Lernziel-Definition

  • Hallo zusammen,


    ich brühte momentan über der groben Festlegung der Rahmenbedingungen für eine Projektwoche im Rahmen meiner ersten Staatsexamensarbeit (wissenschaftliche Hausarbeit). Wirkliche Schwierigkeiten bereitet mir dabei die Formulierung eines Lernziels, denn mit der Formulierung (so habe ich das Gefühl) steht und fällt das Projekt. Mal ganz davon abgesehen, dass sich die Aufgabenstellungen am Lernziel orientieren (logisch).


    Meine Frage nun an euch: Bisher mußte ich noch nie ein Lernziel selbst formulieren. Gibt es irgendwo Literatur dazu, mit eventuellem Kochrezept "do it yourself Lernziel"? :D Habe in der Uni-Bib schon Bücher durchgewälzt, aber nichts passendes gefunden. Kommt das als Thema erst im Referendariat?


    Ich freu mich über jeden kleinen Tipp!


    Sonnige Grüße
    Callisto

  • Also auf Literatur kann ich jetzt gerade nicht verweisen, spontan fällt mir aber folgendes ein:


    Ich finde den Unterschied zwischen inhaltlichen und kompetenzorientierten Lernzielen gut und hilfreich.


    Die inhaltlichen Lernziele ergeben sich im wesentlichen aus der fachwissenschaftlich-didaktischen Analyse des Themas:
    Was ist essenziell am Thema (Basisbegriffe)? Was soll schlussendlich an Faktenwissen und Zusammenhängen inhaltlich bei den SuS hängen bleiben?


    Bei den kompetenzorientierten Lernzielen lassen sich bspw unterscheiden:


    - Methodenkompetenz: Welche Methoden (Stichwort: Lernen lernen) lassen sich anhand des Stoffes besonders gut vermitteln?


    - Sozialkompetenz: Welche sozialen Kompetenzen könne die Schüler anhand der Beschäftigung mit dem Stoff erwerben? Bsp. Politikunterricht: Hier könnte man z.B. den Erwerb von politischer Handlungsfähigkeit oder Konfliktfähigkeit als Sozialkompetenzen und damit als übergreifende Lernziele formulieren.


    - Kommunikationskompetenz...


    - ...


    Zu berücksichtigen wären dann bei der Lernzielformulierung natürlich noch die Altersgruppe sowie andere, den Lernprozess bestimmenden Einflussfaktoren. Lernziele lassen sich außerdem von ihrem Niveau her differenzieren. Man könnte also zwischen Minimal- und Maximalzielen unterscheiden.

    Vielleicht hilft das weiter.

  • Na das hiflt definitiv weiter :) Danke dir für deine Hilfe!


    Bin momentan noch per Google-Buchsuche auf der Suche nach Büchern die sich mit der Lernzielformulierung befassen. Garnicht so leicht DAS Buch zu diesem Thema zu finden, da es quasi für jedes Unterrichtsfach ein Buch gibt das sich in irgend einer Weise damit auseinander setzt, allerdings nicht mal im Literaturverzeichnis dieser Werke irgend ein Hinweis zu finden ist, auf welches "Hauptwerk" sie sich beziehen.


    Deine Erklärungen sind mir aber sehr einleuchtend, vorallem die Aufteilung in die beiden Bereiche: fachliches Lernziel und kompetenzorientiertes Lernziel.


    Also nochmal danke für den Hinweis :)


    Grüße
    Callisto

  • Hallo Calisto,


    Lernzielformulierungen sind nach meiner Erfahrung sehr fachspezifisch und dazu noch fachleiterspezifisch - was der eine super formuliert findet, ist dem anderen nicht genau genug.
    Such doch mal nach allgemeindidaktischen Büchern zu deinem Fach, da müsste auch etwas zur Lernzielformulierung bei sein. Oder du suchst mal auf der Homepage von Studienseminaren, einige haben da für ihre Referendare Hinweise zu Stundenentwürfen (und damit naürlich auch zu Lernzielen).

  • Danke Thalia, das werd ich auf jeden Fall mal tun :)


    Problematisch an der Fachdidaktik: Ich glaube nicht dass eine Fachdidaktik im Bereich Drucktechnik gibt - noch nicht :D Wäre aber toll wenn es sowas gäbe. Daher werde ich mich wohl an Büchern über die Didaktik der Berufspädagogik orientieren müssen. Habe in allg-pädagog. Büchern à la Hilbert Meyer und Gudjons noch nicht viel zu Lernzielen gefunden, hoffe aber weiter dass mir während der Internetrecherche noch DAS Buch oder DER link zwischen die Finger kommt :D

  • Zitat

    Original von callisto
    Habe in allg-pädagog. Büchern à la Hilbert Meyer und Gudjons noch nicht viel zu Lernzielen gefunden,


    Dann hast du nicht genau geschaut oder die falschen Bücher in der Hand gehabt. In dem Buch 'Leitfaden Unterrichtsvorbereitung' von Hilbert Meyer ist ein Kapitel dazu (zumindest in der älteren Version).


    allgemein:


