Nachdem ich meinem Englisch-Nachhilfekind nun auch in Deutsch helfen sollte, kam mir eine Frage: Wozu lernen Kinder die Satzgliedbestimmung? Wozu braucht man das?
Meine Frage ist wirklich ernst gemeint! Ich habe zwar Deutsch studiert aber mir fällt keine Begründung dafür ein. Auch eine Freundin (ebenfalls Lehrerin, Deutsch studiert) wusste keine Begründung.
Satzglieder bestimmen
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Weil sie da sind.
Nein, im ernst. Also es ist erst einmal sicher so, dass man die "Sache" mit der man arbeitet auch theoretisch etwas durchdringen muss.
Man muss nicht unbedingt die Transformationsgrammatik kennen und verstehen, aber gewisse theoretische Grundlagen sollte man wissen. Man sollte ja auch ganz grob wissen, warum man beim Auto Öl nachschütten sollte und dass das, was gerade quietscht, der Keilrimen ist.
Meinen Schülern (am Anfang der sek 1) sage ich aber immer etwas anderes:
1. hilft das Wissen um die Satzteile dabei, abwechslungsreich zu reden / schreiben. So kann man ganz bewusst S-P-O-Sätze umgehen.
2. hlft das Wissen um die Satzteile dabei, bestimmte Satzteile hervorzuheben. Das geht zwar auch ohne das Wissen, aber mit ist es ... effektiver.kl. gr. Frosch
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hallo,
ich möchte noch hinzufügen, dass man bei interpretationen auch immer sprachliche aspekte ansprechen muss. man kann ja schlecht "das dingen hinter dem tu-wort und vor dem fürwort" sagen, da ist es einfacher zu sagen: adverbiale bestimmung x,y,z und die wird eingesetzt, weil...
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Satzglieder braucht man für:
1. Latein (wer schon im Deutschen nicht weiß, was ein Prädikat ist, hat im Lateinischen recht schnell ein riesiges Problem), in anderen Fremdsprachen ist es ebenfalls nützlich, aber nicht ganz so essentiell.
2. Korrekte Zeichensetzung (Gliedsätze zu erkennen funktioniert eben auch erst mit Kenntnis der Satzglieder)
3. Wissen, was einen vollständigen Satz ausmacht (könnte dazu führen, dass man sich schriftlich so ausdrücken kann, dass einen andere auch verstehen)
4. Schulung des logischen Denkens, des Nachdenkens über sprachliche Besonderheiten, Erhöhung der Ausdrucksfähigkeit etc.
5. Sprachliche Analysefähigkeit ist Voraussetzung für die spätere Textinterpretation
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Ich versuchte vor den Osterferien wieder einmal einer dritten Klasse das Thema Satzglieder näher zu bringen. Irgendwie scheint das in dem Alter einfach noch zu abstrakt zu sein! Das verstehen immer nur die ganz fitten Kinder. Irgendwie beschlich mich dann auch das Gefühl, dass man diese Unterrichtszeit sinnvoller nutzen könnte...
Aus Interesse fragte ich neulich meinen erwachsenen Bruder (Abitur, Maschinenbaustudent) danach - er hatte überhaupt keine Ahnung mehr davon.
Ich habe mir also auch schon die Sinnfrage gestellt und bin gespannt auf weitere Antworten!Gruß, sunshine_lady
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Hallo,
Ich denke, diese Sinnfrage stellt sich jeder irgendwann (nicht nur bei diesem Thema!). Und meiner Meinung nach kann ein guter Unterricht nur dann zustande kommen, wenn sich der Lehrer sowie die Schüler (!) der Sinnhaftigkeit der Inhalte bewusst sind.
Ich bin selber Deutschlehrer und gebe meinen Klassen zu Beginn einer solchen Einheit immer die Gründe bekannt, weshalb wir das machen. Diese sind sinngemäß:
1. Wir kommunizieren in einer Sprache, wir lesen und schreiben in einer Sprache und wir träumen in einer Sprache. Über Sprache nachzudenken und einmal zu hinterfragen, wie unsere Sprache denn überhaupt funktioniert, ist ein Stück weit Selbstzweck!
2. Wenn ich mein eigenes Schreiben verbessern will, so muss ich an meine Sätze und Texte auch mit grammatikalischen Kategorien herangehen. Daher soll ja Deutschunterricht INTEGRATIV sein! Vielleicht fällt mir ja auf, dass meine Sätze immer mit dem Subjekt beginnen. Ist das Subjekt aber immer das Wichtigste und würde es nicht Sinn machen, die Sätze manchmal umzustellen?
3. Rechtschreibung und Grammatik hängen zusammen. Um die Rechtschreibung zu erlernen und zu beherrschen benötige ich eben auch Kenntnis über die Grammatik. In Bezug auf die Satzlehre ist dies eben die Kommasetzung.
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ICh hab als ungelernte Deutschlehrerin das auch mal eine unserer Fachfrauen an der Schule gefragt und die meinte, es sei wichtig für das Englischlernen u.a., da auch dort SPO voherrscht.
Ob man dazu allerdings wissen muss, wie die Dinger heißen und das nicht über das natürliche Zuhören und Verarbeiten geht, frag ich mich auch noch.
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Für die Verbesserung des eigenen Schreibstils/kompetenz und fürs Fremdsprachenkapieren. Zwei hehre Ziele.
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Zitat
2. Korrekte Zeichensetzung (Gliedsätze zu erkennen funktioniert eben auch erst mit Kenntnis der Satzglieder)
!!!Und natürlich, um Fremdsprachen zu lernen.
Abgesehen davon stellt sich die Sinnfrage je nach persönlichem Geschmack bei sehr vielen schulischen Gegenständen. Wozu muss ich wissen, dass das Ding in der Blume "Stempel" heißt? Meine Fensterblumen blühen auch so. Nützt es mir, dass ich gelernt habe, dass es im Auge Stäbchen und Zäpfchen gibt? Wieviel von der schulischen Mathematik habe ich nach der Schule jemals wieder verwendet? Und habe ich nach der Schule jemals wieder an einem Barren gehangen?
So etwas wie "intellektuelle Neugierde" oder einfach Interesse am Gegenstand darf man vor dem Hintergrund vielleicht auch erwähnen. Wobei ich zugeben muss, dass ich mir die Sinnfrage auch häufiger mal stelle :).
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wie kann man die eigene und eine Fremdsprache bewusst einsetzen, wenn man keine Ahnung von Satzgliedern hat ?
das muss auch nichtklangweilig oder abstrakt sein, denn gerade im Deutschen, einer Sprache mit Flexionsendungen, kann man damit z.B. interessante Puzzlespiele vernastalten und schauen, wie sich was durch die Stellung im Satz bzw. durch einen Funktionswechesl verändert
Malina: man sollte beides können. Intuitiv eine Fremdprache lernen, ist auch ein hehres Ziel, klappt aber bei vielen Schülern nicht, weil z.B. das Englische eben nicht die Mutterprache ist, die man Tag und Nacht um sich hat.
Da ist für manche Schüler ein kognitiver, strukturierter Zugang, den sie lernen könne, ganz hilfreich
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