SOS - Unterrichtsbesuch "Homo Fabers stereotypes Frauen- und Männerbild"

  • Liebe Leute,


    ich bekomme nach dem Wochenende einen benoteten Unterrichtsbesuch zum Thema "Walter Fabers stereotypes Frauen- und Männerbild".
    Nun bin ich eifrig daran, Textstellen für Arbeitsaufträge zu suchen und mir den Aufbau der Stunde zu überlegen. Leider fehlen mir irgendwie die zündenden Ideen, wie ich meine träge 11-er Klasse zum diskutieren bekommen kann. Ich bin selbst wie gelähmt, weil der Besuch so wichtig ist und ich traue mich nichts "unsicheres" auszuprobieren. Es soll aber trotzdem keine langweilige Stunde werden.
    Mir fehlen Ideen für einen guten Einstieg und Schluss. Es soll um Fabers Männer- und Frauenbild ganz allgemein gehen - Ivy und Hanna speziell werden erst in den Stunden darauf behandlet. Das heißt die Schüler sollen sich in einem ersten Schritt mit seinen Geschlechtervorstellungen ganz allgemein auseinandersetzen und erkennen, dass er stark polarisiert, dass er Frauen nicht als Individuen sieht, sondern als Teil einer anonymen Gruppe, die er in Klischees presst. Vor allem für die Abschlussdiskussion fehlen mir Ideen. Worauf könnte ich da noch lenken, damit der Horizont erweitert und eine Art Transfer erreicht wird? Zu lange darf es dann aber auch nicht dauern. Ich habe 45 Minuten. Die Klasse ist extrem langsam. Wie gesagt, Einstieg und Schluss fehlen mir - in der Erarbeitungsphase werde ich ihnen Arbeitsaufträge geben. Sie sollen Textstellen bearbeiten, aus denen sie ableiten können, wie Faber jeweils Männer und Frauen sieht. Ich teile sie in zwei Hälften - die einen schauen sich das Männerbild und die anderen das Frauenbild an. Dann wird gesammelt. Hier bin ich mir noch nicht sicher wie! An der Tafel? Oder ich gebe jeweils einer Kleingruppe einen Folienschipsel auf dem sie die Ergebnisse zusammentragen sollen. Und dann werden die zwei Folienschnipsel nacheinander aufgelegt und abschließend miteinander verglichen. Was haltet ihr für die bessere, risikofreiere Variante?
    Wie gesagt, was die Abschlussdiskussion anbelangt, habe ich einen völligen Blackout vor allem im Hinblick auf eine gute, präzise Formulierung von Fragen und Denkanstößen. Seufz.
    Hat von euch vielleicht schon mal jemand eine ähnliche Stunde gemacht und könnte mir mit Tipps und Erfahrungen aushelfen?
    Ich steh hier so auf dem Schlauch und je mehr Zeit verstreicht, desto nervöser werde ich!


    LG, Sparky

  • Zitat

    Original von sparky
    Das heißt die Schüler sollen sich in einem ersten Schritt mit seinen Geschlechtervorstellungen ganz allgemein auseinandersetzen und erkennen, dass er stark polarisiert, dass er Frauen nicht als Individuen sieht, sondern als Teil einer anonymen Gruppe, die er in Klischees presst. Vor allem für die Abschlussdiskussion fehlen mir Ideen. Worauf könnte ich da noch lenken, damit der Horizont erweitert und eine Art Transfer erreicht wird?


    Hallo Sparky,


    kenne den Roman, bin allerdings keine Dt.-Lehrerin. Mir ist nur beim Lesen deines Postings aufgefallen, dass du ja quasi schon eine "richtige", gelenkte Antwort voraussetzt - seine Geschlechtervorstellungen sind stereotyp. Wäre das nicht ein Ansatz für eine Abschlussdiskussion? Die SuS setzen sich in der Stunde mit unterschiedlichen Frauen"typen" im Roman auseinander und sollen in der Abschlussdiskussion die Darstellungen nutzen, um den Protagonisten näher zu charakterisieren...


    Ach ja, die 11. Klassen - schnarch! In solchen Kursen bin ich bislang immer gut mit Schreibkonferenzen gefahren. Das sind dann meistens sehr stille Hospitationen, aber verlangen dir als Lehrkraft nicht das Unmögliche ab, nämlich einen trägen Haufen für die Beisitzenden offensichtlich zu aktivieren.


    Noch viel Erfolg bei der Planung


    klöni

  • Da gibt es doch ein tolles Unterrichtsmodell zu, EinfachDeutsch. Hast du das nicht? Da würd ich mal reinschauen.


