Mütter als Hilfslehrerinnen?

  • Hallo Ihr Lieben,


    mich würde Eure Meinung zu folgender Situation interessieren:
    In einer extrem pubertierenden und - Entschuldigung - stinkfaulen und teilweise auch verhaltensauffälligen achten Klasse hat es als Konsequenz dermaßen viele Zeugnisfünfer im Halbjahr in einigen Fächern gehagelt (Versetzungsgefahr!), dass neulich eine gemeinsame Klassenkonferenz anberaumt wurde, an der Eltern, alle Fachlehrer, Schüler und Schulleitung teilnahmen und über weiteres Vorgehen berieten. Ich erfuhr, da ich krank war, erst hinterher davon und sollte mich (Anweisung von SL) doch bitte mit Frau Sowieso (Mutter eines Schülers) in Verbindung setzen, man hätte u.a. beschlossen, ihre sehr guten Französischkenntnisse auszunutzen (spricht fließend diese Sprache) und meinen Unterricht zu unterstützen. Ich verstand das erst mal so, dass sie sich über Unterrichtsinhalte informieren und diese dann in einer kleinen Schülergruppe in einer Art Nachhilfe vertiefen will. Als ich aber mit ihr sprach, kam raus, dass sie (mit einer anderen Mutter, die Französin ist) mit zu mir in den Unterricht kommen will (einmal pro Woche 90 Minuten) und mit mir so eine Art Gruppenuntericht ("Co-Teaching") durchziehen will. Wir haben sogar schon zu dritt zusammengesessen und die erste Doppelstunde geplant - für nächste Woche.
    Mich beschleicht zunehmend ein ungutes Gefühl, und ich weiß, dass ich mich im Prinzip habe überrumpeln lassen, weil ich irgendwie auch kein "Spielverderber" sein wollte und was weiß ich warum noch.
    Aber Eltern im Unterricht? Geht das nicht zu weit? Was bedeutet das letztendlich für mich? Und irgendwie fühle ich mich auch stark beobachtet, zumal ich sowieso lieber "für mich" bin. Wenn es publik wird (und das wird es garantiert), heißt es womöglich, zu mir müssen erst mal die Eltern in den Unterricht kommen, um die armen Kinder zu motivieren.... Ich habe so etwas noch nicht erlebt und weiß gerade nicht, wie ich damit umgehen soll... . (Übrigens: Was meinen Unterricht betrifft, muss ich absolut kein schlechtes Gewissen haben. Trotzdem...)

    Viele Grüße!

  • Hallo Basti zwei,
    man kann dir doch nicht einfach zwei Leute in deinen Unterricht setzen - da liegt doch der Gedanke nahe, du würdest es allein nicht schaffen und brauchst Unterstützung!
    Das kann zumindest bei einigen Eltern so ankommen. Außerdem halte ich es rechtlich doch für etwas bedenklich. Diese Eltern bekommen nicht nur alle Leistungen aller SchülerInnen mit, nein, sie werden dann irgendwann auch bei der Benotung mitreden wollen!
    Ich würde versuchen, mir das zu ersparen, zumal die Vorgehensweise der SL ja auch nicht die feine englische (oder französiche ;) ) Art war.


    Die Damen sollen eine Hausaufgabenhilfe machen oder nachmittags eine Übungsstunde halten. Das ist doch auf jeden Fall auch eine Hilfe!


    Gruß venti :)

  • Ist das rechtlich überhaupt zulässig? Bei uns müssen sogar Praktikanten einen Wisch unterzeichnen, der sie zur Verschwiegenheit verdonnert. Kann mir nicht vorstellen, dass "Schulfremde" dauerhaft in deinen Unterricht dürfen. Ich verstehe auch nicht, was die Mütter an der Klassensituation verbessern sollen. Das Ganze könnte so rüberkommen, als würdest du es allein nicht hinbekommen...

  • Danke für deine Antwort, Venti. Ich fürchte nur, dass ich mich schon zu weit vorgewagt habe und nicht mehr so ohne weiteres zurückkann...

