Klassenfahrt - Streit mit mitfahrendem Kollegen

    • Offizieller Beitrag


    zu a) nein, nicht mal die schulordnung oder die kommentare sagen das - falls man so auf gesetze steht. wurde von mir auch noch nie verlangt und ich würde das auch nicht verlangen. die umkehrregel ist ebenso verständlich: ich muss ausgeschlafen sein, um meine aufsichtspflicht am tag ordentlich wahrzunehmen.


    zu b) halte ich für kritisch beim vorliegenden fall. ich habe in der zehnten realschule oft schüler, die schon 18 sind. trotzdem gelten für diese dieselben regeln wie für die anderen. ich kann nicht jedem ein extra-dingens schnitzen.


    und grundsätzlich halte ich es nicht für verwerflich, darauf zu pochen, dass freizeit auch ohne alkohol gestaltet werden kann.


    und bei schriftlichen regeln: ich finde es gut, wenns bei euch funktioniert und es läuft und würde es im zweifelsfall hier auch vorschlagen..., aber ich stehe da immer noch auf dem standpunkt, dass ich es mit erwachsenen, gebildeten menschen zu tun habe und arbeite lieber mit dem gesunden menschenverstand.


    ...



    h


  • Wir Lehrer haben einen Rahmen vorgegeben, der sich durch rechtlichen Regelungen und die pädagogisch-didaktischen Erkenntnisse auszeichnet. Innerhalb dieses Rahmens tragen wir die pädagogische Verantwortung für unsere Schüler. Ich gehöre nun bestimmt zu denjenigen, die diesen Rahmen recht gut kennen und diesen in Zweifelsfällen gerne ins Gedächtnis ruft. Bestimmt kann man aber aus meinen Beiträgen nicht herauslesen, dass ich (krampfhaft) nach Regeln und Vorschriften suche.
    Regeln und Vorschriften müssen altersadäquat sein, sonst kommen wir unserer erzieherischen Verantwortung nicht nach. Auch die Rechtsauffassung unserer Juristen und die gängige Rechtssprechung ist, dass Jugendliche mit wachsendem Alter wachsende Verantwortung tragen können und sollen. Wenn man Schüler in ein zu enges Korsett steckt, gibt man ihnen nicht die Gelegenheit, mit Freiräumen korrekt umzugehen.
    Im Gegenteil, zu dem was du hier implizierst, besitzen meine Schüler mit wachsendem Alter und wachsender Reife eine wachsende Zahl an Freiheitsgraden. Diese sind aber wohl überlegt und wohl begründet bzw. rechtlich abgesichert. Die Übertretung wird selbstverständlich nachvollziehbar sanktioniert.
    Dass man als Lehrer andere pädagogische Konzepte hat und wahrscheinlich besonders als Junglehrer Risiken minimieren will, halte ich nicht verwerflich. Dass mein lockerer Begriff "Klosterfahrt" vielleicht etwas missverständlich ist, okay. Die Verfasserin hat damit aber anscheinend kein Problem - zumindest hat sie es nicht thematisiert. Ich frage mich dann, warum Dritte das Betroffenheitsschwert schwingen müssen.


    Und mein letztes Argument bleibt ganz außen vor: Eine Studienfahrt trägt bestimmt - nomen est omen - die Bemühung in sich. Aber jungen Menschen, denen man die Schönheit von Kunst und Kultur zeigen soll, mit eben letzten beiden zeitlich zu disziplinieren, halte ich für verfehlt. Der Besuch kultureller Stätten und Veranstaltungen bedarf auch der Zeit und Muße. Baedecker-Abhaken im Minutentakt ist in meinen Augen Bildungsspießbürgertum und hat nichts mit dem Verstehen von Kultur und einer guten Studienfahrt zu tun.


    Selbstverständlich gibt es für mich keine allgemeine Alkoholfreigabe bei außerunterrichtlichen Veranstaltungen. Aber in der Freizeit am Abend oder bei eintägigen Ausfahrten nach dem offiziellen Programm privat sehe ich das altersadäquat in geregeltem (und vor allem) beaufsichtigten Rahmen durchaus als Option.
    Warum habe ich das Gefühl, dass deine Einwürfe gegen mich zum guten Teil auf Projektion beruhen?

