Meldung ans Jugendamt- Gewalt in der Familie

  • Hallo,


    Gestern hat ein Schüler (Klasse 1/2) im Morgenkreis erzählt, er wurde von seinem Vater geschlagen. Habe ihn später nochmal drauf angesprochen und es hörte sich schlüssig an. Also ich die Koordinationslehrerin angesprochen, was ich machen soll und sie sagte beim Jugendamt anrufen, was sie erst für mich tat und mir den Hörer weiter gab und ich dies dem Mann erzählte. Und was macht der??!!!! Fährt direkt zur Familie (was ja prinzipiell erstmal gut ist) und sagt dem Vater wohl so in etwa: Frau R. von der Schule A hat mich angerufen und gesagt, sie würden ihre Kinder schlagen"!!!!! Das kann der doch nicht machen, oder? Der Vater stand noch nachmittags in der Schule auf der Matte und sprach mit der Rektorin, was das solle und so, die ihn zum Glück beruhigen konnte. Trotzdem ist mir nun echt mulmig, wenn ich den Vater nochmal treffen sollte, denn vor dem habe ich echt Respekt. Da überlege ich mir doch zweimal, ob ich das nächste Mal wieder so ne Meldung mache, oder sehe ich das ganz falsch?


    Gruß Line

  • Das schafft nicht grad Mut das nächste Mal wieder anzurufen. Die Jugendämter sind wohl ganz schön fix am Handeln. Wohl auch verursacht durch die Versäumnisvorwürfe in der Presse in anderen Fällen. Man muss doch nicht gleich brüh warm den Namen sagen von wem der "Anruf" stammt. Gereicht hätte auch "aus der Schule".
    In dem Fall, den ich mitgemacht habe, gings um Alkoholsucht der Mutter und Verwahrlosung des Kindes. Das lief die meiste Zeit zwar diplomatischer, aber das Kind wurde dann unter hanebüchenen Umständen in der Schule im Büro der schreienden Mutter entzogen und dem getrennt lebenden Vater übergeben. Puh, da schaut man schon tagelang genau hin wer einem auf der Straße begegnet.

  • Mit stellt sich hier die Frage, ob der nette Mitarbeiter des JA überhaupt Namen nennen darf?!? Ich denke mal, dass er das bis zur Klärung der Angelegenheit nicht darf. Ich würde mich da mal etwas genauer erkundigen und ggf eine Beschwerde beim JA einreichen.


    Durch solche Aktionen der Mitarbeiter wird doch nur erreicht, dass keiner sich mehr traut etwas zu sagen. Und das kann ja nicht Sinn und Zweck der Sache sein, oder?

  • Ich finde es ja prinzipiell auch gut, dass sie was gemacht haben und bin auch froh, dass die Rektorin so auf meiner Seite war und mich vor dem Vater verteidigt hat. Hatte eh ein dummes Gefühl, weil so was ja schon auch eine schlimme Anschuldigung ist...... dass der Vater sich über den Besuch nicht gerade gefreut hat ist klar, kann ich verstehen.


    Mal schauen, hoffe ich treffe den Vater vorerst nicht und hoffe, der Junge bekommt nicht noch richtig Ärger, weil er sowas erzählt hat in der Schule

  • Ich habe ja über Jugendämter schon manches gehört - eher privat als beruflich, übrigens. Was Gutes war eigentlich nie darunter.


    Ich finde den Weg von "X erzählt im Morgenkreis" zu "und dann rief ich das Jugendamt an" übrigens ziemlich kurz. Aber vielleicht haben wir die falsche Klientel.

    • Offizieller Beitrag

    Nur mal zur Erfahrung mit dem Jugendamt: Ich habe in der Schule in mehreren Fällen genau die gegensätzliche Erfahrung mit dem Jugendamt gemacht : Sehr schwierige Situation für die Kinder (möchte hier nicht ins Detail gehen), aus unserer Sicht musste wirklich gehandelt werden und es geschah so gut wie nichts. Deshalb bin ich erstaunt, wie schnell bei euch gehandelt wurde.

