Das Stundenende naht (noch nicht)

  • Ich arbeite an einer berufsbildenden Schule und wir haben grundsätzlich 90 Minuten Unterricht am Stück. Gerade in Englisch passiert es mir ab und an, dass ich mit meinen geplanten Aktivitäten fertig bin oder der Beginn einer neuen größeren Sache nicht mehr lohnt, es aber noch 20 Minuten Unterricht zu bewältigen gilt. Was habt ihr für Strategien, um mit solchen Situationen umzugehen? Ich würde gerne ein paar Ideen sammeln (nicht nur für Englisch). Hier meine:


    - Heute habe ich spontanerweise eine Lese- und Auspracheübung angehängt. Ich habe einen Teil des Textes, den wir bearbeitet haben vorgelesen und die SuS haben sich diesen Teil anschließend in Partnerarbeit gegenseitig vorgelesen. Das klappte ganz gut.
    - Vokabelpantomime: Die SuS mussten die Vokabeln ihrer neuen Vokabelliste pantomimisch darstellen und die anderen mussten die Vokabel erkennen und benennen. War auch ok.
    - ABC-Liste: Das Alphabet (oder Stundenthema) untereinander schreiben und dann mit Begriffen des Themas füllen, die z.B. mit den Buchstaben des Alphabets anfangen.
    - 3-5-7: In Einzelarbeit drei wichtige Begriffe notieren, mit Partner auf 5 wichtige Begriffe einigen, in 4er Gruppe auf 7 wichtige Begriffe einigen.
    - Gespräch über alles mögliche.


    Da nicht imer alles passt und die SuS bei zu vielen Wiederholungen eher gelangweilt reagieren, würde ich noch ein paar mehr Ideen sammeln um diese hoffentlich spontan parat zu haben.


    Gruß

  • Bei Texten bieten sich m. E. immer spontane Schreibübungen an - je nach Text. Man kann z. B. den Textinhalt auf die Schüler rückprojizieren:


    "Have you ever been in a situation like this? Write a short text about it."


    "If you went to California, what would you like to do? And why?"


    Wenn es Texte sind, die das nicht zulassen, kann man parallele Texte schreiben lassen - also das, was man schon hat, noch mal, nur vielleicht kurzer, witziger. Oder (bei Briefen) eine Antwort schreiben lassen...


    Ist aber schwer, ohne konkrete Beispiele näher zu beschreiben.


    Ich habe auch gelegentlich "Postkarten" dabei - d. h. auf weißem Papier die Zeichnung einer Postkarte inkl. Briefmarke. Man kann sich dann spontan einfallen lassen, dass die Schüler irgendwas gerade Relevantes an eine fiktiver Person (oder aneinander) schreiben. Wer schneller fertig ist, malt die Briefmarke aus ;-).

  • Schöne Anregungen, die du da gelistet hast, werde ich emnächst mal umsetzen -danke!
    Ich mache in solchen Situationen mit den Klassen 5 - 7 in Englisch auch gern bloße Leseübungen nach der Knock-Methode: Es wird der Reihe nach ein bereits bekannter Text (bzw. mehrere) aus dem Schulbuch o.ä. gelesen, fehlerhafte Aussprache eines S wird mit dem knock, d.h. dem Klopfen der SuS auf dem Tisch angezeigt. Dann ist der nächste dran. Komischerweise machen Schüler dieser Jahrgänge das sehr gern, vermutlich weil sie sich damit ein bissi in die Lehrerrolle begeben und Fehler aufspüren können ;)
    Ansonsten: Quizartig (2 Teams) irregular verbs abfragen, Vokabeln zu einem bestimmten Wortfeld aufzählen lassen ("Jot down all the words you can think of that have to do with sports, environment, big cities etc.).
    Antigone

  • Zitat

    Original von AntigoneIch mache in solchen Situationen mit den Klassen 5 - 7 in Englisch auch gern bloße Leseübungen nach der Knock-Methode:


    Nur eine kleine Anmerkung aus der Grundschulpädagogik heraus: Mit dieser Methode provozierst du, dass die Schüler, die den größten Übungsbedarf haben (-->schlechte Aussprache) die geringste Übungszeit erhalten. Schwächere werden zusätzlich dadurch demotiviert, dass alle nur noch auf ihre Schwächen achten. Von daher würde ich diese Methode nicht überstrapazieren (anderer Name davon ist "Felerlesen" und inzwischen eigentlich sehr verpönt).

