Als Grundschullehrer an die SEK I ?

  • Da ich nun meine 2. Staatsprüfung erfolgreich hinter mich gebracht habe, bin ich am Überlegen, wo und wie ich mich bewerbe. Meine Chancen vor Ort
    (Niedersachsen/GS) sind nicht berauschend, wenn ich alle Informationen richtig deute. Ich hätte die Wahl entweder in ein anderes Bundesland zu ziehen (dazu wäre ich prinzipiell bereit, aber es wäre schon recht schwierig zu organisieren mit Mann, Kleinkind mit Krippenplatz usw.), oder vor Ort in einer anderen Schulform zu arbeiten. Insbesonders die Realschulen hier brauchen dringend Lehrer, Englisch wäre da auch ganz günstig.


    Nur wegen der eher schlechten Prognose für den Grundschulbereich, möchte ich aber nicht zwangsläufig an eine andere Schulform, gerade wenn man dort nun langfristig arbeiten soll, muss das gut überlegt sein. Trotz meiner Berechtigung an Grund-, Haupt- und Realschulen zu unterrichten, fühle ich mich für die SEK I nicht gut ausgebildet. Gut, ich werde noch in der Restzeit meines Refs ein einwöchiges Praktikum an einer Realschule machen, aber das gibt mir ja auch noch keinen umfassenden Einblick.


    Wer von Euch hat den Schritt gewagt und unterrichtet nun an einer Haupt- oder Realschule und was waren wichtige Entscheidungspunkte?

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe den Schritt an die Realschule gewagt, und habe mich daran hauptsächlich daran orientiert, dass ich eine Stelle haben wollte. Keine Lust auf Experimente und jahrelange Vertretungsstellen.
    Und es hat damals auf Anhieb geklappt.


    Erfahrungen: im Prinzip gute. So ein wenig "Grundschulwind" tut der Sek1 ganz gut. (Stichwort: Offener Unterricht etc.) ich will nciht sagen, dass die Sek1-Kollegen sowas nicht machen, aber es passiert doch eher selten.


    Man muss allerdings auch mit der ein oder anderen "Anfeindung" der Kollegen rechnen, im Sinne von "Er immer mit seinen Grundschulmethoden."


    Im Endeffekt habe ich den Wechsel aber nicht bereut.


    Zum Thema "nicht gut genug ausgebildet": ich habe fachliche Lücken, gebe ich zu. Viele Themen in Deutsch musste ich mir zu Anfang recht mühsam erarbeiten. Aber pädagogisch, didaktisch und methodisch fehlte mir nicht viel, praktisch gar nichts, ich bin eher schon zu "pädagogisch". Zumindest für viele meiner Kollegen. ;)


    Also: nur Mut.


    kl. gr. Frosch


    P.S.: An meiner Schule haben zeitweise 4 Primaten unterrichtet. Bei ca. 27 Lehrern.

  • Primaten :D


    Zitat

    Zum Thema "nicht gut genug ausgebildet": ich habe fachliche Lücken, gebe ich zu. Viele Themen in Deutsch musste ich mir zu Anfang recht mühsam erarbeiten. Aber pädagogisch, didaktisch und methodisch fehlte mir nicht viel, praktisch gar nichts, ich bin eher schon zu "pädagogisch". Zumindest für viele meiner Kollegen.


    Meine methodisch-didaktisch-pädagogische Ausrüstung halte ich auch für gut. Fachlich könnte ich mich sicher in die Sachen reinarbeiten, aber müsste mir natürlich einen neuen Überblick verschaffen. Zudem ist es eben eine andere Altersgruppe. Ich bin mal gespannt, wie ich das Schulleben in einer Realschule in meinem Praktikum erleben werde.

  • Meinst Du ehrlich, dass die Chancen in NDS so schlecht sind?


    Beispiel: an meiner Schule wird gerade händeringend nach einer Feuerwehrkraft mit beliebiger Fächerkombination gesucht, aber es gibt niemanden mehr "auf dem Markt"! Ich könnte mir vorstellen, dass es beim nächsten Bewerbungsdurchgang mit festen Stellen gut aussieht!

  • erdbeerchen: Hm, so wird es hier vor Ort nicht dargestellt, im Gegenteil. Jedenfalls was diesen erweiterten Landkreis (Universitätsstadt) hier betrifft, in dem ich eigentlich bleiben muss bzw. gerne würde. Der Dezernent selbst spricht zum Beispiel selbst aktuell nach Prüfungen von der Notwendigkeit sich auch für andere Schulformen zu bewerben. Und hier laufen wirklich viele Feuerwehrkräfte rum, die supertolle Noten hatten und immer noch nichts Festes haben. So hatten wir an meiner Schule beispielsweise eine Lehrerin mit Note im oberen Einser-Bereich und dem Fach Mathe. Von der Sorte gibt es hier noch einige, daher mache ich mir mit 2,... kaum Hoffnungen.
    Ist Deine Schule ländlich gelegen? Vielleicht bin ich auch einfach in der falschen Region. Aber wenn ich schon hier weggehe, dann haben andere Bundesländer eher bessere Bedingungen.