    Ansonsten stimm ich Klöni zu.

  • Danke Leute! Das Unterrichtsmodell hab ich. Problem: Die bauen das so auf, das in der Stunde davor Plakate von Schüler erstellt werden, in denen diese ihr eigenes Männer- und Frauenbild darstellen. Das habe ich aber leider nicht gemacht. Das heißt den Schülern fehlt diese ganze geistige Vorarbeit - das Nachdenken über die eigenen Geschlechterbilder. Im Zuge dessen werden schon Begriffe wie Selbstbild, Fremdbild, Klischee etc. eingeführt - das habe ich mit meinen versäumt zu machen. Wir haben letzte Stunde was zur Natur gemacht. Meine Befürchtung ist, dass sie auf Begriffe wie Rollenklischees und Stereotyp gar nicht wirklich kommen. In Einfach Deutsch wird empfohlen mit dem Zitat von Marcel einzusteigen "Tu sais que la mort es femme, et que la terre est femme" - sie Schüler sollen sich dazu überlegen, warum es für Faber so nachvollziehbar ist, dass das Natürliche, das ihn abschreckt, mit dem Weiblichen in Verbindung gebracht wird. Daraufhin sollen die Schüler erste Thesen über Fabers Sicht der Frauen formulieren. Ich glaube aber nicht, dass meine das Zitat so gut kapieren werden und dass sie auf diesen Zusammenhang Natur = Frau = Abscheu, Abwehr so klar kommen werden.
    Danach folgt die Textarbeitsphase und im Anschluss ein Vergleich der Faberschen Sicht auf die Geschlechter mit der der Schüler (aber eben diesen Schritt haben wir ja nicht)
    Nun habe ich mir überlegt, ob ich damit einsteigen soll, dass die Schüler kurz ihre eigenen Geschlechterbilder reflektieren indem sie sich dazu äußern, was sie "typisch Mann" und "typisch Frau" finden. Aber das könnte ganz schön Zeit in Anspruch nehmen und wie bekomme ich dann wieder die Kurve zum Buch?


    Klöni: es war so gedacht, dass sie Textstellen untersuchen und dann hoffentlich in der anschließenden Diskussion darauf kommen, dass Faber sich ein stereotypes Bild von den Frauen macht.
    Seufz - irgendwie bin ich ratlos mit dieser Stunde - ich wünschte ich hätte mehr Vorarbeit geleistet!


    Denkt ihr Faber Aussage "Ivy heißt Efeu - und so sind für mich eigentlich alle Frauen" könnte eine geeigneter Einstieg sein. Wenn ihr Schüler wärt, was würde euch dazu einfallen? :)
    Danke. Hab schon n' mulmiges Gefühl im Bauch!

  • Zitat

    "Ivy heißt Efeu - und so sind für mich eigentlich alle Frauen"


    Oh jeez, Botaniker vor! Also im Englischen gibt es "Poison Ivy", der Schrecken aller Wandersleut. http://z.about.com/d/pediatrics/1/0/z/L/poison_ivy_rash.jpg


    Zitat

    Nun habe ich mir überlegt, ob ich damit einsteigen soll, dass die Schüler kurz ihre eigenen Geschlechterbilder reflektieren indem sie sich dazu äußern, was sie "typisch Mann" und "typisch Frau" finden. Aber das könnte ganz schön Zeit in Anspruch nehmen und wie bekomme ich dann wieder die Kurve zum Buch?


    Die Idee finde ich super! Wenn du noch Zeit hast, lass sie das als Hausaufgabe vorbereiten mit der Frage, warum die Menschen immer wieder auf Stereotypen zurückgreifen.


    Ich würde in deiner Situation, in der keine geistige Vorarbeit der SuS stattgefunden hat, evtl. auf visuelle Impulse zurückgreifen. Vllt. sowas http://www.superherotimes.com/…LA.Ross.ivy.af.all-01.jpg


    und sowas http://www.flash-bang-movie-re…m/images/tsdvd0739_01.jpg


    Unterschiede u. Gemeinsamkeiten herausarbeiten, die Begriffe einführen, und dann die Kurve zu Homo Faber kriegen.


    Zitat

    sie Schüler sollen sich dazu überlegen, warum es für Faber so nachvollziehbar ist, dass das Natürliche, das ihn abschreckt, mit dem Weiblichen in Verbindung gebracht wird.


    So aus der Ferne betrachtet, finde ich diese Herangehensweise sehr gelenkt. Vielleicht finden deine Schüler gar nicht, dass für Faber das Natürliche so schrecklich ist.


