Wie mit den ewigen Vorurteilen gegen den Job umgehen?

  • Ich mache den Job nicht erst seit gestern, sondern seit so vielen Jahren, dass man eigentlich sagen müsste, die ganzen Vorurteile gegen Lehrer (à la "zuviel Ferien", "um 2 auf´m Tennisplatz", "faule Säcke", "keine Ahnung vom realen leben" etc. ppp.) müssten inzwischen hinlänglich an mir abprallen. Tun sie auch oft, aber doch nicht immer.
    Heute ging mir mal wieder so die Hutschnur hoch als ich mit einem Verwandten von mir wegen eines in den nächsten Wochen anstehenden Festes im Familienkreis telefonierte. Er ist kein Lehrer, sondern Unternehmer. Und als er mich um 13 Uhr in der Leitung hatte, knallte er mir als erstes den Satz entgegen "Ach, haste schon wieder frei? Stimmt, gibt ja heut Zeugnisse."
    Da hätt´ich ja schon auflegen können. Stattdessen sagte ich, was ich seit ein paar Jahren (davor war ich meist noch derart von solchen Äußerungen betroffen, dass ich immer anfing von meiner Korrekturbelastung mit 2 Hauptfächern zu erzählen und was ich sonst noch am Hals hatte, um mich zu rechtfertigen - habe ich mir zum Glück abgewöhnt), mit leicht ironischem bzw. süffisantem Unterton sage, nämlich "Hättest ja auch Lehrer werden können, dann hättest du nun auch so ein schönes Leben wie ich."
    Darauf wechselte er nichts mehr, weil er merkte, dass ich angenervt war und wir gingen zum eigentlichen Anliegen meines Anrufs über.
    Solche Situationen erlebe ich immer mal wieder. Und diese Vorurteile ärgern mich immer mal wieder massiv.
    Und es ärgert mich am meisten, dass ich mich immer mal wieder wirklich drüber ärgere und einfach nicht drüberstehe.
    Kennt ihr das?! Falls ja, wie geht ihr damit um?!
    Grüße,
    Antigone

  • Du sprichst mir aus der Seele! Mein Beruf macht mir großen Spaß und ich könnte mir keinen schöneren vorstellen, aber diese ewigen Vorurteile nerven mich auch sehr. Ich arbeite gerade daran, so "cool" zu reagieren wie du, aber meist beginne ich auch damit, mich zu rechtfertigen. Dann kommt oft: "Ach, wenn du erst einmal ein paar Jahre im Beruf bist, brauchst du nur noch ins Regal greifen und nicht mehr so viel vorbereiten." :rolleyes:
    Ich glaube, man kann es einfach nicht ändern, aber wenn man so antwortet wie du es getan hast, äußern die Leute ihre Vorurteile vielleicht nicht mehr so oft.


    Liebe Grüße

  • Zitat

    Original von Antigone
    Heute ging mir mal wieder so die Hutschnur hoch als ich mit einem Verwandten von mir wegen eines in den nächsten Wochen anstehenden Festes im Familienkreis telefonierte. Er ist kein Lehrer, sondern Unternehmer. Und als er mich um 13 Uhr in der Leitung hatte, knallte er mir als erstes den Satz entgegen "Ach, haste schon wieder frei? Stimmt, gibt ja heut Zeugnisse."


    Wieso war er denn zu erreichen als hart arbeitender Unternehmer? :D


    Meine Reaktion ist je nach Tagesform unterschiedlich. Wenn ich schlecht daruf bin, sehr genervt, wenn ich gut drauf bin, gibt's nen Spruch... oder auch einfach gar keine Reaktion.
    (Und manchmal hängt es davon ab, der wievielte innerhalb welcher Zeit mir mit so nem Spruch kommt...dann hat der letzte in der Reihe schon mal richtig Pech, wenn ich ihn anflaume...)

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Ganz gute Erfolge auf "ihr habt doch nichts zu tun" habe ich auch damit erzielt:


    - Intelligenz fängt halt schon bei der Berufswahl an.


    wahlweise:


    - Ja, wir basteln, singen und puzzeln nur.

  • Zitat

    Original von NiciCresso
    ...
    - Intelligenz fängt halt schon bei der Berufswahl an.
    ....


