Gerade habe ich den Beitrag von Moni82 gelesen und mich gefragt, ob Eltern gegenüber Lehrern immer anspruchsvoller werden.
LG
Ulli
Gerade habe ich den Beitrag von Moni82 gelesen und mich gefragt, ob Eltern gegenüber Lehrern immer anspruchsvoller werden.
LG
Ulli
Bildungspoilitik ist der einzige Bereich, in dem die Politik noch herumwurschteln kann, und das relativ ungestraft. Ich will das einmal in Stichpunkten erläutern:
- Auf vielen Politikfelder haben die Politiker de facto nichts mehr zu sagen (wg. EU-Recht, Bundesrecht, Vertragsbindungen (z.B. Cross-Border-Leasing))
- Zudem ist in vielen Bereichen wg. der desolaten Staatsfinanzlage der Handlungsspielraum null (und das wird wegen der Finanzkrise täglich schlimmer: Alleine HypoRealEstate > 100 Milliarden, Opel will > 3 Milliarden usw.). Bildungspolitik ist dagegen "kostenneutral" (denn die Gehälter der Lehrkräfte bleiben mit und ohne Bildungsreform immer gleich, zusätzliche Kräfte werden ja kaum eingestellt)
- Das Thema ist emotional stark besetzt: Bildungsgerechtigkeit ist das Schlagwort, zudem fühlt sich jeder betroffen und jeder weiß es besser, denn jeder war auf der Schule
- Und das Beste: Wenn's schiefgeht hat man die idealen Sündenböcke, und das mit professoralem sowie medialem Gütesiegel. Wer das ist, brauche ich hier nicht zu verraten (einige nennen sie auch f.. Säcke).
Gruß !
ps: Bevor es besser wird, wird es sicherlich noch viel schlimmer...
In Bayern wird dagegen der Elternwille immer entscheidender bei der Frage, ob das Kind auf das Gymnasium kann/soll oder nicht. Mit dem Ergebnis, dass wir an unserer Schule sieben 5. Klassen mit je mindestens 32 Schülern haben - von diesen über 220 SuS waren zum Zwischenzeugnis dann 32 gefährdet bis sehr gefährdet. Die Durchfallerquote in der Unterstufe ist unglaublich hoch geworden. Gründe? Überforderung durch übereilte Einführung des G8, große Klassen (kaum individuelle Förderung) und generell mehr SuS, die nicht oder noch nicht für das Gymnasium geeignet sind.
Eine gestiegene Erwartungs- und Anforderungshaltung der Eltern kann ich aber auch beobachten (bis hin zum völligen Realitätsverlust) - Hand in Hand mit einem völlig falschen Blick auf ihre eigenen Kinder.
Beispiel: bei uns an der Schule gibt es Mittagessen-Verkauf (sehr lecker, ein wirklich feines Restaurant hat das "Catering" übernommen) zu einem wirklich vernünftigen Preis. Der Unternehmer war auch bisher so großzügig, dass SuS sich jederzeit einen "Nachschlag" zu den sowieso schon wirklich ausreichenden Portionen holen konnten. Das wurde nun gestoppt, weil sich herausgestellt hat, dass vor allem in der oberen Mittel- und OBerstufe ein Schüler ein Essen bezahlt hat und 3-5 Freunde sich mit seinem Teller einen "Nachschlag" geholt haben (natürlich ohne zu bezahlen). Die Eltern sehen gar kein Falschverhalten ihrer Kinder, aber der Lehrer, der wohl einige SuS dabei erwischt und sie zurechtgewiesen hatte, musste sich anhören, wie "unhöflich" er den Kindern gegenüber gewesen sei.
Zitatund mich gefragt, ob Eltern gegenüber Lehrern immer anspruchsvoller werden. Ermutigt durch die politischen Vorgaben "jedem Kind individuelle Förderung", die bei den Klassengrößen kaum leistbar zu sein scheint, ist den Forderungen von Eltern Tür und Tor geöffnet.