  • Denk GEdanken hatte ich auch gerade wie Referendarin. Da geht ständig durch die Presse, wie das Jugendamt pennt und in dem Falle handelt einer (vermutlich noch überstürzt) und macht auch noch gleich alles falsch, was man so machen kann. Deppert.

    Wenn ich so bin,
    wie ich bin,
    bin ich
    ich !

  • Eben, das finde ich gerade so übel, ich weiß nicht, wie das geregelt ist, aber im Grunde so vom GEfühl her würde ich sagen, die dürfen keine Namen nennen, oder sollten es zumindest nicht, ist doch klar, dass man dir dann die Schuld gibt und du vielleicht Probleme kriegen kannst, das ist doch fast sowas wie Zeugenschutz, den man dir gewähren müsste :D


    Seltsame Praxis und sonst erfährt man von denen nie was, der hat sich bestimmt verquasselt.

    Wenn ich so bin,
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    ich !

  • Ich weiß nicht, ob sie Deinen Namen nennen DÜRFEN. Aber dass sie ihn genannt haben, ist sicher nicht günstig.


    Andererseits: Man stelle sich vor, dass Jugendamt ruft bei einem an und sagt: "Jemand hat gesagt..." Und wenn man fragt: "Wer?" heißt es: "Dürfen wir nicht sagen." Auch nicht optimal.


    Jedenfalls hätte das Jugendamt sicher noch mal rückfragen sollen.


    Die von mir erwähnten negativen Berichte beziehen sich übrigens auch mehr auf das Nicht-Handeln als das Handeln von Jugendämtern.

    • Offizieller Beitrag

    Problematische Sache. Jugendämter reagieren da offensichtlich ganz unterschiedlich - von gar nicht über graduell bis Hals über Kopf - vielleicht schlicht abhängig vom Sachbearbeiter.


    Wichtig ist, zum Schutze der Lehrkraft, aber auch zum Schutze der Familie, dass man sich da gründlich absichert und, wenn irgend möglich, versucht, auf diplomatischem Wege rauszufinden, was genau dem Kind da in welchem Maße geschieht. Wenn es nämlich so ist, dass das Jugendamt einer Familie zu schnell oder zu früh auf den Pelz rückt, ist das Vertrauensverhältnis der Schule zur Familie (und der Familie zum Jugendamt) für immer gestört, das ist auch zum Schaden des Kindes. Am besten wäre, wenn man es durch eher neutrale Berater (Beratungsstellen wie pro familia, lokale Jugendberatungsstellen etc) im Gespräch mit der Familie erreichen könnte, dass die Familie ggf. einsieht, dass sie Unterstützung gebrauchen können.


    Schwierig ist es , wenn wirklich Gewalt gegen Kinder vorliegt und der gewalttätige Elternteil einsichtsresistent ist. Oft ist es ja so, dass die schlagenden Eltern doch wissen, dass das nicht in Ordnung ist, was sie tun, aber hilflos sind, anders mit dem Stress umzugehen. Da kann man dann erreichen, dass sich eine Familie selbst ans Jugendamt wendet und Hilfe zur Erziehung beantragt - auf der freiwilligen Basis gibt es die größeren Erfolge und das Kind wird nicht ratzfatz aus dem Umfeld gerissen.
    Bei schlicht gewaltbereiten und aggressiven Eltern ohne diese Einsicht sind fast alle Hilfemaßnahmen des Jugendamtes trotzdem traumatisch für das Kind: egal ob Pflegefamilie oder Heimunterbringung oder sonstwas: das Kind leidet. Das sollte erst die letzte Lösung sein.


    Ist schon bitter, wenn man das als Lehrer mitbekommt, zumal man immer auf einem schmalen Grat wandert und wirklich schwere Fehler begehen kann - egal ob durchs Eingreifen oder Nichteingreifen, zu früh eingreifen, zu spät eingreifen, auf die falsche Weise eingreifen...


    Grundsätzlich sollte man nie eigenmächtige Entscheidungen treffen.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

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