    My favourite... leicht abgewandelt: "Intelligenz zeigt sich eben besonders bei der Berufswahl...."


    Dann ist meist Ruhe. Oder ich lege nach:


    "Wir verdienen leider zu wenig, um so viel Freizeit auch adäquat gestalten zu können..."


    Mit den Vorurteilen muss man leben - da schalte ich auf Durchzug und rege mich MIT SICHERHEIT nicht auf. Denn das ist ja bezweckt - wenn ich nicht darauf eingehe, regt der ANDRE sich auf. Das ist mir und meinem Kreislauf lieber :wink2:


    Wie schon Oscar Wilde sagte:

    Zitat

    Vergib stets deinen Feinden - nichts ärgert sie mehr. (Oscar Wilde)

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Meistens ignoriere ich es, da man es sowieso nicht ändern kann.Hat sich in den den Köpfen der Leute festgesetzt.


    Oder ich sage:"Klar, vormittags habe ich recht und nachmittags frei."

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

  • Mögliche Reaktion:
    "Was soll ich machen? Ich bin halt so gut, dass ich das Arbeitspensum eines ganzen Tages schon am Vormittag erledigt habe."


    Das Problem ist ... solche Reaktionen verstehen nur die Leute, die sowieso wissen, wie der Lehrberuf ausschaut.

  • das stimmt, was nighthawk geschrieben hat: die, die wissen, wie viel wir arbeiten, die verstehen unsere äußerungen. aber diese leute würden eben auch nie was sagen.


    ich antworte ähnlich wie ihr. aber ich kann auch nur schwer damit umgehen. es gibt tage, da sitze ich wirklich lange (wie viele von euch auch) - das sieht halt keiner, weil ich halt auch telefonisch/ per mail oder an der haustür erreichbar bin...


    neulich hatten wir im bekanntenkreis wieder eine solche diskussion. da ist mir der kragen geplatzt: meine antwort auf diese ganzen "um 13 uhr frei haben" sprüche war nur, dass ich ihren kindern (sie haben drei) allen solche lehrer wünschen. jemanden, der wirklich ab 13 uhr nix mehr arbeitet. da würden sie sich umschaun!

    • Offizieller Beitrag

    Mir geht's auch so, dass es tageformabhängig ist, ob's mich nervt oder nicht. Ich bin halt ein Gerechtigkeitsfanatiker. Das Ärgern kann ich per Beschluss in meinem Kopf mal abstellen, der Gesundheit zu liebe, aber manchmal, wenn sich Frechheit noch mit Blödheit paart und durch Uninformiertheit ergänzt wird, perlt es eben nicht an mir ab. Dann hat derjenige, der das vom Stapel gelassen hat, eine von diesen Bemerkungen wie oben an der Backe und danach den klaren Hinweis, dass ich solche Gesprächspartner weder akzeptiere noch brauche - man komme bitte wieder, wenn man sich informiert habe. Ich habe auch schon mal ein Restaurant / die Bekannten dortselbst an diesem Punkt verlassen ohne Tschüss zu sagen - und mich dann prächtig mit der besten Ferundin, wo ich zum Auskotzen auflief, vollgefressen und amüsiert.
    Rezepte zum Verdauen dieser dämlichen Ahnungslosigkeit hab ich nicht.

  • "Nur deshalb bin ich Lehrer geworden."

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Huhu @all


    da ich in Hessen wohne!
    Mein Spruch!


    "Hessen sucht dringend Quereinsteiger. Du bist sicherlich geeignet. Bewerbe dich doch mal!"


    Ja, ja.....die lieben Verwandten.....


    Denkt immer daran.......die Familie ist angeboren, die Freunde sind die Familie, die man sich aussucht.


