Ich habe seit September eine erste Klasse, meine allererste eigene erste Klasse, bekommen. Mit viel Freude und Elan habe ich mit dem Unterrichten begonnen und allmählich wird aus meinem Traum ein Alptraum! Egal, was wir machen, die Kinder geraten sich ständig in die Haare. Da wird beim Anstellen geboxt und geschubbst, in der Pause wird gerauft, ein Kind bedroht die anderen gleich mit dem Umbringen usw. Das Aggressionspotential ist enorm. Anscheinend stecken meine Raufbolde auch die ruhigeren Kinder an und die Lage verschlechtert sich zusehends. Meine Eltern geraten nun auch schon aneinander, weil ja immer die anderen Kinder schuld sind, nur nicht ihr eigenes! Die Kinder sind zueinander total rücksichtslos. Unlängst stand ein Kind mit seinem Sesselbein dem Sitznachbarn am Zehen und bemerkte dies nicht, obwohl sein Kollege laut schrie. Alls ich hinlief und den Armen aus seiner Lage befreite, schaute mich der Übeltäter groß an, denn er hat den Vorfall angeblich gar nicht bemerkt. Die Kinder steigen einander auf die Zehen oder Finger, ohne es zu bemerken oder sich zu entschuldigen, sie stechen sich mit dem Bleistiftoder gespitzten Farben, sie zerschneiden sich die Kleidung mit der Schere..... Ich bin wirklich ratlos! Ich sollte nach den Weihnachtsferien das Unterrichten bleiben lassen und den Kindern erst einmal richtiges Benehmen beibringen! Nur wie??? Mit welchen Konsequenzen?? Die Eltern des auffälligsten Schülers rieten mir, dem Kind mit Gewalt seine Grenzen zu zeigen, er brauche eine harte Hand! Sprich er wird zu Hause geschlagen! (Schulpsychologie ist bereits eingeschalten!)
Hilfe! aggressive Kinder in 1. Klasse
-
-
hallo tweedy,
es tut mir leid, dass es dich so erwischt hat. ich habe auch dieses jahr meine erste 1. klasse bekommen. daher kann ich nachvollziehen, mit welchem elan man da rangeht und wie enttäuscht man ist, wenn es dann nicht so richtig läuft.
in meiner klasse laufen auch ein paar kinder nicht so wirklich rund. aggression lässt sich ebenfalls bei einigen beobchten. ich bin dem ganzen herr geworden, indem ich endlos viele elterngespräche geführt habe, in denen ich den eltern ganz klar gemacht habe, dass ich dieses verhalten nicht dulde. ich habe es an elternabenden angesprochen, dass ich knallhart durchgreifen werde. die betroffenen eltern haben sich nicht geäußert, die "opfer-eltern" haben gemeint, dass sie es wichtig fänden. zudem habe ich ziemlich schnell meine rektorin eingeschaltet. sie war auch bei elterngesprächen dabei - war sehr hilfreich!!
ich habe verschiedenen konsequenzen: zum einen führe ich mit zwei kindern einen verhaltenspass, d.h. am anfang der woche wird EIN ziel festgelegt, dass das kind jeden tag erreichen soll (z.b. ich schlage, kratze, trete, ... keine mitschüler). mittags wird mit dem kind reflektiert. es trägt ein :-/ oder :-(. der pass kommt am freitag mit nach hause. wenn 4 lachende gesichter drin sind, wird daheim belohnt.
zudem gibt es bei mir durchaus auch pausenverbot. meine spazialisten führen sich in der pause unmöglich auf. wer sich nicht ordentlich verhält, bleibt einen tag drin und schreibt in der zeit mal auf, wie man sich verhält. hilft wunder!
ich wünsche dir, dass du möglichst schnell einen halbwegs normalen schulalltag hinbekommst. denn ich weiß, wie viel zeit und vor allem nerven es kostet. KOPF HOCH!
p.s.: falls du ein sozialtraining machen möchtest: das von margit weidner kann ich empfehlen!