  • Basti, du kannst ja sagen, du hättest es dir nochmal überlegt, und du hättest auch mit Kollegen gesprochen, und die hätten sowohl pädagogische als auch rechtliche Bedenken geäußert. Das ist alles nicht mal gelogen.
    Ich wünsch dir viel Erfolg!!! :)

  • Hallo Bastizwei,


    wenn ich das richtig verstanden habe, dann wurde diese "Entscheidung" von der (mit der) Schulleitung getroffen?
    Dann ist es natürlich schwierig dagegen zu sprechen, es sei denn, es bewährt sich nicht bzw. man macht schlechte Erfahrung damit.


    Eine Weile hatten wir in der GS "Lesemütter", die regelmäßig in die Schule kamen und mit den Kindern in Kleingruppen gelesen haben.


    Vielleicht könntet ihr über diese Methode etwas anbieten? Teile die Klasse in 2-3 Gruppen, eine betreust du auf jeden Fall, und die beiden Mamas 1-2 Gruppen (entweder gemeinsam oder jede eine). In diesen Stunden wird dann gelesen, Aufgaben, die du (!!!) ausgesucht hast, geübt, evtl. Lektüre besprochen etc. Nutze diese Zeit für intensive Arbeitsphasen! Was ich auf keinen Fall zulassen würde, ist, dass die beiden Mütter bei dir im Unterricht sitzen und beobachten (und im Zweifelsfalle berichten :telefon2: )

    • Offizieller Beitrag

    Probiere es doch erstmal aus - vielleicht wird es ja ganz toll? Ich würde mich dem nicht von vorneherein versperren. Wenn es nicht gut läuft, kannst du wenigstens mit handfesteren Argumenten als dem "unguten Bauchgefühl" ablehnen.


    Ich hab mal einen Freund aus England da gehabt, der sich angeboten hat, mit schottisch gefärbtem Akzent Konveration im Unterricht mit meinen SuS zu betreiben und alle Fragen zu beantworten, die die an einen waschechten Insulaner haben - das war extrem hilfreich und motivierend. Selbst die maulfaulsten haben was gefragt... das hat er gleich über mehrere Stunden und in mehreren Kursen gemacht (machen müssen ;) ).


    Im Moment bemühen wir uns um einen English teaching Assistant - für genu solche Zwecke... kann sehr bereichernd sein.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    • Offizieller Beitrag

    Spontan hat sich mir die Frage gestellt, ob das, was die Mütter Dir gesagt haben, dem entspricht, was mit der Schulleitung bei dieser Konferenz abgesproichen wurde. Vielleicht geht die Schulleitung tatsächlich davon aus, dass da so eine Art zusätzliche Übungsgruppe stattfindet, in die Du nach Deinem Ermessen die schwachen Schüler schickst?


    Ich würde mal bei der Schulleitung anfragen, was da genau besprochen wurde, wiel die Mütter Dir dies so mitgeteilt haben. Wenn die Reaktion der schulleitung Dir zeigt, dass das so nicht gemeint war und sie eventuell da auch Bedenken hat, kannst Du das den Müttern doch auch plausibel mitteilen, warum das trotz Vorplanung so nicht geht, wenn die Schulleitung das nicht miträgt. Dann kannst Du ja die Sache mit der Übungsgruppe ins Spiel bringen.

  • Hallo,
    wollte nur mal danke sagen für eure Meinungen. Da ist überall was dran.Die Schulleitung weiß Bescheid, daran hängt es nicht. Meine Bedenken bleiben, trotzdem versuche ich erst einmal optimistisch heranzugehen (in ein paar Tagen geht es los). Mit Sicherheit wird das aber kein Dauerzustand... :evil:
    Also danke noch mal, ich bin wirklich froh, so ein nettes Zweitkollegium gefunden zu haben! :D

  • Hallo Basti,
    vergiss nicht, von Anfang an klarzustellen, wer der Chef ist! Die Sache mit Meikes Teaching Assistent ist schon deshalb anders, weil er von ihr selbst ausgesucht und mitgebracht wurde, und weil er eben kein Elternteil eines Schülers war. Das kann schon ein Unterschied sein.


    Schreib mal, wie es war! Toi toi toi!!
    venti :)

  • Ja, genau, Venti, das ist eben der springende Punkt. Es ist bei mir eine heikle Konstellation (die Eltern freuen sich, dass eine Lehrerin ihren Unterricht öffnet, aber für mich ist es eine versteckte Hospitation, bei der ich nichts, aber auch gar nichts falsch machen darf), daher werde ich nicht zulassen, dass es zu lange dauert... :P

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