Notenbekanntgabe vor der ganzen Klasse

    • Offizieller Beitrag

    Sorry, Referendarin, dass ich hier reinschreibe. Aber ich wollte einen Info-Text vor diesen Thread setzen. Geht scheinbar nicht anders. ;)


    Also: In dem Thread "Rein in den Kopf - ..." geht es gerade offtopic um das Thema "Dürfen Noten laut vorgelesen werden." Da das Thema evtl. zu wichtig ist, um in einem anderen Thread unterzugehen, habe ich es einmal daraus losgelöst und in einen Extra-Thread gepackt, nämlich hier hin. Viel Spaß beim Weiterdiskutieren. kl. gr. Frosch


    kleiner grüner Frosch


    Und nun der Originalbeitrag von Referendarin:


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    Zitat

    Original von row-k


    Da wir alle Leistungen und Zensuren immer offiziell bekanntgeben, entbrennt noch dazu ein Wettbewerb, wer wohl die beste Arbeit abliefert.


    Echt, sowas dürft ihr in Niedersachsen? In NRW wäre das nicht erlaubt.

    • Offizieller Beitrag

    @ Referendarin


    Nicht wundern. Ich bin fast umgefallen, als bei uns die mündlichen Abinoten und der sich daraus ergebende Abischnitt vor versammelter Mannschaft laut vorgelesen wurden. Hat in mir ein bisschen den Gedanken entfacht, dass das rechtlich doch ein bisschen grenzwertig ist


    Dass Schüler vergessen erlebe ich ständig. Schlimmer finde ich, dass meine Grundkurse oft meinen, im Grundkurs müsse man nicht von Stunde zu Stunde lernen und schwätzen kann man nebenbei so laut, bis alle nichts mehr verstehen. Hat den Effekt, dass ich ihnen erst gut zurede, Konsequenzen in Form von Tests und Abhören ankündige, sie es aber erst merken, wenn sie einmal auf die Nase gefallen sind, weil die Böse da vorne auf einmal tatsächlich Hausaufgabenüberoprüfungen schreibt und abfragt. Meine 11er üben noch meinen Geduldsfaden und dessen Belastbarkeit kennen zu lernen. Meine 12er sind mittlerweile so sensibilisiert, dass sie mich ständig fragen, ob wir eine HÜ schreiben, obwohl ich mir darüber keine Gedanken gemacht hab bisher. Nächste Stunde werd ich aber nicht schreiben. Wir machen jetzt erstmal das fertig, was wir angefangen haben und dann kuck ich mal...

  • Weiß jemand ein Gesetz, das das Öffentlichmachen der Noten (innerhalb der Klasse!) verbietet?


    Und bitte, wenn ja, dann zitiere es doch der, der es weiß, danke!


    Ich stand vor ein paar Jahren schon einmal der Meinung gegenüber, dass es nicht erlaubt sei und suchte im niedersächsischen Schulgesetz - ohne Erfolg.

  • Zitat

    Nach § 2 Niedersächsisches Schulgesetz ist es die Aufgabe der Schule, die Bereitschaft und Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu fördern, für sich allein wie auch gemeinsam mit anderen zu lernen und Leistungen zu erzielen. (...) Somit hat die Schule nicht nur den Auftrag, Wissen zu vermitteln, sondern auch die Verpflichtung, pädagogisch auf die ihr anvertrauten Kinder und Jugendlichen einzuwirken und ihnen eine Einordnung der eigenen Leistung zu ermöglichen. Damit ist es durchaus zulässig, im Rahmen des Unterrichts die Noten aller Schüler vor einem Klassenverband bzw. einer Lerngruppe bekannt zu geben und mit Hilfe eines Notenspiegels die Eltern über die leistungsmäßige Einordnung ihrer Kinder zu informieren. (...)


    Quelle: Elternrat NDS

  • Matula: Vielen Dank!


    EDIT: Ich habe in der Quelle nachgelesen und noch das Folgende gefunden.