hier wäre ein flyer
http://www.soziale-kinder-lernen-besser.de/FlyerSoZiKa.pdf -
Danke, Uli! Ich denke, ich muss nun wirklich hart durchgreifen, um die Situation in den Griff zu bekommen. Ich habe bisher eine "Steineliste" geführt. es gibt jeden Tag 3 Muggelsteine, bei Fehlverhalten wird 1 Stein weggenommen. Am nächsten Morgen wird in die Steineliste die Anzahl der Steine eingetragen. Bei 15 Steinen gibts eine kleine Belohnung. Leider würden meine Spezialisten spätestens bis zur großen Pause alle Steine verlieren und bis 16 Uhr (es ist eine Ganztagsklasse!) die Steine der ganzen Woche! Daher ist dieses System nur bei "normalen" Kindern durchführbar. Die Idee mit dem Verhaltenspass finde ich sehr gut! Ich habe meine Spezialkinder schon mehrmals in der Pause in der Klasse bleiben lassen. Diese Konsequenz ist anscheinend zu wenig. Die Eltern müssen auf alle Fälle stärker mit eingebunden werden. Bisher scheute ich diesen Schritt, weil ich weiß, dass diese Kinder zu Hause als Erziehungsmaßnahme geschlagen werden! Da steht noch viel Arbeit an!
-
ich habe mich auch immer lange gescheut. und es kostet auch viel kraft "solche" eltern mit ins boot zu bekommen. lade dir wenn möglich beide elternteile ein + deine rektorin/deinen rektor! wir hatten ein solchens gespräch erst. die mutter alleine war absolut resistent. zu hause war angeblich alles in ordnung, bla, bla , bla... seitdem der vater dabei war, kennen wir die echte situation. wir haben den eltern ganz klar gemacht, dass sie mitarbeiten müssen! wenn sie dies nicht möchten, sollen sie es offen sagen, dann werden wir es in unseren akten vermerken und ich möchte darunter immer die unterschrift der eltern. das hilft enorm. das wollen sie nämlich nciht, dass so etwas schriftlich fixiert ist.
-
Das klingt echt nicht schön. Mich hat es dieses Schuljahr auch hart erwischt. Ich kann dir nur empfehlen, sofort mit der Schulleitung zusammen Elterngespräche zu führen. Bei Härtefällen gibt es bei uns schriftliche Vereinbarungen, die alle Beteiligten unterschreiben. Nach ein paar Wochen folgt dann ein Gespräch. Sollte keine Besserung eingetreten sein schalten wir alle Stellen ein, die irgendwie greifbar sind (Jugendamt, Schulpsychologe, ...).
Nachdem ich nun schon bei einigen Eltern Stufe 2 fahre (zahlreiche Gespräche zeigen keine Änderung), lasse ich Kinder, die in der Pause immer noch beißen, schlagen etc. und dabei andere Kinder sichtbar schwerer verletzen (d.h. sie müssen abgeholt werden) ebenfalls von den Eltern abholen. Das wirkt! Zumindest bemühen sich diese Eltern jetzt um Termine bei Kinderpsychologen, wo ich mich auch gerne zwischenschalte, um die Terminvergabe zu beschleunigen und die Therapie in Richtung Elternbeteiligung zu beeinflussen. Denn in den meisten Fällen braucht ja nicht das Kind die Hilfe, sondern die erziehungsmüden Eltern.
Auch hier wieder mein derzeitiges Hauptaufregungsthema: Warum hat der Kindergarten nichts getan? Die Kinder sind doch nicht erst seit der Einschulung verhaltensauffällig. Ich kann die Entschuldigung ('Auf uns hören die Eltern nicht.') nicht mehr akzeptieren, da ich mittlerweile durch intensive Gespräche mit Kindergärten, wo es anders läuft, weiß, dass sie etwas tun könnten.
Ganz wichtig: die eigenen Kräfte schonen! Wir sind keine Allzweckwaffe für verhaltensauffällige Kinder. Das muss man den Eltern deutlichst klar machen. -
@ talida
das klingt konsequent. prima! ich habe auch shcon ein kind abholen lassen. das hilft wirklich!
das mit dem kindergarten habe ich auch miterlebt. sie hben massig gesprächsprotkolle, die die eltern auch noch unterschrieben haben. aber das ansammeln von gesprächsprotokollen hat noch niemand geholfen.
ein gutes argument, das ich an den elternabendenden angeführt habe, war: "Stellen Sie sich vor, ich habe momentan mindestens 4 Kinder, die stark verhaltensauffällig sind. Sie beanspruchen mich ALLEINE rund 10 bis 15 Minuten pro Tag. Somit hat an sich jedes Kind Anspruch auf 10 bis 15 Minuten "Einzelbehandlung". Hoch gerechnet auf den Tag, würde ich somit keinem Kind gerecht werden..."