    Meine SuS haben z.B. lange darüber diskutiert, ob Shakespeare's Lady Macbeth eine stockkonservative oder eine für die damalige Zeit moderne Darstellung einer Frau ist.


    Ich sehe dein Problem, die Zeit drängt und deine SuS konnten noch keine eigenen Ideen entwickeln und vertreten. Ich erinnere noch einmal an die Schreibkonferenz: da können sich die SuS austauschen ohne dass die Hospitierenden mitbekommen, was sie so aufschreiben... ist natürlich dann eher ungelenkt.


    Alles Gute und viele Ideen weiterhin! Falls mir weitere Ideen kommen, poste ich nochmal.


    klöni

  • Danke Klöni, das wäre toll!


    Hm, ja ich fände das auch gut, dass sie sich erst mal ihre eigenen Gedanken zu Frauen- und Männerbildern machen, aber das besteht eben die Gefahr, dass wir uns zu lang damit aufhalten und dann echt nicht mehr richtig die Kurve zum Faber bekommen. Die Stunde muss halt irgendwie rund werden.


    Wie bekomme ich die Überleitung von diesem "typisch Mann, typisch Frau" Einstieg hin zu Faber. Wie mache ich das elegant? Kann ich da einfach sagen, so jetzt habt ihr eure Ideen geäußert, mal sehen wie es bei Faber aussieht. Das ist wohl zu plump. Aber mir fällt nix Schlaueres ein. Bin wie blockiert.
    Und wie sammle ich die Infos? Mindmap? Oder auf Zetteln, jeder schreibt ein zwei Sachen auf und jemand liest dann ein paar Ergebnisse vor? Fragen über Fragen.

  • Das mit dem visuellen Impuls finde ich ne super Idee. Ich will aber keinen mit Ivy bringen. Das würde zu sehr vom Stundenthema - nämlich Fabers allgemeinenm Frauenbild ablenken, denke ich.
    Das zweite Bild würde meine zu sehr in die Irre führen. :) :) Ich brauch was anders, aber ich finde nichts. Falls jemand ein gutes Bild in die Richtung hat, wäre das toll!

    • Offizieller Beitrag

    hi,


    ich misch mich mal kurz und wenig zuende gedacht ein, weil max frisch zu meinen favorites gehört...hier nur ansätze, vielleicht gongts bei dir...


    - mir fielen spontan hier beim lesen die fragebögen von max frisch ein, weil es in einigen u.a. um ehe und liebe ging. zitate als einstieg für eine diskussion und sich klar machen, wo man selbst steht. könnte in dem alter interessant werden. beispielfragen:


    "wenn sie mit frauen immer wieder dieselben Erfahrung machen: denken Sie, dass es an den Frauen liegt, d.h. halten sie sich infolgedessen für einen Frauenkenner?"


    "Tun ihnen die Frauen leid?"


    "Warum? (Warum nicht?)"



    - weiterhin führte ja die kernfrage, die du oben angerissen hast, irgendwo in richtung der identitätsproblematik in den romanen von max frisch. entsprechend wäre doch zumindestens ein tagebuchauszug, gekürzt, recht ansprechend. mich fasziniert seit meiner eigenen abi-zeit jener auszug aus dem ersten tagebuch: "Du sollst dir kein bildnis machen". entsprechend auch der gegenpol: bert brecht: "über das anfertigen von bildnissen"


    grüße


    h.

  • hm - irgendwie ging mir durch den Kopf, dass irgend etwas mit der Bildnisproblematik an den Schluss stellen könnte - ich weiß nur noch nicht wie. Allerdings ist zur Bildnisproblematik später in der Einheit schon eine Stunde geplant, da wollte ich eigentlich diese Text von Frisch, in dem er sich dazu äußert, einsetzen (Du sollst dir kein Bildnis machen... etc.) Denkt ihr die Schüler kriegen die Kurve von Fabers sterotypen Geschlechterbild zur Bildnisproblematik gut? Ich müsste auch ein längeres Zitat auflegen, weiß gar nicht, ob das zeitlich drin ist.
    Die Fragebögen kenne ich leider nicht, werde mal googeln!!!!! Danke!

    • Offizieller Beitrag

    ja, da gehörts ja auch eigentlich hin - es war nur so in den raum geworfen...


    und die verstehen das schon - ich hab den homo faber jetzt im ersten halbjahr in meiner zehnten gemacht...und die haben das kapiert.


    die fragebögen gibts auch als kleines bändchen aus dem suhrkamp.


    hm, aber seh ich das richtig, dass das schon morgen bei dir läuft?


    dann mal eine entspannende stunde :)


    h.

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