wie ist euer verhältnis zu eurer zweitkraft?

  • hallo,


    ich habe ein paar stunden die woche eine zweitkraft in der klasse. sie ist auch lehrerin, allerdings wird ihr abschluss hier nicht richtig anerkannt (sie kommt aus einem anderen land und hat auch dort ihre ausbildung gemacht), so dass sie bei uns nur als zweitkraft arbeiten darf. sie ist ungefähr doppelt so alt wie ich und hat dementsprechend natürlich mehr lebenserfahrung und berufserfahrung als ich.
    versteht mich nicht falsch, ich schätze ihre arbeit wirklich sehr und sie stellt für mich eine unheimliche entlastung dar (ich habe eine klasse mit vielen verhaltensauffälligen und leistungsschwachen kindern). wenn sie mit in der klasse ist, mache ich meist wochenplan- oder freiarbeit. sie hilft dann meist den schwächeren kindern, während ich die arbeitsergebnisse der kinder kontrolliere und / oder einzelnen kindern etwas (neues) erkläre bzw. diverse lernstandstest durchführe.
    jedoch gibt es ab und an gewisse reibereien zwischen uns, da ich das gefühl habe, dass sie mich aufgrund meines alters (mitte zwanzig) in meiner rolle als lehrerin und als ihre "chefin" nicht so wirklich ernst nimmt. so kam es beispielsweise nun schon öfter vor, dass sie mich "belehren" wollte, was ich zu eltern sagen müsse. oder sie spricht ohne meines wissens mit der sozialarbeiterin über die kinder der klasse. ich denke, da wäre doch eigentlich ich als klassenlehrerin die erste instanz, bevor sie (ohne mein wissen) mit dritten spricht, oder?!
    natürlich kann es auch sein, dass ich das alles überbewerte... ich bin gespannt auf eure kommentare und auf eure eigenen erfahrungen! :)


    grüße.

  • Hallo liebe julia!


    Ich bin zwar keine Zweitkraft, aber auch begleitend zur Klassenlehrerin in der Klasse tätig, bei uns heißt das Begleitlehrerin, meine Kolleginnen sind klassenführend, und nicht viel älter als ich (bis Mitte 30) ich bin mitte 20 , aber es kommt auch immer wieder zu Reiberein, bzw, es wird viel hinter dem Rücken ausgetragen,weil sie mich nicht als vollwärtige Person in der Klasse sehen,( meine Meinung, da darf ich halt die Schwachen fördern aber mehr auch nicht) klar denke ich, dass die Zweitkraft zuerst mit dir über verhaltensauffällige Kinder sprechen sollte, aber ich denke, ihr wisste beide , dass diese Kinder verhaltensauffällig sind, vl holt sie sich nur Rat bei den Sozialarbeiterinnen, ich spreche auch öfter mit der Beratungslehrerin, und gebe da nicht immer der Klassenlehrerin bescheid, weil es einfach sehr mühsam ist, sprich sie doch mal drauf an und frage sie, wieso sie mit den anderen spricht, vl gibt es dafür eine ganz einfache Erklärung. Vielleicht fühlt sie sich in ihrer Rolle auch nicht wohl, und meint es mit ihren Tipps nur gut. Ich kann es verstehen, schließlich finde ich hat man es als Zweitlehrerin nicht leicht.


    LG MM

  • Vielleich thilft die Sichtweise, dass du nicht ihre Chefin bist, sondern dass du die Verantwortung für die Kinder und für den Lernerfolg deines UNterrichts trägst und du deshalb Entscheidungen mit ihr besprechen möchtest. Vielleicht kannst du sie ja auch in Punkten einbeziehen/ fragen, bei denen dir ihre Berufs-/ und/ oder Lebenserfahrung helfen kann.
    Zeige ihr, dass du ihre Arbeit wertschätzt und sie wichtig ist für die Kinder und dich. Das entspannt vielleicht euer Verhältnis etwas. Dann kannst du ihr auch eher Dinge sagen, die dich stören.

  • Zum Thema Zweitkraft kann ich auch ein Liedchen singen...


    Hatte eine Zweitkraft, mit der ich ähnliche Probleme hatte, die du beschreibst: tat sich schwer, meine Lehrerkompetenz zu akzeptieren (ist 30 Jahre älter als ich, hat selber vier Kinder - alle in meinem Alter - groß gezogen, ist selber keine Lehrerin aber hat ja die Lebenserfahrung...). Ging von ganz banalen Reibereien los bis hin zu richtig handfesten Konflikten.


    Tausende Supervisionsstunden haben wir verbraten, irgendwann wusste ich auf die Frage "Was schätzt du an deiner Kollegin?" gar nichts mehr zu antworten.


    Schlussendlich war sie dann ein halbes Jahr krank und hat gekündigt. Bei uns ist es so, dass wenn eine neue Zweitkraft eingestellt wird, der Lehrer Mitspracherecht hat.


    Ich hab mir vorher immer geschworen "nie wieder so eine alte Zweitkraft" - jetzt hab ich wieder so eine, gut über 50, volljährige Kinder die studieren, etc. War mir einfach die sympatischte Person...


    Was ich aus der Supervision mitgenommen habe (was ich jetzt auch immer noch weiter so handhabe und was sicher auch dazu beigetragen hat, dass wir ein super Verhältnis miteinander haben)


    - klare Regeln von Anfang an. Habe meiner Assistentin noch vor Dienstantritt ein zwei DinA4-seitiges Regeln-die-in-meiner-Klasse-gelten Blatt gegeben (sowohl in Hinblick auf die Kinder als auch in Hinblick auf die Eltern etc.). Hatte ich bei meiner vorherigen Zweitkraft auch nicht gemacht, als es Konflikte gab ihr dann gegeben (Regeln vorher mit der Schulleitung abgesprochen, es sind aber auch vieles so banale Regeln wie "der erste Elternkontakt läuft über die Lehrerin" oder "vor den Eltern darf die Lehrerin oder ihre Arbeitsweisen nicht kritisiert werden"). Die Regeln waren dann auch ein Grund für meine bisherige Assi, dass sie gekündigt hat ("damit kann ich nicht leben")


    - regelmäßige "Dienstgespräche". Bei uns gehen 45 Minuten ihrer Assi-Zeit jede Woche drauf, dass wir uns zusammensetzen. Ich beginne immer mit der Frage "Wie ging es dir diese Woche? Liegt dir etwas am Herzen?". Dann sprechen wir kurz über die Beobachtungen über die vier Kinder, die wir uns vorgenommen hatten, in der letzten Woche genau zu beobachten. Danach stelle ich ihr kurz meine Wochenplanung für die kommende Woche vor, erkläre ihr, welche Teile sie übernehmen soll und frage sie, ob sie Problemstellen sieht oder eigene Ideen hat. Zum Schluss wählt sie immer vier neue Kinder aus, die wir in der kommenden Woche genau beobachten.
    Tipp der Supervisorin damals: durch klare Gesprächsführung im Zweier-Gespräch von meiner Seite aus die Rangordnung genau festlegen.


    Ich habe Glück - momentan verstehe ich mich mit meiner "Leih-Mama" (die bei Liebeskummer auch schon mal die passenden homöopatischen Kügelchen dabei hat) prächtig. Als ich deinen Bericht las, kam mir wieder in Erinnerung die Zeit vorher und ich konnte mich auch erinnern, wie wir uns immer durch unsere Team-Gespräche gequält haben, wie sie aber wichtig waren ihr auch zu zeigen, was ich will.


    Viel Erfolg, halte durch, arbeite an euerer Haltung, es lohnt sich!

Werbung