Klar, verbraucht man für manche Kinder mal mehr oder weniger Zeit und so pauschal darf man für sich nicht rechnen. Aber es hilft ganz gut, um es den Eltern klar zu machen, dass die Situation in der Schule ebn anders ist als daheim. -
Manchmal denke ich schon, ich habe die falsche Wahl getroffen und bin einfach nicht für den Lehrberuf geschaffen. Doch leider haben diese Probleme wenig mit meiner eigentlichen Arbeit zu tun. Es ist sehr schade, dass der Alltag dadurch so vergiftet wird und meine Freude langsam aber sicher schwindet! Bei meinem "verhaltensauffälligsten" Schüler wurde im Kindergarten bereits die Fürsorge eingeschaltet. Daraufhin hat die Mutter wutentbrannt den Kindergarten gewechselt! Sie ist hoffnungslos überfordert und der Bub macht mit ihr, was er will. Er folgt überhaupt nicht! Er kennt keine Regeln, er kennt nur Schläge und reagiert nur, wenn er angeschrien wird! In meiner Klasse sind von 18 Kindern 3 in einer intakten Familie, alle anderen sind Scheidungskinder. Der Großteil der Kinder kommt ohne Frühstück in die Schule, viele meiner alleinerziehenden Mütter sind mit der Erziehung überfordert, darum haben sie die Ganztagsschule gewählt! Nebenbei habe ich noch ein behindertes Mädchen und bereits ein eingestuftes Vorschulkind in der Klasse. Es werden noch weitere Umstufungen in den Vorschullehrplan dazukommen! Und damit zu starten ist echt hart! Ich bin wirklich verzweifelt.
-
dann führe ein elterngespräch mit der mutter des besagten schülers und der rektorin. in diesem gespräch wird deutlich aufgezeigt, was ihr von seiten der schule erwartet. erwähnt auch, dass ihr euch vorbehaltet das jugendamt über die situation zu informieren.
mal sehen was dann passiert! -
Zitat
Original von tweedy1
Ich sollte nach den Weihnachtsferien das Unterrichten bleiben lassen und den Kindern erst einmal richtiges Benehmen beibringen! Nur wie??? Mit welchen Konsequenzen??
Hast du sowas denn nicht zu Beginn des Jahres gemacht? Meine sind etwas aelter als deine Schueler (dafuer hab ich 33), aber wir haben im September sehr ausfuehrlich Regeln und Erwartungen besprochen. Wenn sich wer daneben benimmt, darf er/sie entweder die Schul- oder Klassenregeln abschreiben. Wenn sie sich waehrend der Pause nicht benehmen verbringen sie entweder den Rest der Pause damit eine Wand anzugucken (macht man in Deutschland nicht, ich weiss), werden zur Stufenleiterin geschickt oder (wenn es sich um meine Klasse handelt und sie das Pech haben, dass ich sie erwischt habe) bekommen Nachsitzen in der Pause - Mittagspause dauert bei uns 60 Minuten. Pruegeleien haben in der Regeln einen Tag internen Schulausschluss zur Folge. Dazu haben wir einen speziellen Raum in dem der Schueler den gesamten Tag verbringt.Zusaetzlich schreib ich bei manchen Schuelern regelmaessig ins "Hausaufgabenheft" und lass es von den Eltern gegenzeichnen. Bei manchen bin ich auch im regelmaessigen Telefonkontakt. Man muss sagen, unsere Eltern sind da ziemlich hilfsbereit und kuemmern sich auch. Manche Schueler haben auch so einen Verhaltenspass, wie Uli ihn beschrieben hat. Der wird dann nach jeder Stunde vom jeweiligen Lehrer unterzeichnet um zu sehen, ob sich der Schueler auch benommen hat. Bei manchen hilft's, andere sehen die Dinger als ne Art Abzeichen um zu zeigen, wie schlecht sie sich benehmen koennen. Die denken, sowas waere cool.
Waehrend der Stunde schick ich meine normalerweise zu meinem Schreibtisch (sie hassen es dorthin geschickt zu werden, weil sie genau wissen, dass es Aerger bedeutet). Dort stehen sie dann und warten, bis ich Zeit haben mich mit ihnen zu unterhalten. Ausserdem entfernt es sie von der Situation und haelt sie davon ab sonst irgendwen zu stechen, schuppsen, treten, etc. und gibt ihnen Zeit sich zu beruhigen und sich ne gute Erklaerung/Entschuldigung auszudenken.
