Mathearbeit sehr schlecht ausgefallen - und nun?

  • Hi!


    Ich korrigiere gerade eine Mathearbeit von meinen Viertklässlern und die ist wirklich grottenschlecht ausgefallen - sowas hab ich noch nie erlebt. Ich dachte mir auch schon, dass sie nicht besonders gut ausfallen würde, aber dass sie so schlecht sein wird, hätte ich nicht gedacht.
    Und ich weiß auch, woran es liegt: Ich habe ein großes Problem mit dem Matheunterricht, denn die Kinder passen einfach nicht auf und nur wenige arbeiten überhaupt mit. Es ist eine wirklich schwierige Truppe und eigentlich jedes Kind hat so sein eigenes Problem. Es sind einige AD(H)S-Kinder dabei, einige, die sozial sehr aufffällig sind und auch einige, die generell sehr leistungsschwach sind. Obwohl es nur eine kleine Lerngruppe ist, läuft der Unterricht total schlecht. Wenn ich etwas erkläre, gibt es mehrere Kinder, die penetrant stören und dann einfach viele, die nicht aufpassen und LÖcher in die Luft gucken. Viele meinen, sie bräuchten nicht aufzupassen, weil sie ja sowieso schon alles können. Bei sowas wie "Schriftliche Multiplikation", um die es mit Test hauptsächlich ging, muss man sich nun mal erstmal die Methode erklären lassen und dafür auch mal aufpassen und zuhören.
    Das ärgerliche ist, dass der Unterricht auch schlecht läuft, wenn ich ihn nicht lehrerlastig vorbereite. Die Kinder können nur sehr schlecht in Partner- oder Gruppenarbeit arbeiten und entdeckende Aufgaben sind auch ganz schwierig mit den Kids.
    Ich bin da echt mit meinem Latein am Ende. (Zum GLück unterrichte ich parrallel noch ein 3. Schuljahr und da läuft alles gut, sonst würde ich wirklich mittlerweile sehr an mir zweifeln!)
    Nun ja, es gab auf jeden Fall genügend Aufgaben im Wochenplan, wobei die letzten Wochenpläne von den Viertklässlern oft nur von der Hälfte der Kinder abgegeben wurde und es gab auch (das mache ich immer so) in der Woche vorher ein Übungsblatt, auf dem genau solche Aufgabentypen vorkommen wie sie auch im Test sein werden.


    Also von meiner Seite sieht es so aus, dass ich a) nicht finde, dass der Test zu schwierig war, b) die Kinder ausreichend Zeit und Möglichkeiten zum Üben hatten, c) die Kinder selber schuld sind, dass der Test so schlecht ausgefallen ist.


    Nur was mache ich jetzt? Kann/darf ich überhaupt Noten drunter schreiben?
    Meine Idee war jetzt, dass ich den Test zurückgebe, den Kindern erneut eine wirklich ernsthafte Standpauke über ihr ARbeitsverhalten halte und dann nochmal einges wiederholt erkläre und Zeit und Aufgaben zum Üben gebe, dann in ein oder zwei Wochen nochmal einen Test schreibe - so als zweite Chance.
    Was meint ihr dazu? Wie würdet ihr vorgehen?


    Viele Grüße


    Nachtrag: Bin nun fertig mit dem Nachsehen und momentan würde es so aussehen, dass der Schnitt bei 3,75 liegt.
    Es gibt nur zwei Zweien, sechs Dreien, eine Fünf und drei Sechsen (keine Eins und keine Vier).
    Hat sich zwar etwas relativiert (hatte zu Anfang meines Beitrags gerade die ganz schlechten Arbeiten nachgesehen), aber finde ich trotzdem heftig. Wobei diie Fünfen und Sechsen eindeutig daher kommen, dass die Kinder ihre Wochenplanaufgaben nicht erledigt haben!

  • Da müsstest du mal ergründen, bis wann eine Arbeit in NRW gewertet werden kann.
    In Nds braucht man ab 30% unterm Schnitt (also 5 oder 6) eine Genehmigung der Schulleitung die Arbeit trotzdem werten zu dürfen (soweit ich weiß - aber bei den 30% bin ich mir sicher).