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    4 Mal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Können wir "back to topic" kommen?


    Im fraglichen Fall ging es um eine Fahrt mit Schülern einer 10.Klasse Realschule. Davon war sicher keiner volljährig.


    Einige Schüler sind derzeit wohl noch 15 Jahre alt, andere Schüler haben zum Teil erst kürzlich das 15.Lebensjahr vollendet. Sollten bei dem Besäufnis 15-jährige beteiligt gewesen sein, hat der Kollege eine Ordnungswidrigkeit nach JuSchG begangen, die ihn bei einer Anzeige der Eltern einige Euros kosten könnte. Als Lehrer auf der Klassenfahrt übernimmt man die Funktion des "Erziehungsbeauftragten" und hat diese Funktion im Sinne der Personensorgeberechtigten (=Eltern) auszuüben.


    Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt als "Regelverbreiter" bezeichnet werde:
    Als Beamte haben wir auf die Einhaltung der Gesetze zu achten. Freiwillig oder unfreiwillig ist da egal. Bei Missachtung bekommen wir - als Staatsbeamte- stärker eins auf die Mütze als andere Berufs- und Bevölkerungsgruppen. Besonders, falls es um die Belange Schutzbefohlener geht. Und das können bei einer Klassenfahrt auch Volljährige sein.


    Näheres zum Alkohol regeln §4 bis 9 des Jugendschutzgesetzes (JuSchG)
    http://www.bmfsfj.de/Kategorien/gesetze,did=5350.html

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Sehe das absolut so wie alias. Ich war letztes Jahr bei einer klassenübergreifenden Schulfahrt dabei, die jüngsten Schüler in der 7. Klasse, die ältesten schon volljährig. Natürlich galt da absolutes Alkoholverbot, denn man muss sich an den Jüngeren orientieren. Ich kann bei einem Cafebesuch nicht genau kontrollieren, wer schon 16 ist und wer noch keinen Alkohol trinken darf. Das haben die Älteren übrigens auch ohne Murren und Probleme akzeptiert.
    Übrigens sehe ich es auch als sehr problematisch an, dass die Schüler bis nach Mitternacht unterwegs waren. Ist so für Jugendliche auch nicht erlaubt, oder?

  • Hallo "blumenwiese"


    Ich habe mitgelesen und möchte eigentlich nur noch hinzufügen, dass du auf gar keinen Fall ein schlechtes Gewissen haben musst , wenn du die Vorfälle der Schulleitung meldest. Es geht hier sowohl um das Fernbleiben (auch übber Nacht), das Nicht- Erreichen, das Betrinken mit Schutzbefohlenen.


    Dass er ab und zu ganz brauchbar war, ist ja wohl das Mindeste!!!! Also rede Dir nicht ein, du könntest ihr deswegen nicht "melden"


    Stell Dir vor, du wärst eine Schülermutter. Möchtest Du, dass so eine Person Unterricht erteilt und mit Deinem Kind zu tun hat?


    Bitte bitte unterstütze so ein Verhalten nicht!!! Das tust du wenn Du es einfach hinnimmst.


    Gruß
    Anna

  • Zitat

    Original von alias
    Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt als "Regelverbreiter" bezeichnet werde:
    Als Beamte haben wir auf die Einhaltung der Gesetze zu achten. Freiwillig oder unfreiwillig ist da egal. Bei Missachtung bekommen wir - als Staatsbeamte- stärker eins auf die Mütze als andere Berufs- und Bevölkerungsgruppen. Besonders, falls es um die Belange Schutzbefohlener geht.


    Und das ist auch richtig so, wenn ich mich mal zu den "Regelverbreitern" dazu stellen darf!


    Ich weiß auch ehrlich gesagt überhaupt nicht, was daran problematisch sein soll, wenn ich als Bediensteter eines demokratischen Rechtsstaates in meinem Verantwortungsbereich dafür sorge, dass ich das geltende Recht einhalte. Hier wird ja nachgeradezu so getan, als ob verbindliche Rechtsvorschriften etwas anstößiges seien!


