Prämie für engagierte Lehrer

  • Der beste Teil daraus wurde ja aus dem Lehrerforum übernommen :D

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat

    Original von jani77


    So könnte ich mir auch eine effektive Leistungsprämie vorstellen. Es gibt eine transparente und einheitliche Liste wieviel Geld für welche Extraaufgabe. Zum Beispiel 2 Euro pro zusätzlich korrigierte Arbeit, 12 Euro die Stunde für Nachmittagsangebot, 50 Euro pauschal für ein Schulfest. Da fühlen sich die Engagierten ordentlich belohnt und die das Geld nicht wollen können ohne schlechtes Gewissen ihre normale Arbeit machen. Da verliert das ganze auch diesen faden "Bundesverdienstkreuz-Beigeschmack" und wird sachlicher. Klar ist es schwierig alle Aktivitäten in einer Liste zu erfassen, aber es wäre ein Anfang, der weiter ausgearbeitet werden kann.


    Vorsicht, jetzt gehen Mehrarbeit und Leistung durcheinander:
    Mehrarbeit ist alles, was ich in meinem originären Tätigkeitsfeld als Lehrer über das Deputat hinaus mache, also z.B. die genannten Extrakorrekturen, Vertretungen usw.


    Mehrleistung ist aber, dass ich Aufgaben außerhalb und "über" meiner eigentlichen Tätigkeit wahrnehme. Beispiele wären: Kollegenfortbildungen, Schulleitungsassistenz z.B. für Stundenpläne, Schularten, Prüfungen oder Mitarbeit in Steuerungsgruppen oder Lehrplankommissionen. Auch wenn mein Unterricht weit über der Norm ist, bin ich Mehrleister. Natürlich kann oder wird Mehrleistung auch oft mit Mehrarbeit verbunden sein.


    Wichtig ist, für bestellte Mehrarbeit sollte es über die klassische Verpflichtung zu den unentgeltlichen Überstunden Entlastungen geben. Dass diese meist nicht im genauen Verhältnis zum Aufwand im schulischen Bereich stehen, ist ein anderes Problem. Bei uns im beruflichen Bereich gibt es immerhin eine ganze Menge an Entlastungsstunden für Leute, die Mehrarbeit leisten. Leider gibt es keine alternativen Modelle zu den Entlastungsstunden. Ich wünsche mir eindeutig auch Arbeitszeitkonten für Lehrer und die Möglichkeit, Mehrarbeit - außerhalb des MAU-Bereiches - in gewissem Umfang ausbezahlt zu bekommen.


    Wenn ich aber nicht "nur" mehr arbeite, sondern auch mehr Verantwortung übernehme, dann wünsche ich, dass diese Leistung auch über kurz oder lang finanziell honoriert wird. Meine intrinsische Motivation steht nämlich durchaus auch im Zusammenhang mit Impulsen von außen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • TMFKAW


    herzlich gelacht, danke!

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Mehrleistung ist aber, dass ich Aufgaben außerhalb und "über" meiner eigentlichen Tätigkeit wahrnehme. Beispiele wären: Kollegenfortbildungen, Schulleitungsassistenz z.B. für Stundenpläne, Schularten, Prüfungen oder Mitarbeit in Steuerungsgruppen oder Lehrplankommissionen. Auch wenn mein Unterricht weit über der Norm ist, bin ich Mehrleister. Natürlich kann oder wird Mehrleistung auch oft mit Mehrarbeit verbunden sein.

    Meist ist das so verbunden, weil die schulischen Jobs/Mehrarbeit, die durch symbolische Entlastungen (Relation:höhö) immerhin virtuell honoriert werden, oft von denselben Menschen ausgeführt werden, die auch im und über den Unterricht hinaus Mehrleister sind.


    Für die Mehrleistung sollte es u.a. auch deswegen eine finanzielle Anerkennung geben, weil nicht erst seit vorgestern (auch nicht erst seit vorvorgesern, sondern ehrlich schon seit der grauen Vorzeit) bekannt ist, dass man ungemeine Mengen an Motivation durch Leistungsanerkennung schaffen, ie. neu generieren kann.
    Das Wort "positive Verstärkung" ist in dem Zusammenhang ja auch niemandem ein Fremdbegriff. Klappt bei den Schülern ja auch. Intrinsische Motivaton kommt halt niemals durch Dissen zustande.


    Bei Lehrern läuft das aber umgekehrt. Man versucht, mehr Motivaion ud Innovation zu kreieren, indem man den Lehrern vorhält, dass sie immer noch nicht engagiert genug seien, faule Säcke sogar, indem man ihnen den Wert ihrer Arbeit durch Gehaltskürzungen spiegelt, sie öffentlich denunziert und verlacht. Als Maßnahmen zur Motivationsgenerierung lässt man sich Kontrolle und andere Mittel der Maßregelung viel Geld kosten (siehe Punktesammeln und IQ, siehe Schulinspektion, siehe idiotische internet-rankings, etc). Ohne irgendeine Gegenleistung zu bieten, ohne nennenswerte Karrieremöglichkeiten bereit zu stellen, ohne Anerkennung in finanzieller Hinsicht zu offerieren oder irgendein Zeichen von Respekt gegenüber der Arbeit der engagierten Lehrer zu setzen. Man hofft auf ein mythisches inneres Berufensein inclusive caritativem Syndrom, endloser Frustrationstoleranz und Märtyrergen. Wobei man ja weiß, das der Mensch so nicht tickt: der Schüler nicht, der arbeitende Angestellte nicht, und der Lehrermensch halt auch nicht. Die, die es über 20, 30 Jahre versuchen, resignieren oft.
    Absurd!!