    LG
    Isa

  • Mich nervt sowas auch, ich antworte dann auch gern mal diese Sache mit .. Intelligenz zeigt sich schon bei der Berufswahl oder stelle dann auch gern mal die Gegenfragen, dass er / sie ja auch die Möglichkeit hat, diesen Beruf auszuüben oder gern noch quer einzusteigen, dann ist meist schnell Ruhe und es kommt sowas wie: Waaaas mit Kindern anderer Leute rumplagen, ich bin doch nicht bescheuert, die sind doch alle von ihren Eltern nicht mehr erzogen heute.... *gg*
    Tja und dann erübrigt sich doch jede weitere Diskussion ;)


    ärgerlich finde ich das auch gerade, weil ich wirklich mehr als genug am Schreibtisch hocke und wenns danach geht, was man so alles tun kann .. da könnte man wohl seine komplette Lebensplanung auf den Job ausrichten und ich kämpfe eher dafür, dass ich mal wieder mehr Freizeit habe,.. kurios und die kommen mit so blöden Sprüchen. naja, im Grunde, wir wissen ja, wie es ist, also lasse reden. . da halte ich es gern mal mit den "Ärzten".

    Wenn ich so bin,
    wie ich bin,
    bin ich
    ich !

    Einmal editiert, zuletzt von Josephine ()

  • Ich habe auch schon mal zu einer doofen Bekanntschaft gesagt:
    "Ja weißt Du, es ist gar nicht so einfach diese lästige Freizeit zu füllen.Nicht jeder vergibt über die Mittagszeit auch Termine. Und schließlich braucht man einen geregelten Alltag. Um 12h keine Schule mehr, erstmal ins Restaurant flitzen denn schließlich können alle Lehrer auch nicht kochen, um 13:30h Termin bei der Kosmetikerin, um 14:45h Tennisplatz, um 16h Reitstunde...."
    Die hat mich soooo doof angeguckt, ich glaube sie hat alles für bare Münze genommen.... :D

  • Hm mich nerven die Vorurteile komischerweise überhaupt nicht.
    Wenn jemand zu mir meint, Lehrer wäre ein leichter Job, biete ich ihm an, mich mal zu begleiten. Das will komischerweise keiner.


    Ich will von mir auch nicht behaupten, gegenüber gewissen Berufsgruppen nicht selbst Vorurteile zu haben (mit denen ich aber auch nicht tauschen möchte!)

  • Hallo,


    mir ist es schnuppe, was Ahnungslose so an Vermutungen über meinen Job ablassen. Ehrlich gesagt kenne ich auch weniger so Dumpfbacken. Wenn was kommt, lache ich heiser oder frage, ob der Nervsack noch ganz sauber tickt.
    Meine Zeit ist mir zu kostbar für Sinnlos-Diskussionen mit Unglücklichen, die sich irgendwelche Neidstorys schnitzen.


    Liebe Grüße


    Angelina

  • Der Spruch von alias mit der Intelligenz gefällt mir besonders gut :)


    Zwischendurch sind die Sprüche schon nervig! Wenn man heimkommt und die halbe Nachbarschaft ruft "Na, Feierabend?" .....klar, endlich kann ich mich ins Bett legen.
    Irgendwann habe ich mich gefragt, ob das vielleicht echt stimmt, dass ich so faul bin. Dann habe ich mir mal zwei Wochen die Zeitstunden aufgeschrieben und bin im Schnitt auf 45 gekommen, die ich für Schule arbeite.
    Da gings meinem Ego wieder gut. Vor allen Dingen den Frauen gegenüber, die nicht wie ich neben Haus und Kind noch 45 Stunden Job haben und keine Putzfrau oder Babysitter.
    Die sind immer besonders gut im schlechten Gewissen machen.....entweder ist man nämlich faule Lehrerin oder schlechte Mutter die ihr Kind vernachlässigt. Da könnte ich ......."vomieren" um es mal nett auszudrücken.


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

    • Offizieller Beitrag

    Lehrer denken über andere Jobs ja genauso. Anders kann ich mir nicht erklären, warum eine gestandene Kollegin mal irgendwann meinte, sie würde manchmal lieber bei Opel am Fließband stehen. ;)


    kl. gr. Frosch

  • Zitat

    Original von kleiner gruener frosch
    Lehrer denken über andere Jobs ja genauso. Anders kann ich mir nicht erklären, warum eine gestandene Kollegin mal irgendwann meinte, sie würde manchmal lieber bei Opel am Fließband stehen. ;)


    kl. gr. Frosch


    8o Das könnte ich mir NIEMALS vorstellen. Alleine dieses stundenlange stehen... :O

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