Ja, es gibt Beispiele, die dies belegen. Es gibt sicherlich auch einen nicht kleinen Teil in der Elternschaft, der noch "normal" tickt, d.h. Eltern, die Lehrer nicht nur in ihrer Funktion sondern auch als Menschen wahrnehmen können, also kooperative Eltern, die mitarbeiten.
Ein Kollege erzählte mir, dass sich bei ihm eine Mutter darüber beklagte, dass ihr Sohn in so vielen Fächern überfordert sei, was man denn da tun könne?
Erstaunt,
klöni
ZitatOriginal von Nighthawk
Beispiel: bei uns an der Schule gibt es Mittagessen-Verkauf (sehr lecker, ein wirklich feines Restaurant hat das "Catering" übernommen) zu einem wirklich vernünftigen Preis. Der Unternehmer war auch bisher so großzügig, dass SuS sich jederzeit einen "Nachschlag" zu den sowieso schon wirklich ausreichenden Portionen holen konnten. Das wurde nun gestoppt, weil sich herausgestellt hat, dass vor allem in der oberen Mittel- und OBerstufe ein Schüler ein Essen bezahlt hat und 3-5 Freunde sich mit seinem Teller einen "Nachschlag" geholt haben (natürlich ohne zu bezahlen). Die Eltern sehen gar kein Falschverhalten ihrer Kinder, aber der Lehrer, der wohl einige SuS dabei erwischt und sie zurechtgewiesen hatte, musste sich anhören, wie "unhöflich" er den Kindern gegenüber gewesen sei.
Also hier muss ich als Bildungsexperte und kritisch-aufgeklärter Gutmensch einmal einhaken:
Da lernen die Schüler und Schülerinnen tagein und tagaus kooperative Arbeitsformen, und wenn sie diese anwenden, dann werden sie in bester, konservativ-reaktionärer, gymnasialer bayerischer Tradition dafür an den Pranger gestellt. Hier haben die Schüler doch nur konsequent das Prinzip "die (finanzielle) Leistung des Individuums muss der ganzen Gruppe zu Gute komme" angewendet. Selbst die Gruppengröße von 3-5 Schülern war optimal gewählt.
Zudem: Dein Hinweis "feines Restaurant" ist doch ein klarer Hinweis auf den Zweck dieser Schulverpflegung: Die sozial (und damit in der Regel auch finanziell) Benachteiligten von der Erfahrung des gemeinsamen Essens auszuschließen. Institutionalisiertes Mobbing nennt man das! Statt die Schüler und Schülerinnen zu bestrafen, die so gerne mitessen wollen, aber es sich offensichtlich nicht leisten können, wäre es angebracht, das sich die Lehrerschaft Modelle überlegt, wie man diese Benachteiligung auffangen könnte. Ad hoc fällt mir zum Beispiel ein Patenmodell ein: So könnte jede Lehrkraft (die als deutsche Lehrkraft mit zu den bestbezahlten der Welt gehört!) die finanzielle Essenspatenschaft für einen benachteiligten Schüler übernehmen. In Krisensituation wie der obigen ("Schüler wurden erwischt") hätte die aufsichtsführende Lehrkraft ganz unbürokratisch die "Mitesser" zum Essen einladen können, statt den Konflikt durch völlig unangebrachte Maßnahmen zu verschärfen. Aber da spricht wohl die Beamtenmentalität dagegen.
Gruß !
ps: Dieser Beitrag war ironisch gemeint!
Das Problem ist nicht, dass die Eltern in ganzer Breite massiv "fordernder" werden, sondern dass es zunehmend Einzelfälle gibt, bei denen Eltern eine sehr merkwürdige Erwartungshaltung gegenüber der Schule und den Lehrern haben. Das Gegenteil nimmt aber genau so zu - es gibt heute (zumindest nach meinem subjektiven Eindruck) auch mehr Eltern, die sich in einer Weise in der Schule einbringen, die weit über das zu erwartende Maß hinaus geht (selbständig Hausarbeitenbetreuung für ganze Jahrgänge organisieren, etc...).
Die Eltern sind gewissermaßen ein Spiegelbild ihrer Kinder - bei beiden Gruppen geht die Schere immer weiter auseinander (Bei den Lehrern ist das vielleicht ja auch der Fall).
