mentor meinte zu anfang der reihe, dass ich mehr betroffenheit aufbauen soll. ich fand seinen vorschlag nicht so gut, da ich in meinem jugendlichen leichtsinn angenommen habe, dass bei so einem heiklen thema automatisch betroffenheit aufkommt. auf grund der hohen anzahl von schülern mit migrationshintergrund wollte ich das thema schlicht sachlich angehen.


    bis jetzt sind wir nicht über die vorkriegszeit hinaus, so dass wir die wirklich "gruseligen" sachen noch gar nicht thematisiert haben.


    ich nehme auch an, dass hinter dem versuch irgendwie witzig zu sein einiges an hilflosigkeit steckt. aber in dieser klasse habe ich den eindruck, dass sich die hilflosigkeit auf alles erstreckt was im unterricht geschieht. es kommen zu allem und jedem dumme und unangebrachte sprüch, so dass ich das nicht unbedingt aufs thema beziehen würde.


    nun bin ich etwas hin und hergerissen zwischen: da müssen sie sich mit auseinander setzen und übertreib ich es nicht vielleicht doch.


    andererseits ist schindlers liste natürlich ein echt heftiger film. und wenn die schülerinnen und schüler nicht bereits ab 16 aufwärts wären, dann würde ich ihnen das auch nicht zumuten wollen. ich denke aber doch, dass es ander zeit ist, sich mit solchen tatsachen auch auseinander zu setzen. unabhängig von ihren doofen witzen, die mich natürlich zur weißglut gebracht haben, aber natürlich kein anstoß für das sehen des filmes sein sollten.


    ich werde das ganze noch mit meinem mentor besprechen. ich nehme jedoch an, dass er auf den film bestehen wird, so dass ich keine andere wahl habe (wobei ich diese vermutlich auch nicht brauche).


    trotzdem vielen dank für eure hinweise und warnungen. ich werde mir das nochmals durch den kopf gehen lassen.


    gruß
    sinfini

    Es gibt keine andere vernünftige Erziehung, als Vorbild sein, wenn es nicht anders geht, ein abschreckendes. (A. Einstein)


    Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin und niemand ging, um einmal nach zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge! (H. Pestalozzi)


    Im ganzen ist man kummervoll und weiß nicht, was man sagen soll. (W. Busch)

  • Zitat

    sinfini schrieb am 13.11.2006 21:55:auf grund der hohen anzahl von schülern mit migrationshintergrund wollte ich das thema schlicht sachlich angehen.


    Aufgepasst - bei muslimischen Jugendlichen kann sehr leicht antisemitisches Gedankengut unter der Oberfläche wabern, das im Antagonismus Israel - arabische Welt wurzelt und im Unterricht unwillkürlich hervorbrechen kann. Das muss im Zweifelsfalls sehr flexibel aufgefangen werden.


    Zitat

    andererseits ist schindlers liste natürlich ein echt heftiger film. und wenn die schülerinnen und schüler nicht bereits ab 16 aufwärts wären, dann würde ich ihnen das auch nicht zumuten wollen. ich denke aber doch, dass es ander zeit ist, sich mit solchen tatsachen auch auseinander zu setzen. unabhängig von ihren doofen witzen, die mich natürlich zur weißglut gebracht haben, aber natürlich kein anstoß für das sehen des filmes sein sollten.


    Nun, das Problem mit "Schindlers Liste" ist, dass der Film doch sehr auf das Sentiment zielt und deshalb - trotz der tragischen Thematik! - durch seinen ostentativ erhobenen Zeigefinger solche Reaktionen provozieren kann. Man muss sich dann schon fragen, ob das Material wirklich geeignet ist, wenn regelmäßig offensichtlich kontraproduktive Reaktionen bei den Schülern auftreten. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, ob das Erzeugen von Betroffenheit wirklich ein so gelungenes Lernziel ist... Betroffenheitsgesten hinterlassen bei mir immer so einen schalen Beigeschmack.



    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Zitat

    neleabels schrieb am 13.11.2006 22:25:
    ...Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, ob das Erzeugen von Betroffenheit wirklich ein so gelungenes Lernziel ist...


    Wenn man Betroffenheit sparsam einsetzt, ist es gar nicht so falsch, jemanden betroffen zu machen. Auch solche Situationen stören das Bewusstsein kurzzeitig und geben Raum für neue Gedankengänge.
    Neue Gedankengänge sind - gerade beim Thema Judenverfolgung - bitter nötig.

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