-
Wir besprechen vom 1. Schultag an natürlich Klassenregeln etc. Jede Woche wurde 1 Regel intensiv behandelt: z. B. ich störe andere Kinder nicht bei der Arbeit. Ich tue niemandem weh. ....Selbstverständlich stehen die Raufer in der Pause alleine in einer Ecke etc. Aber alle normalen Konsequenzen erreichen bei meinen besonders schlimmen Fällen nichts! Es ist ihnen egal! Sie dürfen z.B. in der Freizeit nicht mit den anderen auf den Spielplatz und bekommen von mir anstatt dessen eine zusätzliche Arbeit. Der einzige Weg, der mir noch bleibt, ist der über die Eltern! und zwar gemeinsam mit der Direktorin, der Schulpsychologie und der Fürsorge! wenn andere Kinder mit dem Umbringen bedroht werden ("ich mach dich tot!"), hört sich der Spaß auf! Das sind keine normalen Lausbubenstreiche oder alberne Raufereien! Dieser eine Bub pinkelt z.B. vor den anderen Kindern in die Rutsche! Vermutlich, damit keiner mehr rutschen kann. Er hat keine Hemmschwelle. Wenn man ihn schimpft, stellt er auf stur und meint, der Krampus könne ihn ruhig mitnehmen! Das hört er ohnehin andauernd. Ein anderer Bub rennt laut schreiend über den Spielplatz. Wenn man ihn ermahnt, dreht er sich um und nach 2 Minuten beginnt das Spektakel wieder von vorne. Manche Kinder müsste ich täglich nach Hause schicken bzw. würden sie jeden Tag in dem besagten Auszeitraum verbringen!
-
tweedy .. ufff... ich hab ohne Scheiss großen Respekt vor deinem Job!
Nen Tipp wäre dir sicher lieber, aber den hab ich nich parat. Kopf hoch! -
huhu,
die klasse, die du da beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor...
ich habe mittlerweile eine gelbe und rote karte eingeführt, so wie beim fußball, das ist für die kinder sehr einleuchtend. wer die rote karte bekommt, hat pausenverbot, das ist für die kinder eine harte strafe...
zusätzlich habe ich aber auch ein belohnungssystem, hauptsächlich um vor lauter störern die normalen kinder nicht ganz zu vergessen... klingt hart, ist aber leider oft so... wer sich den tag über an unsere regeln gehalten hat, bekommt einen stern. bei 10 sternen gibt es eine kleine belohnung aus der schatztruhe. so haben auch die eltern eine gute rückmeldung, wie sich ihr kind momentan in der schule verhält, denn wenn das kind jeden tag ohne stern nach hause kommt, kann es wohl nicht so gut laufen... und manche störer entwickeln dann schon auch einen ansporn, mal einen stern zu ergattern...
wie sieht es bei dir denn mit der beantragung einer integrationshilfe aus?ich wünsche dir weiterhin starke nerven und dennoch ab und an schöne momente in deiner klasse!
-
kroko: der antrag auf einen Stützlehrer ist bereits seit Oktober im Laufen! leider dauert es ewig, bis dann endlich ein zusätzlicher Lehrer für wenigstens 4 Stunden in die Klasse kommt!
Bleiben deine Kinder mit Pausenverbot alleine in der Klasse? Ich muss alle Kinder mit in die Pausenhalle nehmen, aber es dürfen meine Spezialisten nicht mitspielen, sondern müssen alleine in einer Ecke sitzen! Die darauffolgenden Stunden sind dann besonders anstrengend, weil denjenigen dann die dringend notwendige Bewegung fehlt und sie sich gar nicht konzentrieren können! Für meine Braven ist das Muggelsteinsystem sehr positiv! Sie werden dadurch belohnt und spornen einige andere Kinder an! Aber halt nicht alle! -
bei uns werden alle kinder, die nicht in die pause dürfen, von einem lehrer in einem extra-raum betreut.
-
an meiner Schule bin ich die einzige, die pausenverbot vergibt, die anderen meinen es sei zu hart. Aber bei mir/meinen Schülern wirkt es meist sehr gut. Ist es nur ein Kind, sitzt es allein vorm Lehrerzimmer, sind es zwei verbleibt noch ein Kind im Klassenraum.