    Übrigens ist man als Lehrer auf einer Klassenfahrt in einer exponierten Situation - klare, kategorische Verhaltensregeln, vor allem, wenn sie von den Schülern oder ihren Erziehungsberechtigten schriftlich bestätigt werden müssen, dienen der eigenen Rechtssicherheit. Das ist heutzutage bitterlich nötig, wo man als Lehrer ständig in der Gefahr schwebt, dass einem ein Rechtsanwalt am Allerwertesten hängt!


    Aber zurück on topic:


    Ich halte das Verhalten dieses Kollegen für extrem unkollegial und unprofessionell. Wenn ich als Lehrer irgendwo bei einer Veranstaltung einspringen muss, die ein anderer organisiert hat und durchführt, dann halte ich mich doch bitte bei dessen Entscheidungen zurück. Das hat mit "Befehlsgewalt" oder "Leitung" überhaupt nichts zu tun, sondern damit, dass ich unter Umständen gar nicht weiß, warum und welchen Kontexten diese oder jene Entscheidung gefallen ist.


    Abgesehen davon - vor Schülern die pädagogischen Entscheidungen eines Kollegen nicht nur abfällig zu kommentieren sondern auch noch zu sabotieren ist ja wohl ein absolutes Unding. Unprofessioneller gehts ja wohl kaum noch. 8o


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

    • Offizieller Beitrag

    Ich sehe generell auch das gleiche Problem wie Alias und Gingergirl:
    Es handelt sich hier ja nicht um Oberstufenschüler, die alle mindestens über 16 oder kurz vor dem Abi sogar über 18 sind, sondern um Zehntklässler einer Realschule, die im Normalfall zu dieser Jahreszeit noch nicht alle über 16 sind.


    Hier wäre ja alleine vom Alter der Schüler her die Regelung "ein Glas Bier ist erlaubt" schon sehr schwierig.


    Waren denn auch Schüler mit dem Lehrer unterwegs, die unter 16 waren? Wurde auch anderer Alkohol konsumiert als Bier oder Wein?


    Ich halte das Verhalten des Kollegen für vollkommen verantwortungslos!

  • Meine Meinung als Lehrerin habe ich ja bereits deutlich geäußert. Als Mutter möchte ich noch anfügen:
    1. Mein Sohn ist siebzehn und trinkt absolut keinen Alkohol.(Ausnahme: ein halbes Glas Sekt zum Anstoßen, aber auch das sehr selten und nicht vor dem 16. Lebensjahr.) Das Leben macht auch ohne Drogen (dazu sind Zigaretten und Alkohol zu zählen) Spaß, und das gilt auch für Klassenfahrten. (Wobei mir schon klar ist, dass man als Lehrer nie die hundertprozentige Kontrolle hat.) Wenn ich nun erfahren würde, dass ausgerechnet ein Lehrer, dem ich mein Kind offiziell anvertraut habe, diese Erziehung boykottieren würde, dann liefe ich Sturm!
    2. Eine Klassenfahrt (noch dazu in solche Städte wie Berlin, Hamburg usw.) ohne entsprechendes Kulturprogramm "rund um die Uhr" würde ich nicht akzeptieren. Das hat mit "Abhaken" noch nichts zu tun, und "Freiräume bleiben trotzdem genug. Durch Geschäfte und Kneipen ziehen, das kann man auch zu Hause. Als Lehrer hat man ein gewisses Niveau vorzugeben und vorzuleben!

