Hallo,
irgendwie muss ich mir gerade mal meinen Frust von der Seele schreiben! Ich bin irgendwie gerade total traurig! Bis heute war für sieben Tage eine Freundin aus Bremen hier, die ich schon seit 12 Jahren kenne und nun ist sie wieder nach Hause gefahren. Das sind immer irgendwie die Momente, in denen ich traurig bin, in einer anderen Stadt als meine Familie und Freunde (bei Berlin) zu leben. Ich bin hier wegen meines Freundes hergezogen und wir sind auch nach wie vor sehr glücklich miteinander, aber in solchen Momenten wie jetzt, beneide ich immer die Leute, die alles in einer Stadt haben, Familie, ihren Schatz und Freunde. Erst war ich immer unglücklich, wenn mein Freund früher sonntags gefahren ist und jetzt bin ich traurig, wenn meine Familie und Freunde hier wegfahren. Ich habe hier in den letzten drei Jahren zwar auch Freundschaften aufgebaut, aber ich verstehe mich mit keinen so gut, wie mit den Leuten aus meiner Schulzeit. Zumal ich hier noch nicht soviele Leute kenne, ist halt nicht so einfach, Leute kennenzulernen...
Geht es einigen von Euch auch so? Was macht Ihr in solchen Situationen? Hört das jemals auf?
LG von einer traurigen Julchen
Traurig in fremder Stadt
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Liebes Julchen,
fühle dich ganz lieb gedrückt von mir! Das kenne ich und habe es (meistens) hinter mir! Ich bin auch zu meinem Schatz gezogen, weg von meiner Familie, weg von meinen Freunden und es hat auch bei mir einige Zeit gedauert, bis ich in meiner neuen Umgebung Fuß gefasst habe!
Es ist für mich fast so, als würdest du von mir erzählen, manchmal werde ich auch heute noch traurig, wenn ich meine Familie bzw. Freunde von meinem alten Zuhause verabschiede, obwohl ich längst auch gute Freunde hier habe.Du bist damit nicht allein - weiß allerdings nicht, ob ich dir damit helfen konnte.
Deine Kelle.
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Mir geht es auch genauso.
Zwar lebe ich mittlerweile seit über sechs Jahren in dieser Stadt, aber meine Familie und meine alten Freunde fehlen mir oft. Während des Referendariats war es besonders schlimm. Auch wenn es "nur" 120 km Entfernung sind, ich hatte selten die Zeit und Ruhe am Wochenende nach Hause zu fahren. Allerdings habe ich auch gemerkt, welche Freundschaften mir besonders wichtig sind und bin einigen sehr dankbar für ihre Geduld mit mir und meinen ständigen Absagen bei Einladungen.
Am meisten fehlt mir das spontane "mal auf eine Stunde" treffen. Ist halt alles immer mit Planen und Organisieren verbunden.
Und jetzt habe ich so viiiiiieeeeellll Zeit, aber leider nicht das nötige Kleingeld um oft in meine Heimat zu fahren...Aber das Schöne an dem Traurigsein ist sicher, dass man so weiß wie sehr man an manchen lieben Menschen hängt. Und Vorfreude ist auch schön.
Ganz liebe Grüße auch von mir...
phoenixe -
Hallo Julchen,
erstmal auch von mir:
Ich kenne das gut, denn ich lebe auch über 600 km von meiner Heimatstadt entfernt. Am Anfang fand ich es oft sehr traurig und einsam, aber mit der Zeit lernt man neue Leute kennen und knüpft Kontakte. Man muss sich einfach Zeit geben.
Das Positive ist: Man lernt sehr viel über sich selbst und die Menschen, wenn man irgendwo neu anfängt. Und das macht einen auch stark. Anfangs merkt man das nicht so, aber mit der Zeit stellt man fest, dass man an der Herausforderung ganz schön gewachsen ist. Auch für die Beziehung ist es eine gute Prüfung.
Also: Kopf hoch! Und auch wenn man immer noch traurig ist, dass Leute wieder weg fahren und man sie nicht alle an einem Fleck hat, so kann man sich doch heutzutage leicht besuchen durch Auto, Bahn und Billigflieger, das ist anders als früher!