    "...Andererseits ist zu berücksichtigen, dass sich der Lernprozess in der Schule nicht nur als einindividueller Prozess der einzelnen Schülerin und des einzelnen Schülers vollzieht, sondern auchals Gruppenprozess. Das ergibt sich unter anderem aus § 2 NSchG, wonach die Schule die Bereitschaftund die Fähigkeit fördern soll, für sich allein wie auch gemeinsam mit anderen zu lernen undLeistungen zu erzielen. Ohne die „Übermittlung personenbezogener Daten" ist dieser Gruppenprozessnicht möglich. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung muss darum so weit zurücktreten, wie der verfassungsgemäße Schulbetrieb dies erforderlich macht..."

    • Offizieller Beitrag

    Interessant. Insbesondere deshalb, weil es dazu mal hier einen Thread gab. Das ist aber schon mehrere Jahre her.
    Vielleicht hat sich seitdem was geändert oder es ist, wie ja so vieles, je nach Bundesland unterschiedlich geregelt. Ich sage die mündlichen Noten den Schülern immer nur im Einzelgespräch und nie vor der Klasse. Trotzdem würde mich mal die aktuelle Rechtslage in NRW interessieren.

  • Ich bin auch etwas überrascht. Bisher ging ich nämlich ebenfalls davon aus, dass ich die Noten nicht vor der ganzen Klasse vorlesen dürfte (Bayern). Scheint, als wäre wir hier von Elternverbänden und übervorsichtigen Vorgesetzten "gehirngewaschen" worden, denn bei näheren Nachforschungen stellte sich heraus, dass wir Lehrer/innen das in Bayern sehr wohl dürfen ...

  • Mit dem Datenschutz wird es ziemlich übertrieben. Aber die Schüler tauschen sich am Ende sowieso über ihre Noten aus, schriftliche und mündliche. Aber wer sich wirklich über seine schlechte Note ärgert, weil es vielleicht auch nur ein Ausrutscher war, und er möchte es für sich behalten, dem ist doch damit geholfen, wenn die Noten nicht vor allen angesagt werden...

  • Zitat

    Original von Basti zwei
    ...Aber ... er möchte es für sich behalten, dem ist doch damit geholfen, wenn die Noten nicht vor allen angesagt werden...


    Hmm. Ich finde, dass jemandem mehr geholfen ist, wenn er sich mit anderen vergleichen muss/kann.


    Wettbewerb spornt an, aus unterschiedlichen Gründen zwar, aber er treibt zu besseren Leistungen.

  • Wenn ich die Halbjahres- und Endnoten ansage, darf mir der Schüler, der es nicht gern vor der ganzen Klasse hören möchte, signalisiern.


    Und auch bei kleinen Noten möchte ich es dem einen oder anderen ersparen, seinen (oder ihren) Ausrutscher allen preisgeben zu müssen. Ich denke da an Schüler, die sich schon bemühen und denen es furchtbar peinlich ist, ausnahmsweise eine schlechte Note zu kassieren.Das muss ich nicht noch laut ausposaunen, sondern ich lege das Blatt mit der Kontrolle stillschweigend (und fürchterlich mitleidend) auf den Platz. Solche Schüler strengen sich dann ganz bestimmt an, dass es nicht noch mal passiert.


    Ansonsten bin ich einverstanden, was den Wettbewerbscharakter bezüglich Zensuren (und damit Leistungen) betrifft.


    Basti zwei

  • Zitat

    Mit dem Datenschutz wird es ziemlich übertrieben


    Diese Aussage finde ich - in Anbetracht in welcher Gesellschaft wir leben und welchen Stellenwert Information so wie elektronsiche Datenverarbeitung hat - sehr bedenklich....


    Ausserdem Frage ich mich, in wie weit diese "Quelle" eine rechtsverbidnliche "Erlaubnis" darstellt, Noten vor einer Klasse (in NDS) preiszugeben - denn dieser Satz

    Zitat

    Ohne die "Übermittlung personnebezogener Daten" ist dieser Gruppenprozess nicht möglich. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung muss darum so weit zurücktreten, wie der verfassungsgemäße Schulbetrieb dies erforderlich macht

    erweckt bei mir eher den Eindruck, dass dies die Meinung des Autors ist und nicht auf ein Urteil oder eine Rechtsvorschrift fusst.