    • Offizieller Beitrag

    Zu meiner bisherigen Meinung möchte ich noch etwas hinzufügen:
    Zum Einen ging es bei meinen Äußerung immer um Oberstufenschüler, die in der Regel volljährig oder zumindest 17 Jahre alt sind.
    Bei Realschüler, die noch nicht 16 sind, ist die Lage ganz klar- da zählt das Gesetz!
    Zum Anderen würde ich niemals jemanden zum Alkohol zwingen, natürlich kann man seine Freizeit auch ohne Alkohol amüsant genug gestalten- mein Vorschlag bezog sich lediglich auf die Gruppen, die ständig quengeln, sie seien aber schließlich von Gesetz her alt genug etc. pp. Und mir kann keiner erzählen, dass ihr das nicht kennt!
    Einen weiten Bogen um dieses Thema zu machen, kann meiner Erfahrung nach unglaublich nach hinten losgehen- dann wird halt versteckt gesoffen!
    Ich persönlich finde es unglaublich, dass man auf einer Klassenfahrt ständig Kultur pur machen soll- so verdirbt man den Schülern den Spaß daran nämlich am schnellsten! (Ich spreche von unzähligen Toskana-Urlauben, ich hab danach noch Jahre gebraucht um zu kapieren, dass Kultur nicht nur öde Besichtigungen bedeutet!)
    Ihr selbst bleibt wohl im Urlaub bis auf diverse Kirchenbesichtigungen auch im Hotel- weil man ja durch Geschäfte (von Kneipen war nicht die Rede!) auch zu Hause ziehen kann?
    Das hat im übrigen mit meinem persönlichen Niveau überhaupt nichts zu tun! Aber eine Klassenfahrt soll auch gemeinschaftsfördernd sein- und das ist es bestimmt nicht, wenn man nur ein Museum nach dem anderen und eine Kirche nach der anderen "ablatscht"- was für mich persönlich übrigens nicht viel mit Kultur zu tun hat!

  • Unter "Kulturprogramm" verstehe ich NICHT das "Ablatschen von Museen". Im weitesten Sinn gehören auch Dinge dazu wie: Stadtrundfahrt oder -rundgang, Kennenlernen eines besonderen Stadtviertels, Schiffs- oder Bootsfahrt, Besuch eines Schwimmbades oder Freizeitzentrums, Tierpark/Zoo, Theater oder Kino u.a.
    Das alles kann ungemein zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls beitragen! (Und - wie gesagt- da bleibt immer noch Freizeit, einschließlich Einkaufsbummel).
    Nein, im Urlaub bleibe ich nicht jeden Tag im Hotel (Ferienwohnung), wir nehmen uns immer etwas Interessantes vor (einschließlich Wandern).
    Die Sache mit dem Alkohol ist heikel, das weiß ich selbst, und ein "heimliches Besäufnis" ist garantiert nicht das, was ich riskieren will. Aber ich habe doch die (moralische ) Pflicht, alles zu tun, um so etwas zu verhindern.


    ( Hermine: Ich wollte dich ganz bestimmt nicht persönlich angreifen. ;))

  • Zitat

    Original von Referendarin
    Waren denn auch Schüler mit dem Lehrer unterwegs, die unter 16 waren? Wurde auch anderer Alkohol konsumiert als Bier oder Wein?


    Zwei der Schüler waren unter 16, jedoch wurde (nach meinen Informationen) kein anderer Alkohol, also auf deutsch Hochprozentiges, konsumiert. Die Schüler waren auch alle noch gut beieinander, deswegen gehe ich auch davon aus, dass mich mein Kollege in diesem Bereich nicht angelogen hat.


    Zur Kultur: Ich persönlich sehe es einerseits als eine Möglichkeit, den Schülern Zeit für Dummheiten zu nehmen, andererseits natürlich auch einfach als wichtig an. Ob sie die Kultur so nun annehmen oder nicht, bleibt ihnen überlassen.

  • Zitat

    Original von Blumenwiese
    Zur Kultur: Ich persönlich sehe es einerseits als eine Möglichkeit, den Schülern Zeit für Dummheiten zu nehmen, andererseits natürlich auch einfach als wichtig an. Ob sie die Kultur so nun annehmen oder nicht, bleibt ihnen überlassen.


    Ich finde, es lohnt sich schon, darüber nachzudenken, wie Kultur präsentiert wird. Bis zum Beginn meines Kunst-Gks waren vor allem Museen, aber auch kulturelle Stätten wie Kirchen, Orte, die dazu dienten, Schüler durch Langeweile und müde Füße niederzumachen.