  • Meinst du, dass sie es lernen, wenn du "nur" eine Standpauke gibst?
    Ich tendiere da eher zu Note geben, Arbeit werten und vielleicht noch eine zweite schreiben...


    Besprich es aber doch auf jeden Fall mit dem Rektor und dem Klassenlehrer der Klasse!

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde mit der Arbeit erst mal zur Schulleitung gehen, erklären, wie Du es hier getan hast, wo Deiner Meinung nach das Problem liegt und die Arbeit dann von der Schulleitung genehmigen lassen. Meine Schulleitung würde das wohl so tragen.


    Der Punkt ist, dass Du zwar eine weitere Arbeit schreiben kannst zum Thema, nachdem Du nochmal ein bisschen geübt hast, die Schüler werden aber meines Erachtens nicht lernen, dass sie selbst schuld daran sind und nichts an der Arbeitshaltung ändern, wenn eine schlechte Arbeit einfach nicht gezählt wird, weil es ja jedes Mal eine 2. Chance geben könnte.


    Bei den extrem scheren Fällen würde ich auch einen Kommentar drunter schreiben, damit die Eltern wissen, was das Problem war, damit gezielt auch darauf geachtet werden kann von elternseite aus, dass Wochenpläne und Übungen gemacht werden.


    Viel Erfolg!

  • Zitat

    Original von Mara
    ...
    Nachtrag: Bin nun fertig mit dem Nachsehen und momentan würde es so aussehen, dass der Schnitt bei 3,75 liegt.
    Es gibt nur zwei Zweien, sechs Dreien, eine Fünf und drei Sechsen (keine Eins und keine Vier).
    Hat sich zwar etwas relativiert (hatte zu Anfang meines Beitrags gerade die ganz schlechten Arbeiten nachgesehen), aber finde ich trotzdem heftig. Wobei diie Fünfen und Sechsen eindeutig daher kommen, dass die Kinder ihre Wochenplanaufgaben nicht erledigt haben!


    Wie sieht dein Notenschlüssel aus? Falls du bei 50% der Punkte bereits eine 5 gibst, musst du dich über diese Noten nicht wundern.


    Wenn ich richtig mitzähle, hast du 12 Schüler. Die Mehrheit (8:4) hat 3 oder besser. Ich würde die Arbeit - ohne Rücksprache und Wiederholung - so werten, falls die 50%-Grenze bei 4 liegt.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat

    Original von alias


    Wenn ich richtig mitzähle, hast du 12 Schüler. Die Mehrheit (8:4) hat 3 oder besser. Ich würde die Arbeit - ohne Rücksprache und Wiederholung - so werten, falls die 50%-Grenze bei 4 liegt.


    Sehe ich genauso wie alias, wundere mich allerdings über die 12 Schüler.

  • Hi!
    Ja, die Klasse ist eine 3/4, aber es gibt neben gemeinsamen Stunden auch Teilungsstunden (u.a. 2 STunden pro Woche für Mathe) und die 3. Klässler schreiben natürlich eine andere Mathearbeit als die Viertklässler. Ich bezog mich jetzt nur auf die Mathearbeit der Viertklässler (die der Drittklässler ist recht gut ausgefallen) - daher kommen die nur 12 Schüler.


    Ich setze die Grenze schon so, dass es bei 50 % noch eine 4 gibt, darunter dann eine 5. Aber selbst wenig Drehen würde an den schlechten Noten nichts ändern, denn selbst die eine 5 ist eigentlich eher eine 5-.
    Bei unter 30% gebe ich eine 6 (wobei ich heute nochmal gegoogelt habe und gesehen habe, dass viele wohl bei 20 % die Grenze ziehen). Wenn ich das ändern würde und die Grenze bei 20 % ziehen würde, dann gäbe es keine 6 mehr, sondern 4 Fünfen, aber es würden trotzdem 4 von 12 ARbeiten unterm Strich bleiben.