    Alles in allem bringt wohl nur eine Nachfrage beim Landesdatenschutzbeauftragten Klärung ..... - oder ist hier jemand Jurist?



    Und noch eine Bitte: Denkt mal über diesen Satz nach

    Zitat

    Mit dem Datenschutz wird es ziemlich übertrieben



    Gruss Pommes

    Kann ich jetzt nach Hause gehen und die Wand anstarren? - Bernd das Brot

  • Damit man mich nicht missversteht: Nur weil ich theoretisch etwas darf, heißt das nicht, dass ich es auch tue ... bzw., dass ein solches Handeln sinnvoll oder pädagogisch ist.


    Ich verkünde Stegreif- und Schulaufgabennoten nie laut. Ich lege jedem Schüler das Blatt umgedreht hin - und zwar grundsätzlich ohne Kommentar, auch ohne Lob (Lob und Tadel stehen auf den Blättern, es gibt auch SuS, die nicht offen für ihre Schulaufgabe vor der ganzen Klasse gelobt werden wollen).


    Zeugnisnoten lese ich in der Klasse laut vor, wenn die Schüler ihre voraussichtlichen Noten wissen wollen. Wer nicht möchte, dass seine Note genannt wird, sagt das einfach und wird übersprungen.

  • pommes: Ich finde es auch bedenklich, wenn Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen werden. Natürlich ist Datenschutz prinzipiell wichtig! Meine Meinung bezog sich doch auf den Ort Klassenzimmer. Warum sollen Mitschüler nicht die Noten der anderen kennen? Wegen des Datenschutzes ?
    Ansonsten behandle ich das Thema Noten - wie schon weiter oben gesagt- dezent genug.

    Einmal editiert, zuletzt von Basti zwei ()

    • Offizieller Beitrag

    Man kann diese ganze Diskussion ziemich abkürzen, indem man in der Klasse mal eine geheime (!) Umfrage machen lässt: Möchtest du die Notenbesprechung öffentlich (ankreuzen)() --- oder lieber im Einzelgespräch (ankreuzen)() ?
    Meiner Erfahrung und der meiner Referendare, die das regelmäßig mal probieren, nach sind 70-90 % der Schüler fürs Einzelgespräch.


    Ich machs eh anders: ich schreibe jedem Schüler 2-3 Mal im Halbjahr, je nach Stufe und Zahl der Arbeiten, seine mündliche Note mit Begründung unter die Note der Arbeit. So haben der Schüler/die Schülerin und seine/ihre Eltern (!) regelmäßig ausführlich Rückmeldung, es gibt keine Überraschungen und keine Missverständnisse (zumal sie die Noten auch dazwischen ständig einsehen dürfen), und zuhause kann ggf. auch nicht etwas "verdreht" ankommen.
    Am Ende des Halbjahres kriegen sie es dann auf einem kleinen Zettel schriftlich und da ichs schon im PC hab und ggf. nur noch um den letzten Eindruck/die neueste Tendenz ergänzen muss, ist das auch kein Akt mehr.


    Seit Jahren keine Notendiskussionen mehr!! Weder seitens der Schüler noch seitens der Eltern. Sehr befreiend! Erspart auch mir ziemlich viel Stress. In der mündlichen Besprechung geht doch vieles verloren und wird missverstanden / umgedeutet / nicht richtig verstanden / überhört ... das tu ich mir nicht mehr an (und den Schülern auch nicht).

  • Ungefähr so wie Meike handhabe ich das auch - da ich nur volljährige Schüler und daher keine Elternabende habe, mache ich allerdings zweimal im Halbjahr umfangreichere Einzelberatungsgespräche und bin dazwischen auf Anfrage Bereit, Auskünfte über den Leistungsstand zu erteilen. Leistungsergebnisse verkünde ich grundsätzlich nicht öffentlich und gebe auch Klausuren ohne Kommentare zurück.