    • Offizieller Beitrag

    Verpönt? Nicht bei den Kindern! Meine Kids lieben Fehlerlesen und gerade bei den Schwachen wird der Ehrgeiz sehr geweckt. Ich hab jetzt schon ein paar Mal mitbekommen, dass gerade die Schwachen dann zu Hause geübt haben, um besser zu werden. Außerdem gibt es genauso oft Starke, die sich einfach mal verhaspeln (ich mach zur Freude der Schüler ab und zu mal mit und bin mitnichten immer die Stärkste ;))
    Viel, viel schlimmer finde ich, wenn schwache Schüler sich auf zwei, drei Seiten abmühen müssen und die Klasse (bei mir eine fünfte, recht ablenkungsbereit) ihnen schon gar nicht mehr zuhört- das finde ich für alle deutlich frustrierender und das macht m. E. die eigene Schwäche viel grausamer bewusst (übrigens gibt es auch Schüler, die mit Absicht Fehler machen, um ihre Schwächen zu überdecken- finde ich bei dieser Methode durchaus legitim)
    Man muss als Lehrer halt einfach deutlich machen, dass es gar nicht schlimm ist, wenn man mal einen Fehler beim Lesen macht.
    Liebe Grüße
    Hermine

    • Offizieller Beitrag

    Nach dieser kleinen Abschweifung wieder on-topic:
    Bei den Kleinen ist es in Deutsch recht einfach, da kann man immer wieder grammatikalische Fachbegriffe spielerisch wiederholen.
    In Französisch bei den Großen habe ich inzwischen eine recht nette Sammlung an Bildern, Folien, Karikaturen, aktuellen Themen, die sie vorstellen, interpretieren oder diskutieren müssen.
    Auch nett: Die Schüler müssen einem anderen Schüler ein Bild beschreiben, dass er nicht sehen kann (muss sich kurz umdrehen oder rausgehen) Danach halte ich ihm zwei sehr ähnlich aussehende Bilder hin und er muss sich für das entscheiden, dass seine Mitschüler ihm beschrieben haben.
    Bei den ganz Großen im Grundkurs passiert mir sowas eigentlich nie. Nachdem ich meine grobe Unterrichtsvorbereitung immer gleich für die ganze Woche mache, kann ich dann einfach die erste Hälfte der nächsten Stunde gleich hintendran hängen- muss mir aber natürlich dann was für die letzte Stunde der Woche überlegen- aber auch da gibt es ganz nette, spontane Diskussionsthemen z.B. Wenn Sie das Drama selbst inszenieren würden, wie könnten dann die Schauspieler aussehen? Welcher Typ würde auf die Figuren am besten passen? Wie würde die Kulisse aussehen, was für Requisiten bräuchten Sie?

  • Zitat

    Original von Hermine


    Bei den ganz Großen im Grundkurs passiert mir sowas eigentlich nie. Nachdem ich meine grobe Unterrichtsvorbereitung immer gleich für die ganze Woche mache, kann ich dann einfach die erste Hälfte der nächsten Stunde gleich hintendran hängen-


    Naja, Material und Aufgaben habe ich auch immer genug dabei. Bei den SuS ist dann aber meist die Luft raus und die haben wenig Lust dann noch etwas neues anzufangen. Das ist meist der Haken.

  • Bei Amazon gibt es den Writer's Block [Anzeige]. Darin sind Stichworte, Storyanfänge, und diverse andere Schreibanlässe, aus denen sich was entwickeln lässt. (Unter der angegeben URL kann man auch in das "Buch" bzw. den kleinen Klotz reinsehen.)