Liebe Grüße
volare -
Kurze Antwort: Nein, das hört leider nie auf. Zumindest dann, wenn Du nicht in Kauf nimmst, arbeitslos oder liebe-los (in diesem Fall: ohne Deinen Freund) zu sein. Gerade, wenn zwei Akademiker in einer Beziehung sind, strebt doch eher mindestens einer von beiden nach einem guten Job - und der andere zieht mit (findet am neuen Ort auch was Gutes, wenn nicht sogar Besseres). Oder er/ sie nimmt in Kauf, am alten Ort zwar in den gefestigten Strukturen von Freunden und Familie und "altem Job" zu leben, dafür aber die Wochenenden pendelnd zu verbringen.
Ich kenne das Thema "Fremde Regionen" zur Genüge; ich habe innerhalb von 8 Jahren 3 Mal "extrem" die Region gewechselt (meine Familie lebt in Brandenburg und Sachsen, meine Schulfreunde irgendwo in Deutschland und der Welt, mein Studienort mit ebenso vielen lieben Kontakten ist Erfurt, danach Göttingen und seit etwas mehr als einem Jahr eben die Schweiz).
In Dresden habe ich eine Cousine, die hat ihr ganzes bisheriges Leben dort verbracht, inklusive Studium und jetziger Arbeitstätigkeit, hat dort ihren Mann kennengelernt, Kinder bekommen... - alle wesentlichen Prozesse des Lebens laufen auf relativ lokaler Ebene ab.
Manchmal beneide ich diese Cousine, gerade auch um die "Spontanität" (so spontan, wie man mit 3 Kindern sein kann), Freundschaften zu pflegen, indem man sich "mal eben" zum Sonntagskaffee trifft. Bei uns ist das eine logistische Meisterleistung, v.a., weil immer mehr Freundespärchen Kinder bekommen: inzwischen haben wir zu Hause eine halbe Babyzimmerausstattung, damit Freunde und Verwandte nicht mehr als die erlaubten xy Kilo im Flieger mitnehmen müssen - dazu gehört ein Baby-Reisebett, eine Auflage zum Wickeln, diverse Baby-Wässerchen, Lätzchen... Wesentliche, prägende Ereignisse und Erfahrungen im Leben der "alten" Freunde bekommt man nicht oder nur punktuell mit - z.B. ist meine beste Freundin aus Erfurter Studienzeiten gerade schwanger und ich sehe sie in der ganzen Schwangerschaft nur 2 Mal .
Wenn man so ein "Wohnnomade" ist, muss man immer ein wenig offener durch die Welt gehen als jemand, der sein ganzes soziales Netz in einer Region hat. Das kann aber auch Vorteile für die eigene Persönlichkeitsentwicklung haben...
LG, das_kaddl.
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Ach Julchen
Es kommt und geht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es ganz aufhört, obwohl ich mir das auch zeitweise wünschen würde.Zur Zeit weile ich in meiner alten Heimat und weiß schon, dass es mir schwerfallen wird, morgen wieder nach hause (haha - wo ist das eigentlich?) zu fahren.
Aber kaddl hat es gut erläutert: es geht eben nicht anders. Bei mir hätte es bedeutet auf einen festen Job zu verzichten, was ich mir schon finanziell nicht leisten kann.
Letztlich hätte ich es schlechter treffen können und eigentlich graut es mir ein bisschen davor, irgendwann die heiß ersehnte Versetzung bewilligt zu bekommen und dann eventuell festzustellen, dass ich in der neuen Heimat sehr heimisch geworden bin und eigentlich gar nicht mehr weg will.
Man fühlt sich eben immer etwas zerrissen.
Aber leben kann man fast überall. Auch Leute kennen lernen. Ist natürlich nicht genauso wie daheim, aber man viele neue Erfahrungen machen.
LG
Melo -
Erstmal lieben Dank für Eure aufbauenden Worte. Ist schon wirklich eine doofe Situation... Mir geht es ja auch nicht schlecht mit meinem Freund, aber man ist halt immer wieder zerrissen und denkt, daß immer irgendwer fehlt. Das ist einfach traurig, auch wenn es sicherlich einfacher geworden ist, Leute zu besuchen durchs Auto. Dafür bin ich auch dankbar, aber man kann halt nie mal mit allen zusammen und glücklich sein, das macht mich so traurig
Liebe Grüße, Julchen
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