    Lernziele sollten beobachtbar sein (also nicht 'die SuS wissen X', sondern 'die SuS erklären X')
    sie sollten eine Tätigkeit (Operation) und einen Inhalt enthalten (Die SuS erklären den Entstehungsmechanismus eines Dekubitus).
    sie können ruhig komplex sein, da man mittlerweile von der kleinschrittigen Durchoperationalisierung weg ist (die SuS planen eine Ganzkörperwäsche, führen diese durch und reflektieren die Durchführung).
    Lernziele können sich auf verschiedene kognitive Anforderungsniveaus beziehen: wissen, verstehen, anwenden, analysieren, synthetisieren, beurteilen (Stichwort Bloom Taxonomie)

    • Offizieller Beitrag

    und immer schön die operatoren benutzen....http://wiki.zum.de/Operatoren_im_Deutschunterricht


    zu meiner zeit hat man noch die dreiteilung der lernziele gepflegt, die kommt hierganz gut raus


    komisch aber, dass man das heute an der uni nicht mehr lernt - nicht mal in praktika, bzw. den begleitveranstaltungen? fühle mich bestätigt, weil ich grad praktikanten hatte, im letzten praktikum (die machen demnächst examen) und von lernzielen hatten die noch nie was gehört.


    nicht dass ich darauf rumreite - fand das damals auch oftmals sehr gestelzt, meine praktikanten meinten aber nach dem praktikum, das ihnen das schon etwas gebracht hätte, allein um den stoff innerhalb einer stunde einzugrenzen.


    hm...


    in diesem sinn,


    grüße


    h.

  • Hallo ihr beiden :)


    Danke für die Antworten!


    Ja irgendwie ist es schon peinlich, dass man so garnichts Praktisches an der Uni lernt. Klar, wir machen die beiden SPS-Praktika, aber die Vorbereitung und Nachbereitung ist so dürftig, dass man nicht davon sprechen kann etwas für die Unterrichtspraxis gelernt zu haben. BPäd bietet da auch sehr wenig Stoff, da ich oft das Gefühl habe, dieser Fachbereich ist bei uns an der Uni sehr auf Dipl-Pädagogen (oder jetzt Bachelor Master) ausgelegt, und wenig an der Praxis orientiert. Wenn mir meine Schwägerin (die Lehrerin ist) nicht außer der Reihe mal gezeigt hätte wie man an die Planung einer Unterrichtsstunde ran geht, dann würde ich das heute (im 8. semester) immer noch nicht wissen.


    Keine Ahnung, ob die Unis eigentlich gut vorbereiten - kann ja sein dass man zu dumm ist zu verstehen wo man das Wesentliche aufschnappen kann :D - aber ich fühle mich völlig unvorbereitet, dafür habe ich viel Fachwissen, das ich nie wieder brauche (wie war das? Man darf den allgemeinbildenden Teil bei der Ausbildung nicht außen vor lassen...jaja schon klar - man macht alles nur nicht das was man später gebrauchen könnte).


    Euch ein schönes Wochenende!
    Grüßle Callisto

  • Evt offtopic, aber ich wollte zu Hawekye was schreiben.


    Also an der Uni lerne ich das echt nicht. Pädagogik habe ich erst im masterstudiengang. Ist leider echt traurig.


    Viele Grüße
    Sandrinchen


    PS: Tut mir leid wegen dem Offtopic

  • Hast Du im Bibliothekskatalog Deiner Uni-Bib mal nach Schlagworten wie "Lernziele", "Lernzielklassifikation" etc. gesucht? Google-Buchsuche in Ehren, aber der Gang in die Uni-Bib hilft da oftmals weiter.


    Die hier schon angesprochene Lernzieltaxonomie von Bloom aus den 1970ern wird oft als Grundlage für das Formulieren kognitiver Lernziele genutzt. Eine übersetzte Fassung ist


    Bloom (1974): Taxonomie von Lernzielen im kognitiven Bereich. Weinheim: Beltz.


    Für den affektiven Bereich gibt es das Werk:
    Krathwohl, D. (1975): Taxonomie von Lernzielen im affektiven Bereich. Weinheim: Beltz.


    Eine neuere Ausgabe zum Thema Lernziele ist das hier:
    Anderson, Lorin W. (2001): A taxonomy for learning, teaching, and assessing : a revision of Bloom's taxonomy of educational objectives. New York: Longman.


    Generell habe ich das Gefühl, dass sich die englischsprachige Literatur mehr mit Lernzielklassifikationen usw. beschäftigt, es könnte sich also lohnen, einfach mal die Bibliothekskataloge und Datenbanken (nicht google!) nach dem Stichwort "educational objectives" zu durchsuchen.


    Gruss, das_kaddl.

  • Orientiere dich an den Lehrplänen, die auf dein Projekt passen bzw. in die ein Projekt passt.
    Zumindest im berufsschulischen Bereich wird den Präambeln der Rahmenlehrpläne beschrieben welche Kompetenzen zu fördern bzw. zu erreichen sind. Oft ist es eine Dreiteilung in der Art Handlungskompetenz = Fachkompetenz + Methodenkompetenz + Sozialkompetenz (hier etwas vereinfacht). Manchmal ist anstatt der Sozialkompetenz die Personalkompetenz dabei. Das hängt etwas vom Lehrplan ab (soweit ich das erinnere). Außerdem sind die Kompetenzen dort definiert.
    Das ist natürlich nur eins von vielen existierenden Kompetenzmodellen, das dort durch das Bildungsministerium vertreten wird, aber immerhin kannst du dich für Unterricht darauf beziehen. Da die Lehrpläne verbindlich sind kann dir da so schnell auch keiner widersprechen.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

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