Hallo zusammen,
neue Woche, neue Herausforderungen!
Aufgrund wahrgenommenem Leistungstief einer Schülerin habe ich diese heute auf meine Bedenken angesprochen. Zum Hintergrund: Die Schülerin ist recht pfiffig, eigentlich hätte sie das Zeug zu einer guten 3, wenn nicht sogar schlechten 2 im Englischen, traut sich auch Sätze auf Englisch zu formulieren, auch wenn diese etwas holprig sind und macht überwiegend einen recht "gesunden" Eindruck. Nun sagen mir viele meiner Kollegen/-innen, dass dieser Zeitraum bis zu den Osterferien schon an der Motivation der SuS nagt und die letzten zwei Wochen schon recht schwierig werden. Dennoch habe ich bei dieser Schülerin etwas anderes vermutet, da sie Hausaufgaben verdaddelt hatte, einen leicht aggressiven Ton manches Mal an den Tag legte und im Unterricht manches Mal eher den Spielereien mit anderen Dingen erlegen war als dem Unterricht zu folgen. Unser Gespräch hat ergeben, dass sie momentan familiär (Migrationshintergrund, große Familie etc.) sehr eingebunden sei, sie viele Dinge nicht auf die Reihe bekäme, da sie zurzeit Mutter- und Schwesterrolle ausfüllt und zudem eigentlich jugendliche Schülerin ist. Diesem Druck, aus meinem Blickwinkel absolut verständlich, kann sie momentan nicht so recht standhalten. Demensprechend wirkt sich dies auf die Schulleistung aus, wobei ich noch nicht weiß, ob meine Kollegen/-innen das genau so sehen. Ich, für meinen Teil, habe ihr versucht, einfach nur mal zuzuhören, dass sie sich Luft verschaffen kann, dass sie sich ernst und hoffentlich verstanden fühlt. Nun frage ich mich gerade, wie ich in so einem Fall weiterverfahren/-helfen kann? Hat jemand Erfahrungen gemacht? Kann und sollte ich es bei diesem Gespräch bewenden lassen?
Vielen Dank im Voraus für eure Anregungen!
Herzlichste Grüße,
Chris79
Schülerin sackt ab, Gründe bekannt, was tun?
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Hallo Chris!
Ich habe immer wieder solche Fälle (gerade bei unseren Kurden, die es in unserer Gegend übermäßig viel gibt) und das kommt nicht nur bei Mädels vor.
Im von Dir geschilderten Fall scheint das Mädchen in Gedanken oft woanders und nicht in der Schule zu sein, hat vielleicht auch noch echte häusliche und familiäre Sorgen.Diese Schüler WOLLEN bei allem Ärger, den sie zusätzlich haben, trotzdem gute schulische Leistungen erreichen, sind eben oft abgelenkt und durchdenken dabei so manche außerschulische Situation. So höre ich es immer wieder.
In diesen Fällen stelle ich ihnen eine entscheidende Frage: "Kannst Du, wenn Du NICHT zu Hause, sondern hier bist, ... kannst Du von hier aus etwas ändern?"
S: "Nein."
I: "WAS kannst Du hier, also hier in der Schule, WAS kannst Du hier beeinflussen?"
S: "Na, nur das, was hier passiert."
I: "Also NICHT das, was woanders passiert. Also nicht, ob die MCDonalds gerade Sonderangebote planen, NICHT, ob es bei KARSTADT gerade ein neues Handy gibt, NICHT, ob draußen gerade jemand stolpert, NICHT, ob vielleicht gerade ein Unfall passieren könnte ..."
S: "Nein."
I: "Lohnt es sich dann, über etwas Anderes nachzudenken?"
S: "Eigentlich nicht."
I: "Also kann man für kurze Zeit alles, was ablenkt, vergessen ..."
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Wenn du Zeit hast mit der Schülerin zu reden, dann tu es. Den Tipp vom Kollegen aus Niedersachsen finde ich gut, Schule als Möglichkeit sich von eigenen Problemen abzulenken. Darüber hinaus: Frag die Schülerin, wer in ihrem privaten oder schulischen Umfeld sie dabei unterstützen kann, sich mehr auf die Schule zu konzentrieren. Jeder Mensch hat Resourcen, man muss sie nur anzapfen. Bei einer Schülerin von mir hat das mal gut geklappt, da hat ein Bruder sie unterstützt, nachdem sie ihn um Hilfe gebeten hat.
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Zitat
Original von Chris79
Ich, für meinen Teil, habe ihr versucht, einfach nur mal zuzuhören, dass sie sich Luft verschaffen kann, dass sie sich ernst und hoffentlich verstanden fühlt. Nun frage ich mich gerade, wie ich in so einem Fall weiterverfahren/-helfen kann? Hat jemand Erfahrungen gemacht? Kann und sollte ich es bei diesem Gespräch bewenden lassen?
Vielen Dank im Voraus für eure Anregungen!
Herzlichste Grüße,
Chris79Zweiter thread von dir zu problematischen Schülern und ähnliche Antwort: Mach dir nicht zu viele Gedanken.
Bestimmt sitzen jedes Jahr locker Schüler im zweistelligen Bereich in meinem Unterricht mit ernsten familiären Problemen. Als Lehrer fehlen mir sowohl die qualitativen als auch die zeitlichen Ressourcen, um hier tiefgehender tätig zu werden.
Was du konkret tun kannst:
- Bei (Noten)Konferenzen die Situation der Schülerin klar machen und ein gutes Wort einlegen.
- Der Schülerin signalisieren, dass es für überlastete Familien Hilfen gibt. Die Hilfe kannst du bei Bedarf durch Vermittlung von Ansprechpartnern starten - mehr nicht.
- Der Schülerin zeigen, dass du Verständnis für ihre schwierige Situation hast, vielleicht ab und an nachhaken, wie es läuft.Das ist schon eine ganze Menge und bestimmt eine Menge mehr, als oft von Kollegen gemacht wird/geleistet werden kann.
OT und Preisfrage: Warum denke ich bei Boarderkuh an Borderline?
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