Schüler tun sich schwer beim Finden von 'Knackpunkten' bei Erörterung

  • Meine Schüler (LK) tun sich ziemlich schwer, in einem Text, den sie zunächst im Hinblick auf die Argumentationsstruktur erschlossen haben, die Punkte zu finden, an denen sie für eine Erörterung ansetzen können. Selbst nachdem wir den Text für die gemeinsam inhaltlich erschlossen haben und ich sie bereits auf Punkte aufmerksam gemacht haben, kam heute in der HA wenig herum. (Dass sie außerdem die Anwendung des Konjunktivs immer noch nicht als nötig erachten, lasse ich mal außen vor).
    Ich habe ihnen u.a. gesagt, dass sie auch immer erst einmal textimmanent arbeiten sollen und nicht ins Blaue hinein sagen sollen: "Nö, das stimmt so alles nicht", sondern eben auch die Stringenz überprüfen sollen etc. etc.


    Habt ihr vielleicht Tipps für mich, wie ich noch das ganze angehen könnte?

  • Vielleicht können deine Schüler auch einfach damit leben, was da geschrieben steht.
    Ich hatte mit irgendwelchen Erörterungen und Interpretationen in Deutsch auch immer so meine Probleme, weil ich nie genau wußte worauf die LehrerInnen hinaus wollten.


    Aber auch während meines Aufbaustudiums haben einige Dozenten immer fast die Krise gekriegt, wenn sie versucht haben etwas zu problematisieren und meine Antwort dann war: "Mein Problem ist, das ich damit kein Problem habe!"


    Vielleicht hilft ja 'ne klare Ansage, was man will, oder ein Beispiel.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Hallo Aktenklammer,


    ich kenne dein Problem: Es ist gar nicht so einfach Schülern das Denken beizubringen! Wahrscheinlich muss man sich davon verabschieden, dass jeder im Kurs die Knackpunkte in einem Text durchschaut.
    Mir hilft es manchmal mir überhaupt klarzumachen, dass Schüler einen viel kleineren Erfahrungshorizont haben, ihnen also bestimmte Probleme viel weniger sagen. Man selbst hat sich ja als Lehrer intensiv zu Hause mit der Materie und dem Text auseinandergesetzt. Wenn man sich versucht wieder in die Schülerperspektive zu versetzen, kann man die negativen Gefühle vielleicht ein bisschen reduzieren.
    Folgende Sachen haben mir konkret geholfen:
    1) einen Text in Abschnitte unterteilen und zu jedem Abschnitt eine Frage formulieren lassen, auf die der Text dann antwortet. Wenn man das gemacht hat, ergibt sich eine Sammlung von Fragen, die vielleicht in dieser reduzierten Form einen darauf lenkt, was der Text z.B. nicht anspricht oder welchem Thema er sich eben genau widmet.
    2) Schlüsselwörter (nur wenige) unterstreichen lassen, überlegen welche fehlen
    3) Fragen, inwieweit mich der Autor beinflussen will (Wie soll ich ein bestimmtes Problem sehen - und wie eben nicht!)
    4) Zu einzelnen Abschnitten einen Gegentext formulieren lassen (Gegenargumente finden)
    5) Um den Horizont zu erweitern vielleicht einen Text mit den gegenteiligen Argumenten anbieten. Einige Schüler brauchen erst einmal beide Positionen im Vergleich um Erfahrung zu gewinnen, wie man eine verschiedene Argumentationsstrukturen entwickeln kann.
    6) Vielleicht auch einen Lückentext anbieten, den die Schüler vervollständigen müssen. Das setzt eine intensive Auseinandersetzung voraus.
    7) Einfach selbst einmal vormachen, mit welchen Fragen- und Gedankenketten man an einen Text herangehen kann (frontal!) (Vielleicht mit einem Folientext + OHP, auf den man seine Kommentare vermerkt.)


    Ich hoffe, das hilft ein bisschen!
    Viele Grüße
    inixx

    • Offizieller Beitrag

    Wir machen dazu in der 11 jahrgangsweit ein umfangreiches Methdoentraining, AK. Willst du das Material? :)

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Ja, sehr gerne! Das wäre prima (wobei ich ja heute in den Abikommentaren lesen durfte, ich sei überengagiert und würde den Schülern Stress machen ... vielleicht sollte ich mich doch mehr zurücklehnen ...)
    Meine Adresse findest du im Profil (man soll die ja hier nicht schreiben, wegen der automatischen Auslese von Adressen).

  • Hallo Meike,
    vielen Dank!
    Das Schülerskript ist vollständig angekommen, bei der Datei Methoden, wohl eine .dat-Datei handelt es sich anscheinend um eine temporäre Datei, aber ich weiß nicht, ob die nur zufällig dazu gerutscht ist. Kann ich da evtl. was umbenennen, damit sie funktioniert?


    Viele Grüße
    AK

    • Offizieller Beitrag

    Das ist das eigentlich wichtige Texte-script für Lehrer mit Lösungen und Folien, AK - eigentlich kann man (ich) sie mit word öffnen... lass mich wissen, ob's klaptt, sonst schick ich nochmal...


    Übrigens hast du das Schülerscript von Tag eins (Lerntechniken, Memotechniken) bekommen (sorry) - das Texte-Schülerscript (Tag 2 und 3) brauchst du ja aber - wo man Gliedern, Exzerpieren und Ordnen lernt. Ich ich schick diese beiden Dateien nochmal und bei der Gelegenehiet auch gleich Schülerscript 1 Lerntechniken..vielleicht brauchst du's nochmal ....


    :) Meike

  • Kann ich das auch haben, Meike? :)


    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Schüler regelmäßig große Schwierigkeiten haben, in einer Erörterung Probleme wirklich ausgewogen von allen Seiten zu betrachten - oft geraten die "Pros" und "Cons" zu Strichlisten, die zusammenhangslos nebeneinander stehen. Dazu kommt noch, dass sehr viele meiner Schüler eine tiefe Abneigung dagegen haben, die positiven Argumente für eine Position zu erwägen, die sie nicht teilen.


    Ich habe ganz gute Erfahrungen mit einer Variante der Schreibkonferenz, um diese Aspekte der Erörterung zu trainieren - heute bin ich bis in die Puppen in der Schule, aber morgen schreibe ich was dazu.


    Nele

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