    Das muss eigentlich alles nicht sein. Man kan Motivation durchaus lebenslang am Leben halten.


    Ich kann's manchmal einfach nicht fassen, wie einfach die Lösung wäre und wie weit weg wir von dieser sind. Lichtjahre.


    *koppschüttelkoppschüttelkoppschüttel*
    X(:rolleyes:
    Meike

  • Erstmal: vielen Dank für die tolle Diskussion. Ich habe im Vorfeld eine Befragung bei den einzelnen Kultusministerien gemacht und dabei tatsächlich auch überwiegend Antworten gekriegt. Hier ein Auszug aus der Stellungnahme des Bayerischen Kultusministeriums:


    "Die Leistungsprämie dient der Anerkennung einer herausragenden besonderen Einzelleistung; sie soll in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Leistung stehen. Die Leistungsprämie wird als Einmalbetrag höchstens in Höhe des Anfangsgrundgehalts der Besoldungsgruppe gewährt, der der Beamte im Zeitpunkt der Festsetzung der Leistungsprämie angehört; die Höhe ist entsprechend der Bewertung der Leistung zu bemessen. Mehrere Leistungsprämien können einem Beamten innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten insgesamt nur bis zur Höhe des Anfangsgrundgehalts gewährt werden."


    Besonders spannend fand ich die Antwort von Brandenburg: Grundsätzlich sind solche Leistungsprämien im Gesetz verankert. Aufgrund der Haushaltsschieflage werden sie jedoch nicht ausgezahlt. Auch schön, oder?


    Als zweites Bundesland, das regelmäßig Leistungsprämien auszahlt, ist mir Sachsen aufgefallen. Hier hat mir das Kultusministerium mitgeteilt:
    "Im Jahr 2007 wurden Leistungsprämien als außertarifliche Leistungen im Gesamtumfang von 3,4 Millionen Euro an die Lehrer (für herausragende besondere Leistungen) ausgereicht. Seit dem Jahr 2007 erfolgt die tarifliche Leistungsbezahlung gemäß § 18 TV-L. Im Jahr 2007 wurden hierfür rund 13,6 Millionen Euro für die Beschäftigten ausgegeben. Darüber hinaus wurde außertariflich Leistungsprämien vergeben. Für das vergangene Jahr 2008 gibt es noch keine konkreten Zahlen, aber die Summe wird sich in ähnlicher Höhe widerspiegeln (voraussichtlich im März 2009 gibt es dann die genauen Zahlen)."


    Wie seht ihr das denn? Ist es gerecht, dass ihr als Staatsdiener bei gleicher Arbei so ungleich bezahlt werdet?
    Und, was mir auch im Kopf rumgeistert: In der "freien" Wirtschaft ist es ja so, dass der direkte Vorgesetzte festlegt, wenn jemand mehr Gehalt oder eine Prämie kriegt. Oder er schlägt es zumindest vor. Das wäre doch auch ein Modell für die Schule. Die Schulleitung nimmt doch viel eher wahr, wenn ein Lehrer sich besonders engagiert. Die Verwaltung, die oft weit weg sitzt, kriegt das doch gar nicht mit.


    (Irgendwie scheint mir das ganze System völlig ungerecht, undurchdacht und unmotivierend zu sein. Meine Bewunderung für Pädagogen steigt von Artikel zu Artikel, den ich über unser Schulsystem schreibe.)
    Herzliche Grüße
    Sabine Kauffeld

  • noch zum Thema "motiviation für das Kollegium": bei uns ist die Leistungsprämie eine Undercover-Aktion, niemand weiß eigentlich, wer die bekommt und wofür, es sei denn, derjenige "outet" sich selbst.. bissl mysteriös das Ganze.

    Wenn ich so bin,
    wie ich bin,
    bin ich
    ich !

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Die Schulleitung nimmt doch viel eher wahr, wenn ein Lehrer sich besonders engagiert. Die Verwaltung, die oft weit weg sitzt, kriegt das doch gar nicht mit.

    Birgt an Schulen mit unprofessioneller / Klüngelschulleitung halt auch echte Gefahren. Is ja nicht so, dass es die nicht gibt. Ich kannte/kenne solche - bei uns im Gesamtpersonalrat laufen dann die Beschwerden zusammen.