Es nützt nix hier über Einzelfälle zu klagen, man kann sich höchstens Fragen, wie wir uns verhalten können, um bestimmten Ausfällen vorzubeugen. Und ich glaube, dass viele Lehrer durchaus dazu beitragen, dass einzelne Eltern sich ziemlich unverschämte Dinge leisten. Bei manchen Lehrern führ unverschämtes Auftreten nämlich durchaus zum Erfolg, sei es aus eigener Unsicherheit oder weil man Konflikten aus dem Weg gehen will.
Grüße,
Moebius
Huhu,
Elternbeschwerden...juchuhhh
Es ist wirklich schwierig, einen Konsens zu finden.
Beispiel 1 : Die Wahl des Schulzweigs wird von den Eltern bestimmt!
Annahme G8.
Eltern melden ihr Kind für den Gymnasialzweig an (Eltern sprechen mit), obwohl ihr Kind keine Empfehlung dafür hat. Die Eltern haben Angst, dass ihr Kind später nicht mehr wechseln kann. Die Beschwerden kommen im laufenden Schuljahr von den entsprechenden Eltern, deren Kinder nicht alle Verpflichtungen erfüllen können....
Beispiel 2 :
Die Eltern sind reglementiert. Sie können ihr Kind nur auf den vorgeschlagenen Schulzweig schicken. So beginnt ein Notenkampf. Eltern beschweren sich im Vorfeld über Alles, was die Note ihres Kindes gefährden könnte.
LG
Isa
"Es nützt nix hier über Einzelfälle zu klagen, man kann sich höchstens Fragen, wie wir uns verhalten können, um bestimmten Ausfällen vorzubeugen. (Moebius)"
Dem stimme ich zu.
LG
Ulli
ZitatOriginal von Ulli
Wie wäre es, wenn wir hier im Forum unsere eigenen Jobbeschreibungen entwerfen?
LG
Ulli
Stellenbeschreibung Lehrkraft für ein Gymnasium
Gesucht wird eine Lehrerin / ein Lehrer für ein großes Gymnasium mit der Fakultas für mindestens zwei Fächer.
Unbezahlte Mehrarbeit im Rahmen des Üblichen (bis zu 3 Stunden die Woche) ist für Sie selbstverständlich.
Sie betrachten den Lehrberuf als Ihre Lebensaufgabe und "brennen" innerlich für Ihren Beruf. Intrinsische Motivation ist, was Sie antreibt.
Sie sind als Klassenleiter verantworlich für eine Gruppe von ca. 30 Schülerinnen und Schülern, deren individuelle Entwicklung sie stets im Blick haben. Sie halten regelmäßig Kontakt mit den Erziehungsberechtigten auch über die üblichen Arbeitszeiten hinaus. Die Herausgabe ihrer privaten Telefonnummer ist für Sie kein Problem.
Sie stehen für individuelle Schülerbetreuung zur Verfügung, ohne dabei den normalen Unterrichtsfluss zu gefährden oder die Schüler und Schülerinnen in ihren wohlverdienten Pausen über Gebühr zu beanspruchen. Binnendifferenzierung und individuelle Hausaufgabenerteilung und -kontrolle sind für Sie Selbstverständlichkeiten. Notwendige Lehrmaterialien und Geräte beschaffen Sie eigenverantwortlich.
Sie halten stets die Balance zwischen Unterrichten, Erziehen und sozialen Aktivitäten im Unterricht, ohne jemals die Erreichung der curricularen Vorgaben zu gefährden. Außerunterrichtliche Aktivitäten wie Klassenreisen und Ausflüge organisieren Sie selbstständig in eigener Verantwortung, wobei Sie Lösungen für sozial schwache Schülerinnen und Schüler finden. Bei Erstattungen Ihrer Kosten durch die Schule achten Sie nicht auf den letzten Cent. Sie sorgen eigenständig dafür, dass der Unterrichtsausfall durch solche Aktivitäten minimal ist.