    • Offizieller Beitrag

    Hm, das Fachliche würde ich auch nicht unterschätzen. Ich weiß von Grundschullehrern, die in der SekI beispielsweise Mathe unterrichten, dass sie in den höheren Fächern an ihre Grenzen stoßen oder in den unteren Klassen übersehen haben, dass sie ein Thema dringend unterrichten müssen, weil der Unterrichtsstoff in den höheren Klassen darauf aufbaut.


    Ebenso weiß ich von einer Grundschullehrerin, die an der SekI mit den Pubertierenden größte Probleme hatte.


    Es kann durchaus klappen, aber diese beiden Dinge solltest du dir vorher gut überlegen. Welche Fächer würdest du mit deiner Fachkombi denn unterrichten? Auch Physik und Chemie?


    Edit:
    Mir ist in deiner Fächerkombi noch was aufgefallen: Wenn du hauptsächlich D und E unterrichten würdest, musst du mit sehr vielen Korrekturen rechnen. Das würde ich auch nicht unterschätzen.

  • Referendarin:
    Ich will mir dies alles auch sehr gut überlegen und nicht einen Schnellschuss machen. Dazu wird einem hier aber im Seminar leider leichtfertig geraten. Das Fachliche für Englisch und Deutsch in höheren Klassen kann ich mir schon gut vorstellen, allerdings würde mir momentan auf jeden Fall noch der Überblick fehlen (so wie Du es schreibst, dass etwas übersehen wird, was als Grundlage dient). Da müsste ich mich also neu einarbeiten.


    Wie ich mit den Pubertierenden klar komme, weiß ich noch nicht, ich kann es mir in der Theorie schon vorstellen, aber da fehlt die Praxiserfahrung. Für eine kurze Woche werde ich es in der nächsten Zeit eben ausprobieren (gehört noch zum Ref), aber das gibt mir ja auch nur einen kleinen Einblick.


    Dass Deutsch und Englisch die typische Korrektur-Kombi ist, ist mir auch schon aufgefallen. Das sind meine Lieblingsfächer, aber sie wären eben mit der enormen Korrektur-Belastung verbunden. Ich weiß nicht, ob mir Sachunterricht in irgendeiner Form angerechnet werden würde. Physik würde ich definitiv nicht machen wollen, weil ich da eben nicht sicher weiß, ob ich dem Fachlichen in den höheren Klassen gewachsen bin. Mein Spezialgebiet wären da eher die Raumwissenschaften (Erdkunde) und vielleicht Bio.


    Außerdem ist die Arbeit an einer Haupt- und an einer Realschule ja auch noch mal unterschiedlich und ich müsste mir überlegen, was davon in Frage kommt. Vielleicht entscheide ich mich auch dagegen und gehe eher weg von hier. Aber ich will mich genau damit auseinandersetzen... irgendwie reizt mich der Gedanke auch.

  • Hallo!
    Ich hatte meinen Schwerpunkt in der Ausbildung auch an der Grundschule. Und habe auch dort keinen Job bekommen. Es ist tatsächlich schwieriger, dort eine Festanstellung zu bekommen. Du wirst dort ja auch erst angestellt und bekommst die Verbeamtung erst einige Zeit später.
    Ich komme gut an meiner Haupt- und Realschule zurecht und möchte mitlerweile gar nicht mehr weg. Gerade die 5./6. Klassen sind auch noch sehr "klein" und haben schon noch viel von Grundschülern.
    Ich wusste aber eigentlich vom Gefühl schon bevor ich die Stelle angetreten habe, dass ich mit den Älteren zurecht komme.
    Wenn du selber meinst, es ist nichts für dich, dann schlag dich erst mit Vertretungsstellen und ähnlichem rum und warte auf die Traumgrundschulstelle. Kommen wird sie bestimmt irgendwann.
    Versuch soviel Erfahrungen wie möglich vorher im Sek.I bereich zusammeln, wenn das möglich ist und dann entscheide!
    Viel Erfolg dabei!
    LG, Yula

  • Melde mich noch mal zurück...
    Ich habe ein bißchen in Realschulen und Hauptschulen reingeschnuppert und bin nun letztendlich an einer kombinierten Grund- und Hauptschule gelandet. Habe also ab August eine feste Stelle. :)

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