    Gib

    • Offizieller Beitrag

    Eigentlich ist schon alles gesagt, aber ich will es noch mal bestätigen:


    So wie du den Fall schilderst, würde ich in jedem Fall die Arbeit werten mit Kommentaren wiez.B. "Erledige deine Wochenplanaufgaben gewissenhafter!" Oder "Du musst im Unterricht aufmerksamer sein."
    Meine Chefin wäre da definitiv dafür.


    Natürlich wiederholt man dann noch mal den Stoff und in der nächsten Arbeit würde ich ihnen noch mal die Chance geben zu zeigen, dass sie es verstanden haben. Aber eine Extraarbeit würde ich nicht schreiben.


    Gruß leppy

  • Bei uns liegt die Grenze zur 6 auch bei 20%. Vier 5en sind eigentlich ja immer noch besser als eine 5 und drei 6en, so hast du später auch einen besseren pädagogischen Spielraum bei der Zeugnisnotenfindung!


    Aber bewerten würde ich auf jeden Fall und dann eben die höchstzahl an Klassenarbeiten pro Halbjahr schreiben (in der Regel 3).

  • Hallo!


    Ja, ihr habt recht. Ich werde die Arbeit werten, natürlich nochmal was wiederholen und den Schülern schon Gelegenheit geben, sich noch zu verbessern, aber die ARbeit nicht neu schreiben. (Sehe ich auch gar nicht ein, denn für mich ist es immer ein großer Aufwand so eine Mathearbeit zu konzipieren, mir die Bepunktung für die Aufgaben zu überlegen etc. )


    Und ich werde die Grenze für die 6 auf 20 % erniedrigen, so dass es dann eben vier Fünfen gibt - wobei 2 davon dann trotzdem 5- sind.


    3 Klassenarbeiten schreibe ich auf jeden Fall - das mache ich immer so. Weniger fände ich nicht angemessen und mehr ist kaum zu schaffen, da ich wie gesagt nur 2 Mathestunden mit den Kindern pro Woche habe. Außerdem beziehe ich in meine Zeugnisnoten dann natürlich auch die Wochenpläne und die mündliche Mitarbeit ein, wobei ich den betreffenden Schülern schon nochmal deutlich sagen werde, dass -was die beiden Faktoren angeht- ihre Leistung momentan auch nicht besser ist.


    Vermutlich hilft es den Kindern und vor allem auch den Eltern, wenn eine konkrete schlechte Note unter der ARbeit steht.


    Der Witz ist, dass ich gerade vor zwei Wochen nochmal eine Notiz für die Eltern auf den Wochenplan geschrieben habe, dass einige Kinder in der letzten Zeit mehrmals ihre Wochenpläne nicht oder nur sehr unvollständig abgegeben haben und habe die Eltern gebeten, doch immer den Rückmeldebogen zu unterschreiben und darauf zu achten, dass ihre Kinder - sofern ich da etwas vermerkt habe, was nachzuarbeiten oder zu verbessern ist, das auch tun. Aber wie das so ist, lesen sowas die entsprechenden Eltern natürlich nicht. Einige haben seit Monaten den Rückmeldebogen nicht unterschrieben, obwohl sie das Prozedere ja schon aus dem 3. Schuljahr so kennen. Eine schlechte Note ist für die vermutlich das deutlichere Signal.


    Mit dem Schulleiter werde ich auch nochmal über die Situation sprechen, aber ich bin mir sicher, dass er dahinter steht (er kennt die Pappenheimer der Klasse und wird sich wohl auch nicht allzu sehr wundern), mit der KLassenlehrerin kann ich nicht sprechen, da sie schon länger krank ist.


    Danke für eure Meinungen und Tipps


    Edit:
    ach ja: bei uns gibt es übrigens keinen Konsens über die Prozentgrenzen oder ähnliches. Das handhabt jeder Lehrer wie er meint - das war aber auch an meiner alten Schule schon so.


    Und wegen der Regelung in NRW hab ich mich informiert: diese 30% Regel gab es hier auch mal, ist aber abgeschafft; das heißt jeder Lehrer kann entscheiden, ob er die ARbeit wertet oder nochmal schreibt.

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