Die Finanzkrise aus Soziologensicht

  • Zitat

    So wies der Kasseler Soziologe Heinz Bude darauf hin, dass sich der Auslöser der Krise, die Überhitzung des US-Immobilienmarktes, keineswegs nur einer fatalen Politik des billigen Geldes oder angelsächsischer Eigenheimideologie verdankt. Vielmehr hätte die US-Mittelschicht kaum anders gekonnt, als sich für Häuser in guten Gegenden zu überschulden. Denn nur in jenen Gegenden seien die Schulen so, dass auch die Kinder dieser Leute noch die Chance auf ein Leben nach Art ihrer Eltern haben.


    http://www.welt.de/politik/art…94485B7ACB83#vote_2559396


    Wie soll ich das interpretieren?


    Das (öffentliche) Bildungssystem ist schuld an der Finanzkrise? Dass da noch keiner drauf gekommen ist, auch das den Lehrern und Lehrerinnen in die Schuhe zu schieben...


    Oder einfach nur Mitleid mit den Amis? Die haben ja alles nur für ihre lieben Kleinen getan, da muss man doch Verständnis haben...


    Komisch, dass es in Deutschland bisher keinen Immobilienboom (mit anschließender Krise) gab, wo doch unsere öffentlichen Schulen PISA-getestet so mies sind...


    Soziologe müsste man sein, dann könnte man den ganzen Tag nur herumschwafeln ohne sich mit den wirklichen Problemen beschäftigen zu müssen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Zitat

    Original von Mikael
    ....
    Komisch, dass es in Deutschland bisher keinen Immobilienboom (mit anschließender Krise) gab, wo doch unsere öffentlichen Schulen PISA-getestet so mies sind...
    ...


    In Deutschland hat man ja keine Alternative ... :wegduck:


    Im Ernst: Dass die Eltern sich verschulden, um ihren Kindern eine bessere Zukunft bieten zu können, ist dies- und jenseits des Atlantiks nichts Neues.


    Die Finanzkrise jedoch auf diesen Punkt zurückzuführen, ist m.E. dümmliches Welt-Geschwafel. Aber von Zeitungen dieser Couleur ist man das ja gewohnt. Da sind nicht die Manager, sondern das Fußvolk die wahrhaft Schuldigen.


    Eine Frage interessiert mich jedoch viel mehr: Wo ist denn das ganze Geld geblieben? Das wurde ja nur weiter gereicht. Aber an wen? Und was tut der nun damit?


    Ich bin ja an sich kein Freund von Verschwörungstheorien. Andererseits haben die Scientologen seit Jahren das Motto: "Make money-make more money" - und haben in vielen Manager-Etagen mit ihren Schulungen offene Türen eingerannt (u.a. in der Firma, in der ich ehemals beschäftigt war)


    :kopfkratz:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat

    Original von alias
    Eine Frage interessiert mich jedoch viel mehr: Wo ist denn das ganze Geld geblieben? Das wurde ja nur weiter gereicht. Aber an wen? Und was tut der nun damit?


    Es war nie wirklich da (Kreditgeld).


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • hallo,


    (ich hoffe, die frage war nicht ironisch gemeint und ich blamiere mich jetzt als absoluter noob)


    ich mach das mal an einem bsp: wenn 1000 euro zur bank gebracht werden, müssen 100 € aufbewahrt werden, den rest kann die bank verleihen, wenn dann jemand kommt und diese geliehenen 900 € anlegt, kann die bank wiederrum 810€ weiter verleihen und 90€ behalten usw. usf. damit werden künstlich geldmengen geschaffen. ds ist alles kein problem, so lange nicht sämtliche anleger auf die idee kommen, ihr geld gleichzeitig abzuheben. problematisch wird´s, wenn jetzt dieses künstlich geschaffene geld als kredit für etwas vergeben wird, dass an wert verliert, bzw. veräußert werden muss, denn dieses geld existiert nicht. zusätzlich kommt hinzu, dass die banken ihre kreditschulden weiter verkaufen kann, dabei wurden immer neue fonds gegründet, in denen die einzelnen kreditschulden immer neu aufgesplittert wurden, bis keiner mehr wusste, wer wo wieviel schulden verkauft hatte und sich geld geliehen hatte. solange der immobilienmarkt boomte (dort wurde das geld investiert), war das alles kein problem. wer gewinn machte, hatte recht. es war auch für die landesbanken deshalb kein problem, weil bis 2005 eine staatssicherheit geboten wurde, die bei bankrott einer landesbank besagte, dass das jeweilige bundesland dann die schulden der bank übernimmt. dadurch haben die landesbanken überall geld geliehen bekommen. als 2004 klar war, dass diese sicherheit abgeschafft werden sollte, haben die landesbanken noch einmal richtig zugeschlagen und so richtig auf dem amerikanischen immobilienmarkt investiert, da gabs ja die besten renditen...


    ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich das alles richtig verstanden habe, deshalb gebe ich mal keine garantie auf das, was ich geschrieben habe....

  • Vom Prinzip her richtig. Durch den von dir geschilderten Kreditkettenbrief wird die "Geldmenge" aufgebläht. Wenn jetzt die Sicherheiten (Immobilien usw.) für die Schulden an Wert verlieren, müssen die Schulden "ausgebucht" werden, was den Kreditkettenbrief rückwärts laufen lässt und das geschaffene Kreditgeld wieder vernichet. Da das aber weder die Banken wollen (die würden Pleite gehen, wenn sie zu viele "faule" Kredite als wertlos ausbuchen müssen) noch der "gemeine" Sparer (der will sein "Geld" von den Banken zurückhaben) muss jemand da sein, der die (wertlosen) Schulden übernimmt. Und das ist (oh Wunder) der Staat.
    Womit es nur eine logische Konsequenz gibt: Wir alle werden die Kreditexzesse über höhere Steuern und Einschränkungen der Staatsausgaben für Bildung, Gesundheit, Beamtengehälter usw. bezahlen müssen. Es gibt keine andere Lösung.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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