Musik - fachfremd - 1 Std/Woche - fremde, wilde Klasse

  • Hallo! Seit einigen Wochen unterrichte ich fachfremd eine einsame Stunde Musik pro Woche in einem 2. Schuljahr. Die meisten Kinder sind (auch mit Rückhalt durch die Klassenlehrerin und Elterngespräche) zu nichts zu bewegen und lassen Unterricht nicht stattfinden! Weder Singen noch "Geräusche", Lieblingslieder oder Rhythmen können sie zum mitmachen bewegen...


    Hat irgendjemand Tipps?? ?( ?( ?(


    Ich sage schon mal DANKE - alles wird mir helfen!

  • Ich habe in einem Schuljahr mal in 8... in Worten ACHT!!!!... Klassen Musik unterrichtet.
    Jeweils eine Stunde in der Woche.
    Und da waren Klassen bei, in denen hab ich diesen Unterricht fast als Hobby angesehen... so viel Spaß hat es auch mir gemacht. Kinder, die alles mitmachten, die begeistert alle Lieder sangen, die Orff#sche Instrumente einsetzten...
    Und dann in der Parallelklasse alles ganz anders! Die Kinder lärmten nur, die gingen über Tisch und Bänke, die sangen kaum mit und machten alles lächerlich.
    Es war der gleiche Unterricht und ich war die gleiche Lehrerpersönlichkeit.


    In einer der Klassen konnte ich mir die *lebhafte* Stimmung ja noch erklären... das war Freitags in der fünften Stunde... außer uns war niemand mehr in der Schule... die Kinder hatten einfach die Nase voll für die Woche.


    Aber in einer anderen Klasse war es auch so...


    Meine Erklärung dafür war... da war ansonsten eine sehr strenge Lehrerin... ich war am Anfang zu nett gewesen und das nutzten diese Kinder gnadenlos aus. Eine nette Behandlung waren sie nicht gewohnt... oder gar eine Eigenverantwortung für ihr Lernen. Denn dazu gehört auch, dass sie selbst mit für die Unterrichtsatmosphäre zuständig sind.


    Denn in den anderen sechs Klassen klappte es nicht nur gut... sondern richtig wunderbar.
    Nur an mir konnte das also nicht liegen.


    All das war in meiner Anfangszeit als Lehrerin... danach war ich nur noch Klassenlehrerin ohne Stunden in anderen Klassen.
    Ich glaube, heute würde ich von Anfang an mehr Regeln vorgeben und vor allem auch Sanktionen folgen lassen.Dreimal keine HAusaufgaben... Mitteilung an die Eltern PLUS extra Übungsaufgabe.
    Hefte einsammeln und kontrollieren...
    Nach jeder Stunde mündliche Noten notieren... und zwar so, dass die Kinder das sehen.
    Ich würde Musiktheorie einschieben und Tests schreiben.... gesungen wird nur bei gutem Benehmen...
    Ja... das ist miese Erpressung... das ist Druck mit Noten und Elternmitteilungen... und Unterrichtsinhalten... aber es ist auch reine Selbstverteidigung.


    Denn wenn schon viele Kinder und viele Eltern dieses Fach nicht ganz ernst nehmen, dann sollten wir es wenigstens selbst ernst nehmen.... und dadurch auch die Kinder dazu bringen, es ernst zu nehmen.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Ich kann dir "Pamina" empfehlen. Das ist eine sehr schöne Musikzeitschrift mit Begleit-CD von Helbling.
    Nicht ganz billig aber sehrlohnenswert. Es gibt darin viele schöne und fetzige Lieder (oft auch mit Begleitvorschlägen), Spiel-Mit-Sätze sowie Baisinformationen zu Komponisten und Instrumenten. Die Lieder und Themen darin sind bei mir bisher in allen Klassenstufen sehr gut angekommen.


    Wichtig ist, die Kids immer zu beschäftigen und keine Leerlaufphasen aufkommen zu lassen. Dann wird es oft sofort unruhig. Plane deinen Unterricht bis in kleinste Detail und lass ihnen keine Atempause ;)


    Viel Erfolg!

    Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten? Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr erwachsen künftige Welten: In dem, was wir erschaffen, sind wir frei. (Michael Ende)

  • Ich kann caliopes Empfehlungen unterstützen. Ich hatte ähnliche Erfahrungen in Religion und Kunst in höheren, ähnlichen Klassen (3-6). Strenge Unterrichtsregeln, regelmäßige Rückmeldungen und ein ganz stereotyper Unterricht, darauf stehen Kinder unruhiger Klassen. Man glaubt es nicht, aber es ist so.


    Andere Klassen gar nicht, aber diese schon, denn du erreichst die verhaltensgestörten Kinder und so kommen auch die "normalen" Kinder in den Genuss von Unterricht, den sie lieben. Denke also weniger in Inhalten, als in stereotypen Formen. Also z. B. warmsingen, Chorseufzer, gemeinsam leise und laut summen auf Dirigentenzeichen (was im Laufe der Zeit auch ein Kind übernehmen kann), dann bekannte Lieder singen (Wunschkonzert oder du bestimmst), dann ein neues Lied lernen und dann das Liederblatt gestalten (vielleicht passende Bilder zum Text ausdenken, die den Text unterstützen).


    Nun mögen Musikkollegen vielleicht die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber ich denke, dass Peter und der Wolf erst kommen kann, wenn der Unterricht möglich ist. Und so lange schadet singen nicht.

  • Zitat

    Original von piep
    Nun mögen Musikkollegen vielleicht die Hände über dem Kopf zusammenschlagen


    Korrekt!


    Musikunterricht beinhaltet nunmal mehr als bloßes Gesinge. Es geht doch darum, die Kinder zu begeistern, und das geht meiner Meinung nach auf diese Weise nicht. Außerdem gibt es auch für Musik verschiedene Kompetenzbereiche, die abgedeckt werden müssen.

    Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten? Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr erwachsen künftige Welten: In dem, was wir erschaffen, sind wir frei. (Michael Ende)

    Einmal editiert, zuletzt von Steffchen79 ()

  • Bevor ich jemanden begeistern kann, muss ich ihn erstmal erreichen...
    Und wenn die Klasse nur über Tische und Bänke geht, erreiche ich diese Klasse niemals.
    Zuerst muss da etwas mehr Disziplin und Bereitschaft für Unterricht vorhanden sein... und wenn die Kinder das nicht auf freundliche Art verstehen, dann eben auf die etwas strengere Art.
    Jede Klasse braucht eine andere Zugangsweise.
    Und wenn das dann läuft... dann kann ich mir mal Gedanken über Kompetenzbereiche in Musik machen...


    Ich habe durch diese acht Musikklassen, die ich in einem Jahr hatte, echt den guten Vergleich. In secchs Klassen lief alles super... da habe ich total toll alle Kompetenzbereiche abdecken können... die Schüler haben mit Begeisterung und Freude mitgemacht... sie haben sich schon immer auf ihre nächste Musikstunde gefreut...
    Und der total gleiche Unterricht zog nicht in den beiden anderen Klassen.
    Da musste erstmal Disziplin geübt werden, bevor es da zu Musik kommen konnte.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

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