    Ich mache das nicht so, weil ich eine Umfrage dazu gemacht hätte, sondern weil ich mich noch sehr gut an meinen eigenen Französischunterricht in der Sek I erinnere. Ich hatte damals einen Lehrer, der die Angewohnheit hatte, die Klassenarbeitshefte vor der Rückgabe nach Noten zu sortieren, die besten ganz oben, die schlechtesten ganz unten. Das war kein Spaß. Das will ich niemandem zumuten.


    Wettbewerb der Schüler untereinander finde ich eine klasse Sache, vor allem, weil das dann auch wirklich einmal Motivation für die Leistungsstärkeren ist. Aber ich regele das lieber so, dass das tatsächlich nur "um die Ehre" geht - die richtigen Noten sind mir da zu kitzelig und auch zu angstbesetzt.


    Was die Rechtslage angeht - ich habe sehr stark im Hinterkopf, dass das öffentliche Verlesen von Benotungen in NRW untersagt ist; es ist mir aber bislang noch nicht gelungen, dazu einen Erlass aufzutun. Ich höre mich aber mal um und sehe zu, was ich konkretes herausbekomme.


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

    • Offizieller Beitrag

    immer wieder witzig solche threads...sorry, ich nehms schon ernst und mag noch dazu senfen...


    ich geh da mal von mir aus und so kenne ich es auch von kollegen. das thema datenschutz wurde hier auch diskutiert, ob es überhaupt bei meiner vorgehensweise tangiert wird, ist zu fragen. oder andersrum: ob schüler das thema datenschutz abschätzen können...(mit bedauern erwähnt)


    wenn noten öffentlich gesagt werden, dann gehts um halbjahres- oder endjahresnoten. dann fragt man vorher, wer das öffentlich haben will oder nicht.


    alle anderen noten (schulaufgaben oder ähnliches) vorzulesen, halte ich für a) spuckeverschwendung und b) zeitverschwendung. der sinn erschließt sich mir dabei nicht.


    wenn noten und notengebung wirklich motivationscharakter hätten, müssten in meinen klassen zur hälfte übermotivierte schüler sitzen...


    um die eltern genau zu informieren, werden jeweils vor den elternsprechtagen notenauszüge gedruckt (unser tolles notenmanager-programm kann das) und den schülern mit nach hause gegeben. da stehen dann alle noten drin. diesen ausdruck schicke ich auch hie und da mal nach hause, um eine ordnungsmaßnahme zu unterstreichen, wenns um die arbeitshaltung geht oder aber auch um übermotivierte eltern zu beruhigen.


    in der regel werden die schüler dazu angehalten, dass sie sich ihre noten in die hausaufgabenhefte eintragen - wenn sie dann rechnen können, wissen sie ohnehin, wies um sie steht.


    grüße


    h.

  • Zitat

    Original von Hawkeye
    .....wenn noten und notengebung wirklich motivationscharakter hätten, müssten in meinen klassen zur hälfte übermotivierte schüler sitzen...


    Gut, dann überspitze ich auch 'mal.


    Ab sofort sollten Fußballspiele, Olympiaden auch nicht mehr im Fernsehen übertragen werden. Die armen Sportler, die keine Medaille bekommen, oder gar die, die als Letzte dastehen ... die werden doch zu psychischen Wracks...


    Auf Straßen und Autobahnen sollte es ein generelles Überholverbot geben, damit die Überholten sich nicht grämen müssen.
    Anders: Wenn es schon beim Überholen bleibt, dann sollten wenigstens die Nummernschilder verdeckt werden (Datenschutz).


    Wettkämpfe jeglicher Art sollten wir überhuapt nicht mehr zulassen. Auch sollten wir die Langsamsten das Gesamttempo der menschlichen Entwicklung bestimmen lassen (ist ja fast schon so hier in Deutschland).


    Lasst uns auch unter dem Deckmantel des Datenschutzes sämtliche Schwindeleien der Politiker und Manager verschwinden lassen (ach, ist ja auch schon so...)!


    Wohin uns das alles noch führen wird, sehen wir doch. Oder nicht?

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