Nur ein Schüler sitzt ständig vor dem Lehrerzimmer, weil er die anderen Kinder schlägt, tritt oder ihnen verbal wehtut. Ich kann es oft nicht rechtfertigen ihn in die Pause zu schicken, wo er vorher die anderen so pisackt. Somit gebe ich ihm immer 5min Pausenverbot, wenn er einem anderen Kind etwas tut. Manchx sind es eben nur 5min. dann an anderen Tagen sind es gar 20 min.
Aber tweedy ich kann dir auch nur raten, dass du Elterngespräche führst!
Auch wenn du meinst, manche deiner Schüler müssten täglich abgeholt werden, solltest du es ruhig mal probieren. Dennn die Eltern wird es nerven ständig in der Schule aufzukreuzen und sich dann auch noch "tagsüber" um ihr Kind kümmern zu "müssen". -
Ich hab ja mit älteren Kindern zu tun (da äußern sich Probleme meist weniger "körpernah") und bin doch erschreckt über Eure Beschreibungen... Sind ältergediente Grundschullehrer da, die angeben können, ob es sich hierbei um eine Art "allgemeine Entwicklung" handelt? Wie üblich waren solch körperliche Aggressionen "früher" - hat sich bei einigen Dingen auch "nur" die "Wahrnehmung" geändert?
-
Ich hatte auch schon solch eine 1.Klasse. Da war das Gewaltpotential so hoch, dass keine Belohnungssysteme wirklich geholfen haben. Es strengten sich ja doch nur die "unauffälligen" an. Den anderen war es egal, ob sie einen Stern/Stein etc. bekamen oder ihnen weggenommen wurde. Mit den Eltern hatte ich auch regelmäßig Gespräche geführt, alleine oder im Beisein einer Kollegin/der Schulleiterin. Dies auch unterschreiben lassen. Nur bei manchen Eltern hatte man das Gefühl, es ging zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus.
Letztendlich wirkte am besten, solche Kinder abholen zu lassen. Da waren dann Eltern, wie oben genannt, nicht mehr so "teilnahmslos". Sie mussten ja zusehen, dass sie zu Hause den Unterrichtsstoff bis zum nächsten Tag nachholten und das Kind den ganzen Tag zu betreuen hatten. Geschah das an drei Tagen hintereinander, fanden sie es nicht mehr lustig und plötzlich war eine richtig Zusammenarbeit möglich.
Anfangs kam es mir auch komisch vor, da ich immer dachte, das Kind hätte ja auch ein Recht auf Bildung usw. Aber die anderen eben auch! Vor allem ein Recht auf ein ruhiges Arbeitsklima. Kaum war der extreme "Störenfried" nicht mehr im Raum, waren selbst die anderen Raufbolde ganz anders. Man konnte mit deren Fehlverhalten besser umgehen, da es sich nicht hochschaukelte und nur kleinere Vergehen waren.
Wir hatten uns auch gut im Kollegium abgesprochen. So kam es vor, dass Schüler z.B. eine Stunde in einer anderen Klasse verweilten und dort ihre Aufgaben machten, wenn man schon voraussehen konnte, dass er wieder die Stunde in seiner Klasse massiv stören würde. Es empfanden nicht alle als "Strafe", aber für einen selber war es wichtig, da man viele Nerven lässt und diese eine Stunde eine Art "Erholung" war. So konnte man sich wieder sammeln und "runterfahren". -
Ihr müsst Euch mehr Respekt verschaffen !
-
Ich habe im Moment eine 2. Klasse, die zu Beginn der ersten Klasse genauso wie deine war. Zum Glück habe ich in meiner Klasse die Eltern und die Schulleitung total hinter mir. Es gab diverse Gespräche mit Eltern, Kind und Schulleitung, in denen unmisssverständlich klar gemacht wurde, dass (sollte keine Besserung eintreten) diese Kinder von der Schule gehen müssen. Da wir eine Privatschule sind, ist das bei mir möglich, dauert aber auch sehr lange. Einer musste mittlerweile gehen, dafür habe ich aber 15 Monate gebraucht. Dies zeigte den anderen schon mal, dass man sich so nicht benehmen kann.
Zum Anderen zieht bei mir eine ganz klare Regelstruktur. Ein Verstoß gegen die Verhaltensregeln bedeutet 1 Strich. Bei 3 Strichen darf das Kind nicht mit zum nächsten Ausflug. Das zieht! Während die anderen Kinder beim Ausflug sind, muss dieses Kind am Unterricht der Parallelklasse teilnehmen.