Die Übernahme der Ausbildung von Referendaren durch Beratung, Hospitationen und sonstige Unterstützung ist für Sie eine interessante Herausforderung, wobei Sie dabei im mehrwöchigen Abstand von den Ausbildungsseminaren durch Fachleiterbesuche unterstützt werden.
Die Entwicklung von schulinternen Lehrplänen sowie die Bereitschaft zur Mitarbeit auf dem gesamten Gebiet der Schulentwicklung ist Teil Ihrer Auffassung vom Lehrberuf. In Ihrer Freizeit eignen Sie sich die dazu notwendigen Kenntnisse an.
Sie entlasten unser Sekretariat und unsere Koordinatoren wo es nur geht, indem Sie übliche Verwaltungsarbeiten (Zeugnisse schreiben, Abwesenheitslisten führen, Statistiken erstellen, Gelder einsammeln, Abrechungen tätigen (buchhalterische Kenntnisse setzen wir voraus)) mit Freude als Teil ihrer Berufstätigkeit ansehen.
Sie achten auf Sauberkeit und Ordnung in unsere Schule und es macht Ihnen nichts aus, hier selbst unbürokratisch Hand anzulegen, wenn es die Situation erfordert. Dies gilt natürlich auch für die Betreuung unserer diversen Fachsammlungen an der Schule.
Die reichhaltigen außerunterrichtlien Aktivitäten unserer Schule unterstützen Sie durch Vorbereitung, Mitwirkung und Anwesenheit auch über die üblichen Schulöffungszeiten hinaus
Sie vertreten die Sichtweisen und Vorgaben von Kultusministerium, Schulträger und Schulleitung nachdrücklich, ohne sich dabei durch eventuelle Widersprüche und Konflikte beirren zu lassen. Sie zeigen dabei ein hohes Integritätsbewusstsein und stehen zu Ihren Fehlern, ohne Verantwortung zu deligieren.
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!
Gruß !
Eine super Stellenbeschreibung, Mikael!
Ich bin heuer zum zweiten Mal Klassenlehrerin einer fünften Klasse und kann Moebius Feststellungen leider nur teilweise bestätigen. Zum Glück gibt es auch eine ganze Masse an Eltern, die viel Energie und Fleiß einsetzen und immer wieder helfen.
Aber leider ist mein Eindruck doch der, dass die Eltern, die der Meinung sind, die Schule sei an allem Schuld und ihr Kind sei der reinste Engel, der sich noch nie etwas zu Schulden kommen hat lassen, inzwischen fast in der Überzahl sind. Und was mir wirklich Angst macht, ist dass Eltern, denen man das Fehlverhalten ihres Sohnes ganz eindeutig nachweisen kann, äußerst empört mit dem Rechtsanwalt drohen- und das bei uns an einer Schule, die so auf dem Land liegt, dass die meisten Lehrer, die zu uns kommen, noch nicht mal was von diesem Ort gehört haben!
Interessant ist auch die Beobachtung, wie sich die Klassen, die von verschiedenen Grundschulen kommen, verhalten.
Langsam aber sicher kann man auch ohne es zu wissen, die Klassen anhand ihrer Verhaltensweisen den einzelnen Grundschulen zuordnen. Übrigens leider auch die Versagensquote. Inzwischen gibt es in meiner Klasse auch (übrigens recht vernünftige) Eltern, die total verunsichert sind, weil: "Ja, wir wollten Max auf die Realschule tun. Aber Frau Grundschullehrerin war sich ganz sicher, dass auf Grund seiner sozialen Kompetenz nur das Gymnasium in Frage kommt!" Äh, nun ja, leider gibt es aber das Fach "soziale Kompetenz" bei uns nicht und wenn, dann könnte es zwei Fünfer in Mathe und Englisch auch nicht ausgleichen.
(OT: Ich weiß, dass es mehr als genug gute engagierte Grundschullehrerinnen gibt und ich denke auch, dass die betreffende Lehrerin nur das Beste für den Jungen wollte- aber das Gymnasium ist halt nun mal nicht für jeden die geeignete Schulform!)
Liebe Grüße
Hermine
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