    Der Leiter unserer Kunst Gks war ein rennomierter Künstler, dessen Ausstellungen und Motive auf Veranstaltungsplakaten internationale Wirkung hatten. Vor dem ersten Besuch einer großen Galerie machte er uns Folgendes klar:
    Kunst braucht Zeit. Es geht in einem Museum nicht darum, möglichst viel quantitativ zu sehen, sondern möglichst viel qualitativ. Wer nur Bilder abhakt, kann Kunst nicht verstehen. Es ist außerdem schlicht frech, Kunstwerke mit einem 2 Minuten Blick zu "würdigen", die Künstler selbst viel Arbeit gekostet haben. Sein Tipp: "Suchen Sie sich einige wenige Bilder, die Sie ansprechen und nehmen Sie sich dafür viel Zeit."
    Mir geht es nun nicht darum, irgendwelchen persönlichen Erlebnisse hier breitzutreten. Schlichtweg ist für mich die Argumentation des damaligen Kollegen deswegen überzeugend, weil nicht nur unserer Gk Kunst und Museen ganz neu entdeckte (und freiwillig die Kurse in 13 weiterbelegte), sondern viele Jahrgänge nach uns Ähnliches berichteten.


    Des Weiteren bestärkt mich in dieser Auffassung auch die moderne Museumspädagogik, die mehr eine entdeckende als eine rezipierende ist.


    Wenn ich nun höre, dass Schüler durch ein straffes Kulturprogramm diszipliniert werden sollen, gehen mir inhaltlich die Nackenhaare hoch. Ich glaube nicht, dass man durch ein "friss oder stirb" das Interesse der Schüler an Kultur wecken kann (und niemand braucht einem BS-Lehrer zu erzählen, wie schwer das stellenweise ist!).


    Ich denke, es wäre einen anderen thread wert, wie man dies alters- und schulartgemäß rüberbringt und ggf. auch strukturiert.


    Noch ein Letztes: Kultur- und Freizeitprogramm sollte man nicht über einen Kamm scheren. Ansonsten gehe ich aber damit d'accord, dass Klassenfahrten immer auch eine wichtige Wirkung im sozialen Bereich haben (sollen).

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • So, ein kleiner Nachtrag meinerseits. Ich wollte nun gestern am ersten Schultag nach den Ferien ein Gespräch mit dem Kollegen suchen, musste aber leider erfahren, dass dieses nicht mehr stattfinden wird, da er in den Osterferien bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. :(
    Bin immer noch ein wenig geschockt, genau wie natürlich die Klasse.
    Aber damit hat sich das Thema wohl nun wirklich erledigt, wenn auch nicht auf eine schöne Art und Weise....

  • Gerade eben dachte ich: Schön, dass sich Blumenwiese noch mal meldet, mal sehen, was es Neues gibt...
    Und nun so etwas Entsetzliches! Für uns hier ist er ja ein wildfremder Mensch, und doch gibt einem so etwas immer einen Stich. Heute macht man noch Pläne, und morgen...?
    Mit nachdenklichen Grüßen


    Basti zwei

  • Wie furchtbar! Ich finde es immer schlimm wenn man irgendwie so unbereinigt auseinander gegangen ist und dann sowas passiert.
    Das ist wirklich sehr traurig. Ich hoffe, er musste bei seinem Unfall nicht auch noch lange leiden.
    Macht ihr etwas für ihn?

  • Nuki: Ja, das ist auch etwas was mich sehr bedrückt, wenn es keine Möglichkeit mehr gibt, bestimmte Sachen zu bereinigen. Daran sollte man auch immer denken, wenn man im Streit auseinander geht. Sonst ist es irgendwann zu spät...
    Ich hatte mit ihm in den Ferien noch kurz telefoniert und die Sache zumindest im Ansatz geklärt, er hat sich für einiges entschuldigt, ebenso ich, aber trotzdem, irgendwas stand noch im Raum...
    Ob er leiden musste weiß ich nicht, er hat aber im Krankenhaus wohl noch einige Stunden gekämpft. Leider umsonst... :(


    Ich würde mit der Klasse gerne etwas für ihn machen. Die Frage ist nur was? Ich fühle mich zur Zeit fast ein bisschen mit der Situation überfordert.
    Wir werden wohl zu seiner Beerdigung gehen, aber ich wollte mit den Schülern auch noch mal über alles reden und evtl. irgendetwas basteln.
    Hättet ihr da Ideen, was man machen kann?