    (Mindestens) Zweigleisig wäre besser: ein echtes Kriteriensystem (siehe England, wenn ich auch einsehe, dass diese Formulare dort unglaublich komplex sein können aber da kann man ja dran verbessern), extern bewertet, UND internes Schulleitergutachten, das dann aber auch ggf. mit Personalratsunterstütung modifiziert werden kann/muss, wenn's nicht realistisch ist.
    Mal so als denkbares Beispiel, so aus der Hüfte geschossen.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Erstmal: vielen Dank für die tolle Diskussion. Ich habe im Vorfeld eine Befragung bei den einzelnen Kultusministerien gemacht und dabei tatsächlich auch überwiegend Antworten gekriegt.

    Hast du eigentlich auch in Hessen nachgefragt? Die Antwort tät mich nämlich mal echt interessieren!!! :D

  • Die Realität sieht so aus:


    Durch Leistungsprämien gibt es einen Nasenfaktor für die Schulleitung.


    Danach wir das Gehalt für alle um 10% abgesenkt und die "Leistungsträger" erhalten dann eine Prämie von 5%, müssen aber dafür natürlich noch Sonderaufgaben übernehmen, die ca. 10% mehr Arbeitszeit bedeuten.


    Gruß


    E_T

  • Hallo Meike!


    Ja ich habe auch in Hessen nachgefragt. Da bekam ich eine kurze und knappe Antwort:


    Frage: Haben Schulleitungen in Ihrem Bundesland direkten Einfluss auf das Gehalt der Lehrer?
    Antwort: Höchstens via Beförderung. Ansonsten nicht in dem von Ihnen erfragten Sinne von Leistungsprämien.
    Frage: Wenn es keine Leistungsprämien gibt: Welche Motivationsinstrumente haben Schulleitungen in Ihrem Bundesland in Bezug auf Ihren Lehrkörper?
    Antwort: Ein Mittel sind Beförderungen.


    Kurz gefasst: gar nix. Schade eigentlich, oder?


    Liebe grüße
    Sabine

  • Zitat

    Original von b:sl
    Antwort: Ein Mittel sind Beförderungen.


    Wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass ein Schulleiter nicht einfach so befördern darf, wen er will. Beförderungen sind an Stellen und auch an Funktionen gebunden. Auf dem Gymnasium gibt es zwei mögliche Beförderungen für den "Normalfall" Studienrat (der überhaupt kein Normalfall ist): Oberstudienrat und Studiendirektor. OStR od StD-Stellen werden selten bis nie frei und nur sehr selten wird Schule eine solche Stelle zugewiesen - es ist durchaus normal, dass über mehrere Jahre die Möglichkeit der Beförderung schlicht und einfach nicht besteht. Und selbst wenn es Stellen gibt, die sind niemals ausreichend, um auch nur ansatzweise den Einsatz aller motivierten Kolleginnen und Kollegen zu honorieren. Einer hat dann Glück, der Rest guckt in die Röhre. Im Primarbereich und im Haupt- und Realschulbereich ist die einzige Möglichkeit zur Beförderung oft überhaupt nur über den Weg zu erreichen, eine Schulleitung zu übernehmen, weil eine Höherdotierung mit einem Laufbahnwechsel verbunden wäre - das Grundschullehramt ist eine notorische Karrieresackgasse...


    Zitat

    Kurz gefasst: gar nix.


    Kurz gefasst: heiße Luft seitens des Ministeriums. Es gibt keine Möglichkeit der Leistungshonorierung für Lehrer. Aber darüber redet man nicht so gerne und bemüht stattdessen lieber die ideelle Belohnung durch den intrinsischen Wert unseres Berufes. :P


    Zitat

    Schade eigentlich, oder?


    Der Grund dahinter ist ein Problem, dass unser Beruf immer noch nach den Maßstäben einer Behördenstruktur organisiert ist, die weitgehend im 19. Jahrhundert formiert wurde - das ist ganz generell ein Problem des öffentlichen Dienstes. Der ÖD kennt individuelle Leistung und Wettbewerb als Faktoren nicht, ebensowenig wie er die Notwendigkeit individueller Motivation kennt. deswegen gibt es auch keine Instrumente der individuellen Wertschätzung. Natürlich wird man sich des Problems, dass Motivation ein unverzichtbarer Bestandteil der Personalführung ist, auch allmählich bewußt, aber mangels fachlichen Know-Hows und mangels materieller Mittel greift man unbeholfen zum Mittel des Drucks und der Erpressung, wofür das hessische Punktedesaster ein prächtiges Beispiel abgibt.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Eija, ich bin ja immerhin schonmal erleichtert, dass man der Fragestellerin seitens des hessichen KuMinis nicht die Hucke vollgelogen hat (das ist/war hier nämlich derzeit der Trend zwecks Wählerberuhigung).
    Oder hast du nach der Landtagswahl gefragt? Dann wundert's mich nicht. Ehrlich und offene Antwort aus dem KuMi: Lehrer brauchen keine Motivation von außen! Maul halten. Schluss.


    So simmer, hier im Handkäsland... un' mid Musik!


    Problem dabei: man (=lehrer) wandert, soweit irgend möglich, ab in andere Bundesländer - gemäß dem Motto "wolle mer se nauslosse? Jooouh!" Tifftää, tifftää...


    Die närrischen Tage haben wir hier dauerhaft. Leider jetzt noch 5 weitere Jahre verstärkt.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()


  • so isses.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

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