Bei mir hat das ganz klare Einhalten von Regeln und Konsequenzen geholfen. Aber es waren sehr anstrengende 1 1/2 Jahre! -
Letztendlich wirkte am besten, solche Kinder abholen zu lassen. Da waren dann Eltern, wie oben genannt, nicht mehr so "teilnahmslos". Sie mussten ja zusehen, dass sie zu Hause den Unterrichtsstoff bis zum nächsten Tag nachholten und das Kind den ganzen Tag zu betreuen hatten. Geschah das an drei Tagen hintereinander, fanden sie es nicht mehr lustig und plötzlich war eine richtig Zusammenarbeit möglich.
Hervorragende Lösung! Ich bin mir sicher, dass die anderen, wissbegierigen Schüler aufgeatmet haben, als der Störenfried abgeholt wurde.
Ich kann mir ferner vorstellen, dass spätestens nach dem dritten Mal Abholen die Eltern dem Kind die Leviten gelesen haben, dass es sich ab
sofort so verhalten sollte, dass es nicht mehr abgeholt werden muss. (Eventuell waren die ganz froh, dass das Kind bislang morgens in der Schule geparkt werden kann )Probleme sehe ich nur dann, wenn Eltern partout das Kind nicht abholen wollen. Was macht man dann?
Anfangs kam es mir auch komisch vor, da ich immer dachte, das Kind hätte ja auch ein Recht auf Bildung usw. Aber die anderen eben auch! Vor allem ein Recht auf ein ruhiges Arbeitsklima.
Mein Eindruck der aktuellen Pädagogik, wie man sie momentan an junge Lehramtsstudenten weitergibt, ist, dass man sich vor allem um die Problemfälle kümmern sollte, weniger um die Lernbegierigen. Das Recht auf ein ruhiges Arbeitsklima wird nicht sonderlich groß geschrieben, eher das individuelle Recht der Krawallmacher.
Problemschüler vom Unterricht, zum Wohle der anderen, (kurzfristig) auszuschließen ist nicht en vogue. In einem anderen Thread wurde mir sogar gesagt, dass dies rechtlich nicht einmal möglich sei.
Lieber solle man eine "Lösung" mit dem Problemschüler in der Klasse finden, damit dieser unter keinen Umständen etwas verpasse und Nachteile davon bekäme, auch wenn das bedeutet, dass 29 andere Schüler dadurch massiv beinträchtigt werden.
Hat man dann nach einem halben Jahr den Schüler halbwegs unter Kontrolle, und ist man als Kollateralschaden im Unterrichtsstoff auch noch so gnadenlos hintendran, wird das Ganze natürlich als triumphaler Sieg gefeiert und sich auf die pädagogische Schulter geklopft.(Klingt so ein bisschen ähnlich wie der Vorwurf an die Justiz sich vor allem mit dem Täter zu beschäftigen und die Opfer zu vernachlässigen)
Mir persönlich ist das Recht auf eine ungestörte Lernatmosphäre sehr wichtig, wichtiger als das Recht des Störenfrieds. (Also genau anders herum als die moderne Schulpädagogik das sieht)
Auch ich als Schüler habe unter so manchem Mitschüler gelitten, der den Unterricht boykottiert hat, als ich etwas lernen wollte und so ging es den meisten Interessierten.
Auch damals schon waren die Lehrer oft zu nachsichtig, was dann im Endeffekt mir (als Stellvertreter für einen lernbegierigen Schüler) geschadet hat, weil der Unterricht massiv verzögert wurde und viel Zeit für unnötige Disziplinierungsmaßnahmen und Ansprachen verloren ging, die eigentlich der Vermittlung von Fachwissen vorbehalten sein sollte.Die gesamte, bebrillte, schüchterne Streberfraktion traut sich natürlich nicht direkt gegen solche Krawallmacher mobil zu machen.
Ich empfehle in solchen Klassen eine anonyme Umfrage, ob man meint, dass die Lernatmosphäre tragbar ist oder nicht. Da würde man bestimmt sehr deutliche Worte über den Störenfried lesen und wie sehr es die stillen Schüler beim Lernen behindert!In der Generation meiner Eltern, so zumindest die Erzählungen, hatte sich der einzelne immer dem Wohl der Leistungswilligen unterzuordnen.
Der Geisteswissenschaftler würde da vielleicht von einem utilitaristischen Ansatz sprechen?
Werbung