    Ich bin wirklich noch etwas geschockt, immerhin war er erst 38 und mitten im Leben...Wie du sagtest, Basti zwei, ein Mensch mit Plänen. Man sollte immer daran denken, wie schnell so etwas vorbei sein kann...

  • Ja, ich denke, sowas holt einen immer mit rasanter Schnelligkeit auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich denke oft, wenn ich mich z. b. ärger wie doof ich bin, weil ich mir damit meine Lebenszeit kaputt mache. Ich versuche deshalb so oft wie möglich einfach auch was Gutes für mich zu tun, damit ich nicht denken muss "wie jetzt, das war Dein Leben? Das sollte doch gerade erst anfangen!" Schließlich weiß ja keiner von uns wie viel Zeit im letztendlich vergönnt ist.


    Ich finde, Du hast das getan, was Du tun konntest. Du konntest noch mal telefonieren und hast Dinge klar stellen können und ihr habt Euch entschuldigt. Somit bist Du ihm nichts schuldig geblieben und musst kein schlechtes Gewissen haben. Es ging ja schließlich auch um formale Dinge die eben nicht so witzig sind wenn man die Verantwortung für 25 Schüler trägt. Als Privatmensch kann man einfach anders sein als im Beruf.
    Privat juckt es mich nicht, wenn die Kinder Handstand Überschlag im Wohnzimmer machen, in meinem Klassenzimmer schon, weil ich dann mir ausrechnen kann, das sich damit die Wahrscheinlichkeit von einer Verletzung erhöht die ich dann rechtfertigen muss.
    Wenn ich privat unterwegs bin dürfen die Kinder gerne auf dem Bahnsteig rumhopsen, meine Schüler dürfen es nicht weil ich nicht will das einer auf den Gleisen liegt.
    Ich glaube, das wusste Dein Kollege auch und hat im Nachhinein gemerkt wie doof das auch für Dich war weil Du einfach in Konflikte damit gestürzt wurdest die unnötig gewesen wären, wenn sich alle an die Regeln gehalten hätten. Sonst hätte er sich sicher nicht entschuldigt.


    Somit finde ich wirklich Du hast das Beste draus gemacht was eben möglich war.



    Ich habe bisher nur einmal erlebt, dass eine Kollegin gestorben ist. Ich habe damals mit den Kindern ihren Namen mit Teelichtern gestellt und am Grab haben wir dann Luftballons fliegen lassen mit einem Wunsch für sie. Ich bin allerdings in der GS tätig und weiß nicht, ob sich das auf Deine Klassenstufe übertragen lässt. Im Gespräch mit Schülern finde ich es gut zu sagen, was man an demjenigen mochte und warum er einem fehlt, dazu stellt man dann eben sein Teelicht in das Herz oder wenn man nichts sagen will, dann stellt man nur das Teelicht dazu.
    Ganz wichtig finde ich einfach, dass die Schüler die Möglichkeit zum Reden bekommen, so ein Gespräch ergibt sich dann meistens von ganz alleine. Und noch wichtiger: Auch schlechte Gefühle sind erlaubt,man darf auch sauer sein. Vielleicht weil das letzte was man mit demjenigen erlebt hat besch... war oder weil er einfach so gegangen ist.


    Gibt es denn Hinterbliebene? In dem Fall ist vielleicht auch ein Brief schön in dem die Schüler schreiben was sie an Herrn x mochten und ein paar Fotos von der Klassenreise beilegen.

  • Ja, ich bin auch wirklich froh, dass ich noch mal mit ihm gesprochen habe. Und du hast Recht, es war ja auch kein privater Konflikt, sondern rein beruflich. ´
    Privat mochte ich ihn ja sehr, ein sympathischer Kerl halt, aber beruflich ließ sich das einfach alles nicht vereinbaren.
    Und ich bin wirklich sehr dankbar, dass wir das beide noch klarstellen konnten.