    Ebenso gibt es den Creative Block [Anzeige], der noch weitere Anlässe gibt.


    Da kann man 20 Minuten sinnvoll mit rumkriegen.


    Grüße vom
    Raket-O-Katz

  • Zitat

    Original von Friesin
    Mir passiert so was eigentlich auch nie, zumindest nicht mit 20 Minuten Überhang.


    Vielleicht kannst du deinen Schülern in einer Doppelstunde mehr zumuten, als du ursprünglich dachtest ? ;)


    Na ja, ich unterrichte häufig Hauptschüler. Die reagieren dann durchaus schon mal lautstärker und mit demonstrativer Unlust, wenn ich nun noch eine neue Aufgabe, Text, etc ankündige. Bei Gymnasiasten mag das ja anders sein.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann mir das gut vorstellen, wenn es 10 oder 5 Minuten vor Schluss ist- da werden meine Größeren dann auch mal "zickiger"- aber bitte schön, 20 Minuten vor Schluss? Das ist ja eine halbe "normale" Unterrichtsstunde! Dann kann sich keiner beschweren, wenn man etwas Neues anfängt.
    Übrigens mache ich bei Doppelstunde immer eine 2 Minuten Luftschnapp- und Toilettengeh- Pause - verlange danach aber wieder die volle Aufmerksamkeit. Bei demonstrativer Unlust fällt dann die Pause einfach weg.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Zitat

    Original von Hermine
    aber bitte schön, 20 Minuten vor Schluss? Das ist ja eine halbe "normale" Unterrichtsstunde! Dann kann sich keiner beschweren, wenn man etwas Neues anfängt.


    Wir können ja mal tauschen.


    Nein, im Ernst: Also ersteinmal passiert mir das nicht täglich. So isses ja nun auch nicht. Zweitens sind es nun einmal Hauptschüler, die eine berufliche Grundbildung erhalten und in Englisch zum Realschulniveau kommen sollen. Ihr Englisch ist aber zuweilen nicht so doll und die Lust es zu verbessern ist auch nicht immer so groß. Auch sind sie häufig wenig durchhaltefähig und kaum frustrationstolerant. Um da nicht den letzten Funken Spaß am Englischunterricht abzuwürgen versuche ich schon, den SuS dann manchmal mit etwas entspannenderen Dingen, Spielchen, etc. entgegenzukommen. Die Ansage eines weiteren Textes ist da durchaus kontraproduktiv. Auch, wenn ich ihn gerne noch behandeln würde. Und die Leseübung neulich war gut. DA haben alle mitrgemacht und Lesen und Aussprache geübt. Denm neuen Text hätten sie nicht so gut akzeptiert.

    • Offizieller Beitrag

    Dass dir das täglich passiert, unterstelle ich auch gar nicht. Und mir ist auch durchaus bewusst, dass du dich in einer deutlich schwierigeren Situation befindest. Und natürlich will ich nicht tauschen (obwohl ich glaube, dass meine "pubertierenden Monster" der 9. Klasse in Französisch deinen Schülern gar nicht so unähnlich sind ;))
    Und natürlich ist Spielen auch mal erlaubt und Lesen in der Fremdsprache üben finde ich sogar extrem wichtig.
    Ich glaube aber, man braucht auch einfach ein gewisses Gespür dafür, wann man mit einem Text gar nicht mehr weiterkommt und wann man ihn wenigstens noch teilweise (z.B. durch ein Gespräch oder Rollenspiele oder so) einführen kann.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Zitat

    Original von Hermine


    Ich glaube aber, man braucht auch einfach ein gewisses Gespür dafür, wann man mit einem Text gar nicht mehr weiterkommt und wann man ihn wenigstens noch teilweise (z.B. durch ein Gespräch oder Rollenspiele oder so) einführen kann.


    Genau. Und wenn es die Situation erfordert, ihn nicht mehr einzuführen, hätte ich gerne eine größere Auswahl an sinnvollen Alternativen spontan parat.

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