    Ich habe mit der Klasse heute noch einmal eine ganze Stunde über K. und seinen Tod gesprochen und ich glaube, das hat allen Beteiligten viel gebracht. Und es war wirklich rührend zu sehen, wie nah das den Schülern eigentlich ging.
    Zum Anfang rückten die meisten noch nicht mit der Sprache raus, aber irgendwann wollte jeder etwas sagen, sich etwas von der Seele reden. Das ging richtig tief...Vor allem die drei Mädels, die ihn auch privat gut kannten waren richtig fertig.
    Eine von ihnen kam nach der Stunde sogar noch zu mir, weil sie etwas erzählen wollte, was sie aber nicht unbedingt vor der ganzen Klasse sagen mochte. Ich habe mich in der Pause dann noch lange mit ihr unterhalten.
    Sie ist keine sonderlich einfache Schülerin, sehr intelligent, aber wirkt immer sehr abweisend und teilweise arrogant. Die meisten Leute lässt sie nicht an sich heran. Eine Sache, die sie in dem Gespräch auch angesprochen hat. Aber Herr K. hatte wohl eben dies geschafft und sich viel mit ihr beschäftigt. Er habe ihr immer geholfen, wenn sie ein Problem gehabt hat und ihr immer ein offenes Ohr geschenkt, egal was war. Und nun wüsste sie nicht, was sie machen solle.
    Für sie wäre nicht irgendein Lehrer gestorben, sondern fast so etwas wie ein Freund.
    Sie fühle sich verlassen und wütend, weil er einfach so weg war. Sie hatte kurz vor seinem Tod noch Email-Kontakt und er hatte ihr noch schöne Ferien gewünscht. Und nun war er einfach so weg.
    Das Gespräch hat mich wirklich berührt, vor allem weil es wohl das erste wirkliche Gespräch war, was ich überhaupt mit dieser Schülerin hatte.
    Am Ende hatte ich wirklich den Eindruck, dass es uns beiden geholfen hat.


    Ja, an einen Brief habe ich auch schon gedacht. Er hat zwar keine Familie, aber eine Freundin, die mich auch schon nach Fotos von der Fahrt gefragt hat. Ich denke, da werden wir etwas machen.

  • Hallo,


    bin ganz neu hier und habe mich mal in diesem ersten Thema eingelesen, vielleicht 50 % der Beiträge und will mich nun auch kruz äußern:


    Das Zauberwort ist auf alle Fälle erstmal "Verantwortung". Ich habe scho zahlreiche Fahrten mit Schülern durchgeführt, habe meine Meinung und meine Vorschriften im Laufe der Zeit angepasst, speziell zum Thema "Alkohol", bin aber eben der Meinung, dass die Berücksichtigung dieses Wortes "Verantwortung" in seiner umfassenden Bedeutung hier die Richtschnur sein muss. Problem und pädagogische Aufgabe ist dabei, dass diese Verantwortung in viele Richtungen besteht, im Falle von Kollegin Blumenwiese gegenüber


    a) den Schülern, dass die Fahrt Spaß macht
    b) den Erziehungsberechtigten, dass die Kinder "gut aufgehoben" sind
    c) den Vorschriften des Jugendschutzes gegenüber
    d) dem Gesichtspunkt "Kollegialität", was den Kollegen betrifft (ob ein Gespräch mit dem Schulleiter hier notwendig wäre, um praktisch andere Schüler zu schützen, wie angeklungen ist, halte ich für sehr fraglich)
    e) zukünftigen Schülern gegenüber, weil ja durch entsprechende Reglementierungen oder Reaktionen die Lust, Fahrten zu veranstalten sinken kann.


    War etwas allgemein, dieser Beitrag, ich weiß, wollte aber damit nur betonen, dass ich trotz einer ziemlich liberalen Grundeinstellung noch nie Probleme bei Abschlussfahrten oder auch Schullandheimaufenthalten mit jüngeren Schülern hatte und Probleme mit Kollegen schon gar nicht (egal, ob ich nun "Chef" oder "Gleichberechtigter" war) und dass ich unter dem Gesichtspunkt der fünffachen Verantwortung sicher nicht schlecht gefahren bin.

  • ich glaube das mit den Fotos und dem Brief ist eine gute Sache. Da wird sie sich sicher freuen, wenn sie ein bißchen den Schock überstanden hat.

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